Plötzlich traurig nach anfänglicher Freude

Hallo,

ich bin eigentlich nur stille Leserin, aber gerade so verzweifelt, dass ich hier nach Rat oder sogar Schwangeren suche, denen es auch so geht oder ging.

Ich habe einen 1,5 jährigen Sohn. Er war ein absolutes Wunschkind und ich hatte eine wunderschöne, unkomplizierte Schwangerschaft und bin überglücklich mit ihm.

Vor 2 Wochen habe ich positiv getestet. Ich bin ungeplant schwanger. Ich war zwar geschockt, aber habe mich schon ein paar Stunden später gefreut. Auch beim 1. Frauenarzttermin war ich froh, dass alles gut aussieht. Eine Woche später (vorgestern an 6+2) hatte ich den nächsten Termin. Sie hat mir alles gezeigt, aber es war mir „egal“, ich habe nichts gefühlt, auch nicht als sie mir den Herzschlag zeigte. Zu Hause konnte ich nur noch weinen und fühle mich seitdem ganz schlecht. Plötzlich möchte ich dieses Kind nicht mehr, obwohl ich immer 2-3 Kinder wollte und auch einen geringen Altersabstand gut finde. Kennt das jemand? Geht das wieder weg? Ich fühle mich gerade als würde ich für immer so traurig bleiben. Mein Mann freut sich auf das Kind und fühlt gar nicht wie ich. Er ist trotzdem sehr für mich da und übernimmt alle Aufgaben, für die ich gerade keine Kraft habe, macht sich aber große Sorgen.

Ich würde mich sehr über einen netten Austausch freuen.

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Mir ging es für einige Wochen am Anfang der Schwangerschaft so obwohl ich sogar geplant schwanger war. Plötzlich war ich traurig, unsicher und ängstlich und hab mich gefragt was wir uns dabei gedacht haben.
Mein Großer war da ebenfalls 1,5 Jahre alt.
Nach einigen Wochen verschwanden diese Gefühle aber kamen nochmal Ende der Schwangerschaft wieder, was mich sehr verunsichert hat.
Diesen Monat wird mein 2.Kind 1 Jahr alt und wir sind sehr glücklich! Der Altersabstand ist perfekt. Der Große liebt den Kleinen und umgekehrt und sie spielen jetzt schon toll miteinander.
Ich möchte dir Mut machen. Ein zweites Kind kann immer Angst machen gerade wenn das erste auch noch sehr jung ist, man sich fragt ob man das schafft, wie das erste reagiert oder aber auch ob man nochmal ein Kund so lieben kann wie das Erste (Spoiler man kann ;)).
Aber hinterher fragt man sich wovor man je Angst hatte.
Ich wünsche dir dass du dich auch bald wieder freuen kannst :)

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Vielen Dank für deine Antwort. Es ist schön von jemandem sowas zu lesen, der den gleichen Abstand zwischen den beiden Kindern hat wie wir es auch haben werden. Dein Erfahrungsbericht macht mir auf jeden Fall Mut. Ich freue mich eigentlich auch ein bisschen für meinen „großen“ Sohn, dass er dann ganz schnell schon jemanden zum spielen hat. Ich war knapp 6 als meine Schwester geboren wurde und hätte mir manchmal einen kleineren Abstand gewünscht als Kind.
Danke auch, dass du meine Gefühle nicht klein redest oder sagst, ich solle doch froh sein oder so. Denn das wäre ich gerne, aber das kann man nun mal leider nicht beeinflussen.
Also nochmal ganz, ganz lieben Dank für den schönen Kommentar. Ich hoffe, dass ich mich bald freuen kann.

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Herzlichen Glückwunsch! Das ist doch normal. Du bist schon Mama und weisst um die Verantwortung. Da werden sich immer wieder verschiedene Gefühle abwechselnd melden: Finanzielle Fragen, Platzfragen, spaltet sich die Liebe oder verdoppelt sie sich, werde ich für zwei Kinder plus Mann „sorgen“ können, wie steht es um meine eigene Freiheit usw. Da darf man sich auch mal paar Tage innerlich emotional distanzieren. Wenn du allgemein psychisch nicht labil bist, wird sich das einpendeln. Ansonsten hast du bestimmt einen Therapeuten, der dich emotional wieder auf die Schiene bringen kann.
Was mir persönlich bei allen Herausforderungen hilft, ist, meine Grenzen pragmatisch abzustecken. ZB könnte es dir helfen, wenn du entscheidest, es gibt nach diesem Kind keine weiteren mehr. Ich habe zwei und entschied mich gegen ein Drittes nach dem Motto „Qualität vor Quantität“ - dh wenn ich weiss, ich mag mich nur um zwei kümmern, dann werden wir lieber eine kleinere glückliche Familie als eine grössere, wo jeder am Rad dreht. Mit meinen inneren Entscheidungen kann ich mich mental immer wieder selbstregulieren.

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Vielen Dank für deinen Kommentar.. da waren auf jeden Fall gute Tipps dabei. Tatsächlich wollte ich nach der Geburt meines 1. Kindes am liebsten direkt das nächste bekommen, diese Hormone! Und auch jetzt hab ich immer gedacht, wie schön es doch wäre, wenn sie ganz nah beieinander wären. Aber jetzt, wo es so ist, fühlt es sich komisch an. Ich wollte immer 3 Kinder haben, aber da bin ich mir gerade auch nicht mehr so sicher.
Nein, eigentlich bin ich psychisch sehr stabil, deshalb war das jetzt für mich auch eine sehr überfordernde Situation. Ich habe aber bereits mit meiner Hebamme vom 1. Kind gesprochen und nun einen Termin mit ihr, auf den ich mich freue. Sie kennt sich sicher damit aus und kann mir vielleicht auch nochmal weiterhelfen.

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Hallo Liebe!
Du bist zur Schreiberin geworden und bekommst nun ganz persönliche Antworten. Das ist doch cool, oder?
Schon ein erstes Anzeichen, dass du dich (auch) durch dein zweites Kind wieder weiter entwickeln wirst, neue Erfahrungen machen und neues entdecken, lernen. Ja, auch aushalten und überwinden. Z.B. so ein Gefühlstief.
Dass es vorübergeht - so wie es unbemerkt und überraschend kam. Oder dass du etwas "tun" kannst, dass es dir wieder besser geht. Vielleicht das Gefühl nicht zu sehr beachten oder zu sehr zu beobachten. Freude kommt meist auch überraschend. Und wir sind einfach nicht immer in Hochstimmung. Beim ersten Kind ist alles neu und unbekannt. Hielt da die Freude länger an?
Es gibt Frauen, die fühlen sich beim ersten Kind unglücklich, weil die Unsicherheit so groß ist und das Unbekannte sich bedrohlich anfühlt.
Ich kenne Gefühle, die kommen und gehen. Und oft/meist im Zusammenhang mit Kind.
Mit den eigenen Gefühlen leben (lernen) ist eine Aufgabe und wird hormonell unterstützt oder auch nicht. ;-)
Es ist so gut, dass dein Mann für dich da ist. Dein Körper und deine Seele stellen sich gerade um. Dafür brauchst du Kraft. Gut, dass er dann Aufgaben übernimmt, die du sonst machst. Sorgen muss er sich eigentlich nicht machen.
Wenn du weinen magst, darfst du weinen. Und brauchst dich nicht deswegen schlecht fühlen. Gefühle brauchen einen Ausdruck. Was meinst du, was würdest du sagen, was die Tränen bedeuten? Was sie zum Ausdruck bringen?
Der Blick nach außen: auf dein Großes, auf das Ultraschallbild - das kann auch Gefühle auslösen. Schau und hör dir ein bisschen zu, was sich alles zu Wort meldet und wie die Stimmen in dir miteinander reden, wie sie sich auch wieder beruhigen.
Liebe Grüße von Kyra #winke

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Liebe Kyra,
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar!
Tatsächlich geht es mir jetzt besser als letzte Woche. Ich habe mich von allem distanziert, was mit (meiner) Schwangerschaft zu tun hat, habe es verdrängt, schaue nicht mehr in die Schwangerschaftsapp und möchte auch keine Ultraschallfotos anschauen. Damit geht es mir gerade (noch) am besten. Ich hoffe, dass sich das bald ändern wird. Bei meinem 1. Kind habe ich mich nur gefreut, ständig vor Glück geweint und hatte keine negativen Gedanken. War vielleicht etwas naiv von mir zu denken, es wäre beim 2. Kind genau so.
Meine Mama und Schwester sind auch eingeweiht und sind Tag und Nacht für mich da. Das hilft mir gerade sehr. Und sie wissen, dass ich nicht darüber reden möchte, akzeptieren das voll und ganz (obwohl sie sich beide auf das Baby freuen) und reden meine Gefühle auch nicht klein. Ich bin sehr dankbar für mein Umfeld und für solche lieben Kommentare hier.

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Hallo du Liebe,
das freut mich so von dir zu lesen. Du machst es so, wie du kannst. Der Vergleich mit der ersten Schwangerschaft ist nicht nötig. Das stimmt. Es ist auch ein anderer Mensch. Und der kleine kommt im Moment auch ohne besondere Aufmerksamkeit von dir aus. Du brauchst im Moment selbst die Fürsorge. Wie wunderbar deine liebsten Menschen das erkennen und das Richtige für dich tun. #liebdrueck Behutsam, fein, aufmerksam, freundlich. Mutter "bemuttern". Dann läuft alles Weitere .... #schein #herzlich
Liebe Grüße und Umarmung von Kyra

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Liebe Winterwunder,
ich habe drei Kinder - war insgesamt 5 Mal schwanger - und es gab bei wirklich jeder der Schwangerschaften Tage / kurze Phasen, an/in denen ich dachte "Was hast du dir dabei gedacht?" und ich unsicher und unglücklich war und die bevorstehenden Veränderungen lieber nicht gehabt hätte. Ich glaube nicht, dass das so ungewöhnlich ist und ich kann mir gut vorstellen, dass das bald wieder anders ist. Behalte dich und deine Gefühle trotzdem gut im Blick. Sollte dein Gefühl so ausgeprägt bleiben oder gar schlimmer werden, würde ich raten mal eine Beratungsstelle aufzusuchen, einfach, um für dich ein bisschen zu sortieren. Alles Liebe

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Danke für deinen Kommentar!
Ja, auf jeden Fall sind solche Gefühle normal, aber ich habe mich letzte Woche wirklich elend gefühlt. Ich habe nichts geschafft, ich war nicht 1x vor der Tür. Normalerweise mache ich 80% des Haushalts, ich habe es nicht mal geschafft den Geschirrspüler auszuräumen oder eine Wäsche anzustellen. Ich habe nur geweint und wollte das alles nicht mehr.
Über eine Beratungsstelle habe ich auch nachgedacht, aber nun habe ich nächste Woche einen Termin mit meiner Hebamme aus der 1. Schwangerschaft, zu der ich ein großes Vertrauensverhältnis habe und hoffe, dass mir das Gespräch helfen wird.

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Das klingt tatsächlich ziemlich extrem und solltest du unbedingt im Blick behalten. Depressionen während der Schwangerschaft sind auch gar nicht so selten. Gut, dass du eine liebe hebamme hast, der du vertrauen kannst.

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Diese Phase haben viele Frauen. Ich hatte sie auch. Aber sie verging wieder. Sind wahrscheinlich auch die Hormone die so ein Gefühlschaos machen.