Ungewollt schwanger

Hallo miteinander, ich bin ganz neu hier und versuche mich kurz zu fassen. Ich bin 38, stand kurz vor der Trennung von meinem langjährigen Partner (18 Jahre) und wäre gestern in meine eigene Wohnung gezogen. Wenn ich nicht Anfang Februar erfahren hätte, dass ich schwanger bin.
Mein erster Gedanke, als ich den positiven ss Test in der Hand hielt war „Das darf nicht wahr sein, ich will es nicht und brauche so schnell wie möglich einen Abtreibungstermin“. So hart wie es klingt aber es ist die Wahrheit. Drei Tage später erfuhr ich, dass ich bereits in der 8.Woche bin. Herzschlag natürlich schon da. Trotzdem hab ich schnell ein Termin bei profamilia wahrgenommen und kurze Zeit später einen Termin für den Abbruch. Den hab ich dann abgesagt . Ging mir zu schnell.Heute war der zweite.
Ich stand vor der Klinik und bin in Tränen ausgebrochen. Ich konnte es einfach nicht.
Ich bin mittlerweile in der 11. Woche und weiß, wie weit die „Erbse“ schon entwickelt ist. Ich habe schreckliche Schuldgefühle. Weil ich mich nicht über die Schwangerschaft freue. Weil ich solche Angst habe, das alles nicht zu schaffen. Ich bin ziemlich realistisch und weiß, was ein Neugeborenes bedeutet. Ich hatte nie einen ausgeprägten Kiwu. Durch meine Erkrankungen hieß es, ohne Hilfe wird das nichts und 10 Jahre ohne Verhütung ist auch nichts passiert. Ich bin jemand, der Zeit für sich braucht. Ich bin gern in Gesellschaft aber ich bin auch gerne allein in der Natur zum Beispiel. Das ist dann vorbei mit Kind. Oder einfach nur Ausschlafen. Ich habe solche Angst, dass ich es nicht lieben werde. Doch genau das braucht das Kind doch am meisten.Und vielleicht wäre die abtreibung doch die richtige Entscheidung. Aber das bringe ich nicht übers Herz. Ich würde das nicht verkraften. Ich danke euch fürs lesen.

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Hallo.

Ich kann deine Sorgen und Ängste verstehen. Es ändert sich vieles mit Kind.
Wenn ich an deiner Stelle wäre, könnte ich - genau wie du - nicht abtreiben. Aber ich würde mindestens vier Möglichkeiten spontan in Betracht ziehen:

1.) Das Kind austragen und nach der Geburt feststellen, dass ich es nie wieder hergeben möchte und schockverliebt bin. Was zur Folge hat, dass ich sämtliche "Einschränkungen" liebendgern ertrage und sich das Kleine und ich uns als Team einspielen.

2.) Das Kind austragen und - eventuell auch mit Unterstützung von Freunden, Familie oder Jugendamt - versuchen, das Leben lebenswert zu gestalten für mich und das Kleine. Wenn es nicht funktioniert, dann in eine Pflegefamilie oder zur Adoption frei geben.

3.) Das Kleine gleich nach der Geburt zur Adoption oder in eine Pflegefamilie geben.

4.) Wenn der Vater das Kleine haben möchte, dann ihm geben und es wächst bei ihm auf.

Bei Option 2 bis 4 wäre es vielleicht sinnvoll, eine Option zu vereinbaren, dass du das Kind - wenn du dich gefestigt siehst - wieder zu dir zurück holst (Pflegefamilie), es öfters siehst und als Teil seines Lebens dabei bist (offene Adoption), oder das Wechselmodell (Vater hat das Kind).

Da du bereits in der 11.Woche bist, wünsche ich dir - trotz des Zeitdruckes - gute Gedanken, viel Kraft, und anschließend eine Lösung, mit der du dich wohlfühlst. Denn wenn du bei deiner Entscheidung, nicht den Weg der Abtreibung zu gehen, bleibst (was ich persönlich absolut verstehen kann), hast du für die anstehende Entscheidung, welche Option für dich die beste ist, noch Zeit genug.

Vielleicht fällt dir noch eine 5. oder 6. Option ein.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute! Fühl dich unbekannterweise lieb gedrückt. #liebdrueck

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Danke für deine Antwort. Ich hoffe sehr, dass ich schockverliebt sein werde. Irgendeine Verbindung scheint ja jetzt schon da zu sein. Was mir auch etwas hilft ist der Gedanke, dass der Kindesvater ein toller Papa sein wird. Ohne Zweifel. Ich weiß, dass ein Kind keine Beziehung retten kann und mache mir diesbezüglich nichts vor. Aber vielleicht rückt man dann doch als paar wieder zusammen.

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Weiß er schon von der Schwangerschaft?

Ich denke, und nach deinen Worten zu urteilen, tief in deinem Inneren hast du schon jetzt die bedingungslose Liebe für dein Kleines. Und das finde ich total schön.

Vielleicht klappt es auf Paarebene auch wieder besser. Ich drück dir einfach mal die Daumen!
Aber vor allem auf Elternebene ist ein harmonisches Zusammenspiel zwischen euch wichtig.

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Du liebst das Baby jetzt schon insgeheim. Nächste Woche hast du Nackenfaltenmessung. Und es ist schon ein Kind mit allem drann was es braucht, jetzt muss es nur wachsen. Du wirst erstaunt sein.
Mit einem Kind hast du auch ein neues Leben. Ja und die Anfangszeit wird hart werden, aber es wird Monat zu Monat leichter und man gewöhnt sich auch daran an das neue Leben mit Kind. Wenn dann ein kleiner Zwerg dich anlächelt und dich braucht und später dich so sehr drückt wie er kann. Das macht einfach alles gut, was du vl für eine Zeit lang nicht tun kannst.
Das ist es einfach wert und du wirst diene Entscheidungen noch bereuen.
Ich wünsche dir alles Gute!

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Du wirst deine Entscheidung NICHT bereuen!

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Danke für deine Antwort.Ja da ist wahrscheinlich einfach schon eine emotionale Verbindung. Die Antworten hier machen mir viel Mut. Das habe ich wohl gebraucht. Ich hoffe, dass es ein gesundes Baby ist. Davor habe ich auch Angst. Habe als ich noch nichts davon wusste, gelegentlich Alkohol getrunken. Nicht viel aber ein blödes Gefühl bleibt jetzt.

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Hallo du Liebe,

ich habe gerade deinen Beitrag im Bett am Handy gelesen, nachdem ich meine 8 Monate alte Tochter gestillt habe. Und er hat mich so berührt, dass ich jetzt aufgestanden bin und mich an den Computer setze, um dir zu schreiben.

Wow, das muss ja ein Schock gewesen sein für dich! 38 Jahre ohne eigenes Kind, kein Kinderwunsch, gar nicht glauben, dass du eines kriegen kannst, die Beziehung am Ende... und jetzt auf einmal schwanger und schon so weit!

Und du bringst es aber nicht übers Herz, dein Kind abzutreiben, in der 11. Woche. Das finde ich sehr schön und das zeigt, dass du schon Liebe für dieses Kind empfindest, auch wenn alles schwierig ist.

Ich möchte dir von mir erzählen, vielleicht hilft das. Ich hatte auch nie einen ausgeprägten Kinderwunsch. Ich bin dann schon mit 35 geplant schwanger geworden, aber hauptsächlich deshalb, weil mein Mann sich das so sehr gewünscht hat und ich ihm diesen Wunsch erfüllen wollte. Ich bin auch eine, die sehr gerne alleine ist und ich hatte schreckliche Angst, mit Kind dann nicht mehr alleine zu sein und dass mir das alles zu viel und zu eng wird. Ausschlafen mag ich auch gerne.

Ich kann mich noch erinnern, wie schwer es manchmal in der Frühschwangerschaft war. Die Hormone, die Müdigkeit, die Arztbesuche (ich hasse Arztbesuche),... all das Schwierige war da und das Schöne noch nicht. Es war oft nicht leicht für mich psychisch.

Aber weißt du was? Jetzt ist unsere Tochter bald neun Monate alt und es ist soooo schön! Da ist so eine Liebe da für sie, die ich mir nie hätte vorstellen können! Und meine Befürchtungen haben sich überwiegend nicht bewahrheitet. Es stimmt, ich bin nicht mehr so oft ganz alleine, auch ohne meine Tochter. Ich habe aber gemerkt, dass es etwas anderes ist, ob sie da ist oder ein anderer erwachsener Mensch. Alleine mit ihr ist der Raum nicht so voll wie mit einem anderen erwachsenen Menschen und ich habe das Gefühl, ich habe immer noch viel Rückzugsmöglichkeiten, zum Glück. Sie ist auch ein sehr feinfühliges kleines Wesen und merkt, wenn es mir mal nicht so gut geht.

Ausschlafen geht auch noch, auf eine andere Art. Viele Nächte schläft sie schon recht lange durch und meistens auch am Vormittag. Ja, das Ausschlafen ist unterbrochen von ab und zu mal stillen, aber das ist nicht so tragisch. Ich liege am Wochenende oft weiterhin bis in den späten Vormittag im Bett, sie kuschelt oder turnt halt daneben.

Du schreibst, du seiest ziemlich realistisch und wüsstest, was ein Neugeborenes bedeutet. Ja, das glaube ich dir, vom Kopf her. War bei mir auch so. Nur, was ich vorher nicht verstanden habe: man hört immer die Berichte, wie anstrengend es ist mit einem Baby. Ja, ist es auch, manchmal. Aber dieses starke Glücksgefühl, diese Liebe, die wird oft in den Erzählungen anderer viel zu wenig vermittelt oder man kann sie sich nicht vorstellen, bis man sie selbst empfindet. UND das ist eine Liebe, die wächst. Du musst die jetzt nicht schon so stark spüren, nicht einmal direkt nach der Geburt... die Bindung zu deinem Kind baut sich schrittweise auf und die Liebe wird immer stärker, das ist ganz normal.

Wenn ich dir irgendwie helfen kann, du in deiner Schwangerschaft reden magst oder Fragen hast, kannst du mich immer gerne anschreiben. Alles Gute!

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Danke für deine so ausführliche Antwort. Das macht mir total Mut. Heute bin ich mit einem anderen Gefühl aufgewacht als die Tage zuvor. Und ich denke, ich weiß warum. Dieser Termin war es, der mich hat so schwarz sehen lassen und mich fertig gemacht hat.Wahrscheinlich habe ich instinktiv gespürt, es wäre für mich einfach die falsche Entscheidung.Ich lasse jetzt einfach alles auf mich zukommen. Werde mir keinen Druck machen.
Ich muss da reinwachsen wie jede andere Frau auch, die zum ersten Mal Mama wird.

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Und zur Natur: es gibt keinen Grund, warum du nicht weiterhin viel in der Natur sein könntest. Ganz alleine, während jemand anderer auf dein Kind schaut. Oder mit deinem Kind. Und du kriegst ja nicht irgendein Kind, sondern DEINES. Das mit dir verwandt ist und von dir geprägt ist. Vielleicht geht es gerne mit dir in die Natur und liebt es, von dir über die Natur zu lernen und die Verbindung zur Natur zu spüren.

Ich lerne gerade durch mein Mama-Sein, wie viele Freiräume ich mir dabei auch schaffen kann und dass ich es mir selbst gestalte. Nichts muss ich machen, weil "man das so macht". Wenn ich nicht ständig mit anderen in Gruppen sein will, muss ich das nicht, auch jetzt nicht. Es sind viel mehr Freiräume möglich, als manchmal sichtbar ist. Alles Gute!

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Hallo du,

Ich kann dich sehr gut verstehen. Deine Gedanken, die gehen vielen Müttern durch den Kopf, nicht alle würden es zugeben. Aber die Liebe zu deinem Kind, die darf sich auch nach und nach entwickeln. Mit 38 jahren kennst du dich ja selbst ziemlich gut und deine eigenen Bedürfnisse werden sich nicht grundlegend ändern, d.h. ihr solltet überlegen, wie du sie integrieren kannst. Und man darf die eigene Situation auch wieder neu justieren und umgestalten, wenn man merkt, es passt so nicht. Wir mussten hier auch unser ganz eigenes Modell entwickeln: ich wollte nicht aus meinem Job aussteigen, also haben wir beide unsere Stunden reduziert. Wir haben uns eine wunderbare Haushaltsunterstützung gesucht. Am Wochenende dufte ich immer ein bisschen länger schlafen, dafür hab ich die Nächte übernommen. Ich gehe nach wie vor 2x die Woche in den Sport, mein Mann 1x. Ich mag diese elterngespräche nicht, deshalb waren wir auch nicht in irgendwelchen frühförderungsdingern. Wir sind viel viel draußen und haben uns das Equipment angeschafft, sie mitzunehmen: trage, outdoorkinderwagen, radlanhänger etc.
Klar, mit Kind ist draußen sein ein bisschen mehr Planung als ohne. Aber es geht.
Was ich sagen will: schneidert euch euer Leben so zu, wie ihr es führen wollt. Dein Partner muss mit in die Verantwortung, dann hast du auch weiterhin Freiraum. Und auch ein babysitter ist denkbar.
Am unglücklichsten sind die unter meinen Freundinnen, die "alles" aufgegeben haben ("weil man es als Mutter so macht") und nach 2-3 Jahren merken, dass es jetzt schwerer ist, Sachen wieder einzufordern.
Ihr schafft das! Und wenns schwierig sein sollte: holt euch alle Unterstützung, die ihr kriegen könnt. Alles Gute!

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Vielleicht hat es eingeschlagen, weil du psychisch befreiter warst. Hab ich schon mal wo so mitbekommen.

Ich würde das Kind bekommen. Ich bin kein Psychologe, aber wenn du schon 2x den Termin abgesagt hast, dann hast du dich eh schon irgendwie entschieden.
Eine Abtreibung ist sicher auch sehr belastend.
Weiss der Vater davon? Würde er dich unterstützen?