Ich wollte doch einfach nur stillen...! (Relaktation misslungen, unsere Geschichte)

Liebe Mamis, werdende Mamis und alle, die diesen Beitrag lesen,

ich würde euch gern unsere Stillgeschichte erzählen. Es ist keine dieser schönen, rosaroten Storys, die man sonst lesen kann. Aber ich finde, sie gehört trotzdem erzählt. Zum einen, weil ich sie mir einfach mal von der Seele schreiben muss. Zum anderen aber auch, um es anderen Mamis zu ermöglichen, es vielleicht ein bisschen besser zu machen.
Aber Achtung! Chips und Schoki bereitlegen! Es wird lang! 🙈
(7-8 min Lesezeit)
Also... Los gehts:

Unser kleiner Sonnenschein ist jetzt 3 Monate und 6 Tage alt.
Sie ist im Großen und Ganzen ein total pflegeleichtes, süßes Mädchen. Wenn ich gefragt werde, sage ich oft: "Ich glaube, wir haben ein Anfängerbaby."
Aber leider gab es eine Sache, die von Anfang an überhaupt nicht funktioniert hat: Das Stillen.

Mausi kam nach einem Blasensprung 4 Wochen zu früh per Kaiserschnitt (wegen BEL) zur Welt. Eigentlich war sie fit, hatte nur viel Fruchtwasser geschluckt und musste erst abgesaugt werden. Aber dann wurde sie uns wieder gebracht und Papa ging mit ihr in den Kreißsaal während ich zugenäht wurde.

Als ich ebenfalls im Kreißsaal war, wurde mir die Kleine zwar mit Hautkontakt auf die Brust gelegt, aber angelegt wurde nicht. Das wunderte mich etwas, aber die Schwester meinte, sie ist sehr müde und solle sich erst ausruhen.
Einige Stunden später kam dann die Hebamme zu uns und fragte, ob ich stillen wolle. Das wollte ich unbedingt! Also versuchten wir gemeinsam, anzulegen. Die Hebamme meinte dann von vorn herein, dass meine BW zu flach wären und die Maus sie wahrscheinlich nicht greifen könne, weshalb ich ein Stillhütchen bräuchte. Wir probierten es zwar kurz ohne, aber das klappte tatsächlich nicht. Also drückte sie mir das Hütchen in die Hand und die Kleine fing an zu saugen. Ich wusste es ja nicht besser. Also nahm ich das Ding. Sie war ja schließlich die, die Ahnung hatte. Oder haben sollte. Und das ist mein erste Rat an euch:
Lasst euch keinen Quatsch erzählen! Die meisten Frauen können OHNE Stillhütchen stillen. Man braucht nur etwas Geduld und eine gute Unterstützung (Stillberaterin od. gute Hebamme), dann klappt das auch.
Wir hatten leider beides nicht.
Und ich fühlte mich damit auch direkt unwohl. Ich dachte immer, stillen soll doch etwas Schönes, Inniges sein, das nur Mutter und Kind haben. Aber ich fühlte nichts. Rein gar nichts. Dieses Ding war wie eine Silikonmauer zwischen uns und das Handling auch mehr als umständlich.
Dazu kam, dass mein Baby sehr saugschwach war und an der Brust fast nichts erwischte. Deshalb sollte ich nun auch noch abpumpen und ihr die Milch mit der Flasche geben. Nix mehr mit stillen. Ich sollte später zu Hause mit der Nachsorgehebamme richtig anlegen. Auch da dachte ich wieder: Gut. Die werden es schon wissen.
Und ich wollte sie natürlich nicht hungern lassen. Also pumpte ich ab. Großartig. Jetzt fühlte ich mich auch noch wie eine Milchkuh.

Nach 4 Tagen durften wir endlich nach Hause. Meine Hebamme kam am 2. Tag und wir probierten gleich (mit Stillhütchen) anzulegen. Das klappte auch. Ich fragte aber gleich, ob wir das Stillhütchen auch wieder loswerden würden. Sie meinte, wahrscheinlich schon, aber erst später, wenn Mausi kräftig genug ist.
Also stillte ich weiter. Mit Hütchen. Und fühlte mich immer noch nicht besser. Und das war es wohl auch, was die Kleine spürte. Dieses Hütchen nervte mich so sehr. Ständig fiel es beim Stillen herunter, alles war voller Milch, ich musste es mit einem schreienden Baby auf dem Arm wieder dranfummeln...mehrfach... und es fühlte sich einfach so bescheuert an. Ich wollte stillen. Aber doch nicht so! Ich sah es nicht als Hilfsmittel, sondern als Plage. Wie sollte ich so in der Öffentlichkeit stillen?! Oder in der Nacht, wenn ich nichtmal sehe, wo ich das Ding hinklebe? Ich weinte viel. Der Babyblues tat sein übriges. Wenn es zu viel wurde und ich nur noch weinte, übernahm mein Mann mit der Flasche. Ich sagte meiner Hebamme jedes Mal, dass ich das Teil loswerden will aber sie ging nicht wirklich darauf ein und vertröstete mich immer auf "später".

Also probierte ich es selbst. Ich trickste herum. Ließ sie mit Hütchen ansaugen und nahm es ihr dann weg. Nach ein paar Versuchen trank sie tatsächlich ohne Hütchen. 2 Tage lang. Dann war Schluss. Sie schrie nur noch. Also baute ich das Hütchen wieder drauf. Sie schrie trotzdem. Und dann kam der Punkt, an dem ich nicht mehr konnte. Ich beschloss, abzustillen. Es galang mir nicht, Ruhe reinzubringen. Es war einfach zu viel Stress für uns beide.
Viereinhalb Wochen haben wir so durchgehalten. Immerhin.
Danach bekam sie knapp 8 Wochen lang die Flasche.
Aber ich hab damit nie abschließen können. Ich wollte immer noch stillen.
Und vor kurzem wurde mein Wunsch so groß, dass ich mich über eine Relaktation schlau machte. Ich hatte das Gefühl, die Kleine ist jetzt kräftig genug und wir könnten es mit Unterstützung einer Stillberaterin schaffen. Ein wenig Milch hatte ich auch noch, also holte ich mir eine Pumpe zum Anregen und machte einen Termin bei einer IBCLC Stillberaterin.
Bis zum Termin konnte ich zwischen 5-20 ml abpumpen und worauf ich irre stolz war:
Die Maus trank, wenn ich mich über sie kniete, aus der Brust! Zwar nicht lang, weil ja nicht viel kam und sie dann motzte, aber hey! Sie trank! Ohne Hütchen! Ich war stolz wie Oskar und es gab mir so einen riesen Schubs! Ich war voller Hoffnung, dass wir es schaffen können. Und dann kam die Stillberaterin.

Eine nette Frau. Sehr freundlich. Aber das wars dann auch.
Zuerst trug sie mir auf, ich sollte Protokoll über die Pumpmenge führen. Morgens und Abends Powerpumpen, nachts zwischen 1 und 5 auf jeden Fall mindestens 1x pumpen und tagsüber alle 3 Stunden entweder pumpen oder anlegen. Alles schriftlich festhalten und ihr 2x pro Woche ein Foto vom Protokoll und einen Lagebericht schicken.
Mit meinen ersten Gedanken war ich beim Militär. Aber naja. Es ist ja für die Kleine...
Sie brachte uns auch eine Magensonde mit, die ich mir auf die Brust kleben sollte. Das andere Ende in ein Fläschchen mit Pre-Nahrung und dann das Kind an die Brust. Ich kannte das Prinzip aus der Theorie, aber das ging mir alles viel zu schnell! Sie wollte nichtmal unseren bisherigen Stand sehen, dass sie trinkt und wie wir das machen.
Sie legte die Kleine einfach an. Und das in den wildesten Positionen, die wir nie probiert hatten und gar nicht beherrschten! Dazu kam die Sonde, die ja auch noch in ihren Mund musste. Natürlich schrie sie wie am Spieß und ich wurde langsam unruhiger.
Nach dem x-ten Positionswechsel sagte sie: "Dann probieren wir es mit dem Hütchen."
Ich dachte, ich hab mich verhört! Das war ja genau das was ich NICHT wollte! Aber sie versicherte mir, dass es nur dem Versuch dient und wir es, falls das klappt, auch schnell wieder loswerden. Gut. Also Hütchen drauf, Schlauch dran, das Baby immer noch am schreien. Wir versuchten wieder, nach x Positionswechseln, anzulegen. Sie trank irgendwann tatsächlich einige Züge. Aber dann schrie sie wieder und drückte sich richtig von der Brust weg. Sie hatte solchen Stress. Und dann brach ich ab. Ich hab ihr gesagt, dass es jetzt zu viel für sie ist. (Wie konnte sie das nicht sehen?!) Darauf die Stillberaterin: "Das hat doch jetzt super funktioniert! Sie hat ja aus der Sonde getrunken. Jetzt möchte ich noch sehen, wie sie an der Flasche trinkt."
Eine glatte Ausrede, wenn ihr mich fragt. Sie hat gemerkt, dass es nicht klappt und wollte, um es zu überspielen und damit die Kleine ruhig ist, die Flasche geben.
Meine Maus ist dann erschöpft eingeschlafen und der Termin war vorbei. Wir sollten einfach dran bleiben und es mit Sonde UND Hütchen selbst weiter probieren.
Als die Wohnungstür hinter ihr ins Schloss fiel, hab ich sofort geheult wie ein Schlosshund. Ich habe mich unter Tränen bei meinem Baby entschuldigt, dass ich ihr schon wieder diesen Stress antue und ihr versprochen, dass ich sie nie, nie wieder an die Brust dränge, wenn sie es nicht möchte.

Diese Still"beratung" hat für uns zur Folge, dass die Kleine die Brust nun gar nicht mehr nimmt. Nicht mit Hütchen und auch nicht ohne. Auch nicht, wenn ich über ihr knie, wie es vorher schon geklappt hatte. Sie blockt komplett ab.
Ich bin so traurig deswegen. Ich hatte so viel Hoffnung in diese Beratung gesteckt. Und sie hat uns nun auch noch die letzte Chance auf eine Stillbeziehung genommen. Aber es hilft ja nichts. Ich muss mich jetzt irgendwie damit abfinden. Für Mausi ist es wohl weniger schlimm als für mich. Sie ist das Fläschchen ja gewöhnt.
Mein zweiter Rat an euch: Wenn ihr euch eine Stillberaterin holt, achtet auf die Chemie. Habt ihr ein schlechtes Gefühl dabei? Dann lasst es. Hört auf euer Bauchgefühl. Ich hab es nicht (sofort) getan. Und jetzt ist die Möglichkeit, jemals zu stillen, für uns vorbei. Da es für uns bei einem Kind bleiben wird, werde ich daran wohl noch eine Weile zu knabbern haben. Vielleicht auch für immer.
Also hoffe ich, dass das hier vielleicht einige lesen und es sich zu Herzen nehmen.

Und mein dritter Rat:
Wann immer euch eine Mama sagt, dass sie nicht (mehr) stillt:
Beantwortet es auf keinen Fall mit einem überraschten "Du stillst nicht? Warum das denn nicht?"
Ihr wisst nie, welche Geschichten dahinter stecken und wie sehr es die Mama vielleicht trifft, dass sie nicht stillt bzw. es nicht kann.

Es fühlt sich jetzt ein wenig leichter an, wo alles aufgeschrieben ist.
Und trotzdem tut es weh.
Ich wollte doch einfach nur stillen!

Danke fürs lesen und alles Liebe für euch!
Loni mit Zwergnase P❤️

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Ein wunderschönes Bild habt ihr da erwischt! Ehrlich gesagt kamen mir beim Durchlesen deines Textes die Tränen. Ich finde es sehr stark von dir, trotz allem dein Bestes gegeben zu haben. Nicht jede Frau hätte die Nerven dafür. Ich kann verstehen, dass du unbedingt stillen wolltest, aber letztendlich ist nur eins wichtig, und zwar, dass es dir und deiner zuckersüßen Tochter gut geht. Die Kleine fühlt sich mit der Flasche wohl und auch du wirst dich mit der Situation anfreunden. Ja, das Stillen ist das Beste für das Baby, aber es gibt so viele andere Möglichkeiten, eine wunderbare und stabile Beziehung zwischen Baby und Mama aufzubauen, und die startete bereits in deinem Bauch und wird von Tag zu Tag stärker. Deine Tochter kann stolz auf ihre Mama sein! Vielen Dank für den Text und alles Liebe euch!

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Vielen vielen Dank fürs lesen und deine lieben Worte ❤️

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Hey liebes fühl dich gedrückt.
Ich glaube keiner kann es mit diesem doofen stillhüttchen nicht nachempfinden der es selber nicht durchlebt hat.
Im Krankenhaus Hebammen etc. waren ebenso bei mir einfach ungebildet und drehten mir dieses dumme Teil an.
Es wird auch noch verniedlicht STILLHÜTTCHEN. Ich könnte kotzen.
Bei mir hieß es ebenso angeblich zu flach...
Ich gab ebenso nicht auf es hat mich 2 Monate gekostet hatte fast die Hoffnung aufgegeben bis mein Baby plötzlich nachts im Schlaf ohne stillhüttchen trank.
Erst dann hab ich mich wie eine richtige Mama gefühlt Ich weiss es noch. Das verstehen nur mamis die das kennen durchleben müssen...
Es tut mir leid für dich aber finde es stark das du deine Geschichte teilst und es nicht so harmlos darstellt.
Bin mir sehr sicher dad es beim nächsten Kind klappt !!! Wir Frauen können das !!!!

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Vielen lieben Dank fürs lesen 😊

Ich höre so oft, dass sie einem das Teil im KH so schnell andrehen.
Wahrscheinlich aus Zeitmangel, was ja irgendwie auch verständlich ist, weil in sämtlichen KH's Zeitmangel herrscht. Aber man macht sich so viel kaputt damit...

Wunderschön, dass du durchhalten konntest und es dann bei euch dann geklappt hat! ❤️
Wahrscheinlich hätte es das bei uns auch irgendwann.
Aber ich hatte die Kraft nicht.

Bei uns wird es zwar bei einem Baby bleiben, aber ich bin schon glücklich, wenn es eine zukünftige Mami hier vielleicht liest und eventuell schonmal vorgewarnt ist und es besser macht.

Alles Liebe euch!

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Ich fühle so mit dir !
Deine kleine Maus ist ja erst 3 Monste wie ich gelesen habe? Vielleicht sammelst du mit Abstand wieder Energie und kannst es wieder versuchen ?
Du wirst das schaffen!
Ich war auch so oft den Tränen nah nicht mal stillberatung konnte mir helfen.
.und dann war ich aggressiv weil man mir wie du sagtest im Krankenhaus dieses dumme ding direkt drauf setzte.
Im.kh läuft einfach sovieles falsch.

Hast du es denn mal probiert wenn deine maus im Schlaf/ Nachts gewesen ist?
Da hat es nämlich bei mir geklappt als es ausversehen wegerutscht ist.
Im schlaf docken die meisten Babys nämlich einfach an.
Es tut mir leid das ich fast schon auf dich einreden aber ich fühle einfach so mit dir da ich selber weiss wie es war.
Ich wollte einfach das mir jemand hilft...

Bearbeitet von Startt
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Tut mir sehr leid wie das bei euch gelaufen ist.
Wie lange ist die Beratung her?
Diese Frau hat einfach sooooo viel Unruhe rein gebracht, dass müsst ihr erstmal verdauen.

Der einzige Rat, den ich dir geben kann, ist dir deine Maus zu schnappen sie dir Haut auf Haut ab die Brust zu legen und nichts zu erwarten. Einfach kuscheln.
Macht das ruhig ein paar mal und schaut ob ihr dabei entspannen könnt.
Falls du es noch mal versuchen willst, nimm dir bei Gelegenheit noch mal das Ernährungsset und probier es aus.
Natürlich nicht, wenn deine Kleine schon Hunger hat.
Brustwarze etwas vorformen, Schlauch unter die BW kleben und die Maus evtl im Wiegegriff halten, vllt auch im Liegen, während sie auf die liegt.
Vielleicht nimmt sie es noch mal an, vielleicht nicht.

Relaktation ist harter Tobak und kostet viel Zeit und Nerven, außerdem ist nicht gesagt, dass ihr jemals ganz von der Flasche weg kommt.
Wenn es dir so schlecht damit geht und du mit etwas Abstand doch noch einen Versuch wagen willst, gibt es noch andere Stillberaterinnen, die sich deutlich besser eignen.

Hat eigentlich mal jemand das Zungenband bei deiner Maus kontrolliert (Stichwort herzförmige Zunge)?

Ich wünsche euch alles Gute und hoffe du kannst es irgendwann akzeptieren wie es ist, wenn du es nicht mehr versuchen magst (was dein gutes Recht ist und absolut nachvollziehbar).

LG Kim

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Edit:
In 2 oder 3 Jahren kräht kein Hahn mehr danach ob gestillt oder Flasche und dein Baby wird sich auch nicht mehr daran erinnern.

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Doch man selbst.
Weil es bei jeder Mutter die man stillen sieht wieder hoch kommt. Mal Neid, Mal Hass weil es einem nicht vergönnt war. Ganz weg geht das nicht. Man denkt nicht täglich dran aber durch Werbung für Babymilch etc denkt man oft genug daran.

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Kann dich zu gut verstehen.

War bei über 3 Stillberaterin mit mehreren Mails Kontakt, 6 Monate versucht und letztlich über ein Jahr abgepumpt. 9 Monate alle 2 Stunden und Grad so 500 ml am Tag geschafft trotz nächtlichen Powerpumpe für i0 Minuten. Es ist frustrierend. Vor allem die Kommentare aus der Umwelt.

Ich fühlte mich das erste Jahr dadurch null als Mutter , hab ja mein Kind nicht ernährt wegen dem blöden pre. Jede andere hätte auch ohne Probleme die Mutterrolle übernehmen können. Hoffe die kleine verzeiht mir irgendwann.

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Respekt, dass du das so durchgehalten hast...
Ich weiß nicht, ob ich das so geschafft hätte.

Wahnsinn, was man alles mitmacht, um diesem kleinen Wesen einfach das Beste zu geben. Aber wir wissen alle, wofür wir es tun ❤️

Du hast dein Bestes gegeben! Da geht es nicht um verzeihen...
Ich hoffe, sie ist irgendwann so stolz auf dich, wie du es selbst sein kannst!

Und was die Leute angeht...
Lass sie reden.
Sie wissen nicht, wie es ist. 🙂

Bearbeitet von Loni21
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Danke. Ich habe Fotos usw vermieden. Überlege ob ich die wegen stillen belügen soll. 50 Prozent war Muttermilch...das es ein Kaiserschnitt war wird die jedenfalls nie erfahren. Hab die Seite vom Mutterpass entfernt. Und in der Familie weiß es zum Glück keiner.

Ich kann mich noch so gut an die Gefühle von damals erinnern. Eigentlich ist man eine Milchkuh. Aber ne schlechte. Auf dem Bauernhof wäre ich beim Schlachter gelandet. Das kam mir täglich in den Kopf. Und wie ungerecht das Leben als Kuh ist. Und wo meine Daseinsberechtigung ist. Könnte auch nie als Mutter von mir reden. Eigentlich wäre es mir lieber sie spräche mich mit Vornamen an. Obwohl ihr niemand das Wort Mama beigebracht hat kam es irgendwann.

Wie willst du denn weiter machen? Pumpen? Hast du eine gute damit es nicht so mühsam ist?

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Hey du,
großen Respekt, dass du es so ausdauernd probiert hast! Ich musste beim Lesen auch das eine oder andere Mal schlucken, weil auch ich das mit dem Stillhütchen kenne. Bei Kind 1 war es in der Klinik anfangs auch so, gefühlt tausend Schwestern haben versucht die Maus an die Brust zu zwingen und sie wollte einfach nicht. Keine Ruhe, keine Geduld, vl hätte sie einfach nur mehr Zeit gebraucht. Aber nein, zack Flasche und das war’s dann erstmal. Zuhause war dann Pumpen angesagt. Fand ich furchtbar. Letztendlich hat sie dann nach paar Tagen mit Hütchen getrunken aber ich hab das Ding auch gehasst und schaffte es mit viel Mühe und meiner Hebamme schließlich, dass sie ohne trank.
Ich erinnere mich gut an dieses Gefühl, dass man als Mutter versagt hat. Ich hab damals tagelang geheult, weil ich mein Kind nicht ernähren konnte.
Sei stolz auf das, was du deinem Kind zuliebe versucht hast ❤️

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Das hast du lieb gesagt ❤️
Wunderbar, dass du eine tolle Hebamme hattest, die dir helfen konnte. So sollte es sein 🥰

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... Ich musste auch oft schlucken beim lesen und sitze jetzt weinend hier, weil ich es so gut verstehen kann und ich Deine Ratschläge nur eins zu eins unterschreiben kann!

Auch bei uns wurde kurz nach dem Kreissaal schon das verdammte Stillhütchen in die Hand gedrückt. Ich wollte nicht, als dann aber etwas später am Tag die x-te Person sagte, ich könne mit meinen Brustwarzen nicht stillen und sich die Erklärung plausibel anhörte, habe ich mich drauf eingelassen. Was für ein riesen Fehler! Wie Du, habe ich die Dinger gefasst (gleiche Gründe). Tag für Tag saß ich da und habe einen Heulanfall nach dem anderen gehabt. Ich habe einfach nicht verstanden, warum es nicht so einfach wie bei allen anderen klappt. Ich habe mich so schlecht gefühlt und wie viele als Versagerin. Unverstanden und allein gelassen.

Auch ich habe dann allein versucht diese Dinger los zu werden. Und siehe da, oh Wunder, ich konnte nach ein paar Tagen Kampf, doch ohne Hütchen stillen. Ja... Bis zur U3... Die war nämlich genau nach der Woche, in der ich die Hütchen abgewöhnt habe und die Kleine hatte nicht zugenommen in dieser Woche (aber auch nicht abgenommen). Und dann habe ich den größten Fehler meines Lebens begangen: Auf die Kinderärztin gehört, die meinte ich solle nach dem Stillen abpumpen und ihr die Flasche geben, damit sie zunimmt. Und das war der Anfang vom Ende. Ich bereue diese Entscheidung nach wie vor und werde es mein Leben lang tun. Und wie hier schonmal geschrieben wurde: Ja andere fragen in ein paar Jahren nicht mehr ob gestillt wurde (wobei ich die Frage genauso respektlos finde wie "wollt ihr nicht auch langsam mal ans Kinder kriegen denken" und Co.). Aber ich werde immer daran denken wenn ich andere sehe und ich werde immer neidisch und traurig sein, dass es bei mir nicht geklappt hat.

Ja, ich kann mir vielleicht auf die Schulter klopfen, weil ich bis vor kurzem, zum 6. Monat, gepumpstillt habe, aber ganz ehrlich? Das lässt mich nicht wirklich besser fühlen...

Unsere Relaktation hat leider auch nicht geklappt. Und ich glaube, selbst wenn wir ein zweites Kind bekommen sollten und es da dann mit dem Stillen klappt, wäre ich unendlich traurig, dass meine Tochter das nicht haben durfte, das wir das nicht haben durften. Und das alles nur aus Unwissenheit und mangelnder Zeit sowie falscher Beratung im Krankenhaus und danach...

Wir sind keine schlechten Mütter, das ist ganz klar. Aber viele, die sowas durchmachen fühlen sich halt einfach trotzdem so. Und natürlich ist es irgendwie "beruhigend", dass man nicht allein ist, aber die Trauer bleibt einfach...

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Ich kann deinen Text zu 1000% unterschreiben. Danke dafür ❤️

Zu wissen, dass es anderen genauso geht oder ergangen ist, macht das ganze natürlich nicht vergessen, aber weitaus leichter. Man kann sich austauschen. Und sind wir mal ehrlich? Das, was dabei hilft, ist nicht das alleine im dunkeln sitzen und weinen... Klar, das brauchts auch mal.
Aber das was wirklich hilft, ist, darüber zu reden. Sich von anderen verstanden zu fühlen. Und einfach ohne Angst, schief angeschaut zu werden, über seine Gefühle und Gedanken sprechen zu können. Das ist mehr wert, als 1000 gut gemeinte Ratschläge von irgendwelchen Außenstehenden.

Und ja, es tut sch**** weh, wenn man schon im Krankenhaus die Mama mit im Zimmer hat, die verliebt ihr Baby betrachtet, das friedlich an der Brust saugend engeschlafen ist.
Und man selbst sitzt daneben. Hängt an der Pumpe und weiß, dass man sein Baby nicht auf diese wundervolle Art ernähren kann.
Von außen betrachtet mag das keine große Sache sein. "Dann gibst du halt die Flasche. Die Nahrung heutzutage ist doch eh so gut!"
Klar, kann sein.
Aber für eine Mama, die stillen möchte und es nicht kann, bedeutet es die Welt!

Es tut mir von Herzen leid, dass du es eigentlich schon geschafft hattest und es dir dann wieder kaputt gemacht wurde.
Aber ich kann dich verstehen.
Man möchte doch das Beste für dieses kleine Wesen. Und natürlich hört man dann auf den Rat der "Experten".

Ich bin jedenfalls wahnsinnig stolz auf dich, dass du das mit dem Pumpstillen so lange durchgehalten hast. Und sei auch bitte bitte selbst stolz auf dich. Das ist das mindeste. Das macht es nicht unvergessen. Aber du hast gekämpft und darfst dir das auch hoch anrechnen.

Alles Liebe! 😊

19

Liebe Loni!

Auch ich bin/war eine Mama die unbedingt stillen wollte. Schlussendlich ist es auch mit Stillberatung nicht ins Rollen gekommen und jetzt ist mein kleiner Bub 8 Monate alt - groß, kräftig und super aktiv. Er liebt seine Flasche und seine Pre Milch.

was soll ich sagen? Mir ist es mittlerweile egal. Damals hatte ich so schreckliche (Schuld)Gefühle, permanent geheult. Das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen war immer da.

Du wirst sehen die Zeit heilt deine Wunde und irgendwann wird es komplett egal sein.

Danke dass du deine Geschichte geteilt hast. Es ist wichtig über genau solche Themen zu reden.

21

Ich danke dir fürs lesen und Mut machen ❤️

Hoffentlich hast du Recht.
Mir wär ja schon geholfen, wenn es über die Zeit leichter wird. Es muss nicht egal sein. Nur leichter wäre gut 🙂

Alles Liebe euch!

Bearbeitet von Loni21
22

Liebe Loni, ich fühle so sehr mit dir. Unsere Schwangerschaft war sehr komplikationsreich und lange hatten wir Angst um unser so lang ersehntes Baby. Doch am Ende ging es gut aus und sie lag da endlich acht Tage nach ET mit Einleitung auf meinem Bauch. Stillen war mir persönlich nicht wichtig bis sie war, dann weiter ich es unbedingt.


Tja und dann kam alles anders …

ich verlor nach der Plazentageburt wahnsinnig viel Blut und musste direkt operiert werden. Ich war soo schwach, und dann haben sie der Kleinen doch tatsächlich ohne mein Wissen eine Flasche gegeben. Toller Stillstart 😕 dann ging es mir wie dir. Leider unfähige Unterstützung und direkt mit Stillhütchen, die Krankenschwester legte das Kind an und wollte ich mit hinlangen, dann wurd ich noch gerügt ich solle sie ihre Arbeit machen lassen 🤬 na ja … ich war so schwach wegen des hohen Blutverlusts. Zuhaus zeigte es mir die Hebamme, aber mittlerweile war die Kleine die Flussmenge der Flasche gewöhnt. Zur besseren Anregung holte ich eine Milchpumpe, aber bekam nur für 14 Tage ein Rezept. Ich war zu schwach noch von der Geburt und die Kleine hatte teilweise stündlich Hunger.

Ich musste kapitulieren. Noch dazu hatte ich eine Thrombose im Arm und wahnsinnige Schmerzen. Als ich nach wenigen Wochen fitter war hab ichs nochmal probiert zu steigern, aber es war zu spät. Nach 5 Wochen gab ich auf und weinte noch ne Weile ….

Klar wächst sie mit der Flasche genau so, aber beim zweiten Kind wird es hoffentlich anders laufen. Das tröstet mich etwas

Meine Tochter ist morgen 16 Wochen

Also fühl dich gedrückt! Du hast alles getan, was in deiner Kraft stand ♥️

cm89 mit ⭐️⭐️⭐️ und 🌈💖 3,5 Monate jung

23

Hallo Liebes ❤️

Fühl DU dich erstmal zurück gedrückt! Das ist ja der Hammer, was euch passiert ist!
Leider hab ich deine Geschichte so ähnlich vor ein paar Tagen von einer Kollegin gehört.
Auch sie musste wegen zu hohem Blutverlust nach der Geburt direkt in den OP. Und auch bei ihr wurde dem Baby ohne ihr wissen die Flasche gegeben. Sie war stinksauer.
Zum Glück war der kleine Mann äußerst kräftig und trank danach trotzdem an der Brust. Zwar mit Hütchen. Aber immerhin.

Es tut mir so leid, dass euch so viele Steine in den Weg gelegt wurden. Sowohl vom Personal als auch körperlich.
Auch wir haben zwei Sternchen fest im Herzen und die kleine Maus hat lang auf sich warten lassen. Deswegen wünscht man sich so sehr, alles richtig machen zu dürfen.
Umso schlimmer ist es, wenn es einem nicht vergönnt ist.

Wie du schon sagst:
Beim zweiten Wunder bist du gerüstet, weißt vieles besser und kannst vieles schon im Voraus kommunizieren. Das macht es leichter, ermöglicht euch hoffentlich eine harmonische und komplikationslose Stillbeziehung und macht das Loch im Herzen vielleicht ein bisschen kleiner.

Alles Liebe euch! 🥰

24

Finde deinen Beitrag sehr wertvoll ❤️

Hier wird Stillberatung oft als Lösung für alle Stillprobleme beschrieben, dein Beispiel zeigt, dass es eben nicht so ist.

Wir hatten eine ähnliche Ausgangslage, Frühgeburt 35. SSW mit sekundärerem KS, Trinkschwäche, Anlegen war unmöglich die ersten Tage, auch mit Hütchen hat es nicht geklappt (das hätte ich wohl in Kauf genommen).

Also Abpumpen. Grauenhaft.

Ich pendelte zwischen Wochenbettstation und Neo, bzw. zu Hause und Neo, und ich habe in gefühlt jeder freien Minute abgepumpt. Trotzdem war es zu wenig, es kam nie viel und nach 3 Wochen nur noch Tropfen.

Ich habe dann einfach akzeptiert, ein Flaschenkind zu haben.

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Da hast du vollkommen Recht.
Wo auch immer Probleme beim stillen auftreten, wird sofort "Stillberatung!" geschrien. Dass das aber bei weitem nicht die Lösung aller Probleme ist, hat irgendwie niemand auf dem Schirm...

Sehr schade, dass es bei euch dann am Ende gar nicht funktioniert hat.
Aber das wichtigste ist, dass du damit okay bist. 🙂