schlechtes Gewissen

Hallo!
Ich bin Mutter eines 6 Monate alten, wunderschönen und größartigem Jungen. Ich liebe ihn so sehr, mehr als ich es in worte fassen könnte und dennoch plagt mich mein Gewissen.

Er war ungeplant und anfangs auch ungewollt. Ich hatte ganz frisch eine Beziehung begonnen und die Verhütung hat versagt. Für mich war eine Welt zusammen gebrochen.
Ich musste erst selbst mein Leben neu ordnen und plötzlich sollte ich für ein anderes Wesen sorgen.
Ich wollte ihn nicht, dachte über Abtreibung nach, doch ich konnte es nicht. 3 ganze Monate wünschte ich mir das Kind würde von allein "weggehn". Bis zu dem Moment als ich ihn in der 14.ssw im Ultraschall am Daumen nuckeln sah.

Plötzlich begann ich dieses Kind zu lieben.

Mein schlechtes Gewissen läßt mich allerdings nicht los. Ich schäme mich so sehr ihn nicht gewollt zu haben...ihm fast den Tod gewünscht zu haben#heul
Andere Frauen durchleben Schreckliches und wünschen sich so sehr ein gesundes Baby und ich wollte es nicht....dieser Gedanke macht mich fertig und ich danke dem lieben Gott täglich, dass er mir dieses Wunder gelassen hat.

Vielleicht hat ja jemand von euch Ähnliches durchlebt und versteht meine Gefühle.
Kann man sich selbst jemals verzeihen? was für ein schrecklicher Mensch muss ich gewesen sein?
Bitte versucht mich zu verstehen und werft nicht mit Steinen....

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Hallo "Unverdient"

Ich bin nicht in deiner Situation, meine Schwangerschaft war gewollt. Trotzdem möchte ich dazu etwas sagen, wenn ich darf. BITTE mach dir keine Vorwürfe. Ich kann es wirklich verstehen, wenn eine ungewollte Schwangerschaft zu solchen Gefühlen führt. Gerade, wenn man ganz frisch in einer Beziehung ist. Möchte man das ja geniessen und kein Kind versorgen müssen. Freu dich, dass du das Wunder nun doch noch erleben durftest, sei froh und dankbar, dass es deinem Kind gut geht und denk immer daran, dass diese Gefühle Vergangenheit sind. Du bist und warst auch kein schrecklicher Mensch. Ich finde, das ist eine ganz natürliche Reaktion auf solch einen Einschnitt im Leben. Ein Baby ist immer ein Einschnitt und gerade ein Ungewolltes noch viel mehr. Der MEnsch ist ein Gewohnheitstier, deine Reaktion ist natürlich und in Ordnung. Mach dir keine Vorwürfe für Vergangenens...dein Kleiner tut es doch auch nicht (:

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ja, ich erlebe es genauso.

Gerade frisch zusammen, das erste Kind ein Schreibaby.

Ich hatte angst und wollte kein zweites kind!
Ich hab die schwangerschaft weitgehend ignoriert, wollte davon nix wissen.

Nun wein eich um eine verlorene besondere zeit und fühle mich schuldig, das sie eine schlechte zeit wärend der schwangerschaft hatte, probleme bei der entbindung...

sich nicht geliebt fühlen durfte...

ich hatte so angst ich stehe vor diesem kind und weiß nicht s mit anzufangen...
aber es war liebe auf den ersten blick!

die schuldgefühle bleiben!
und ich versuche mit gesprächen in einer beratugsstelle das aufzuarbeiten, habe einen extremen kinderwunsch, dabei weiß ich, das die zeit sich nicht aufholen läßt und ich möchte nun auch ganz für mein kind da sein...

ist irgendwie schwierig....

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Hallo!

Ich kann Dir von der anderen Seite erzählen: ich bin ein ungewolltes Kind.

Meine Eltern hatten schon zwei Kinder, mein Bruder nicht mal ein Dreivierteljahr alt beim Schwangerschaftstest, gerade ein Haus gekauft mit den Krediten und dem allen, und eigentlich wollte mein Vater ja gar keine Kinder sondern hat nur meiner Mutter zuliebe mitgemacht....

also alles nicht optimal. Das war 1979, also Abtreibung noch offiziell verboten, der Frauenarzt hat sie trotzdem angeboten. Meine Mutter hat sich dann trotzdem für mich entschieden, und so kam ich eben.

Unter der Schwangerschaft habe ich nicht gelitten, und meine Mutter hat mir nie das Gefühl vermittelt, ungeliebt zu sein.

Wirklich blöd fand ich nur dieses ständige erzählen "eigentlich wollten wir ja nur zwei Kinder, aber als sie dann unterwegs war haben wir uns doch gefreut" - als müssten sie meine Existenz entschuldigen, oder wären assozial mit drei Kindern. Das haben sie wirklich JEDEM erzählt, und ich war nicht so glücklich, dass jeder wissen musste, dass meine Brüder Wunschkinder waren und ich ein Unfall.

schlimm wurde es nur, als mein Vater dement wurde und die schranken brachen, und er mich dann angebrüllt hat, er hätte auf einer abtreibung bestehen sollen (wie kann ich böse Tochter die ihn pflegen musste auch drauf bestehen ihn zu waschen, wo er gerade ins Bett gepieselt hatte)... also das war dann echt hart, da hätte ich fast sofort alle Pflege abgebrochen. Ich habe ihn dann letztendlich doch noch gepflegt, bis sein Zustand und meine Gesundheit es nicht mehr zugelassen haben.

Du musst also keine Sorgen haben, solange Du Dein Kind liebst ist alles ok. Nur sei so gut, und geh Diskret damit um, dass es ungeplant war. Nein, sowas will kein Kind ab geburt ständig zu hören bekommen - das kannst Du nahen Freunden sagen, aber bitte nur dann, wenn Dein Kind Dich ganz ganz sicher nicht hört. Und falls Du dement wirst, geh gleich freiwillig in ein Altenheim, bevor dein gehirn sich nicht mehr kontrollieren lässt.

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Da magst du recht haben!
Aber nein das habe ich noch niemandem so erzählt wiwe euch jetzt!
Jeder der fragte bekam von mir zu hören, der Kleine sei eine Überraschung. Ich möchte niemals, dass er sich ungeliebt oder wie ein Unfall fühlt.
Denn um ehrlich zu sein ist er vielleicht das Beste was mir passieren konnte.
Es kann ruhig jeder wissen, dass er nicht geplant war, aber ungewollt..niemals...

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Bitte versuche auch das mit der "Überraschung" etwas diskreter zu behandeln. Kinder hören da Zwischentöne heraus, und irgendwann verstehen sie dann den Unterschied zwischen einer "Überraschung" und einem "Wunschkind" - und das tut weh. In tiefster Seele, es tut einfach weh.

auch wenn Überraschung ein positiv belegter Begriff ist - es geht niemand was an, ob Dein Kind geplant war oder nicht.

Niemand will gerne ein ungeplantes Kind sein, alle wären lieber ersehnte Wunschkinder, die sich nicht fragen müssen, ob die Eltern sie nicht manchmal lieber abgetrieben hätten.

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Hallo, es gibt keinen Grund hier mit Steinen zu schmeißen. In den ersten Monaten ist eine Schwangerschaft oft eher eine scheinbar "unwirkliche" Situation. Klar, man hat diesen Test in der Hand, man hat einen Mutterpass mit irgendwelchen Daten, man sieht diesen weißen Fleck auf schwarzem Grund, man muss kübeln und hat vielleicht Rückenschmerzen und im Idealfall freut amn sich trotzdem riesig :-), je nachdem.
Aber plötzlich sieht man ein "richtiges" Baby, man spürt es, und dann bekommt dieses Wunder eine ganz andere Dimension. da wächst wirklich und wahrhaftig ein Mensch in meinem Bauch.
Am Anfang war bei dir diese Situation, dass du wußtest, ich bin schwanger und es hat dein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, war mehr Bedrohung als Freude und die Angst davor hat dich bestimmt und du wolltest einfach aus der Situation raus.

Aber - und das ist wichtig, du hast die dich dieser neuen Situation gestellt. Du hättest ja auch den scheinbar einfacheren Weg einer Abtreibung wählen können, aber du hast dich für dein Kind entschieden.
Und plötzlich war da dieses "richtige" Baby auf dem Ultraschall und dein Herz war auch schwanger :-). Du hast dich von Anfang an für dieses Kind entschieden, lediglich Angst davor gehabt, wie es gehn soll, also eine ganz normale menschliche Reaktion.

Ein kleiner Tipp für die Zukunft:
Dein kleiner Prinz ist jetzt ein halbes Jahr alt, so langsam geht das Abenteuer Erziehung los. Lass dich bitte nicht von deinem schlechten Gewissen leiten, damit duliebevoll konsequent mit ihm umgehen kannst.
Vielleicht ist es auch eine Hilfe für dich, dass du dich vielleicht irgend wann mal, wenn er alt genug ist, um zu verstehen, viellicht mit 12 oder etwas älter mal sagst, wie froh du bist, dass er da ist und wie lieb du ihn hast und dann in zwei kurzen Sätzen erwähnst, dass du ja zuerst erschrocken warst, als du deine Schwangerschaft gemerkt hast und zuerst kein Baby wolltest (Nicht sagen " dich" sondern "ein Kind") und erzählen wie du dich dann in Ihn "verliebt" hast und wie leid es dir dann getan hat.

Wünsche Euch alles Gute

Monika

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Hallo Du,
ich finde es klasse wie offen und ehrlich Du von Deinen Gefühlen und Gedanken berichtest. Vielen Dank für Dein Vertrauen. Und es gibt gar keinen Grund auf Dich Steine zu werfen.
Deine Gefühle bei einer solch ungeplanten Schwangerschaft, sind gar nicht so ungewöhnlich. Denn wenn man merkt, da wirft einem jemand alle Pläne ungefragt um, da kommt man schon ins Rudern und Zweifeln.
Super, dass Du Dich nun an diesem Kind freuen kannst, und es liebst. Du dankst nun Gott jeden Tag dafür, dass er Dir dieses Wunder gelassen hat. Dann kennst Du ihn. Und dann kannst Du bei Ihm auch die Last abladen, die Dich belastet, dieses Kind nicht gewollt zu haben. Denn Gott ist ein Gott der gerne vergibt, wenn wir ihm das Bekennen, was wir falsch gemacht haben. Dann mußt Du diese Last nicht länger mehr mit Dir herumtragen, und kannst Dich ganz an dem unverdienten Geschenk freuen.
Sei ganz lieb gegrüßt von salida-del-sol

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Hallo salida,

das hast du schön geschrieben. Es ist so wahr, dass letztendlich nur Gott in solche Lasten hinwegnehmen kann :-)

Liebe Güße

Monika

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Hallo Du sensibles Wesen #herzlich

schön zu sehen, wie klar du Deine Gadanke und Gefühle beschreibst. Danke, dass Du sie hier ins Forum trägst!
Es gab eine Zeit im Leben, in der ich auch von furchtbaren Schuldgefühlen geplagt war (laaaange Geschichte). Ich dachte, ich komme nie darüber hinweg und habe mit einer Psychologin gesprochen. Sie sagte mir etwas, was mich seitdem tröstet:
"Die Entscheidungen, die Du damals getroffen hast, haben sich DAMALS richtig angefühlt. Also waren sie richtig.

Die Gefühle, die du damals, zu jenem Zeitpunkt gefühlt hast, waren DAMALS real."

Die Gefühle von damals haben nichts mit meinen Gefühlen von heute zu tun.

N-I-C-H-T-S.
Kein Grund für Schuld, Liebes! Viel Spass mit Deinem Zwerg #huepf

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Hallo!

Ich habe ähnliches durch!

Ich hatte nach 3 Kindern mit der Familienplanung abgeschlossen und wurde dennoch noch einmal schwanger.
Das war ein riesiger Schock für mich!

Auch ich wollte das Kind unter keinen Umständen, aber abtreiben kam auch nicht infrage für mich.
Wochenlang hoffte ich, dass ich eine Fehlgeburt bekäme.
Dachte auch an Adoption o.ä.

Andererseits liebte ich dieses Kind doch im tiefsten Inneren...

Als es auf der Welt war, konnte ich über all das mit meiner tollen Hebamme reden und fühlte mich zum ersten Mal verstanden.

Aber noch Jahre später beschlich mich immer wieder mein schlechtes Gewissen, es dauerte sehr lange, um einigermaßen darüber hinweg zu kommen.

Ich könnte mir ein Leben ohne mein Kind nicht mehr vorstellen und es wird niemals erfahren, was damals wirklich war!

LG

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Du solltest Dir keine Vorwürfe machen, sondern stolz darauf sein, dass Du es hast zum Guten wenden können. Das ist Stärke!

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Hallo Mutter

Wir Menschen können oft nichts dafür für unsere Gefühle ,wie verzweiflung und ablehnung...solche Gefühle haben wir eben und wenn du nun dich darüber schlecht fühlst dann gibt es ein Heilmittel dafür .
Ich würde dir da folgendes Mittel empfehlen das sich in meinem Leben schon oft bewährt hat..

Ich habe zum Beispiel unter deppressionen gelitten in der SS meines 2. Kindes und ich hatte das Gefühl das Kind wäre dadurch verletzt worden .

So habe ich dann angefangen mein Kind in Gedanken zum Herrn zu bringen .Zu Gott und habe ihn gebeten alle liebe in das Kind zu legen die ich damals nicht selbst geben konnte, Ich bitte ihn mir zu verzeihen da ich mich schuldig fühlte...(obwohl es nicht darum geht einen schuldigen zu suchen sondern um Heiulung zu finden ..)und mein Kind zu heilen ...

Das kannst du täglich eine weile tun und sehen wie alles langsam heil wird ...in dir .
Liebe Grüsse