Chirurgischer Abbruch

Hallo ihr!

Ich hab leider spät (9SSW) von meiner Schwangerschaft erfahren.
Ich benötigte ehrlich gesagt etwas Bedenkzeit weil ich schon Kinder habe und der Schritt dann doch so endgültig ist.
Jedoch kann und will ich mir kein weiteres Kind mehr vorstellen.

(Ich nehme die Pille - die aufgrund meiner Schilddrüsentabletten die höher dosiert wurden im Sommer, wohl leider an Wirkung verloren hat und meine Arzt den Fehler zugab mich darüber nicht zu informieren dass das möglich ist.)

Aktuell bin ich bei 11+1 und ich weiß dass es schon ein kleines Menschlein ist - deswegen plagt mich mein Gewissen so extrem.

Meine Frage.

Hat jmd. Erfahrung mit einer „so späten Abtreibung“ oder kennt ihr jmd. Wie gings euch/ihr?

Einerseits hab ich große Angst es mir im nachhinein nicht verzeihen zu können. Andererseits habe ich extreme Angst vor der Vorstellung mit einem weiteren Kind

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Hallo du, bitte lass dich nicht von den negativen Erfahrungen hier verunsichern. Wer weiss, ob die alle echt sind oder dich nur abhalten wollen, deine Entscheidung umzusetzen. Da sie alle unter graunick schreiben, würde ich schwer davon ausgehen.

Die wenigsten Frauen haben nach einem Schwangerschaftsabbruch lang anhaltende psychischeProbleme, sofern sie vorher gut informiert wurden, eine klare Entscheidung getroffen haben und in einer angenehmen Atmosphäre optimal medizinisch betreut wurden. Es gibt zahlreiche Studien, die das belegen. Zeitweise Phasen der Traurigkeit sind Teil eines ganz normalen Verarbeitungsprozesses, wie in jeder anderen Krisensituation auch. Erfahrungsgemäß ist die Zeit vor dem Abbruch viel belastender als die Zeit danach.

Auch Frauen, die eine ungewollte Schwangerschaft austragen, müssen mit den Folgen ein Leben lang klar kommen und können dadurch unter psychischen Problemen leiden.

Wenn du mit dir im Reinen bist ist deine Entscheidung für den Abbruch vollkommen in Ordnung und dein gutes Recht. Nicht jede Frau will immer wieder aufs neue Mutter werden. Und ein Muss ist das schon gar nicht. Du hast das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Genieße deine Freiheit wenn deine Kinder größer werden. Du weisst am besten was du schon alles geleistet hast.

Ich hatte Jahre bevor ich meine Kinder bekommen habe einen Abbruch in SSW 10 + 6. Es wurde mit der Absaugmethode gemacht. Es ist mir nicht schwerer gefallen als wenn es z.B. in SSW 6 oder 7 gemacht worden wäre. Das Kind spürt nichts davon. In den Niederlanden ist ein Abbruch bis SSW 24 erlaubt. Weil erwiesen ist, dass das Kind auch dann noch nichts spürt.

Also wenn du noch überlegst, dann lass deine Gedanken nicht davon leiten, dass der Embryo schon wie ein winziger Mensch aussieht. Entscheide nur, ob du jetzt noch ein weiteres Kind willst oder eben nicht.

Alles Liebe für dich!

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Ein Kind in der 24 SSW hat eine bereits ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeit. Auch sind wir hier an einem Punkt wo ein Überleben außerhalb der Mutter möglich ist. Wie Du zu der Aussage kommst, dass ein Kind in diesem Entwicklungsstadium nichts spürt, ist deshalb nicht nachvollziehbar. Du kannst aber gerne Studien zitieren, die Diene Behauptung untermauern.
Davon abgesehen haben doch die meisten Frauen, die bzgl. ihrer Entscheidung schon im Vorfeld dermaßen ambivalent sind, danach erhebliche und anhaltende Probleme.
--Du hast, aus welchem Grund auch immer, keine Probleme gehabt. Aus dieser (Pro-Choice bzw. Pro Abtreibungs-) Perspektive heraus bist Du aber ebenfalls kein guter Ratgeber für die TE.

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Es geht darum, ab wann das Nervensystem und die Großhirnrinde so entwickelt sind, dass der Fötus tatsächlich in der Lage ist, Schmerz zu empfinden. Entscheidende Gehirnverbindungen, die mit der Schmerzempfindung in Zusammenhang stehen, sollen sich erst zwischen der 23. und 30. Schwangerschaftswoche bilden und vor der 30. Woche noch nicht funktionsfähig sein. Das ist also kein Pro-Abtreibungs Post, sondern schlichtweg die nüchterne Wahrheit.

Es gibt Studien zu dieser Thematik, anbei zwei, welche man nach wenigen Sekunden Recherche frei zugänglich findet:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16118385/

https://cordis.europa.eu/article/id/25521-report-suggests-foetuses-feel-no-pain

Bearbeitet von blackfox
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Dass du obwohl du schon in der 9. Woche warst, etwas Bedenkzeit gebraucht hast, ist voll verständlich. Die ein-zwei Wochen sind sowieso nicht lange für eine so bedeutsame Frage. Wenn du schon Kinder hast, läuft der Alltag ja auch nebenher. Der ist jetzt schon so, dass du dir kein weiteres Kind mehr vorstellen kannst und willst. Du bist jetzt schon ausgelastet.
Dass du Angst hast, dass du dir den Abbruch im nachhinein nicht verzeihen kannst, ist genauso nachvollziehbar. Wann ist er geplant?
Du hast gleichzeitig Angst vor der Vorstellung mit einem weiteren Kind. Da ist es schwer, dass du überhaupt eine Entscheidung treffen kannst.
Was macht dir bei der Vorstellung mit diesem Kind jetzt am meisten Angst? Mütter leisten enorm viel und ihre Arbeit (und Liebe für die Kinder) wird so oft wenig anerkannt.
Bist du vielleicht jetzt schon voll ausgelastet und bräuchtest jetzt schon eine Unterstützung im Alltag? Was für eine Entlastung müsste es für dich sein?

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Vorab mal danke für deine Zeilen!

Der Abbruch wär die Woche noch - Mittwoch oder Donnerstag. Da bekomm ich noch bescheid.

Die Angst ist einfach da dass ich nicht mehr allem gerecht werden kann, meine Kids sind auch „erst“ 4, 6 und 7.
Ich komme zurecht und ich muss eingestehen der kleine Wurm würde nebenbei noch „mitlaufen“ blöd gesagt.
Aber dann komm halt auch noch ich. Ich als Mensch. Es ist womöglich egoistisch, aber ich habe bereits so schon oft dass Gefühl ich „opfere“ mich auf. Man machts ja liebend gern für die Kinder, aber ich bin halt nicht NUR Mama.

Ach…… es ist so schwierig 😞

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Das verstehe ich voll gut. Nicht nur Mama sein, auch wenn das eine soo wertvolle Aufgabe ist. Ja, man opfert sich schon auf und gibt einen großen Teil seiner Zeit und Kraft für die Kinder. Und ja, man machts gerne. Wer sieht und schätzt es?
Die meisten Mamas sind weit davon entfernt, egoistisch zu sein. Was würde dein Mann sagen oder Freundinnen? Deine Kinder? Hast du Jungs und Mädels?
Das Kleine würde noch mitlaufen. Du hast mit deinen Dreien viel Erfahrung. Man selber wird glaube ich tatsächlich immer entspannter, je mehr Kinder man hat. Darfst mich gerne privat anschreiben, wenn du mehr wissen möchtest.
Dass du spürst, dass du als Mensch auch noch kommst, ist sehr wichtig. Es klingt so viel Sehnsucht durch. Wer hört sie? Das bist du und es darf so sein. Du kannst ja noch vieles andere als das, was du als Mama jeden Tag tust - so wichtig es ist. Gleichzeitig sind da noch die anderen Seiten in dir.
Wovon träumst oder was wünschst du dir konkret, wenn du Zeit für dich hättest?

Bearbeitet von alma216
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Ich hatte 2007 einen abbruch zu ungefähr dem gleichen Zeitpunkt wie du also kurz vor knapp . Damals war ich noch nicht Mama und konnte es von daher für mich gut verarbeiten .

Hab es im Nachhinein nie bereut. Ich war zu der Zeit erst ganz kurz mit meinem Partner zusammen und konnte es mir einfach nicht vorstellen mit 20 mit einem mir tatsächlich noch nicht wirklich vertrauten Menschen ein kind zu bekommen und die Finanzielle Situation hätte es damals auch wirklich nicht für mich zugelassen.
2020 bin ich dann ganz geplant und gewollt doch Mama geworden und das tatsächlich sogar mit dem gleichen Mann wie zu Zeiten des abbruchs.

Ich drücke dir fest die Daumen das di die für dich richtige Entscheidung treffen kannst .

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Hallo,

fühl dich gedrückt.
Ich war vor kurzem in einer ähnlichen Situation. Schwanger mit dem vierten, Kinder 2,4 und gerade 6 geworden.
Ich habe mich für den Abbruch entschieden. Der war vor einer Woche. Ich bin schon traurig, da es keine Entscheidung gegen das Kind, sondern für mich und damit auch für unsere Familie war. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, nochmal anzufangen. Kannst du es?

Liebe Grüße

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Hallo,

es tut mir sehr sehr leid für Dich! Das ist nicht schön, nicht fair und schon gar nicht einfach, dennoch musst du leider eine Entscheidung treffen.

Ich war in einer ähnlichen Situation, hatte zu dem Zeitpunkt erst ein Kleinkind, aber die Situation außen herum war nicht tragbar. Ich musste mich, um mein Kind zu schützen, gegen das Kleine in meinem Bauch entscheiden - eher war mein Mann der treibende Part. Zudem war ich schon in der Zwölfen Woche, als ich die Schwangerschaft festgestellt habe.

Für mich war das ein Höllenritt! Nie werde ich vergessen, wie ich mich fühlte. Nie werde ich vergessen, wie schlimm ich weinte, selbst noch als ich gerade in den OP geschoben wurde. Und auch wie es mir danach ging, auch das wird nie heilen! Es ist jetzt 8 Jahre her und es ist seitdem ein Teil meines Lebens. So wird es auch immer sein. Aber man lernt damit umzugehen.

Und ich kann dennoch sagen, dass es die richtige Entscheidung war.

Höre auf dein Inneres, höre auf deinen Instinkt. Was danach passiert, kann niemand sagen

Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute

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Hallo liebe
bittekeinevorhaltung. Natürlich keine Vorhaltung für dich!!

Ich bleib an dem hängen, was du in Klammern gesetzt hast.

Es ist ja gut, dass der Arzt es so zugegeben hat, dass er dir nicht diese wichtige Information gegeben hat.
Wenn nichts im Beipackzettel steht, müsste der Arzt eigentlich zur Verantwortung gezogen werden können.
Gewissensmäßig bist du ja nicht für eine Abtreibung.
Aber für das Kind fehlt dir die Kraft, schon allein die Vorstellungskraft.
Weißt du, was ich mir denke:
Der Arzt ist versichert. Du würdest ja nicht Unterhalt für das Kind einklagen - aber für dich: alles, was es dir ermöglicht und leichter macht mit eurem vierten Kind.
Wie sind die Gespräche mit den Ärzten gelaufen? Es ist der Gyn und der Endokriologe, oder?

Ich finde, du hast jetzt eine Freikarte! Solltest du haben!! Nicht den Schaden!
Also Wünsche frei.
Jetzt kommst du! ❤️ Trau dich das zu denken. Die Zeit ist knapp, aber du kannst dich morgen rechtlich erkundigen.
In aller Ruhe mit deinem Mann reden heute abend! Guten Abend euch!
Emilia

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Auch Ärzte sind nur Menschen und jetzt hier die Klagekeule zu schwingen find ich auch übel. Zumal die Threaderstellerin jetzt grad sicher keine Lust auf nen Rechtsstreit hat (der sich wahrsch auch ziehen wird)

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Warum Keule?
Genau für so was ist doch eine Versicherung da. Dass man sich als Arzt eben auch mal irrt oder etwas vergisst. Und wenn es nur darum geht, der Familie oder halt der Mama das Leben zu erleichtern, ist das doch konstruktiv und voll o.k.
Klar - wenn der Termin schon Mittwoch oder Donnerstag sein soll, ist wenig Zeit.
Die Sicherheit, dass ihr etwas bezahlt wird, hat sie nicht.
Aber schon mal der Gedanke in die Richtung kann helfen.
"Mir steht etwas zu!" - Genau das, was, die TE genannt hat: Wo bleibe ich?
Wäre ja absurd, wenn ihr nach dem Abbruch eine Psychotherapie bezahlt wird.
Bestimmt lässt sich da was machen.
Einfach nochmal mit dem Arzt reden.
Er kann ja sogar großzügig eine Familienhilfe verschreiben.

Welcher Arzt war es, der die Info nicht gegeben hat?
Wie wäre es für dich? Wenn du Hilfen für den Alltag bekommst?
Ihr habt ja die letzten zwei Wochen sicher alles hin und her überlegt.
Und nun ist es kurz davor und dir geht es nicht gut.
Da muss es doch eine Lösung geben!
Gute Nacht erstmal!
Emilia 🌸

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Hallo

Es gibt täglich Abtreibungen von Frauen, die in der 11. Woche oder höher sind. Ich kenne selbst jemanden. Ihr ging es gut damit, weil sie die Abtreibung wollte.
Du hast die Pille genommen und damit alles getan, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Dass sie aufgrund der Schilddrüsentabletten nicht gewirkt hat, ist natürlich ärgerlich.
Wenn Du eine Abtreibung als richtig anschaust, wirst Du Dir sie wohl auch verzeihen können. Und Du willst und kannst Dir kein weiteres Kind vorstellen.

Freundliche Grüsse

tm

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Ich möchte mich mal bei ALLEN für eure Antworten bedanken!

Ich hab jede genau gelesen und einige haben mir ein gutes Gefühl gegeben.
Aber ich empfand keine als Anklagend oder „in eine Richtung drängend“ - dafür danke! Das hätte ich nicht erwartet.



Mich beruhigt der Gedanke enorm (hab mich diesbezüglich auch schon vorher im Internet bisschen schlau gemacht) dass das Baby (noch) keine schmerzen empfindet.
Reflexe sind natürlich vorhanden.


Ich möchte mal 100% zur Beratung & hoffe dann dass es mir leichter fällt mich auf eine „Seite zu stellen“. Aktuell bin ich 1 Std. absolut überzeugt davon es nicht zu bekommen und am besten gestern.
Dann kippe ich wieder und denke ich kann es „dem Kind“ nicht antun - der Zwerg kann nichts für diese verzwickte Situation.


Ich hoffe grade stark auf ein Zeichen, eine Eingebung, ein irgendwas - wo ich zu 100% einfach dann hinter einer Entscheidung so gkt wie möglich stehen kann.

Liebe Grüße an alle und nochmal DANKE - ich schätz es sehr wieviele hier so nett schreiben und sich Gedanken machen bzw. die Zeit nehmen!

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Und mich beeindruckt, dass du alles aufgenommen hast und für dich jetzt abwägst.
Du hast auch weiter oben geantwortet (ach)? Und hast zwei Möglichkeiten.
Beratung wäre natürlich wirklich gut. Und du hättest nochmal Zeit für dich, wenn du nicht den Termin morgen nimmst. Und musst auch weniger organisieren mit deinen Kindern.

Es ist beides möglich. Wie gut, dass du diese Freiheit hast.
Das Zeichen?
Ich denke, dass du es spüren wirst, was für dich stimmig ist. 😊