Anpassungsstörung schwangerschaft?

Ich hoffe ich bin hier richtig. Bin aktuell in der 10. SSW (ungeplant, aber wie ich eig dachte gewünscht). Bin auch schon 35 einhalb und hatte vor der Schwangerschaft sogar Ängste es würde vllt nicht klappen, hab drüber nachgedacht Eizellen einfrieren zu lassen.

Ich habe verhütet und es ist trotzdem passiert. Und seit dem Test habe ich Panik; meine erste Reaktion war als ich den Test gesehen habe: ich will das nicht!

Zum Verständnis: der Zeitpunkt ist zum einen grad total ungünstig (der Partner/Kindsvater und ich haben vorher zusammen gewohnt; ich bin kurz bevor ich von der SS wusste 600 Kilometer weit weg gezogen wegen ner beruflichen Chance. Wir dachten er hätte viel mehr Zeit sich an meinem neuen Ort ne stelle zu suchen. Jetzt stehen wir total unter Druck). Ich seh mich schon im Wochenbett bzw die ersten Wochen vllt sogar Monate alleine mit kind! Da er aktuell in der Schweiz lebt wird er auch keine Elternzeit bekommen.


Ich hab aber einen Abbruch auch nicht übers Herz gebracht, weil ich ja schon ein Kind möchte und es kam mir total herzlos vor.


Mich machen aber meine komischen Gedanken fertig: ich habe jahrelang geschuftet in der Schule, im Studium, im Beruf. Ich war immer vernünftig. Ich hab die abenteuerliche Seite von mir (wollte gerne mal 2-3 Monate wenigstens irgendwann reisen) verdrängt aus irgendwelchen Vernunftgründen (bin so erzogen worden). Ich bin zwar 35 einhalb, aber hab das Gefühl mich nie richtig ausgelebt zu haben. Und jetzt soll ich bald (bzw schon jetzt?) Verantwortung für einen Menschen übernehmen. Das macht mir total Angst.


Ich wollte doch einfach noch ein paar Dinge für mich machen; die ich jetzt nicht mehr tun kann. Das hört sich so unglaublich egoistisch an. Aber ich dachte ich kann hier vllt einfach ehrlich sein. Hinzu kommt, dass die letzten eineinhalb Jahre besonders kraftraubend und schlimm waren.


Man sollte doch eig., wenn man Kinder bekommt selbst ,,fertig‘‘ sein und gelebt haben oder? Hinzu kommen dann Sprüche von der Schwägerin meines Partners, dass wir jetzt die nächsten 18 Jahre nicht mehr entspannt reisen können (wir lieben beide reisen).


Ich fühl mich total depressiv und niedergeschlagen, so emotionslos, abgestumpft und müde; obwohl ne Schwangerschaft doch eig was schönes ist? Ich frage mich, pb das ne Anpassungsstörung sein könnte oder ich vllt einfach kein Kind bekommen sollte?

Bitte seid lieb und steinigt mich nicht.
Ich danke euch!

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Fühl dich erstmal gedrückt. 🤗❤️🤗

Zu aller erst: Das sind vollkommen normale Gedanken.
Ich selbst hatte sie auch trotz das es bei mir Wunschkind war.

Wars das schon?
Ist mein Leben nun "vorbei" weil man sich ja nun der Verantwortung eines anderen Lebens widmet?
Hätte ich nicht warten sollen?
Hab ich alles geschafft und erreicht was ich zumindest bis zu diesem Zeitpunkt wollte?

Und viele, viele andere Fragen sind in meinem Kopf herum geschwirrt.
Doch, und kann ich ja nur von mir reden, gingen diese Gedanken vorbei. Ich schob es auf die Hormone die in totalen Chaos in mir rumgewuselt haben denn sobald ich die ersten Tritte spürte.. wusste ich sofort: Das war richtig für mich.

Und nein das Leben ist nicht vorbei für 18 Jahre. Es ist anders, aber definitiv nicht vorbei.
Man kann dennoch reisen, dann halt nur mit Kind im Schlepptau.
Man muss etwas mehr planen weil eben das Kind da ist. Klar kann man nicht mehr so wirklich zu 100% spontan sein wie man es evtl. vorher war, aber es ist auch schön. Sehr schön sogar.. wenn auch wie eben gesagt anders.

Ich denke dieser Gedanke "Man sollte doch fertig sein bis dahin.." wird immer da sein. Denn seien wir ehrlich ist das eine abgehakt kommt das Nächste.. dann das Nächste.. wann ist man wirklich "fertig"? Ich denke das wird man nie sein.

Es wird nie den perfekten Zeitpunkt geben ein Kind in die Welt zu setzen. Egal wie sehr man es versucht.. man kann nur den besten Rahmen dafür geben. Feste Anstellung, finanziell abgesichert und einen Partner. Das sind Faktoren die wichtig sind.. alles drum herum kann man sich hinbiegen und drücken wie es dann mit Kind dann passt.

Egal wie viel man "gelebt" hat es fühlt sich zu meist dann zu wenig an wenn man dann weiß unter dem Herzen entsteht ein kleiner, neuer Mensch der dir noch mehr Verantwortung "aufbürdet" für das du dann lebst.
Man wird diese Verantwortung aber gern tragen weil das Herz wächst.. entweder man lernt es in der Schwangerschaft lieben, direkt nach der Geburt oder es ist schon da.. Liebe ist das Einzige was einfach exorbitant wächst.

Sag den Leuten die dir sagen: "Das Leben ist nun 18 Jahre vorbei!" NEIN! Ist es nicht.. es wird größer, liebevoller und es wächst.. es ist anders, aber anders wundervoll. Punkt.


LG

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Hallo,

klar bist du hier richtig. Du bist ungeplant schwanger geworden, bist verunsichert und möchtest deine Ängste teilen.

Ich bin auch mit 35 schwanger geworden, durchaus geplant und gewünscht und in einer stabilen Beziehung, und mir ist es auch im ersten Trimester psychisch nicht so gut gegangen. Genauso wie übrigens fast allen anderen Frauen, die ich kenne, ebenfalls, wenn sie ehrlich sind.

Weißt du was? Dieses "eine Schwangerschaft ist was Schönes und die Schwangere rennt die ganze Zeit glücksstrahlend durch die Gegend", das ist ein Mythos, ein Klischee! Oft sogar eine blanke Lüge! Etwas, das Frauen ganz viel Druck macht und ganz oft einfach nicht stimmt, besonders am Beginn der Schwangerschaft. Mich hat das auch so fertig gemacht, weil ich gedacht habe, dass mit mir etwas nicht stimmt... bis ich draufgekommen bin, dass es fast allen Frauen in der Frühschwangerschaft so geht!

Eine meiner besten Freundinnen, 38, und mit jahrelangem Kinderwunsch und 6 missglückten Versuchen künstlicher Befruchtung und einer Fehlgeburt hinter sich... auch ihr ging es nicht anders in der Frühschwangerschaft, als es dann endlich mal geklappt hatte!

Es gibt da so viele dämliche Sprüche, die die Menschen einem klischeehaft sagen, ohne nachzudenken, so wie "genieße deine Schwangerschaft". Ich kenne keine einzige Frau, die ihre Schwangerschaft im ersten Trimester sonderlich genossen hat! Da spielen die Hormone verrückt, man ist energielos, es ist irrsinnig anstrengend und man ist todmüde, vielen Frauen ist schlecht usw. ... und das, was an der Schwangerschaft schön sein könnte, nämlich z.B. die Kindsbewegungen zu spüren und Kontakt aufzunehmen, dafür ist es noch viel zu früh!

Es ist also völlig normal, sich körperlich und psychisch im ersten Trimester nicht gut zu fühlen und das sagt absolut gar nichts darüber aus, ob du ein Kind kriegen solltest oder eine gute Mutter sein wirst!

Es ist auch nicht gleich unbedingt eine Anpassungsstörung... also nicht unbedingt gleich eine Störung irgendeiner Art... wie gesagt, ganz vielen Frauen geht es so in der Frühschwangerschaft. Es ist nur diese dumme gesellschaftliche Norm, die sie dazu zwingt, das zu verschweigen, aus Angst, dann als schlechte Mutter abgestempelt zu werden, aber eigentlich ist es der Normalzustand und es ist eher die Ausnahme, sich in der Frühschwangerschaft toll zu fühlen.

Bei dir gibt es ja durchaus gute Rahmenbedingungen für ein Kind, auch wenn diese konkrete Schwangerschaft nicht geplant war. Du sagst, du hast dir ein Kind gewünscht. Und du bist schon 35, da hast du eh nicht mehr ewig Zeit. Du hast eine fertige Ausbildung, sogar ein Studium, und Berufserfahrung. Du bist in einer Beziehung, die im Großen und Ganzen stabil klingt, und es klingt auch danach, dass auch dein Partner das Kind will und sich freut, oder?

Zum Thema "ein paar Dinge für dich machen" und "dich ausleben". Weißt du, da gibt es keine natürliche Sättigung davon.

Und jetzt ganz ehrlich:

Wenn du das bisher, bis 35, gar nicht geschafft hast, was wäre denn jetzt anders gewesen, sodass du es ausgerechnet jetzt, mit 35 schaffen würdest, dich auszuleben und ein paar Dinge für dich zu machen? Wenn du das bisher kaum geschafft hast bis Mitte 30, dann hat das auch sehr viel mit deinem Mindset zu tun und damit, dass du es dir nicht zugestehst. Das kannst du ändern, ob mit oder ohne Kind. Du musst dich auch mit Kind nicht komplett aufgeben (ich tue das auch nicht, könnte es gar nicht, und hab mittlerweile eine zweieinhalbjährige Tochter).

"Man sollte, wenn man ein Kind bekommt, selbst "fertig" sein und gelebt haben", schreibst du. Woher hast du denn das? So, wie ich das sehe, ist man niemals "fertig". Das wäre ja auch traurig, das würde heißen, dass deine Persönlichkeitsentwicklung zu einem Stillstand kommt und du innerlich wie tot bist. Und "leben", was auch immer das heißt - aber im Sinne von, das Leben auch genießen und die sein, die du bist - das ist auch etwas, was du eigentlich immer solltest oder dir immer gut tun würde, ob mit oder ohne Kind.

Reisen kann man auch mit Kind, es ist nur anders und hängt viel vom konkreten Kind, den Eltern und der individuellen Einstellung ab. Als Beispiel: wir sind letzten Sommer drei Wochen mit Auto und Fähre mit unserer 2-jährigen Tochter von Österreich über Südtirol nach Sardinien gereist, dann weiter nach Korsika, mit der Fähre wieder ans italienische Festland und von dort zurück nach Österreich. War alles recht problemlos möglich, natürlich mit kurzen Etappen und Zwischenstopps und einigermaßen kindgerecht. Für den kommenden Sommer planen wir eine ähnliche Reise Korsika/Südfrankreich. Es gibt auch Menschen, die mit kleinen Kindern nach Thailand, Indien oder Australien fliegen.

Ein Kind fordert dich auf und unterstützt dich dabei, einerseits reifer zu werden, andererseits aber auch mehr zu dir selbst zu stehen. Es prüft dich und deine Werte und es kommt dir dabei aber - so ist meine Erfahrung - auch auf halbem Weg entgegen. Deine Erziehung war in Richtung Pflichtbewusstsein und wenig Abenteuer und Spaß? Wunderbar, jetzt kriegst du ein Kind, das freut sich, wenn du dich gemeinsam mit ihm mehr in Richtung Abenteuer und Spaß entwickelst, Kinder lieben das! Dieser Schritt in deiner Persönlichkeitsentwicklung ist also offenbar dran, ob mit oder ohne Kind. Das Kind kann dir das sogar erleichtern, weil du dadurch gezwungen bist, den alten Trott zu verlassen.

Und wie lange hättest du dich denn noch ausleben wollen, wenn du jetzt 35, 5 bist? Und hättest du dafür auch in Kauf genommen, dass es dann vielleicht nicht mehr klappt mit Kindern (so geht es gar nicht so wenigen Ende 30, Anfang 40)? Ich weiß, du bist, wie ich, die Generation Millenial "wir wollen ewig jung bleiben und uns alles offen halten" und so wurden viele von uns geprägt. Aber es ist auch was Schönes daran, erwachsen zu werden und Verantwortung für ein Kind zu übernehmen.

Alles Gute und du kannst mir gern schreiben, wenn du dich austauschen magst.

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Wie langweilig wäre das Leben, wenn man das Kind als „Endstufe“ sehen würde und bis dahin alles erlebt haben muss?
Wir lieben es auch zu reisen und wir werden das auch mit Kind weiterhin tun. Klar wird es nicht mehr so ganz einfach werden wie alleine, aber dafür gibt es einen kleinen Mini Mensch dem du die Welt zeigen kannst.

Wir kamen gerade aus Amerika und haben für nächstes Jahr geplant eine weitere Rundreise durch Amerika zu machen, als wir von der Schwangerschaft erfuhren. Das wird nächstes Jahr natürlich nichts, aber dafür vielleicht übernächstes Jahr 🤷🏽‍♀️

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Hey, hast du nicht schon mehrfach hier gepostet weil dein Partner das Kind nicht wollte? Und jetzt, wo sich scheinbar alles zum Guten gewendet hat, kommen dir selbst Zweifel?

Vielleicht ist dein Kinderwunsch doch nicht so stark wie gedacht und du warst anfangs nur extrem verletzt und enttäuscht von der ablehnenden Haltung deines Partners. Hast deshalb so gekämpft und den Kinderwunsch über alles andere gestellt. Und jetzt, wo er nachgegeben hat, bist du erst in der Lage, dich ernsthaft mit dem Muttersein auseinanderzusetzen.

An deiner Stelle würde ich schnellstens nochmal intensiv mit deinem Partner besprechen, ob ihr beide jetzt tatsächlich 100 % bereit für die Elternrolle seid. Alter hin oder her - wenn andere Dinge in eurem Leben wichtiger sind, ist es eben so. Aber in der Lage, nun eine endgültige und belastbare Entscheidung zu treffen, solltet ihr in eurem Alter meiner Ansicht nach schon sein.

LG

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Hallo liebe Traurige,
deine letzten Worte machen mich nachdenklich.
Dass du drum bittest, dass wir lieb sind zu dir und dich nicht steinigen.
Oh je, dass du an so was denkst .... Wie viel an Ansprüchen und Erwartungen musst du grade zurückweisen!??!?!

Da hoffe ich, dass das Forum hier wirklich ein Freiraum für dich ist.
Ich glaube auch, dass ich dir schon geschrieben habe ... vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht.
Jedenfalls, gut, dass du (wieder) schreibst! 😊

Auf einem Weg braucht man immer wieder Vergewisserung und Ermutigung!

Du hast viel viel Elternerwartung erfüllt und jetzt die Sprüche deiner Schwägerin vom Partner. Hat sie selbst ein Kind? Will sie dir die "Reise" mit deinem Kind miesmachen? Es trifft dich jedenfalls an deinem Schmerzpunkt und versunsichert dich auf deinem eigenen neuen Weg.

Ich mache dir mal eine andere Perspektive auf: Das Leben mit einem Kind ist für sich genommen eine abenteuerliche Reise. Du kommst an den Stellen deines eigenen Lebens nochmal vorbei und wächst darüber hinaus.
Also: Welche Erwartungen hast du an dein Kind und welche Freiheiten möchtest du ihm geben? Welche Entwicklungschancen! Und einige Freiheiten und Entwicklungschancen kannst du mit dem Kind zusammen ergreifen und ausleben. Reisen natürlich auch. Es ist anders. - Was möchtest du mit deinem Kind zusammen und mit deinem Partner (also zu dritt) erleben?

Das andere "Märchen" macht dir wohl auch Druck: Schwangerschaft ist "eigentlich was Schönes". Gut gemeint, aber na ja ...
Damit ist die Wirklichkeit einer Frau nicht gesehen. Denn Schwangerschaft ist eine heftige Umstellung und Arbeit. Das wird mit diesem Anspruch (eigentlich schön), der von außen und von einem selbst kommen kann, nicht anerkannt.

Allein die Hormonumstellung ist eine Riesenleistung. Und eben auch alle diese Gedanken, die du dir machst. Die Umstellung des Lebensplans kostet viel Kraft und Energie und geht bis zur Geburt und darüber hinaus. Das ist eine Arbeit, die du leistest. Dein Partner sicher auch mit, aber du viel mehr.

Die letzten eineinhalb Jahre waren so schlimm für dich. Kraftraubend.
Kannst du dir vorstellen, dass die Zeit mit deinem Kind sogar "deine Zeit" werden könnte? Wo du selbst zur Ruhe kommst ohne den beruflichen Druck?

Dass dein Partner gerade nicht in der Nähe ist, ist sicher eine emotionale Belastung. Oder besser gesagt: eine Sehnsucht.
Ist er dabei, etwas zu suchen? Und zu finden!?? Ich meine: wie stehen die Chancen?
Und wen hast du vor Ort? Vielleicht deine Herkunftsfamilie, weil du ausgerechnet da hin zurück bist?
Ich mag das Buch "Geburt einer Mutter": die "unterstützende Matrix". So werden Frauen genannt, die man fragt und mit denen man im Gespräch ist.
Das kannst du hier haben. Und hoffentlich auch im Reallife!
Liebe Grüße und schreib wieder, wenn dir danach ist!