Wie mit Abtreibung "abschließen"?

Hey ihr lieben :-)

Ich schreibe hier heute rein weil mir in den letzten Wochen und Monaten immer wieder meine Abtreibung von vor fast zwei Jahren in den Kopf kommt. Ich stehe hinter dieser Entscheidung und kann ganz klar sagen, dass es zu diesem Zeitpunkt nicht so gewesen wäre wie wir das wollten. Wir hatten beide keinen fixen Job, unsere Wohnsituation war ( und ist immernoch ) alles andere als das was ich für eine Familie möchte & wir haben den Traum von einer Reise welche wir dieses Jahr endlich beginnen werden. #huepf

Mittlerweile sind wir verlobt, wollen in vielleicht 1-2 Jahren Heiraten und können uns definitiv vorstellen so in 4-5 Jahren an Familienplanung zu denken. Wir sind jetzt 23 und 24 Jahre.

Ich würde behaupten, dass ich die Abtreibung ganz gut verkraftet habe. Die Erfahrung war unglaublich Schmerzhaft ( also im wahrsten Sinne des Wortes. Ich lag gekrümmt auf dem Badezimmer Boden vor weh ) und auch emotional war es nicht so leicht. Da ich aber hinter dieser Entscheidung stand und stehe war es okay für mich mal ganz plump ausgedrückt. Mein Partner hat heute noch Probleme darüber nachzudenken oder zu reden. Dazu möchte ich sagen, dass wir die Entscheidung gemeinsam getroffen haben. Ich wusste wenn ich jetzt zum Arzt gehe und ohne die Tablette zurück komme würde er genauso hinter mir stehen wie wenn es eben so ist wie es gekommen ist. Er hat sich damals auch alles andere als bereit dafür gefühlt.

Heute sagt er immer mal wieder, dass er schon überlegt hat zu einer Therapie zu gehen aber machen tut er es irgendwie auch nicht. Vielleicht weil wir eh bald auf Reisen sind? Ich weiß es nicht genau..

Mir geht's eher darum, dass ich so Hemmungen habe alles was ums Thema Babys, Schwangerschaft usw geht anzusprechen. Ich hab immer schiss das ich ihn da an einem Wunden Punkt treffe. Ganz banale Dinge wie ein Film den ich schön finde wo aber ein Baby ungeplant kommt traue ich mich fast garnicht ihm zu zeigen #kratz

Ich weiß nicht was ich mir hiervon erhoffe aber vielleicht hat ja jemand Ideen, Tipps oder selbst erfahrung wie man damit am besten umgehen kann. Oder wie ich meinem verlobten helfen kann damit umzugehen?

Ps: er sagt immernoch er steht hinter der Entscheidung und bereut es nicht. Er hat ein schlechtes Gewissen.... #schmoll

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Mir half einzusehen, dass dieses Kind seinen Platz im Familiengefüge hat. Zum Sternenkindertag bekommt dieses Kind seine Kerze, genau wie unser Sternchen ( das abgetriebene Kind war lange vor meinem Mann). Meine Kinder wissen von beiden und haben dieses Kind "Lilly" getauft.
Das war mein Weg, damit umzugehen...abschließen werde ich nie damit.

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Ich will nicht forsch sein…. Aber dennoch muss ich fragen…
Aber ein Kind für das sich bewusst dagegen entschieden wird mit einer Fehlgeburt zu vergleichen ? Wirklich?
Du hattest selbst eine Fehlgeburt und eine Abtreibung. Das sind zwei so massiv unterschiedliche Dinge.
Ja, ich kenne dich und die Umstände um beides nicht.
Aber ich stelle mir schon die Frage …

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Ich möchte auch nicht forsch sein, aber…das ist ihre Art ihr Trauma zu verarbeiten. Sie denkt an das Baby wie an ihr anderes Verlorenes und zündet eine Kerze an. Eine Kerze!!!! Keine Welpen oder etwas anderes Krankhaftes…. Nur eine Kerze. Sie raucht auch nicht 50 Zigaretten am Tag, um das zu verarbeiten… sie denkt nur an das Kind und zündet eine Kerze an. Sie beschimpft niemanden und pöbelt keine kleinen Kinder an. ….
Verstehst du, worauf ich hinaus möchte damit?
Wie sie ihre Traumata verarbeitet, geht niemanden etwas an… darüber darf niemand richten. Jeder hat seine eigene Methode;-)


✌🏼

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Hey(:

Wir haben nie bewusst die Entscheidung getroffen eine Seele gehen zu lassen, von daher habe ich da keine Erfahrung. Aber es ist immer gut zu reden, viel zu reden. Über alle Sorgen, Ängste und Gedanken.
Wenn er selber schon eine Therapie vorschlägt, wäre das ein toller Anfang. Falls er sich das aus eigenem Antrieb nicht traut, könnte er sich vielleicht seinem Hausarzt/Hausärztin anvertrauen, der ihn dann auch notfalls überweisen könnte. Wegen Reisen usw zu warten halte ich für verlorene Zeit. Zumal man zum Teil sehr lange auf Therapieplätze warten muss! Und da ihr euch in XY Jahren eine Familienplanung vorstellen könnt, wäre es ja schön, wenn er (du evtl auch?) dann zumindest Mathematiker ist.

Es ist keine Schande eine Therapie zu machen.

Euch beiden viel Glück und alles Gute!🌸

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Ich glaube, man blickt immer wieder auf Zeiten im Leben zurück und sieht Zeiten unterschiedlich. Ich nenne es so: Das Regal ausräumen und neu wieder einräumen. Dein Verlobter war nicht so entschieden, wenn ihm auch recht gewesen wäre, wenn du gekommen wärst ohne die Tablette genommen zu haben.
Für einen Mann ist es schwer, etwas zu sagen. Egal wie, kann sich eine Frau gedrängt fühlen. Und wenn er sagt "egal, wie du dich entscheidest, ich stehe zu dir" - kann das zu wenig engagiert rüberkommen.

Ihr wart euch einig und seid es auch heute noch: Die Situation war nicht so, dass ihr euch ein Kind darin vorstellen konntet.
Die Abtreibung selbst ist nochmal was anderes, ein eigener Schritt, eine Konsequenz - ich weiß nicht, wie ich das gut sagen kann. Es drückt sich vielleicht darin aus, dass er hinter der Entscheidung steht und ein schlechtes Gewissen hat.
Sprecht darüber. Du kannst auch von dir aus zum Ausdruck bringen, in welchen Momenten du unsicher bist (das mit dem Film z.B.). Dass du Angst hast, ihn zu verletzen. Dann kann er von sich auch eher etwas sagen oder jedenfalls mit der Zeit immer eher.
Und dem Kind einen Platz geben. Ja, das könntet ihr gemeinsam machen.

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Also reden hilft immer. Wir machen das und wir haben uns auch zusätzlich noch professionelle Hilfe gesucht. Für Männer wird kaum was getan um sie in solcher Situation aufzufangen. Es ist ja Schmerz bei euch beide. Den lindert man nur wenn man ihn annimmt und sich da durch kämpft. Du kannst mir gerne auch eine private Nachricht dazu schreiben. Du wirst an dir wachsen wenn du das Thema annimmst und drüber sprichst. Ich bin erstaunt dass du es so mit dir ausmachen kannst. Ich habe viel geweint im Arm meines Freundes. Ohne ihn wäre es noch schwerer geworden. Mit ihm kann ich den Schmerz teilen.