4 Tage nach meinem SS Abbruch

Ich weiß nicht wie ich anfangen soll… möchte nur gerade meine Gedanken und Gefühle aufschreiben. Ich war schwanger mit dem 4. Kind. Ungeplant durch einen Verhütungsunfall. Ich weiß.. mein Fehler. Ich habe bereits 3 Kinder. 3 Jungs. Sehr aktive Jungs. Bin verheiratet. Jedoch schon länger nicht glücklich. Alle Kinder sind von meinem Mann. Das jüngste gerade mal 2 Jahre alt. Ich komme sehr oft an meine Grenzen und bin überfordert. Mein Mann arbeitet viel und geht außerdem noch seinen Hobbys nach welche auch viel Zeit beanspruchen. Ist auch sein gutes Recht.
Ich habe es sofort gefühlt, als meine Periode ausblieb. Irgendwas stimmt da nicht. Meine Periode kam immer pünktlich. Seit einem Jahr. Mir wurde immer öfters schwindelig. War sehr müde. Ich kannte diese Anzeichen genau von meinen früheren SS. Aber ich versuchte sie zu ignorieren. Ich wollte es nicht wahrhaben. Mein Mann meinte öfters ich solle doch mal zum Arzt gehen, da es mir offensichtlich nicht gut geht. Ich verneinte. Hatte Angst vor der Wahrheit. Nachdem ich 3 Wochen überfällig war, holte ich mir einen Test aus der Apotheke. Ganz still und leise. Allein. Ohne das es jemand mitbekam. POSITIV. SCHOCK. Ich hoffte bis zur letzten Sekunde das die Symptome von etwas anderem kamen. Vielleicht war ich krank?! NEIN ich war schwanger. Habe den Test sofort wieder zurück in die Verpackung gelegt und versucht weiterzumachen wie zuvor. Natürlich ging das nicht mehr. Dieses Gedankenkarusell kann ich nicht beschreiben, ich sollte doch endlich nach 7 Jahren im Februar wieder in die Arbeit gehen. Ein 4. Kind? Niemals. Kein Platz. Keine Geduld. Keine Nerven mehr dafür. Alle Kinder sind aus dem gröbsten raus und ich habe mich seit 7 Jahren hauptsächlich nur um meine Kinder gekümmert. Habe zu 95% zurückstecken müssen. Keine Zeit für Freunde, keine Zeit für Zweisamkeit mit meinem Mann, keine Zeit für Hobbys. Körperlich und psychisch geht es mir nicht gut. Meine Kinder gehören auch nicht zu den Kindern, die sich selber beschäftigen können. Sie kleben quasi 24 Stunden an mir. Ich habe viel geweint (ich glaube noch nie so viel in meinem Leben) am nächsten Tag habe ich es unter Tränen meinem Mann gesagt und er war wie paralysiert und meinte nur: Oh nein, bitte nicht. Das ist das letzte was wir jetzt brauchen. Ich weinte bitterlich und er stütze und umarmte mich. Trotzdem konnte er es nicht fassen. Er meinte er hätte es vermutet und er wollte ja auch das ich zum Arzt gehe. Vielleicht hätte ich in diesem Moment eine andere Antwort von ihm erwartet, wer weiß… Die Tage vergingen, wir redeten wenig miteinander. Der Schock sitze tief. Ich konnte nichtsmehr essen, nichtmehr trinken, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich bin ins Krankenhaus gegangen um mir die SS bestätigen zu lassen. Ich konnte nicht zu meinen Gynäkologen wo ich seit 17 Jahren bin gehen, da ich mich so sehr schämte. Wir wohnen in einer sehr kleinen Stadt, wo jeder jeden kennt. Ich weinte im Krankenhaus bitterlich und sagte der Ärztin ich möchte dieses Kind nicht. Die Ärztin kannte mich von meinen 3 Geburten. Umarmte mich. Meinte ich schaffe das schon. Ich bin ja schließlich stark. Sie machte einen Ultraschall und zeigte mir das Kind. Ich war bereits in der 8. SSW. Wieso hatte sie den Bildschirm genau zu mir gedreht? Ich saß da und schaute auf den Bildschirm. Konnte meine Augen nicht abwenden. Konnte kaum klar denken. Weinte immernoch bitterlich und fragte mich nur WIESO? Wieso ich? Wieso wir? Verdammt nichtmal WIESO? Ich bin nach Hause. Kämpfte mit mir und meinen Gedanken. Fühlte mich alleine. Mein Mann meinte, er steht hinter mir egal was ich tue aber eigentlich würde es momentan 0 passen. Finanziell und auch psychisch. Wir dachten vor kurzem sogar über eine Scheidung nach. Wir gingen gemeinsam zur Beratung. Eine sehr liebe Frau. Hat uns viele Punkte und Richtungen gezeigt, mir zugehört, uns aufgeklärt… ich dürfte mich jederzeit bei ihr meiden. Egal wie ich mich entscheiden würde. Es war ein ewiges hin und her in meinem Kopf. Ich gebe es ehrlich zu. Ich war mir nicht zu 100% sicher, aber die momentane Situation hat es in diesem Moment nicht zugelassen. Ich bin sehr katholisch erzogen worden, meine Eltern sind sehr katholisch und würden mich verbannen, wenn ich ihnen meine Gedanken und mein Vorhaben erzählt hätte. Sie würden mich hassen. So habe ich es für mich behalten und meinen Mann. Es weiß bis heute keiner. Ich war danach nochmal im Krankenhaus mit schmerzen und Schmierblutungen . Ich weiß nicht wozu ich überhaupt nochmal hingefahren bin. Vielleicht habe ich gehofft das das Herz von alleine nichtmehr schlägt. Vielleicht habe ich gehofft, dass mir jemand hilft. Mich in den Arm nimmt, meine Verzweiflung spürt. Ich weiß es nicht….. ich solle mich bei meinem Gynäkologen vorstellen hieß es. Ich habe schließlich nach den 3 Tagen Wartezeit einen Termin in einer Klinik die Abtreibungen durchführt 200km von unserem Wohnort gemacht. Ich gehe es zu. Ich habe 4 Tage gewartet. Habe wieder mit mir gekämpft. Nachgedacht, gegrübelt. Mir Bilder im Internet angesehen, Familien auf Instagram gesucht die 4. Kinder haben…mir alles vorgestellt. Man gewöhnte sich doch immer mehr an dieses Kind im Bauch, dieses etwas was man schon am Bildschirm gesehen hat. Was sich bewegt hat. Obwohl es sich so falsch angefühlt hat. Wieso hat sie mir das Kind gezeigt? Wieso betonte sie mehrmals das Kind ist gesund und das Herz schlägt. Die 3 Tage zu meinem Termin waren die schlimmsten Tage in meinem Leben. Ich googelte viel, träumte, dachte, redete mit meinen Mann… mir ging es schlecht - so schlecht mit dieser Situation. Jeden Abend sagte ich zu mir selber: jetzt haben wir nur noch 3 Tage zusammen. Jetzt nur noch 2 Tage… Weinte, weinte, weinte - ich weinte quasi nur noch. Fragte Gott wieso er mir in meinem Leben so viele Steine in den Weg gelegt hat. Wir hatten schon mehrere Schicksalsschläge. Schaute meine Kinder tief ins Gesicht und stellte mir das Kind vor. Optisch, vom Charakter und ob es doch vielleicht ein Mädchen werden würde. Es tat weh so weh. Aber innerlich wusste ich, es geht nicht. Ich schaffe kein 4. Kind mehr. Ich hatte die letzten Jahre öfters mit leichten Depressionen zu kämpfen und es war nicht leicht für mich. Meine Kinder beanspruchen mich sehr viel. Den Abend davor redeten ich und mein Mann nochmal sehr viel. Er hatte sich Bilder im Internet angeschaut und zweifelte an der Abtreibung. Sagte, es hätte ja schon Hände und Füße. War sich auch nichtmehr sicher. Wir schrieben eine Liste, was dafür und was dagegen sprechen würde. Weinten zusammen. Hatten Angst vor einem kranken Kind. Wollten nicht alles aufs Spiel setzen. Ein 4. Kind hätte unsere Beziehung endgültig zerstört. Er betonte jedesmal, es ist meine Entscheidung. Er mache sich Sorgen um mich, um meine Situation, meine Psyche. Mit oder ohne 4. Kind. Mich machte dieser Satz sehr aggressiv. Wieso meine Entscheidung? Unsere Entscheidung. Wen er das Kind zu 100% hätte bekommen wollen hätte ich es auch versucht. Der nächste Tag kam. So fuhren wir zusammen in die Klinik. Redeten im Auto kein Wort. In der letzten Nacht schlief ich quasi garnicht. Dachte nur noch nach. Als wir in der Tiefgarage ankamen stieg ich aus unserem Auto ohne zu denken aus. Als ob ich ferngesteuert wäre. Auf dem Weg zur Praxis standen ein paar Abtreibungsgegner mit Schildern vor dem Fenster wo drauf stand DU BIST NICHT ALLEIN. Doch ich war es. Ganz allein. Ganz ganz allein. Ich fragte mich, ob mich diese Frau dann mit dem 4. Kind unterstützen würde. Sicher nicht. Der Arzt und die Helferinnen waren sehr nett. Es waren sehr viele Frauen in der Praxis, Junge und Alte. Der Arzt wollte nicht viel von mir wissen, war aber sehr nett. Er meinte 3 Kinder reichen in der heutigen Gesellschaft. Und sagte ich bin nicht allein in dieser Situation. Ich fragte ihn nur die eine Frage: (unter Tränen) merkt das Kind die Abtreibung? Und er sagte freundlich: NEIN das ist noch ein Embryo in der 9 SSW merken sie überhaupt nichts. Man würde das nichtmal nach der Absaugung erkennen weil es noch so klein ist. Erst ab der 22 SSW und auch da würden die Kinder durch die Narkose nichts merken. Ich war irgendwie erleichtert. Weiß nicht wieso. Ich wollte auf keinen Fall das das Kind schmerzen merkt. Ich bekam eine Absaugung mit einer kurzen Vollnarkose. Bevor ich einschlief, sagte ich noch kurz zum Team: ich hoffe ich wache niemals wieder auf. Schlief unter Tränen ein. Wachte nach kurzer Zeit wieder auf und verspürte eine kleine Erleichterung. Das es vorbei ist. Das ich es endlich geschafft habe. Ich weiß das hört sich sehr komisch an. Ich hatte keine Schmerzen. Mein Mann durfte mich nach 1 Stunde wieder abholen. Ich war selber sehr erstaunt das es mir mental in diesem Moment garnicht so schlecht ging. Mein Mann auch. Erst abends auf der Couch liefen wieder die ersten Tränen. Als ich mir vorgestellt habe das mein Kind dort irgendwo in einem Glas voller Blut schwimmt und ich es 200km weiter weg von hier gelassen habe. Es nicht beerdigen kann. Erst da kam mir das erste mal der Gedanke MÖRDER. Du bist jetzt ein MÖRDER. Du kommst in die Hölle. Eine 3 fache Mami, die ihr Leben für ihre 3 Jungs geben würde hat ihr eigenes Kind umgebracht. In diesem Moment wollte ich selber sterben. Nie in meinem Leben dachte ich das ich jemals in diese Situation kommen würde. Verurteilte immer alle Frauen die abtreiben wollten. Und jetzt gehöre ich selber dazu. Mein Leben ist vorbei. Ich weiß es. Ich weiß es wird nie wieder so sein wie vorher. Mein Mann bemüht sich sehr. Kümmert sich. Mehr als zuvor. Wieso nicht vorher schon so? Wäre es dann vielleicht nicht so weit gekommen? Ich fühle innerliche Leere. Ein Teil das fehlt. Einzig meine Kinder können mich ablenken. Ich weiß es ist frisch. Von meinem Mann suche ich Abstand. Wenn ich ihn sehe muss ich weinen. Nur Gestern kam kurz einen Moment der Gedanke: die 3 überfordern mich wirklich sehr. Ein 4. Kind hätte ich nicht geschafft. Trotzdem sitze ich oft da und entschuldige mich bei dieser Seele und bekommt kaum Luft vor innerlichen Schmerzen. Es tut mir so sehr leid. Ich kenne so viele Frauen, die Probleme mit dem schwanger werden haben und denen ich es so sehr gewünscht hätte. Ich weiß nicht ob ich es bereue oder was diese Gefühle bedeuten. Aber ich weiß das mein Leben nie wieder so sein wird wie es vor dem Dienstag war. Ich hoffe ich belaste niemanden mit meiner Situation. Mache niemanden traurig oder böse. Ich hatte nur gerade das Bedürfnis das ich meine Gefühle und meine Geschichte hier reinschreiben möchte. Ich wünsche euch alles gute. #schmoll

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"Schön" geschrieben!
Du bist keine Mörderin und hast dir die Entscheidung keinesfalls leicht gemacht. Was hilft es, wenn es für euch zur Zerreißprobe wird, du depressiv wirst, du nicht an dich denkst. Es ist so schön genug für dich. Nimm dir die Zeit und trauere, hadere aber nicht.

Und: schick deinen Mann zur Vasektomie

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So SCHON genug, statt SCHÖN genug.

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Aber es tut so weh das es mir die Luft zum Atmen nimmt. Diese Art von Schmerz kenne ich nicht. Ich danke dir für deine Worte. Mein Kopf hat für mein Herz entschieden. Ich bin so traurig.

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Hey!

Mir ging es ähnlich in der Situation ❤️… ich fühle mit dir. Es ist alles noch sehr frisch und tut dann ja am meisten weh. Natürlich findet so ein Abbruch nicht leichtfertig statt (besonders nicht für diejenigen, die schon Kinder haben und wissen was das alles bedeutet, finde ich). Ich hatte kurz danach auch dieses Gefühl der Erleichterung, ich war froh, dass diese Übelkeit vorbei war, ich war froh, dass das Gedankenkarussel jetzt aufhören musste. Trotzdem habe ich weitere Tage geweint, und gehadert und auch geweint, es wäre vllt das Mädchen geworden, von dem ich als Mami immer geträumt hab.
Du hast dich aber rational und vernünftig entschieden, dass du nicht mehr kannst und das ist eine Entscheidung für dich, für deine Familie und für deine Jungs. Eine Mama, die vor lauter Überforderung völlig depressiv wird, hilft keinem. Du hast gehandelt, um dich und deine Familie zu schützen. Das alles hat seinen Preis, ja, aber ich kann dir sagen. Ich war auch müde und wie benommen, wollte mich verkriechen, habe mich schlecht gefühlt, aber jetzt im Nachhinein, nach mehreren Jahren nach dieser Entscheidung weiß ich, dass das genau das richtige war. Es hätte mein Leben aus der Bahn geworfen und ich weiß nicht, wo ich damit gelandet wäre. Fehler passieren, niemand ist fehlerfrei. Trauere und dann versuch dein Leben in die Bahn zu bringen, die du möchtest, die dich glücklich macht. Arbeiten gehen, Hobbies für dich. Du hast 3 Jungs, das ist anstrengend, du gibst viel. Versuch nach vorne zu schauen. #blume

Lg

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Danke 🖤 ich fühle mich als ob mir die Luft zum Atmen genommen wurde und ich hoffe ich schaffe es mich wieder aufzuraffen. Für meine Kinder. Für die Familie. Für mich. Es fällt mir sehr schwer. Ich funktioniere nur noch. Gestern holte ich den SS-Test raus und weinte bitterlich. Küsste ihn. Umarmte ihn. Entschuldigte mich von ganzen Herzen. Ich wollte ihn eigentlich wegwerfen. Ich habe es nicht geschafft. Ich weiß das ich diesen Schritt nie wieder rückgängig machen kann. Ich mich nicht bei dieser Seele entschuldigen kann. Sie hat uns ausgesucht und wollte das Leben kennenlernen und ich als Mutter habe es getötet. War ich zu egoistisch? Vermutlich…. Ich bin seit 10 Jahren verheiratet. Frage mich jede Minute ob wir diese Hürde vielleicht nicht doch schaffen hätte können? Mir geht es nicht gut. Versuche mich aber zusammekzureißen. Vor allem vor meinen Kindern. Frage mich ob sie mich immernoch als beste Mama sehen würden, wenn sie wüssten was ich getan habe. Ich habe über Leben und Tod entschieden. Darf ich fragen wie lange es bei dir her ist? Ich sehe du bist gerade schwanger. Wie geht es dir damit?

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Mittlerweile ist es 4 Jahre her. Mein erstes Kind ist von meinem Ex, dann lernte ich einen Mann kennen, mit dem ich für 2 Jahre was einging. Ich war ziemlich gebrochen, meine Mutter war gestorben, ich alleinerziehend und er entpuppte sich als verdeckter Narzisst. Diese „Beziehung“ wurde immer belastender für mich. Wir hatten an ZT 26 eine Verhütungspanne, ich zum Arzt. Arzt schätzte ZT26 und schon beginnende Blutung als unwahrscheinlich ein. Tja, ich hatte genau da meinen Eisprung. 14 Tage später habe ich positiv getestet. Der Typ ist völlig ausgeflippt, rief mich ständig an, drängte zur Abtreibung und ich haderte. Ich hab mir so sehr ein Geschwister gewünscht.
Ich habe lange überlegt, viel geweint, aber mich dagegen entschieden. Unabhängig von ihm. Ich wollte nicht an ihn gebunden sein, ich musste raus aus dieser Psychobeziehung.
Trotzdem konnte dieses kleine Wesen ja nichts dafür und ich wünschte mir ja ein Kind, nur nicht so 😭.

Es war aber die absolut richtige Entscheidung, ich habe mittlerweile den Mann fürs Leben gefunden und mich mit ihm für weitere Kinder entschieden.

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Hey!

Fühl dich gedrückt!

Ich bin auch eine von denen, die nicht so leicht schwanger wurde. Aber mit diesem Umstand solltest du dich nicht geißeln, das ist mein "Problem". Manchmal hatte ich diesen Gedanken- aber dann wurde mir immer klar, dass ich mein/unser Kind möchte und nicht das Kind eines anderen Paares. Auch wenn irgendwo eine Frau schwanger wird, die nicht schwanger sein möchte, ändert das nichts für mich. Es wäre ja nicht mein Kind.
Und so haben beide Parteien ihre Päckchen zu tragen: die, die nicht so leicht schwanger werden und die, die ungewollt schwanger sind.

Erhol dich gut!

Liebe Grüße
Schoko

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Ich danke dir 🖤

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Hallo Herzschmerz.

Ich finde es sehr gut und mutig von dir, deine Geschichte hier so detailliert niederzuschreiben. Auch wenn man hier im Forum anonym bleibt, enthüllt man ja schon seine innersten, privatesten Gefühle. Vor allem wenn man so offen schreibt wie du.

Mir persönlich "tut es gut" von anderen Frauen zu lesen, ihre Geschichten und Erlebnisse zu erfahren. Bitte nicht falsch verstehen. Ich wünsche niemandem in einer solchen Situation zu sein und so sehr mit sich und der Entscheidung zu hardern. Aber nun, wenn man weiß, man ist nicht allein, dann fühlt man sich eben manchmal auch nicht so. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. Am ende des Tages ist es natürlich das eigene Erleben und Fühlen und man muss alleine durch diese Gefühle.

Mein Abbruch ist etwas länger her. Als ich schwanger war, war ich unerwartet in einer sehr schlimmen Situation und ich war wirklich am Ende. Eigentlich hätte ich ein Kind gewollt. Aber ich konnte dieses nicht bekommen. Ich kann über die Gründe nicht sprechen. Und niemand weiß, von dem Abbruch. Nur ich allein trage dieses Wissen mit mir rum. Die ersten Tage danach war ich zwar traurig, das es überhaupt soweit kommen musste, aber ich war auch unglaublich erleichtert.

Ich hatte die Hoffnung, dieses Gefühl der Erleichterung würde irgendwann die Oberhand übernehmen. So war es aber nicht. Du hast es gut geschrieben...von da an war nichts mehr wie vorher. Ich wusste sehr schnell, ich hatte die falsche Entscheidung getroffen. Nur leider gehört diese, zu den Entscheidungen, die man nicht mehr rückgängig machen kann. Sie gehört nun zu der eigenen Biographie dazu. Ich glaube auch nicht, dass man so etwas vergessen kann, aber es wird irgndwann in den Hintergrund treten. Sicherlich ist es auch von der allgemeinen Stimmung die man gerade hat abhängig, ob man es gerade gut verpacken kann oder ob es noch mal mehr in den Vordergrund rückt.

Für mich persönlich ist es so schlimm im Moment, da ich mich in meiner nun veränderten Situation im Kinderwunsch befinde und es nicht klappt. Ich denke immerzu daran, dass die letzte Schwangerschaft vielleicht meine einzige Chance war ein Kind zu bekommen.

Mich plagen auch diese Gedanken:"Morgens war ich noch schwanger und dann bin ich abends einfach nichtschwanger wieder zu Hause gewesen. Zack - Leben für immer verändert. Ich glaube einfach, so schnell kommen die Gefühle und Gedanken nicht mit. Bei dir ist es ja auch noch sehr frisch.
Es braucht einfach Zeit, das alles zu verarbeiten.

Du hast 3 tolle Kinder die dich auf Trapp halten. Du hast dich nicht nur "gegen etwas" entschieden sondern auch "für etwas". Nämlich für dich und für deine bereits bestehende Familie.

Mir hat mal jemand gesagt, eine Entscheidung die man trifft, vor allem dann wenn sie nicht leichtfertig getroffen wurde, soll man nicht bereuen. Denn jede Entscheidung hat eine Berechtigung und war zu dem Zeitpunkt richtig. Das heißt nicht immer unbedingt dass eine Entscheidung nicht schmerzhaft sein darf, aber es war die richtige Entscheidung zu der Zeit als man sie treffen musste.

An manchen Tagen hilft es. An manchen Tagen trauere ich.

Ich wünsche dir, dass es dir hilft und bald besser gehen wird. Alles Gute.

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Danke für deine Antwort. 🖤
Ich hatte gestern dringend das Bedürfnis meine Geschichte aufzuschreiben. Mir geht es nicht gut. Überhaupt nicht gut. Ich funktioniere seit Tagen nur noch. Würde mich am liebsten ins Bett legen, das Kissen auf mein Kopf drücken und ganz ganz lange schlafen. Damit ich nichtmehr denken kann. Aber das geht nicht. Hier ist immer Aktion im Haus. Das pure Leben. Gut so. Meine Kinder brauchen mich. Sagen zu mir, das ich die beste Mama bin und sie mich über alles lieben. Küssen mich, umarmen mich. Das sticht im Herzen. Ich muss jedes Mal weinen. Es tut sehr weh. Wenn sie nur wüssten… ich stelle mir das Kind vor. Male mir Bilder aus die es nie geben wird. Nur dieses schwarze Loch in meinem Herzen. Niemals habe ich gedacht das ich mich in dieser Situation wiederfinden werde. Niemals!!! Aber ich lese eure Texte und habe wenigstens ein bisschen das Gefühl nicht alleine zu sein. Ich danke euch. Obwohl es sich trotzdem so anfühlt. Fühl dich gedrückt. 🖤

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Hallo

Ich weiß das ich deinen Schmerz nicht nachfühlen kann, aber für mich als Mama hast du dich rationell für deine bestehende Familie entschieden. Wenn du dir jetzt das Leben als 4 Fach Mama vorstellst wirst du an die vielleicht schönen Seiten denken und eben um diese Zukunft trauern. Deine Voraussetzungen hören sich aber für mich alles andere als ideal an und schlimmstenfalls wärst du mit deinen 4 Kindern alleinerziehend geworden, (Scheidung stand ja schon im Raum) mit zuwenig Platz und zuwenig Geld. Und ein vielleicht "schwieriges" Baby wäre für deine psychische Gesundheit auch nicht förderlich gewesen. Du hast Verantwortung für deine Familie übernommen, obwohl du es dir wahrscheinlich anders gewünscht hast. Lass die Trauer um dieses Baby zu, aber denke immer an eure echte Lebenssituation und nicht an so heile Welt Instagram Familien. Und hol dir unbedingt psychologische Hilfe.

Lg

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Danke 🖤 und fühl dich umarmt von mir

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Hallo Herzschmerz.
Ich verstehe dich und war im Juni in der gleichen Situation wie du auch mit baby nr4 ungeplant schwanger. Naja genau genommen waren es dann Nr.4 und Nr.5 es waren zwillinge. Ich hab 3 Mädchen und hatte natürlich auch die Gedanken was wenn es Jungs sind usw und wenn ich deine Geschichte lese könnte sie von mir sein. Ich hab die erste woche danach nur geweint und auch jetzt muss ich ganz oft daran denken aber im grossen und ganzen weiß ich das ich richtig entschieden habe und es wird leichter. Vorallem hatten die beiden eine Überlebenschance von 60% und mir war das Risiko zu hoch. Am 22.2 wäre der geburtstermin der beiden und ich weiß an diesem Tag werde ich sehr sehr traurig sein. Aber man muss einfach jetzt damit leben auch wenn es hart ist. Liebe grüsse und fühl dich gedrückt

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Fühl dich umarmt 🖤🖤

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Liebe Herzschmerz,
es ist so kurz her bei dir. Und es tut mir selbst weh, so sehr spüre deinen Schmerz aus deinen Worten.
Hebe dir die Worte auf, die du hier geschrieben hast.
Dein Herz sagt dir alles.
Es hat auch vor dem Abbruch gesprochen.
Und es zeigt dir auch weiter den Weg.

Ich glaube nicht, dass eine Frau in dieser Situation rational entscheidet, sondern sich für das entscheidet, was sie für sich für weniger gefährlich hält.

War die Zeit für dich und deinen Mann denn ausreichend?
Würdest du jetzt sagen: wir hätten es schaffen können? Wir hätten das und das für uns anders machen können, damit es geht? Was hätte euch geholfen?

Ich finde es eine Befreiung, bereuen zu dürfen.

Und den Satz nicht hilfreich: "Du hast dich nicht nur "gegen etwas" entschieden sondern auch "für etwas". Nämlich für dich und für deine bereits bestehende Familie."

Eher wie eine Erfahrung, dass man sein Kind vor einem Unfall nicht beschützen konnte?
Ich hoffe und wünsche, dass dein Mann und du vielleicht gerade über diesem Schmerz neu zueinander findet.

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Danke 🖤
ja ich leide sehr, leide so so sehr. Ich kann kaum Atmen weil es so weh tut.
Frage mich jede Sekunde ob es der richtige Weg war.
Was mich dazu berechtigt hat über Leben und Tod zu entscheiden.
Was ich mir dabei gedacht habe mein eigenes Kind zu töten.
Ob ich und mein Mann es nicht doch geschafft hätten wenn wir mehr geredet hätten, wenn wir uns mehr zugehört hätten, wenn wir mehr gekämpft hätten.
Wenn mich in dem Moment wo ich den Test gemacht habe jemand in den Arm genommen hätte und mir gesagt hätte DU SCHAFFST DAS. GLAUBE an DICH.
Wenn die Reaktion anders von meinem Mann gewesen wäre.
Wenn ich nochmal zu der Frau aus der Beratung gegangen wäre.
Frage mich wie ich mit diesem Gefühl weiterleben soll. Wie und wann ich mir wieder selber in die Augen schauen kann. Wie ich meinen Kindern in die Augen schauen kann. Ich weiß es ist sehr frisch. Ich werde damit leben müssen. Ob ich möchte oder nicht. Ich habe mich auf die Arbeit gefreut, auf meine nach langer Zeit zurückgewonnene Freiheit. Dieses Gefühl ist weg. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich hatte so sehr Angst vor der Zukunft. Jetzt ist die Angst nicht auszuhalten. Ich bin erst 35 Jahre alt und frage mich wie ich es in den nächsten Jahren aushalten soll. Würde gerne die Zeit vordrehen. Möchte nicht mehr. Diese Frau, die so viel Lebenslust hatte gibt es nichtmehr. Sie ist am Dienstag mitgestorben. Ja ich wäre am liebsten nichtmehr aus der Narkose aufgewacht. Aber ich muss funktionieren. Für meine Kinder. Aber wieso habe ich es nicht für mein 4. Kind geschafft? Wieso? 🖤

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Da du katholisch bist, solltest du versuchen durch den Glauben Frieden zu finden. Gott hat das passieren lassen aus einem Grund. Vielleicht, weil er wollte,dass du dich für deine Familie entscheidest. Dass du siehst was du hast und was du brauchst,um glücklich zu sein.
Dieses Kind war nie dazu bestimmt geboren zu werden, sonst wäre es dazu gekommen. Es sollte eine Prüfung sein und diese hast du gemeistert. Klingt vielleicht paradox oder komisch, aber ich denke,dass Dinge passieren, weil sie so passieren sollen. Sie führen uns dahin,wo wir sein sollen.
Nimm die Trauer an und dann geh zu deinen Kindern und deinem Mann und lebe.
Alles Gute und Gottes Segen für dich und deine Familie

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Ja, das kann helfen. Wenn Du katholisch bist und diesen Glauben lebst, fahre vielleicht mal in eine Nachbarstadt (bezugnehmend auf Deinen Text Du wirst dies wahrscheinlich nicht bei dem Pfarrer machen wollen, der Dich aus der Gemeinde kennt) oder noch ein bisschen weiter und gehe beichten. Die Beichte ist genau für Situationen wie Deine gedacht und gemacht.

Eine etwas "weltlichere" Idee wäre auch, noch einmal zu der Beratungsstelle zu gehen. Die Beraterinnen (vielleicht sogar diejenige, die Du ursprünglich besucht hast) können Dir mit Sicherheit weiterhelfen, dieses Erlebnis in Deine Biographie integrieren zu können.

Alles Gute Dir und Deiner Familie!

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Sehr bewegende Worte und dennoch so zu lesen, als sei es für dich zu 100% eine klare Entscheidung gewesen und zwar von Anfang an und das darf sein und somit hast du alles richtig gemacht.
Sei nicht so hart mit dir. Das wird dich begleiten, es wird mit Sicherheit aber erträglicher. Du bist deswegen kein schlechter Mensch.