Mein Sohn ist noch nicht ganz 2,5 aber wir sind seit einigen Monaten mitten in der Trotzphase und es wird gefühlt täglich schlimmer. Jeden Tag denke ich, wir sind am Höhepunkt angekommen aber dann setzt er am nächsten Tag nochmal einen oben drauf. Es ist für mich inzwischen unmöglich geworden, die normalsten Dinge mit ihm zu unternehmen, ohne dass es in einer Katastrophe endet. Spazieren gehen z.B. ist ein einziger Kampf geworden. Gehen wir nicht exakt den Weg, den er gehen möchte, bleibt er entweder einfach aus Trotz stehen, rennt einfach weg oder setzt sich hin und schreit extrem. Er rastet dann förmlich aus, ist durch nichts mehr zu beruhigen und ich bin oftmals komplett überfordert mit der Situation. Ich möchte mit meinem Kind wirklich täglich an die frische Luft, aber es gibt Tage, da habe ich schlichtweg einfach keine Nerven dafür, da es wirklich jedes mal gleich endet.
Das mit dem rausgehen war jetzt nur ein Beispiel, es ist inzwischen in so ziemlich jeder Alltagssituation so.
Egal ob einkaufen, Spielplatz, Freunde besuchen, etc...
Mit ihm reden, ihm Dinge erklären, funktioniert nicht, es interessiert ihn schlichtweg nicht und er hört nicht zu.
Ich liebe meinen Sohn so sehr, bin aber momentan um jede Aktivität froh, die ich ohne ihn unternehmen kann.
Und das macht mich ziemlich traurig, dass ich so denke.
Was mich dazu noch frustriert ist, dass ich mehrere Freunde habe die Kinder im ähnlichen Alter haben.
Wenn ich mich mit ihnen darüber unterhalte, höre ich immer nur, dass sie solche Situationen von ihren Kindern gar nicht kennen und sie den Alltag mit ihrem Kind entspannt finden. Und es stimmt sogar, wenn wir uns gemeinsam mit den Kindern treffen, ist nur mein Sohn derjenige, der aus der Reihe tanzt und die ganze Zeit seinen Willen durchsetzen will, während die anderen einfach friedlich mit den Spielzeugen spielen.
Manchmal hab ich mich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle und werde laut. Ich fühle mich dann immer wie die Mutter, die ich nie sein wollte, aber ich kann es auch überhaupt nicht ändern.
Ich bin oft am weinen, weil ich es einfach nicht schaffen mit diesen Situationen fertig zu werden und ich auch nicht möchte, dass mein Sohn darunter leidet.
Wie lange dauert diese extreme Phase an? Ich würde mich freuen, von euch ein paar Erfahrungen zu lesen.
Sehr intensive Trotzphase bei 2,5 jährigem Kind
Ich kenne das von meinem Sohn und was aufjedenfall bei uns Wirkung zeigt :
- viel Verständnis und Kompromisse.
Ich versuche immer das Problem zu benennen damit es erkenntlich wird und biete Lösungen oder Alternativen
- Auch mal von meinem inneren Plan mal anweichen, dann gehen wir halt den anderen Weg und machen haöt etwas anderes als ich wollte ( z.B. Waldbesuch statt Spielplatz wie geplant)
- Wir müssen auch extrem drauf achten dass die Bedürfnisse Schlaf und Nahrung gut erfüllt sind, sonst kippt das ganze sehr schnell.
- Situation die ausufern können vermeiden wie z.B. beim Einkauf, ich fahr mit dem Auto und nehme den Kinderwagen mit weil das bei uns entspannter klappt als im Einkaufswagen wo er ständig aufstehen will. Beim Einkauf gibts gerne auch mal eine Brezel oder was zu knabbern einfach weil es meine Nerven schont
- Ansonsten hilft auch viel spielerisch zu gestalten z.B. wenn er sich nicht anziehen will oder wenn er nicht Zähne putzen will biete ich an ihm eine Geschichte dabei zu erzählen oder das Lied vom Krokodil zu singen oder so, das hilft manchmal.
Ansonsten muss man da wohl auch einfach durchhalten, gibt natürlich Tage da hilft bei uns auch gefühlt nichts
Achso Erklärungen helfen hier auch eher bedingt, eher hilft es bei uns wenn mein Sohn verstanden hat dass ich sein Problem erkannt habe z.B. wollte er in der Kita ins Büro gehen, als er die Tür dort aufmachen wollte habe ich gestoppt, dann gabs natürlich Wut und Tränen, dann habe ich z.B. gefragt " ahh du wolltest da reinsehen und mal schauen was sich in diesem Raum befindet oder ?" Und dann hat man gleich bemerkt dass der Zugang zu ihm anders wird und dann hat er auch gleich " ja" geantwortet
„ Mit ihm reden, ihm Dinge erklären, funktioniert nicht, es interessiert ihn schlichtweg nicht und er hört nicht zu.“
Dein Sohn KANN in dem Moment nicht zuhören und das ist völlig normal. Er macht das auch nicht, um dich zu ärgern.
Er hat einen Plan im Kopf und du weichst dann ab, Alternativen können Kinder noch schlecht annehmen und dann eskaliert das Gehirn. In dem Moment ist das Kind auch nicht „empfänglich“. Da hilft nur - im Gefühl begleiten. Es vielleicht benennen und aushalten („Du bist wütend, gell?“). Und wenn es sich beruhigt (!), kann man ggf kurz erklären, warum xy ist.
Draußen hat man natürlich oft nicht die Ruhe, um adäquat zu begleiten. Da hilft es manchmal, einfach aus der Situation zu gehen (also Kind nehmen, an einen ruhigen/neutralen Ort bringen und da begleiten).
Die Trotzphase läuft (finde ich) oft in Wellen ab. Es gibt keinen „Höhepunkt“ und dann wird’s für immer besser (sorry 🙈😅). Es gibt Wochen, die echt anstrengend und mies sind und Wochen, wo es richtig gut läuft.
Jedes Kind ist zudem anders. Meine Große scheint hochsensibel, ihre Autonomiephase war richtig anstrengend (so ein Wutanfall dauerte hier gerne auch mal 1-2 Stunden) und bis heute (sie ist 5,5) hat sie manchmal so Meltdowns (am Donnerstag Mittag z.B., weil es nicht den 2. Tag in Folge Nudelsuppe gab… ist selten, aber kommt immer noch vor).
Die Kleine ist 21 Monate und hat auch ihren eigenen Kopf 😅 aber da wird maximal 10 Minuten geknottert und dann ist gut. 🤷♀️
Kenne ich von unserer Tochter. Das ging 4 Monate ca. Steigerte sich ziemlich schnell von einem Wutausbruch hier und da auf täglich mehrere Wutausbrüche. Teils so furchtbar bereits beim Abholen in der Kita, dass sie sich die Hose von sich riss und die Schuhe, weil diese akut unbequem waren und genau so bei Regen ohne Schuhe etc raus ging.
Wir hatten da auch eine extreme Form davon. Es war heftig. Manchmal wertvoll begleitend fand es ein Ende. Manchmal nur mit Geschrei oder Seelenbrecher, wie mein Mann es betitelte.
Zum 3. Geburtstag war es plötzlich stetig besser.
Wir sind heute froh sie wertvoll begleitet zu haben mit "ich sehe divh... Ich sehe, dass du wütend bist... Du fühlst dich gerade Gang wütend und traurig etc"...
Wir (über)leben diese Phase auch gerade und wenn ich mich im Freundeskreis umschaue, erscheint es mir ebenfalls so, als ob wir die Einzigen sind, bei denen das Verlangen nach Autonomie gerade so stark ausgeprägt ist und so vehement eingefordert wird.
Mir hilft es, mir immer wieder vor Augen zu führen, dass diese Phase normal ist. Das es nichts mit Boshaftigkeit, schlechtem Benehmen oder schlechter Erziehung zutun hat. Im Gegenteil, mein Kind fühlt sich bei mir so sicher, dass es diese starken Gefühle „ohne Rücksicht auf Verluste“ ausleben kann, weil es gelernt hat, dass ich es trotzdem liebe.
Was mir dabei wichtig ist, dass meine eigenen Bedürfnisse und Grenzen beachtet werden und ich diese in Abwägung mit denen meines Kindes durchsetze. Mein Kind darf tobeln, sich schreiend auf den Boden schmeißen und Mama doof finden. Hauen oder fremde Dinge kaputt machen ist keine Option. Hier ziehe ich meine Grenze. Und auch bei anderen Sachen gibt es klare Grenzen. Die darf es tausendmal testen, sie sind aber unverrückbar.
Aber natürlich ist es auch für mich extrem anstrengend. An manchen Tagen möchte ich heulen, schreien oder einfach nur starr dasitzen. Es kostet unglaublich viel Energie sich selbst zu regulieren und nicht einfach in den Gefühlssturm des Kindes mit einzusteigen.
Im Alltag versuche ich für uns beide den Druck rauszunehmende. Weniger Verabredungen, mehr Zeitpuffer und Flexibilität. Nach der Betreuung erstmal mindestens eine Stunde zuhause ruhig spielen/kuscheln, bis ich merke, dass wieder Kapazitäten für Kooperation vorhanden sind. Und wenn Mini am Nachmittag keine Energie mehr hat um draußen „mitzumachen“, dann bleiben wir eben zuhause und bauen Duplo. Ich hab mir mittlerweile die Erlaubnis gegeben, von meinen Idealvorstellungen abweichen zu dürfen.