Berner Sennenhund aggressiv

Hallo.

Da mein Mann mich nicht versteht, möchte ich mich hier kurz ausheulen.

Wir haben 2 Berner.
Eine Hündin, 5 Jahre und einen Rüden, knapp 10 Monate.
Beide haben wir mit jeweils 10 Wochen zu uns genommen.
Die Hündin ist (eigentlich) sehr ruhig, gelassen, hat Mega Geduld, treu und hört auf jedes Wort.
Sie hört so gut, dass sie erst an ihr Futter geht, wenn man es ihr erlaubt. 2x habe ich es in den ganzen Jahren vergessen, ihr zu sagen, als ich zu spät dran war und los musste, wieder kam und mich erst fragte, warum sie mich anjault, denn ihr Futter hatte sie nicht angepackt...

Mein Mann meinte Anfang des Jahres, wie wäre es mit einem zweiten? Könnte der sich das Verhalten anschauen und vielleicht wäre das Erziehen leichter. Die ersten 2 Jahre war sie noch sehr sehr aufgedreht und war schon etwas Arbeit ;-)
Also hatten wir 2.
Anfangs hatte er vor alles und jedem Angst. Da der 1 Monat partout nicht an der Leine laufen wollte, auch durch Leckerlis nicht, schob ich ihn unten im Korb des KiWas mit rum, aber die Berner bleiben nun mal nicht klein ;-)

Da merkte man schon seinen Dickkopf. In der Wohnung hört er auf jedes Wort. Sitz, Platz, Geh ab, komm etc brauch man nur 1x sagen. Wie die Große geht er auch nicht einfach ans Futter, wenn wir essen wissen beide, bleiben die solange im Flur, danach dürfen die gerne staubsaugen :D und halt alles andere klappt wunderbar. Wenn die 2 alleine sind macht er nur noch selten was kaputt. Aber die Große machte das auch noch bis die knapp 1 Jahr war. Wenn er weiß, dass er Mist gebaut hat, würde er sich am liebsten unsichtbar machen, so sehr schämt er sich. Zu mir kommt er öfters als zu meinem Mann, ich füttere auch beide jeden Tag.

Also könnte man eigentlich ja meinen, was hat die gute Frau nun für ein Problem?

Es geht ums Gassi gehen...
Heute morgen kam ich wieder heulend nach Hause und habe mich erst nach einer halben Stunde eingekommen!
Wir haben eine Hundewiese um die Ecke, wo die sogar erlaubt! ohne Leine laufen dürfen. Sind von Anfang an mit ihm dahin, damit er den Kontakt mit anderen Hunden „pflegen“ kann. Außer das er anfangs zu jedem Hund los rannte und jegliches rufen er ignorierte, war alles gut. Seitdem er 7 Monate ist, ist es eine Katastrophe und wird immer schlimmer.

Kaum sind wir draußen, Gringelschwanz, Haare hoch und zieht. Jetzt mit 40kg habe ich echt ein Problem, noch auf den Beinen zu bleiben. Macht auf der ersten Wiese direkt beides und mittlerweile ist es weniger geworden. Ungefähr jedes 5. mal noch, aber vorher wurde er direkt danach sofort aggressiv und versuchte mich oder die andere Hündin zu beißen.
Bin oft dann nach Hause, habe ihn rein gebracht und hab schnell die Große machen lassen. Denn er beruhigt sich dann nicht. Die wird aufgeputscht, bellt und knurrt ihn an, er wird dadurch noch aggressiver und schaukelt sich immer höher.

Aber wie gesagt, wurde schon weniger.
Jetzt wird er aggressiv, wenn uns andere Menschen und besonders andere Hunde Entgegenkommen.
Wenn die auf der anderen Straßenseite ist und die dann außer Sicht, werde ich, denke mal aus Frust, direkt gebissen.
Gehen die an uns vorbei, wie heute morgen, geht er auf die Hinterbeine, knurrt und will den anfallen. Heute morgen eine Frau mit Hund, mit der wir schon öfters zusammen gegangen sind, als er kleiner war.
Da ich ihm das vorher schon anmerke, Pack ich direkt am Halsband und gehe direkt paar Schritte nach hinten.

Sind die dann paar Schritte entfernt, versucht er direkt mich zu beißen, weil ich es wahrscheinlich gewagt habe, ihn daran zu hindern.
Problem ist. Die Große wird mittlerweile auch schnell aggressiv, was sie sonst nie war!
Er hat sich heute morgen sogar in mein Unterarm festgebissen und geschüttelt. Hätte die ihm nicht in den Nacken gezwickt, hätte er so schnell nicht abgelassen.
Er wollte ja dann direkt auf sie, wo ich die Chance ergriff ihn am Halsband zu packen und zog ihn nur noch Hause.

Zu Hause festgestellt, rechte Hand am bluten, Oberarm und Unterarm total blau und lila.

Ich kann das nicht mehr!
Weiß auch nicht, was ich noch machen soll!
Mit Klicker, Leckerlis und Ignorieren probiert. Wobei letzteres ihn noch wütender macht und im laufen er mir dann sogar in die Beine hackt.
Bei meinem Mann macht er das nicht! Das einzige, was er macht ist auch dieses Ziehen, aber nur noch am Anfang.
Habe oft am Fenster gestanden und frage mich, mit welchem Hund er geht?
Letzte Woche kam mein Mann raus und nahm ihn von mir, da er auch meinte immer wieder beißen zu wollen und egal was ich machte, er ließ nicht von ab.
Er hatte ihn, hat er erst Anstalten gemacht in seine Richtung. Als er merkte, oh Herrchen, ließ er ab und versuchte in mein Gesicht zu schnappen knurrend!

Er brauch ihn dann aber nur einmal in die Seite mit dem Zeigefinger stupsen und er lässt direkt ab.
Auch das habe ich schon versucht = aggressiver. Im Nacken packend auf den Boden seitlich legen und warten, dass er ruhiger wird = 0 und aggressiver.
Mein Mann versteht es nicht und sagt, dann müssen wir ihn abgeben.
Ich wäre auf der einen Seite froh, denn mittlerweile habe ich echt keine Lust mehr mit ihm raus zu gehen, auf der anderen Seite kann ich es nicht. Habe jetzt noch den Tipp es mit einem Maulkorb zu probieren bekommen. Aber ich weiß nicht, ob es ihn nicht auch aggressiver machen könnte.
Aus der Hand füttern tue ich ihn auch täglich. Habe es auch 1 Woche probiert ihm sein Futter unterwegs portionsweise halt zu geben. Aber sobald ein Hund oder andere Person da ist (selbst Kinder will er anspringen), ist vorbei und Futter ist ihm dann egal.

Ich verstehe es einfach nicht.
Er ist ein Berner Sennenhund!
Die sind eigentlich nicht aggressiv.

Zu Hause ist er so lieb, lässt alles mit sich machen.
Draußen wird ein Schalter umgeschaltet und ist das komplette Gegenteil.
Selbst unsere Kinder will er dann anspringen. Zu Hause würde er es nie tun.

Hat jemand vielleicht noch einen Tip?

Ich möchte mich wieder freuen, Gassi zu gehen.
Die Große ist mittlerweile ja auch gefrustet, da ich mich nicht mehr auf die Hundewiese traue. Die gehen nur noch dahin, wenn mein Mann nach der Arbeit oder am Wochenende mit ihnen geht.

LG

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Hallo!

Es klingt so, als ob ihr euch gegenseitig verstärkt in dem Verhalten. Die Frage ist eher, ob ihr da alleine rauskommen könnt. Einfacher wäre es sicher mit einem Hundetrainer, der Dir genau sagt, was DU an der Sache ändern kannst.

So ein Kappes mit Hund hinlegen damit er sich beruhigt - das ist Quark. Bei Cesar Millan "beruhigen" sich die Hunde nicht, sondern er drückt ihnen die Halsschlagader ab, bis sie fast bewusstlos sind, und behauptet, das würde den Hund beruhigen. Das ist aber einfach nur Gewalt gegenüber dem Hund. Sorgt aber sicher nicht für weniger Stress.

Ein deutlicher Fehler ist ja schon, dass Du selbst extrem gestresst reagierst, wenn andere Menschen/Hunde kommen. Du packst deinen Hund am Halsband, gehst mehrere Schritte zurück, bist unendlich angespannt. Dein Hund beobachtet dich und denkt, dass jetzt irgendwas ganz gefährliches ist, du hast ja so viel angst, und will dich verteidigen. Das geht aber nicht, wenn du ihn festhälst, also versucht er sich loszureißen, damit er mit der schrecklichen Bedrohung fertig wird, die dir solche Angst macht.

Wenn Dein Mann Gassi geht, hat er den Hund einfach nur an der Leine, und wenn wer entgegenkommt, hat er ihn auch einfach nur an der Leine und geht weiter, als ob nichts ist. Der Hund beobachtet deinen Mann, merkt, "Herrchen wird mit der Situation offenbar alleine fertig und hat kein bisschen Angst, also brauche ich mich nicht drum kümmern" und so verhält sich der Hund auch, als ob nichts wäre.

Die Frage ist eher, wie DU jetzt was ändern kannst, wenn Du doch weiter die Panik spürst und genau weißt, dass du den Hund nicht halten kannst, wenn er loszerrt. Kannst Du so tun, als ob alles normal wäre?

So wie jetzt geht es auf jeden Fall nicht weiter, wenn er deinen Arm packt und schüttelt kann er dich damit ja sehr ernsthaft verletzen. Unter der Haut kann da wirklich was kaputt gehen an Gewebe, du kannst ggf. nie wieder den Arm richtig benutzen.

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Moin,
wow, ja das geht gar nicht, ich würde mir an deiner stelle Professionelle Hilfe suchen um zu sehen wo das Problem liegt. Abgeben ist ja immer tragisch für alle und vielleicht versucht ihr es mal mit der Hilfe vom Profi. Der sieht dann ja relativ schnell was falsch läuft.
Lg

2

Hallo

er ist mitten im Rüpelalter, er dominiert Euch, er braucht ne starke führende Hand, das müsst Ihr lernen, nehmt Euch einen guten Hundetrainer, er ist noch jung das bekommt man wieder hin..

Abgeben? auf die Gedanken würde ich nicht kommen, er muss erzogen werden, anders sozialsiert, etc..

ich würde nichts mehr auf eigene Faust versuchen, man macht zuviel falsch.

lg

4

Das alleine wieder hinzubekommen wird schwer, da ihr so in eurem Muster gefangen seid.
Würde auch auf professionelle Hilfe gehen.
Ich persönlich denke, das Problem liegt im Welpenalter. Gerade weil du geschrieben hast, dass er vor allem und jedem Angst hatte und du ihm in Korb des Kinderwagens geschoben hast. Das könnte dieses Verhalten jetzt ausgelöst haben.
Und natürlich merkt er deine Anspannung jetzt und er versucht die Kontrolle zu übernehmen, deshalb läuft er auch bei deinem Mann.

Abgeben würde ich übrigens keinen meiner Hunde.

LG

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Hallo!

Was sagt der Züchter dazu?

Viele Grüße
Trollmama

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Der Rüpel scheint dich nicht zu respektieren und als Rudelführer anzuerkennen. Ein NEIN vom Frauchen sollte ein Hund akzeptieren. Sie aber zu beissen ist wirklich äußerst problematisch.

Ich würde an deiner Stelle mit ihm in eine Hundeschule gehen, um mir Hilfe zu holen. Er ist noch jung, da besteht Hoffnung. In der Zwischenzeit würde ich mit ihm alleine Gassi gehen, damit du dich voll und ganz auf ihn konzentrieren kannst. Und kleine Unterordnungs-Übungen dabei machen. Er muss lernen, dass er auch unterwegs gehorsam sein muss.