Kind 4J. will keine Freunde/keinen Kontakt zu Kindern

Hallo an die Community.
Nachfolgend ein Auszug aus dem Leben von meinem Kind und mir, mit der Hoffnung auf Tips, andere Sichtweisen oder einfach nur ein offenes Ohr.
Mein Kind ist 4J alt,geht seit es 3J ist in den Kindergarten,halbtags. Ist schon immer sehr zurückhaltend,schüchtern,braucht bei jedem Treffen mit (gewohnten,und gemochten(!) Kindern) mindestens eine Stunde bis überhaupt Spielen miteinander möglich ist,braucht viel Motivation Neues auszuprobieren (zB bei Spielplatz), traut sich allgemein sehr wenig wobei wir keine Panikmache Eltern sind die jede Sekunde „aufpassen,vorsicht“schreien.
Zuhause hat er gerne Kinder bei sich,spielt dann auch und hat Spaß. Diese Kinder allerdings sind seltene Besuche weil es eben keine Kinder aus dem Kindergarten sind,sondern durch ferne Verwandte. Nun zum Thema Kindergarten. Nach Rücksprache auch mit den Pädagogen, fordert mein Kind die Erwachsenen ein,ausschließlich. Hat kein Interesse an Kindern, wenn ich ihn morgens bringe und die anderen Kinder sich freuen ihn zu sehen,auf ihn zulaufen,grüßen,mitnehmen möchten zum Spielen- dreht er den Kopf weg,schaut zu Boden,will nichts von ihnen wissen. Wenn die Pädagogen nicht mit ihm spielen,wandert er allein umher,spielt die meiste Zeit sowieso allein oder irgendwo abseits. Bei Liedern oder Bewegungs/Mitmach Liedern hält er sich raus,schnaubt und grummelt wenn man die Pädagogen ihn motivieren wollen,niemals würde er mitmachen. (Witzig aber: zuhause werden die Lieder dann eingefordert,auswendig gewusst,geliebt), bei Aufführungen wie Laternenfest,Muttertag,brauchen wir nicht erscheinen,er will nicht mitmachen (hat aber durchaus Vorfreude darauf und ist aufgeregt).
Doch die Situation vorhin hat mir zum ersten mal die Tränen gebracht. Wir reden über den Tag, ich versuche ihm verständlich zu machen,dass man sich grüßt. Aus Anstand,Manier,Respekt. Das ist mir sehr wichtig. Ich sagte ihm auch ehrlicherweise,dass wenn Kinder ihn grüßen und er diese völlig ignoriert bzw.nicht einmal zurückgrüßt,diese dann wohl eher nicht irgendwann mal seine Freunde werden wollen. Ich hab das wirklich ruhig und gelassen gesagt, ohne ihn einschüchtern zu wollen, sondern bloß verständlich machen dass nunmal jede Reaktion oder auch nicht-Reaktion,eine Konsequenz trägt. Da sagt er, er will keine Freunde. Ich war wirklich baff. Fragte ihn ob er wirklich allein sein möchte, keine Freunde die spielen kommen,keine Freunde die zur Geburtstagsfeier kommen. Möchte er nicht. Auf Nachfrage warum,bekomme ich keine Antwort. Ich verstehe nicht warum mich das so getroffen hat,aber ich hab danach für mich geweint.
Wie ist das zu erklären, dass ein Kind so überhaupt keinen Kontakt zu anderen Kindern will? Am Anfang erwähnte ich Kinder von Verwandten mit denen er sehr gerne spielt (3-4x im Jahr), frage ich jedoch ob er selbiges Kind XY wieder mal zum spielen treffen möchte- bekomme ich ein verzogenes Gesicht und ein Nein. Er hat zwar auch gern drei Kindern sein Freundebuch gegeben, aber auch diese bezeichnet er nicht als Freunde.m, auf Nachfrage ob wir die mal einladen sollen,bekomme ich ein Nein.
Ich bin für jede Rückmeldung dankbar

5

Hallo Kuchenmutti,

ich bin genauso. Ich war auch als Kind genauso. Fand immer die Erzieher/Lehrer spannender als andere Kinder. Hätte mich auch bei keinem Fest auf irgendeine Bühne gestellt. Mitmach-Aktionen - auf keinen Fall.
Jetzt als Erwachsene bin ich auch unheimlich gerne alleine (ich habe trotzdem viele gute Freunde, aber eben Freunde, ich bin nicht der Typ, der unter Menschen, Nachbarn, Kollegen, etc pp aufblüht), ich reise am liebsten allein, ich schlafe am liebsten allein, selbst meinen Mann muss ich nicht ständig um mich haben. Einkaufszentren, Großstädte, Lärm generell - das alles stresst mich. Ich bin sehr schlecht in Small Talk. Das "schlimmste" für mich am Kinderkriegen war, dass ich jetzt "nie wieder (so richtig) alleine bin". Ich sage immer, wenn ich eine Superheldin wäre und ich könnte mir meine Superkraft aussuchen, dann wäre es, dass ich mich unsichtbar machen kann. Menschen sind unterschiedlich. Ich male das Bild jetzt mal doll, mit mir ist schon alles in Ordnung, und ich glaube auch nicht, dass meine Umgebung mich kauzig findet :-) Aber ich bin eben kein Menschen-Mensch.

Vielleicht hilft dir das, weiß ich nicht. Nicht jeder braucht ganz viele andere Menschen. Und wenn man sich für irgendjemanden verstellen muss um gemocht zu werden - das kann ja sicher nicht die gewünschte Lektion sein. Es wird genug Kinder geben, die deinen Sohn genauso mögen wie er ist.

Zu dem Gesagten: Die Worte hast du ihm in den Mund gelegt. Du könntest auch sagen "Wenn du deinen Spinat nicht isst, wirst du nicht groß und stark". Antwort: "Ich will gar nicht groß und stark werden." Dabei will er nur grad keinen Spinat. Und grad niemanden grüßen.

7

Tausend Dank für diese Antwort! ❤️

1

Hmm, klingt für mich etwas nach Selektivem Mutismus. Ich würde das an eurer Stelle auf jeden Fall diagnostidch abklären lassen. Dann ist es so, dass er schon kommuniziert will mit den anderen Kindern, aber nicht kann.

Es wäre auch ziemlich brutal jemanden mit Selektivem Mutismus zu sagen, wenn du die nicht grüßt findest du nie Freunde. Eine Art Trotzreaktion a la "Ich will keine Freunde" könnte ich dann nachvollziehen.

Ich würde es wie gesagt dringend abklären lassen damit ihr richtig damit umgehen könnt und eventuell auch eine Therapie in die Wege leiten könnt.

Was sagst du? Käme selektiver Mutismus in Frage oder spricht viel dagegen?

3

Danke für deine Antwort. Ich musste erstmal googeln was das ist und hab eine Broschüre gefunden von ZEL Heidelberg. Rein vom Gefühl her würde ich sagen, ist es das nicht. Hauptsächlich spricht dagegen dass er durchaus kommunikativ ist. Sehr mit den Pädagoginnen und auch mit den Kindern spricht er durchaus,- allerdings nicht wenn ich ihn morgens bringe. Ich dachte schon daran dass er ein Morgenmuffel ist, aber Bewegungslieder machen sie im Laufe des Vormittags,wo er ja ebenfalls nicht mitmacht. Manchmal wirkt es so als wäre ihm das peinlich (woher?wir albern zuhause auch so rum). Was noch dagegen spricht, dass er durchaus Antworten auf Fragen gibt, bloß auf gewisse nicht. Mitunter die Frage „wieso möchtest du denn nicht in den Kindergarten“. Ich hab da aber mehr das Gefühl dass er es nicht benennen kann weil er vielleicht nicht die richtigen Worte dafür hat,oder nicht weiß was ein bestimmtes Gefühl ist.
Der Punkt „wird ein mutistisches Kind angesprochen,reagiert es so: nach unten schauen, verstummen,erstarren,keine Mimik,verkrampen,vermeiden von lachen,kein Blickkontakt“, hierbei trifft wohl der Blick nach unten zu, er schüttelt aber den Kopf,also zeigt wohl dass er es nicht möchte.

Was sagst du dazu? Wie gesagt, rein gefühlsmäßig würde ich sagen es passt nicht,so wie es sich liest. Aber ich recherchiere da heute noch besser und vielleicht ändert sich meine Meinung dann noch.

10

Typisch wäre tatsächlich, dass er die Bewegungslieder nicht mitmacht (tatsächlich nicht nur wegen dem Sprechen, sondern auch weil sich Kinder mit Selektivem Mutismus oft nicht gern vor anderen bewegen). Auch der Blick nach unten bei Ansprache würde passen. Kopfschütteln hatte ich bei einigen Kindern mit Mutismus, das ist kein Ausschluss. Es muss nicht so sein, dass auf gar keiner Ebene Mimik und Gestik gezeigt wird. Es gibt Abstufungen.
Bei Kindern mit Selektivem Mutismus ist manchmal essen und trinken in Anwesenheit von anderen schwierig. Wie läuft das?
Auch bewegen sich Kinder mit Selektivem Mutismus oft "ungekenk" oder sind äußerst vorsichtig in ihren Bewegungen. Das hätte auch wieder gepasst.

Was tatsächlich gar nicht passt ist, dass du sagst er spricht mit den Kindern, wenn du weg bist. Ist das sicher oder spricht er nur mit einzelnen Kindern oder vielleicht doch eigentlich nur mit den Erziehern?

weiteren Kommentar laden
2

Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst, aber das Gespräch heute hat nichts zu sagen, das hast du einfach verbockt.

Dein Kind ist zu schüchtern um zu grüßen. Du sagst, wenn er nicht grüßt mögen ihn die anderen nicht und er wird keine Freunde haben. Dein Kind weiß, dass es das mit dem Grüßen nicht schaffen wird, also findet er sich damit ab, dass er dann wohl keine Freunde haben kann.

Den Quatsch hast du ihm jetzt eingeredet. Natürlich will er keine Freunde haben, die ihn nicht so akzeptieren, wie er ist.

Machst du deinem Kind öfters solchen Druck? Versucht du es dazu du bringen beim Laternenumzug mitzusingen, am Spielplatz mit fremden Kindern in Kontakt zu treten und in der Kita morgens zu grüßen? Dann könnte das dazu beitragen, dass sich dein Kind in solchen Situationen nicht entspannen kann und trotz zunehmendem Alter keine Besserung eintritt.

Mein eines Kind war morgens beim Ankommen auch immer sehr schüchtern, hat niemanden gegrüßt und trotzdem Freunde. Wenn die anderen morgens fröhlich auf mein Kind zugestürmt sind und mein Kind überfordert reagiert hat, habe ich den Kindern guten Morgen gesagt und erklärt, dass es meinem Kind gerade zu viel ist und es erstmal in Ruhe ankommen muss. War für die Kinder kein Problem. Mittlerweile ist es kein Problem mehr, wenn morgens einzelne Kinder angerannt kommen, aber Gruppen sind ihm weiterhin morgens unangenehm.

Beim Laternenumzug schaffen es viele Kinder nicht mitzumachen. Dann nimmt eben der Erwachsene die Laterne in die eine Hand und das Kind an die andere, singt selbst mit und bleibt gelassen, damit sich das Kind auch entspannen kann.

Natürlich ist es auffällig, dass das Kind den ganzen Tag in der Kita nicht mit den anderen Kindern spielt. Kann dein Kind die Gründe dafür erklären? Vielleicht ist der Druck einfach zu groß, weil er weiß, dass alle es erwarten?

4

danke für die Antwort. Ja wir haben Erwartungen an ihn, wobei wir diese eher als Regeln benennen.
Nicht schlagen,nicht werfen, grüßen (um die für uns wichtigsten zu nennen). Also ja, diesbezüglich haben wir durchaus eine Erwartungshaltung. Das Gespräch mit Grüßen und Freunden hatten wir heute zum ersten Mal, also dass er es aus Trotzreaktion gemacht hat bereits in der Vergangenheit,ist schlichtweg nicht möglich. Auch am Spielplatz probieren wir durchaus ihn zu motivieren, einmalig versteht sich. Sagt er nein, er möchte nicht,dass sprechen wir es nicht nochmals an. Da sehe ich auch nichts Schlechtes daran. Auch bei zB Laternenfest stand er dann eben an mir dran,nachdem er bei erstmaligem Fragen abgelehnt hat. Bloß ist es mittlerweile so,dass wir garnicht mehr fragen brauchen, sondern auch mitunter die Pädagogen direkt sagen,dass wir es uns sparen können zu kommen. Hast du noch einen Tipp?

6

Ach die Frage ob er es benennen kann warum er nicht in den Kindergarten möchte,habe ich vergessen zu beantworten. Er meint, er mag einfach nicht. Weiter erläutert er es nicht.

8

Ich fühle so sehr mit dir und der Text hätte gib mir sein können. Ich erkenne mein Kind sehr darin wieder und genau wegen seinem "Ich will mit den anderen Kindern nicht spielen, will nicht grüßen und lehne gefühlt alles ab" habe ich nach der Einschlafbegleitung heute erst eine halbe Stunde geheult... ich habe leider keinen Rat für dich und finde auch nicht viele Worte, weil ich aktuell genauso überfragt und überfordert bin mit der Situation. Aber ich wollte dir eine große Umarmung schicken. Mein Mann hat vorhin zu mir gemeint, vielleicht will er halt wirklich einfach nicht. Er wird seinen Weg schon machen. Vielleicht hat er damit ja Recht, dass ich das ganze Thema loslassen und unseren Sohn einfach mal so annehmen muss wie er ist ohne ihn verändern zu wollen, was sein Sozialverhalten angeht...

9

Ach Mensch, ich kann das wirklich sehr sehr gut nachfühlen! Bei unserem Sohn (3 Jahre) ist es wirklich extrem ähnlich. Wir haben mittlerweile einige psychologische Beratungen durch und nun auch endlich einen festen Platz bekommen und bei uns ist es die „Diagnose“ hochsensibel. Eigentlich ist es in dem Sinne keine Krankheit aber es gibt es halt unterschiedliche Ausprägungen. Bei unserem Sohn sind es genau wie du beschreibst, diese neuen Situationen oder auch die Kontakte zu anderen Kindern. Aber ganz extrem sind bei uns die täglichen Abläufe, sobald die Brotdose morgens vor dem Zähneputzen zusammengestellt wird bricht eine Welt zusammen.. es MUSS jeden Tag alles gleich sein! Dienstags wird im Kindergarten gemeinsam gefrühstückt, unser Kind bricht in Tränen aus weil sein Stuhl anders steht als sonst. Er freut sich auf Events (Geburtstage, Martinsumzug etc.) hat aber noch nie mitgemacht und ist immer außen vor.
Vielleicht passt das ja auch zu eurem Kind? Wenn man es weiß lernt man anders damit umzugehen und kann sein Kind besser einschätzen(so war es zumindest bei uns)
Fühl dich gedrückt!

12

Dein Kind ist wohl eher schüchtern und tut sich schwer und hat andererseit aber ja kein Problem damit. Sondern eher du.

Mein Sohn hat auch länger gebraucht um sich auf andere Kinder einzulassen, er war 6 Monate im Kindergarten, dann hat er zum Glück Freunde gefunden, davor war er aber auch alleine zufrieden.
Er mochte es auch nie im Mittelpunkt zu stehen, auch heute noch in der Schule wenn alle wohl singen, bewegt er mehr die Lippen mit, als dass er wirklich mitsingt..
Umso erstaunter war ich, als er jetzt bei dem Projekt wo er mitmachte (außerschulisch) tatsächlich beim Partytanz ganz vorne mitgetanzt hat, beim Theaterstück hat er lediglich die Rolle der Anzeigetafel übernommen, weil die muss nix sagen und das war wohl auch Überzeugungsarbeit der Damen die das organisiert haben :D

Er wollte sich von sich aus, aber auch nie mit Freunden treffen früher. Also er hat nie gefragt, und wenn ich gefragt habe, kam meist ein joaa.. vielleicht, oder auch ein nö.

Ich hab irgendwann einfach Termine ausgemacht und fertig. Da musste er dann mit leben und hat sich ja auch immer gefreut.

Heute ist 9, macht alle Verabredungen mit Freunden selbstständig und ich sehe ihn unter der Woche nur Montags und Freitags Nachmittags, weil da hat das JUZ zu. Und selbst da hat er jetzt ab und an mal ein Treffen mit Freunden :D

Morgens gegrüßt hat er nie im Kindergarten, das war ihm noch zu viel. Er braucht Zeit zum ankommen. Solange ich dabei war, hat er auch den Mund nicht aufbekommen, war ich weg hat er mit Erziehern und allen geredet :D
So das letzte halbe Jahr, hat er immerhin zum Abschied Tschüss gesagt.
Im Gegensatz dazu meine Kleine, sie wird jetzt 6 und hatte auch mit 4 schon kein Problem mehr Hallo und Tschüss zu sagen. Es ist also schon ein bisschen Typsache.
Hätte ich zum meinem Sohn übrigens gesagt, (auch heute noch) wenn du XY nicht machst, dann wollen dich die anderen evt. nicht als Freund, hätte er mir auch glatt gesagt: Will ich eh nicht.

Aber sowas solltest du wirklich nicht zu ihm sagen, das zerstört das Selbstbewusstsein.
Es ist nur dein Wunsch, dass er grüßt, ich schätze alle Erzieher können wunderbar damit leben, auch andere Menschen. Ich hab mich immer gefreut, wenn ein Kind zu mir Hallo sagt, aber wenn nicht, ist das für mich auch völlig ok.
Ich hab auch nur ungern gegrüßt, war sehr schüchtern als Kind. Meine Mutter hat mich dann auch gezwungen und ich weiß noch wie furchtbar ich es fand. Mit zunehmendem Alter, wurde es dann aber auch besser.
Mein Sohn grüßt und verabschiedet sich heute problemlos, ganz ohne Training und Druck.

Also gibt deinem Sohn einfach noch etwas Zeit und mach ihm keine Angst. Er muss dir auch noch nicht erklären können, warum und wieso er gewisse Dinge fühlt oder sagt. Das können wir Erwachsenen teilweise ja noch nicht benennen, wie soll es dann ein 4 jähriges Kind können.