Langzeitstillen und Vaterrolle

Unsere Tochter ist nun beinahe drei Jahre und wird noch gestillt. Sie benötigt die Milch nicht zur Ernährung, sondern ist voll. Vielmehr braucht sie die Brust, um sich zu entspannen, zu beruhigen. So kann sie nur mit Brust im Mund einschlafen, wenn sie sie weg getan hat, braucht sie die Brust oder wenn sie sich in einer Situation überfordert fühlt.

Meine Frau still auch sehr gerne und befürchtet, dass die Kleine sie nicht mehr mag, wenn sie sie abstillen würde. Sobald unsere Tochter erste Anzeichen von Unruhe oder ähnliches zeigt, bekommt sie zum Teil auch unaufgefordert die Brust. Im Schnitt nuckelt sie wahrscheinlich fünf bis zehn Minuten pro Stunde. Wenn ich tagsüber mit ihr spiele fühlt es sich oft so an, als müsste ich versuchen, sie so lange wie möglich von der Brust wegzuhalten, da sie sonst alle paar Minuten aufspringt und „Trinken“ ruft.

Dazu kommt, dass wenn ich allein mit ihr auf dem Spielplatz bin, das Trinken eigentlich kein Thema ist. Meine Frau kommt jedoch in der Regel so schnell es bei ihr geht dann hinterher und bemerkt dann, dass die Kleine aufgeregt ist und dringend eine Brust braucht.

Dadurch, dass für unsere Tochter mittlerweile einschlafen und beruhigen fest mit der Brust verbunden sind, habe ich aktuell keine Chance, wenn es zu einem der beiden Punkte kommt. Ich habe unsere Tochter noch nie ins Bett gebracht und wenn sie M weinen ist, bleibt mir allenfalls die Chance, sie kurz auf den Arm zu nehmen und dann zur Mama zu geben.

Mir fällt das zunehmend immer schwerer, damit umzugehen. Nicht nur fühle ich mich etwas ausgeschlossen, wenn ich die kleine nicht ins Bett bringen kann oder sie trösten darf, es macht es der Keinen auch unglaublich schwer sich von Mama zu trennen, weil sie ja in vielen Situationen die Brust braucht.

Wenn ich das Thema bei meiner Frau anspreche, meint sie regelmäßig, dass Langzeitstillen gut sei und alle Gegenmeinungen schlicht falsch. Es sei kein Problem, dass ich die Kleine nicht ins Bett bringen könne, da sie das ja gerne mache. Und ich könne ja auch andere Sachen machen mit der Kleinen. Das Thema „Abstillen“ führt auch bei der nur kleinsten Erwähnung zu einer großen Emotionalität und sie scheut es fast schon als Angriff auf sich selbstbezogen sehen.

Wie soll ich damit umgehen? Ich weiß nicht mehr weiter. Beste Dank schon mal.

ELTERN -
Die beliebtesten Milchpumpen 2024

Hebammen-Tipp
Medela Handmilchpumpe Harmony, Produktkarton im Hintergrund
  • hoher Bedienkomfort
  • leicht und kompakt
  • flexible Brusthaube
zum Vergleich
1

Was du beschreibst ist ja kein Stillen im klassischen Sinne (aufgrund von hunger) sondern deine Tochter wurde systematisch auf die Brust als (einziges) Beruhigungsmittel konditioniert - wieviel sie da beim nuckeln wirklich noch trinkt sei mal dahingestellt.

Das sehe ich kritisch, denn was passiert im Kindergarten? Wie können jemals andere bezugspersonen (Oma, Opa, Tante, Vater...) mit dem Kind etwas ohne Mutter unternehmen, ohne das es in Drama endet (seien wir mal ehrlich, dreijährige kriegen wegen Kleinigkeiten schnell mal einen tobsuchtsanfall oder weinen)? Was soll werden, wenn das Kind auf einen Kindergeburtstag geht?
Wie soll sie sich vom der Mutter ablösen?
Das scheint die Mutter ja gar nicht zu wollen, früher oder später wird das für das Kind aber ungesund - im schlimmsten Fall muss sie sich dann von Null auf hundert ablösen (spätestens wenn sie in die Schule kommt), und hat dann keine eigenen Strategien zur Beruhigung gelernt und auch das erwachsene Umfeld hat dann keine Mittel zur Hand.
Sprich, deine Frau tut dem Kind mit ihrer eigenen Unsicherheit (liebt mich mein kind?) keinen Gefallen - und nix anderes ist das, wenn man das Kind künstlich in Abhängigkeit belässt - das tut sie ja nicht für das Kind sondern für sich (auch wenn ihr das selbst wahrscheinlich nicht bewusst ist). Denn man kann auch langzeitstillen ohne die Brust als einziges Beruhigungsmittel zu nutzen.
Da deine Frau dir nicht zuhört, wer kann mal mit ihr reden, dass sie mehr Eigenständigkeit des Kindes und andere (Beruhigungs)personen zulässt (abstillen ist dafür ja nicht notwendig)?
Letztendlich ist das Thema hier nicht abstillen sondern die emotionale Abhängigkeit deiner Frau von eurer Tochter.

2

Ich bin ja total für Langzeitstillen, aber ich glaube auch dass deine Frau zu sehr klammert. Du sagst, dass deine Frau Angst hat, dass deine Tochter sie nach dem Abstillen nicht mehr mag. Wie kommt sie auf diesen Gedanken? Müssten dann nicht alle Kinder ihre Mütter nicht mehr mögen? Ich denke deine Frau agiert nicht selbsüchtig, aber ihre Ängste werden einen Grund haben.

Es wäre gut, wenn ihr über den Hintergrund ihrer Gefühle sprechen könntet. Es wäre gut, wenn sie Vertrauen darin entwickelt, dass die Beziehung zwischen ihr und dem Kind ganz wunderbar sein wird. Ich würde zunächst mit mehr die Brust geben, wenn die Kleine nicht will. Außerdem könnte sie sie zum Beispiel zum Einschlafen im Wohnzimmer stillen und du kommst danach singst was. Damit bekommt deine Tochter Milch und Nähe von beiden. Es ist bestimmt möglich deine Rolle zu stärken, aber deine Frau braucht wohl die Sicherheit, dass das an ihrer Beziehung zu der Tochter nicht schadet. Dafür muss man auch nicht komplett abstillen. Es kann ha durchaus weiter laufen, vielleicht dann nicht in allen Situationen.

3

Puh, das finde ich schwierig. Langzeitstillen ist grundsätzlich ok, wenn Mutter und Kind es wollen. Allerdings sehe ich hier bei euch eine extreme emotionale Abhängigkeit auf beiden Seiten. Deine Frau scheint sich nicht lösen zu können und deine Tochter somit auch nicht. Hier geht es ja nicht um die Ernährung und reines Nähebedürfnis, sondern das ständige Beruhigen mit der Brust. Ich denke, dass es für deine Frau auch sehr schwer wird, wenn sich eure Tochter selbst abstillt (das wird sie irgendwann). Man kann nur hoffen, dass sie das dann auch zulässt. Vielleicht kann jemand anders mit ihr sprechen. Es ist nicht gut für die kindliche Entwicklung, wenn die Bindung zur Mutter sich nicht irgendwann etwas lockert.
Da du schreibst, dass die Brust bei ihrer Abwesenheit kein Thema ist: vielleicht unternimmst du wirklich mal allein Ausflüge mit deiner Tochter. Ich denke in diesem Alter lässt sich sich in Abwesenheit der Mutter anders beruhigen, weil sie weiß, dass die Brust nicht verfügbar ist. Daher würde ich auch mal drauf bestehen sie ins Bett zu bringen.

4

Oh, schwierig. Woher kommt denn die Angst, nicht mehr gemocht zu werden? Wie war denn die Kindheit deiner Frau? War da ein Elternteil irgendwie "ausgeschlossen"? Macht sie sich Sorgen, wenn deine Tochter mit dir allein unterwegs ist und das stillen ist der Vorwand, dass sie immer da sein muss? Ist irgendwie angedacht, dass deine Frau irgendwann wieder arbeitet? Falls nein, geht das von dir oder ihr aus? Falls ja, wie denkt sie es sich dann? Sind Geschwister geplant? Intimität zwischen euch?

Diese Fragen schwirren in meinem Kopf, vielleicht hilft euch das, weiter zu denken. Musst du hier auf keinen Fall beantworten, eher als Denkanstoß gemeint und gar nicht boshaft.

Ich finde Langzeitstillen auch völlig okay, und dass es dann nicht mehr Nahrungsaufnahme ist, ist auch normal. Gegen Beruhigung spricht ja auch erstmal nichts, aber 5-10 Minuten pro Stunde ist ja schon irgendwie extrem und 3 ist doch irgendwie ein Alter, in dem ein Kind auch mehrere Möglichkeit haben kann, um sich zu beruhigen. Das gehört ja auch zur Entwicklung dazu. Könntest du mit deiner Tochter alleine mal einen längeren ausflug machen? Vielleicht vereinbart ihr, dass du dich meldest, wenn es nicht klappt und deine Frau findet in dem Gedanken Ruhe? Vielleicht kann sie sich ablenken? Schwierig finde ich auch, dass der Impuls doch sehr oft von deiner Frau auszugehen scheint. Viele könntet ihr da schonmal ansetzen? Nur noch, wenn deine Tochter danach fragt? Viele stillen in dem Alter dann nicht zu Hause oder nur zu bestimmten Zeiten, aber das muss natürlich nicht so sein.

Ich wünsche euch, dass ihr eine Lösung findet und weiter im Gespräch bleiben könnt

5

Guten morgen!

Ich fang vorne an. Ich habe 3 Kinder und insgesamt 10 Jahre durchgehend gestillt. Das Thema selbst, ist mir also bekannt.

Bei uns lief es dennoch anders. Meine Kinder haben, wenn auch sehr selten, bei den Großeltern geschlafen. Oma hat keine Milch. Drops gelutscht. Papa auch nicht. Dann wird man eben in den Schlaf gekuschelt. Kinder sind da sehr anpassungsfähig. Denn ein 3-jähriger benötigt die Milch eben nicht mehr als Nahrung.

Das Problem sehe ich daher nicht im Kind. Deine Frau und du hingegen, habt ganz andere Probleme als das, nehme ich an. Sie klammert sich ans Kind. Du fühlst dich zurückgesetzt, vermutlich von beiden und ordentlich drüber reden klappt wohl auch nicht.

Da solltet ihr vielleicht erst mal klären, wie es zu dieser extremen Bindung kam und welche Ängste sie so klammern lassen. Das hat mit dem stillen nichts zu tun. Sie drängt dich in eine Nebenrolle. Das täte sie ohne da Stillen vermutlich genauso, nur ist es so einfacher.

Sie wird sich übrigens oft genug fürs stillen rechtfertigen. Das möchte man wenigstens zu Hause nicht müssen. Das ist etwas Tolles, was tatsächlich nie wieder kommt (und gestillte Kinder gehen trotzdem normal in Kita und Schule und überall hin #rofl). Bei euch hat es ein extremes Ausmaß angenommen und die Ursache gilt es nun erst mal zu beleuchten.

Liebe Grüße
Hopsi