Angst vor einem Abbruch

Hallo ihr Lieben,

Ich weiß seit zwei Tagen, dass ich schwanger bin. Mein Partner (45) und ich (25) haben überhaupt gar nicht damit gerechnet!
Ich bin gerade aus der Heimat weg zu ihm gezogen und den Fängen meiner Kontrollsüchtigen Eltern entkommen, kann das erste mal mein Leben ganz frei genießen. Am 01.04. wollte ich meinen neuen Job anfangen… und jetzt das!
Nach langen Gesprächen sind wir eigentlich dabei gelandet, dass es für uns keinen Sinn macht, ein Kind zu bekommen, zusätzlich zur momentanen Situation.
Ich habe aber wahnsinnige Angst vor dem Abbruch, bzw eher von den Folgen. Mir geht es zum ersten Mal seit Jahren wieder mental gut, jetzt falle ich wieder in so ein Loch. Wie waren eure Erfahrungen nach dem Abbruch? Wie ging es euch? Wie ging es in eurer Partnerschaft weiter? Konntet ihr wieder losgelassen sein miteinander, miteinander schlafen ohne Scham und Angst? Hat das zwischen euch und eurem Partner irgendwas verändert?
Und welche Methode habt ihr gewählt und würdet ihr es wieder so tun? Habt ihr irgendwas bereut?
Ich hab so viele Fragen und bin geplagt von ständiger Unsicherheit.
Danke schon einmal für eure antworten!

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Liebe Lise,

sicherlich eine emotional sehr anstrengende Zeit mit sehr belastenden Lebensereignissen für Dich. Ich würde Dir empfehlen, Beratung zu suchen (z.B. donum vitae, pro familia). Lass Dich beraten wie Du Unterstützung bekommen kannst. Ich denke, so wie Du schreibst, würdest Du einen Abbruch nicht gut verarbeiten können. Das ist doch auch keine Sache, die man entscheidet, weil es "keinen Sinn macht" bzw. sehe ich ein hohes Risiko, dass man anschließend nicht gut damit klar kommt, wenn man allein danach entscheidet (und gegen sein Herz).
Dir kann es doch auch mit Kind mental gut weitergehen. Warum fällst Du nun in ein Loch (oder bezieht sich das auf die Folgen einer potentiellen Abtreibung)? Du kannst doch auch trotzdem Deinen neuen Job antreten (es sei denn natürlich, Du hast einen von diesen Jobs, bei denen ein sofortiges BV kommt). Du kannst trotzdem nun emotional stabil und frei weiterleben. Es liegt ja auch eine große Chance darin.

alles Gute

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Danke dir für deine Antwort! Für uns gibt es einige Punkte die eben gegen ein Kind sprechen. Wir müssten erneut umziehen, ich gebe wieder einen großen Teil meiner Freiheit auf, wir finden diese Welt zu krank um ein Kind drauf zu setzen, wir sind finanziell derzeit durch den ganzen Umzug usw schlecht aufgestellt usw… ich weiß nicht ob wir das so Wuppen können, bzw habe ich Angst davor. Gleiche Angst plagt mich aber bei einem Abbruch.
Bereue ich es vielleicht? Wird es zwischen meinem Partner und mir nachhaltig etwas negativ verändern, womöglich sogar zerstören (wo es gerade einfach nur wohltuend und unbeschwert war) Wie gut schaffe ich damit umzugehen? Zumal habe ich Angst vor dem Eingriff an sich und niederschmetternd ist eben auch, dass wir keine finanzielle Unterstützung erhalten, dafür bekomme ich ein paar Euro zu viel ALG I.
Ich war eben gerade dabei mich zu entfalten, und es mir wieder gut gehen zu lassen, hatte Konzerte und Kurzurlaube geplant, wollte eine umfangreiche Weiterbildung starten usw.
Sicher ist eine Entscheidung gegen ein Kind gerade rational, aber ich kann mich nach all den Jahren nicht wieder so sehr einschränken lassen.

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Hey, ich hatte vor paar Monaten einen Abbruch. Schreib mir gerne privat, ich beantworte dir deine Fragen.

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Hallo LiSe,

Dein Huntergrund klingt hart. Schön, dass du endlich ein neues Kapitel aufschlagen kannst! Ein Baby ist eine mentale Belastung und benötigt ein stabiles Umfeld. Wenn du gerade erst anfängst zu heilen und dich aufzubauen sind das keine guten Voraussetzungen - weder für das Baby noch für dich! Und du stehst im Vordergrund und kommst an erster Stelle!

Was genau macht dir Angst vor einem Abbruch? Die moralische Einstellung anderer Leute? Der medizinische Vorgang? Ersteres kann man getrost vernachlässigen, zweiteres übersteht man wie andere Eingriffe auch.

Ich wünsche dir alles Gute!
LG
Cr

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Die moralische Entscheidung oder die Meinung anderer Leute interessiert mich Gott sei dank überhaupt nicht.
Ich habe einfach Angst vor den Folgen. Auch wenn es rational betrachtet die richtige Entscheidung ist, das Kind nicht zu bekommen, plagen mich fragen.
Bereue ich es? Schaffe ich es, gut damit umzugehen? Verkrafte ich den Eingriff psychisch? Und die für mich größte Frage: was verändert es in unserer Partnerschaft? Wird es wieder so unbeschwert wie vor dem Eingriff? Kann ich wieder so unbeschwert sein? Und welche Methode wähle ich?

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Ich hoffe deine Ärzte werden die beste Methode für deinen Fall auswählen. Mit deinem Partner hast du bereits Gespräche geführt, aber natürlich müsst ihr weiter besprechen ob er dich begleitet zu den Beratungen und Arztterminen und am Besten redest du auch mit ihm über deine Ängste. Wenn er ein guter Partner ist wird er offen mit dir reden und dein Wohl im Blick behalten.
Es gab eine Studie (Ich glaube eine kanadische) die sich eingehend mit den Schuldgefühlen von Frauen beschäftigt hat, die abgetrieben haben. Die allerwenigsten (einstelliger Prozentsatz) hatten im Anschluss langfristig mit ihrer Entscheidung zu kämpfen.

Natürlich kann dir keiner garantieren wie es dir danach geht und es ist vollkommen okay Zweifel zu haben! Aber wenn du nochmal mit deinem Partner sprichst, pro und contra durchgehst und dann -nach all den rationalen Überlegungen- auf dein Gefühl hörst wird es richtig sein.

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!

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Die Entscheidung für oder gegen das Kind ist sicherlich nicht leicht.
Wie hast du dir dein Leben denn generell vorgestellt in Zukunft und auch mit diesem 20 Jahre älteren Mann. Wollt ihr überhaupt mal Kinder? (Er wird ja ja nicht jünger und du auch nicht)
Ich denke, dir Frage könnt ihr nur gemeinsam erörtern und dann dementsprechend entscheiden. Ja? Oder nein? Oder ja, aber nicht jetzt?
Wäre Adoption eine Möglichkeit, die für euch in Frage kommt?
All diese Fragen würde ich mir an deiner Stelle stellen.
Ich kann nichts dazu sagen, wie man sich nach einer Abtreibung fühlt, ich kann dir nur sagen, wie ich mich nach meiner FG 2017 gefühlt habe: leer, ausgebrannt, unglaublich traurig, wollte das Kind unbedingt zurückhaben.
Du musst dich halt darauf einstellen, dass das passieren könnte und ich habe oft von Frauen gehört, die nach einer Abtreibung einen wahnsinnigen Kinderwunsch entwickelt haben und das ist denke ich auch nicht leicht.

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Das kann ich nach Fehlgeburt (samt Ausschabung) so bestätigen. Obwohl ich wochenlang auf die Fehlgeburt gewartet hatte und endlich weiter probieren wollte (Kinderwunschbehandlung) - der Moment, als die Hormone dann schlagartig gefallen sind, war richtig übel...

Dass das Krankenhaus alles andere als Samthandschuhe an hatte (lange Geschichte) hat die Situation nicht besser gemacht.

Hormone sind kleine Biester.... Auch wenn rational betrachtet alles prima und richtig und gut ist, hauen die einen ordentlich in die Pfanne.

@TE: wenn du dich für den Abbruch entscheiden solltest, stell dich gut darauf ein. Tu dir in der Zeit danach viel Gutes. Kuschel dich ins Bett, Tasse heiße Schokolade dazu (oder dein sonstiges Lieblingsgetränk) und gib dir erst mal Zeit. Plan dafür ein paar ruhige Tage ein.

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heey,

mir ging es ähnlich (wobei ich nur diese randfakten von deinem text kenne)

frisch vor 5 Jahren mit meinem Freund zusammen & ziemlich schnell zusammen gezogen in eine neue Wohnung wo auch wir finanziell viel ausgegeben hatten und waren damals 21.
erstes mal freiheit und freude genossen und dann kan meine unverträglichkeit vom implanon und war ungeplant schwanger. plötzliche schmierblutungen obwohl keine periode mit implanon, war beim gyn & ss gesehen.
direkt wusste ich - NEIN das geht nicht.

mit meinen freund gesprochen und er meinte er steht hinter mir egal wie & hab medikamentös abgetrieben, war auch erst in der 5. woche damals. & würds wieder so machen :)

danach wars bisschen komisch, weil ich wusste für ihn wär es auch okay gewesen das kind zu behalten und das er ein wenig mühe auch mit meiner direkten entscheidung hatte.

wollte danach sicher 2 Monate kein sex,
nach einiger zeit war aber alles wieder normal bei uns.

lg

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Hey!

Danke für deine Antwort!
Das hat mir sehr geholfen.

Hattest du doll schmerzen bei der medikamentösen Methode?

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hallo nochmal,
kannst mir sonst auch eine PN machen wenn du dich darüber austauschen willst :)

nein gar nicht.
ging am morgen hin und bekam diese tablette welche die hormone abstellt nehmen & musste dann danach zu hause noch antibiotika nehmen & irgendwie 48 stunden später nochmal die "finale" tablette.

innerhalb von wenigen stunden kam die "periode" und es war wirklich wie eine normale periode, mit normalen regelschmerzen, die ärztin hat mir dann auch noch angerufen und alles war okay. weil ich nicht so "weit" war denk ich war es auch nicht so stark.
hatte dann so 5-6 tage blutungen und danach kam 4 wochen später schon normal meine periode. hatte ja dort gleich auch das implanon entfernt.

psychisch gings mir gut, es war ja meine absolut 100% entscheidung es gab keinen einzigen prozent in dem ich mir unsicher war. es war mehr psychisch belastend für mich, dass mir sowas passiert ist. hab mich geschämt obwohl ich nichts dafür konnte war halt einfach versagen der verhütung. aber das hat mich mehr fertig gemacht, dass "durchmachen" zu müssen, wenn du verstehst was ich meine. also war mehr wut wie trauer und eben die angst wie gehts weiter mit der beziehung, bleibt alles gleich?

aber nach eben einigen wochen war alles beim alten und ändern das erlebt zu haben kann man nicht, jedoch denke ich hat es uns als paar sogar noch mehr zusammen geschweisst..

lg

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Hallo! Ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Ich habe gestern einen Abbruch hinter mich gebracht, operativ mit Vollnarkose. Ich weiß das es die richtige Entscheidung war. Der erste Gedanke ist immer der richtige. Trotzdem ist der Weg bis zu dem Abbruch ansich sehr steinig gewesen, ein auf und ab der Gefühle. Auch jetzt frage ich mich, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich denke das gehört leider einfach dazu. Mir hat das Gespräch mit der Beratungsstelle sehr geholfen, nächste Woche darf ich zum Folgegespräch dort erscheinen und dafür bin ich sehr Dankbar. Es wird mich sicher noch einige Zeit belasten und auch viele Tränen kosten, aber ein Kind hat ein klares "Ja!" verdient und kein "Na gut.. dann machen wir das halt".

Du wirst die richtige Entscheidung treffen!

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Hallo LiSe,
du weißt es erst seit kurzem und es ist gut, wenn du ein Beratungsgespräch in Anspruch nimmst, um Sicherheit zu bekommen und deine Fragen zu stellen. Auch deine Befürchtungen, wie sich ein Abbruch auswirken kann. Obwohl das sicher von
Natürlich ist das viel jetzt und du hattest so überhaupt nicht damit gerechnet.
Es ist so schön, dass es dir gut geht, seit du auf eigenen Beinen stehst und alleine deine Entscheidungen treffen kannst.
Du hast um deine Freiheit gekämpft und jetzt eine gute Aussicht.

Inwiefern würdest du deine Freiheit mit Kind verlieren?
Dem neuen Job steht ja nichts im Weg, auch nicht der Weiterbildung und den Urlauben. Selbst wenn du das Kind bekommen würdest.
Wie steht dein Freund im Leben und was spricht aus seiner Sicht gegen das Kind?