Angst es ihm zu sagen

Hallo,

Ich stecke in einer unangenehmen Situation, anders als es manche hier schreiben. Wir (26 und er 30) leben in einer fernbeziehung. 150 km trennen uns und sehen uns eher unregelmäßig. Dennoch ist es passiert, ich bin schwanger. Er weiß es auch und für ihn ist es kein Problem. Ich hab schon einen 7 jährigen Sohn in die Beziehung gebracht. Das Problem, ich kann bzw will es nicht jetzt. Ich wollte nächsten Sommer zu ihm ziehen und dann eine neue Ausbildung beginnen. Da ich schon damals eine begonnen hatte, aber aus krankheitsgründen nicht mehr weitermachen konnte. Noch immer stehe ich mit den alltäglichen Dingen mehr oder weniger allein da. Auch hab ich Angst, wieder allein gelassen zu werden, wie beim ersten. Da wollte der Erzeuger auch, dass ich ihn bekomme, dass er für mich da ist. Und was war? Nix.
Ich will nicht wegen einer Schwangerschaft alles wegwerfen müssen. Der ganze Plan ist nix mehr wert. Und schwanger will ich nicht umziehen. Aber allein hier will ich auch nicht sein. Ich weiß, dass er sich ein Kind wünscht. Und er hat wie gesagt kein Problem, seine Eltern würden uns auch unterstützen. Aber ich kann es trotzdem nicht. Ich bin 26 und hab keine Lehre und kaum gearbeitet, wegen Krankheit und Kind, da ich hier keine Hilfe hab. Ich will das nicht nochmal und selbst wenn ich Unterstützung hab, jeder weiß wie schwer es ist, zu lernen mit 2 Kindern. Jeder weiß, wie unsensibel Arbeitgeber zu Müttern sind (leider zu viele)
Sicherlich fragt ihr euch, warum ich überhaupt schwanger geworden bin.
Ich achte penibel auf Verhütung, weil ich in den nächsten 4 Jahren nicht schwanger werden wollte. Daher immer kondom und auch wenn es keine richtige Verhütung ist, schaue ich auch immer auf denn Zyklus. Der ist recht regelmäßig, daher weiß ich ungefähr wann ich wo ich stehe, auch spüre ich den Eisprung.
Ich spare eigentlich auch für eine kupferspirale, da ich hormone nicht nehmen darf.
Als es passiert ist, haben wir eine Stunde später die Pille danach geholt und ich nahm sie auch. Von den ganzen Nebenwirkungen ganz zu schweigen, hat sie nix gebracht. War dann wohl zu spät. Wie man ja jetzt sieht. Und immer noch, ich weiß nicht wie ich ihm sagen soll, dass ich es nicht will. Nicht jetzt.
Er ist so ein toller Mann. Eigentlich kann ich ihm das nicht antun. Aber ich will nicht meine Bedürfnisse schon wieder für einen Mann zurück halten. Ich fühle mich schlecht, jetzt ein Kind weg zu machen, weil es nicht passt und später, wenn es passt eins zu machen.
Es passt so gesehen nie, es ist immer was, dass weiß ich. Aber meine Ausgangssituation ist einfach zu schlecht. Natürlich besser als damals, aber ich hab ja gesehen, was es aus mir gemacht hat.
Manchmal wünsche ich mir, dass die Natur das regelt und ich mich nicht mehr kümmern muss. Einfach abartig diese Gedanken, ich verstehe mich selber nicht. Wir haben so ziemlich am Anfang über Kinder gesprochen, wir wollen beide welche. Aber nicht jetzt. Mein Sohn muss ungeschult werden, seine Förderungen müssen in der neuen Stadt beantragt werden, dass ist ein enormer Kraftakt, da es hier schon seine Zeit gebraucht hat, alles zu bekommen, was ihm zusteht. Und nun müsste ich das alles im schnell Durchlauf machen. Müsste ich nicht, wenn ich wie geplant erst nächstes Jahr rüber ziehe. Aber ich will trotzdem nicht allein die Schwangerschaft mitmachen und allein die Geburt durchstehen. Wir sehen uns durch seine Arbeit zu selten. Natürlich kann ich alles mit ihm teilen und zeigen. Aber es ist doch was anderes, wenn der Partner es hautnah mitbekommt. Ich will es nicht noch einmal erleben, wie bei der ersten Schwangerschaft.
Ihr seht schon, es ist ein Gefühlsbad. Ein hin und her, aus Wunsch und Wirklichkeit. Aus Angst und Hass.
Auch die "normalen" Symptome machen mich fertig. Das macht die Situation nicht besser.


Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich mir erhoffe von euch. Aber ich musste mich mal ausk*****.

Euch ein schönes Wochenende noch

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Ich bin absolut niemand, der einen Abbruch grundsätzlich ablehnt, aber bei Dir sehe ich einfach keinen absolut schwerwiegenden Grund dafür.
Ich hatte es bei beiden Kindern wesentlich schwerer als Du, ohne auf Einzelheiten einzugehen - aber Hilfen und Förderungen gab es damals Null. Aber ich wusste einfach, dass ich es packen würde - und dann geht vieles.
Du überträgst die schlechten Erfahrungen vom ersten Mal nun auf Deinen Partner, das ist grundfalsch, darf man nie tun, sonst dürfte man nie mehr eine weitere Beziehung eingehen. Lernen kann man durchaus auch mit Kindern, es ist nicht einfach, aber es geht. Es gibt heutzutage soviele Modelle, mit ein bisschen Unterstützung klappt das. Zusammensetzen, planen, wie machen wir es und nicht pauschal von vornherein sagen, dass es nicht klappt. Gibt einen schönen Spruch: wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe. Ist mein ganz persönlicher Eindruck Deines Postings und ist wirklich nicht böse gemeint. Du bist eine erwachsene Frau, Du hast einen Vater für das Kind und momentan kannst Du noch garnicht wissen, wieviel Unterstützung Du doch von ihm bekommst. Dass er nicht dauernd um Dich herumtüdeln kann in der Schwangerschaft, ist normal, das kann kein berufstätiger Mann. Redet und dann entscheide Dich. Auf "die Natur hoffen" ist Quatsch und nur den Kopf in den Sand gesteckt;-) das wird nix. LG Moni

2

Ich sehe das ähnlich wie Moni. Ergänzen würde ich noch, dass du vielleicht dringend deine schlechten Erfahrungen aufarbeiten solltest.

Welchen Plan B gäbe es? Wie viel Elternzeit könnte dein Partner nehmen? Könntet ihr mit Kita, Reduzierung der Stunden, Hilfe der Großeltern nicht dafür sorgen, dass das Baby auf die Welt kommen kann und du zeitnah deine Ausbildung machen kannst?

Ich habe mit meiner damals begonnen, da war mein Sohn 20 Monate alt. War nicht immer einfach, hat sich aber gelohnt.

LG

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Hallo

Ihr seht Euch eher unregelmässig? Liegt es an der Distanz? 150 km sind eigentlich nicht die Welt, hat es andere Gründe, Du erwähntest die Arbeit (von ihm? Was macht er genau, wäre das in einer Beziehung auch ein Problem?).
Einen Ausbildungsplatz hast Du noch nicht? Es wäre sicher was anderes, wenn Du schon einen hast. Denn mit 2 Kindern ist das effektiv nicht so einfach. So müsstest Du es halter weiter aufschieben. Du bist 26. Wäre natürlich schon besser, je eher Du beginnen kannst, wenn die Ausbildung 4 Jahre dauert.
Was für eine Krankheit hattest Du, wenn man fragen darf? Ist sie überstanden oder kann es wiederkommen?
Wie war es denn beim ersten Erzeuger? Wollte er auch das Kind oder war es da anders?
Wurde die Schwangerschaft durch den Frauenarzt bestätigt? In welcher Woche bist Du? Je nach dem wärst Du bei einem Umzug also im 6. Monat? Würde Dein Freund Dir helfen? Hast Du andere Helfer, eine Umzugsfirma?
Sprich mit Deinem Freund über Deine Ängste, Angst verlassen zu werden, vor dem Umzug etc. Vielleicht kann er Dir die Angst nehmen. Sprich mit ihm darüber, dass Du das Kind eigentlich momentan nicht möchtest.
Etwa die Hälfte der Schwangerschaftsabbrüchen ist von Frauen, die später noch ein Kind bekommen. Du wärst also nicht damit alleine.
Dein Wunsch, dass die Natur es regelt, haben viele Frauen. Du musst Dich dessen nicht schämen. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit eher kleiner.
Natürlich ist es schwer, Förderung zu bekommen. Mit zahlreichen Personen ist man in Kontakt und es kann viele Wochen dauern.
Warst Du bei einem Beratungsgespräch, z. B. bei Pro Familia?

Wünsche Dir, dass Du den für Dich richtigen Weg finden kannst.

Freundlichen Gruss

tm

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Hallo meine liebe

Lass doch den Schock erst Mal verarbeiten

Dann ihm mitteilen und schauen was er denn sagt :).

Zusammen findet sich doch bestimmt ne Lösung

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Ich finde absolut nicht, dass du für eine Schwangerschaft schlecht aufgestellt bist. Du kannst auch deinen jetzigen Partner nicht mit deinem Expartner vergleichen. Du hast Unterstützung. Von deinem Partner und seinen Eltern. Ich denke, sie helfen dir auch sicher beim Umzug.

Mal nicht den Teufel an die Wand, dass dein Partner dich auch sitzen lässt. Ich persönlich sehe keinen überzeugenden Grund, weswegen du das Kind nicht behalten solltest.

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Hallo, eigentlich gehöre ich hier mehr zu dejenigen die 1000 Gründe gegen eine Abtreibung finden.
Doch bei dir habe ich ein anderes Gefühl und du schreibst klar und deutlich "ich will es nicht"
Und zwar nicht weil du noch a bissle feiern willst oder so, dein Hauptgrund ist dein beruflicher Werdegang, damit deine Lebensgrundlage, die du schon einmal für ein Kind nach hinten geschoben hast.
Du hast schon einmal dein persönliches Opfer gebracht und es war hart. Ich kann verstehen, dass du es jetzt anders machen willst und ich finde auch du hast das Recht dazu. Den schweren Weg bist du schon mal gegangen, du darfst auch mal den leichteren gehen. Immer dann wenn DU es so möchtest. Ich meine nicht herauszulesen dass du es bereuen würdest.

Ich werde bei meiner nä. Aussage wahrscheinlich gesteinigt, aber du kannst auch abtreiben und sagen es war ein natürlicher Abgang.

Du scheinst eine gute Mutter zu sein, wie du dich um deinen Sohn sorgst und seine Förderungen. Vertraue deinem Gefühl, deine Angst wieder allein da zu stehen ist echt und realistisch, es kann passieren egal was dir versprochen wird. Und es is legitim es nicht wieder in der gleichen Situation in Kauf nehmen zu wollen.

Und auch weisst du, dass wenn du es bekommst und alles wieder gleich wird, du es hinbekommst. Bewiesen hast du es schon.

Viel Glück für welchen Weg auch immer du dich entscheiden magst.

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Nachtrag,: du brauchst dich nicht schlecht zu fühlen "weil es jetzt nicht passt und später schon"
Das ist meist so bei ungeplant.
Mit 16 passt es nicht, mit 30 evtl schon.

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Wenn du den Abbruch willst, dann mach ihn. Wenn dein Gefühl sagt es geht nicht, dann geht's auch nicht. Du hast einen Sohn den du umsorgen und behüten musst - wenn nebenher kein weiteres Kind geht dann ist das eben so. Und das wichtigste: mach dir keine Vorwürfe, und lass dir auch keine einreden. Alles gute dir!

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Ich würde dir empfehlen, ganz offen und ehrlich mit deinem Partner über deine Gefühle zu sprechen.

Ich finde deine Gründe nicht aus der Luft gegriffen oder egoistisch, sondern vieles davon durchaus nachvollziehbar.
Manches ließe sich aber mit entsprechender Unterstützung/Planung auch entkräften:
vielleicht könnte dein Partner die komplette oder zumindest einen Teil der Elternzeit übernehmen, so dass du früh nach der Geburt die Ausbildung starten könntest.
Vielleicht kann er dich bei deinem Sohn unterstützen, die Umzug vorbereiten etc.
Vielleicht könntet ihr gemeinsam mit den Schwiegereltern die potentielle Unterstützung (finanziell / organisatorisch?) genauer umreißen, so dass du dir besser vorstellen kannst, wie dein Alltag mit 2 Kindern aussehen könnte.

Ihr habt gemeinsam ein Kind gezeugt - für dieses tragt ihr nun gemeinsam die Verantwortung und müsst eine gemeinsame Entscheidung treffen.
Du weiß ja schon, dass er sich das Kind wünscht und kein Problem sieht - er sollte aber fairerweise auch wissen, wie es in dir ausschaut. Nur so kann er deine Bedenken nachvollziehen und darauf eingehen.

Wer weiß - vielleicht bewirken die gemeinsamen Gespräche und Planungen, dass du dich mit dem Gedanken wohler fühlst und guten Gewissens eine Entscheidung für das Kind treffen kannst.
Vielleicht trefft ihr auch gemeinsam die Entscheidung, dass der Zeitpunkt doch nicht passt.

In jedem Fall solltest du aber mit deinem Partner sprechen und ihm die Chance geben, für dich da zu sein.
Und - einige haben es hier auch schon geschrieben: deine Angst, dass er dich ebenso sitzen lässt, ist aufgrund deiner Erfahrung verständlich - aber ihm gegenüber auch sehr unfair. Er ist nicht dein Ex und du solltest ihn auch nicht mit ihm vergleichen.
So wie du ihn beschreibst würde ja nichts darauf hindeuten, dass er euch sitzen lassen könnte...

LG