Verliebt wider Willen und Verstand? Kriege ich das hin?

Hallo in die Runde,

ich habe ein Problem, das mir nun doch so auf den Magen schlägt, dass ich euren Rat suchen möchte.

In den vergangenen Monaten habe ich mich sehr in einen tollen Mann verliebt. Wie ich für ihn fühle habe ich zuvor noch nie gefühlt. Wir sind ein klasse Team, verstehen uns super - auch ohne Worte, haben unglaublich viel Spass, weil wir - auch humortechnisch - voll auf einer Wellenlänge sind. Bei ihm fühle ich mich "sicher" und wohl und bin in seiner Gegenwart einfach nur glücklich.

Ich selbst bin 32 und kinderlos. Er ist 38, geschieden und hat drei Kinder. Davon zwei aus seiner Ehe und eines mit seiner Exfreundin. Er pflegt ein gutes Verhältnis zu seinen Exen, was absolut super ist für die Kinder! Seine Exfrau scheint sogar seine allerbeste Freundin zu sein. Ich glaube er redet mir ihr über einfach alles. So hat es sich auch kürzlich ereignet, dass er mir berichtete, dass er seiner Exfrau erzählt hat, dass es ihm ernst ist mit uns. Das war seine Art von Gefühlsbekundung. Während wir eigentlich vereinbart hatten es ruhig und langsam angehen zu lassen und alles erst einmal für uns zu behalten, hat er mir ihr gesprochen bevor er das Gespräch mit mir gesucht hat.

Ich habe kein grundsätzliches Problem damit. Ich finde es absolut in Ordnung und schön, wenn man mit Expartnern im Guten auseinander geht und weiterhin ein gutes oder freundschaftliches Verhältnis aufrecht erhält. Sie ist inzwischen auch neu verheiratet. Also ist es, wenn überhaupt, meinerseits keine "zwischengeschlechtliche" Eifersucht, sondern eher eine "zwischenmenschliche". Ich bin es inzwischen auch gewohnt, dass ihr Name mehrfach täglich fällt (während mir, wie mir gerade auffällt, nicht alle Namen seiner Kinder bekannt sind - über die spricht er eher weniger).

Am vergangenen Wochenende - er ist Musiker - waren wir auch einem Fest. Er auf der Bühne. Und dann hat er mit Ankündigung und allem Drum und Dran ein Lied für seine Exfrau performt, die ebenfalls im Publikum war. Ist ok, die beiden teilen eine Vergangenheit und stehen sich nahe, aber angefühlt hat es sich seltsam.

Rational begreife ich, dass ich gar nicht denselben Stellenwert wie sie haben kann, da die Beiden sich ja schon viel länger kennen und eine gemeinsame Vergangenheit und Vertrautheit haben, aber emotional bringt es mich dennoch etwas aus dem Gleichgewicht. Ich freue mich zwar für ihn, dass er so etwas Besonderes mit ihr hat...

Aber tief in mir drin möchte ich dieses Besondere sein. Das romantische Mädchen in mir hat die Vorstellung eines Tages für einen besonderen Mann etwas Besonderes bzw. "die Eine" zu sein. Es hat nie vorgesehen eine Zweit- oder Drittfrau zu sein. Mir ist klar, dass sich so etwas entwickeln muss, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich dieses "Exklusivitätsgefühl", das ich vielleicht brauche, bei ihm jemals entwickeln werde. Da sind zu viele andere Menschen. Und selbst wenn, dann fühlt es sich so an als müsse ich mich beweisen, es mir erarbeiten. Ich kann das schwer beschreiben...

Abgesehen davon hat er vor längerer Zeit, als wir uns kennenlernten, häufig betont, dass er nie wieder heiraten wird. Ich möchte schon heiraten. Ich bin sonst eher schroff veranlagt und bei Romantik und Kitsch rollen sich mir die Zehennägel hoch und ich bekomme Beklemmungen, aber ich möchte, dass ein Mann mich eines Tages so liebt, dass er um meine Hand anhält und dass wir uns das Ja-Wort geben und dass wir uns so ansehen wie ich es bei anderen frisch vermählten Paaren gesehen habe. Dieses Funkeln in den Augen... Ja, ihr denkt euch nun gewiss "Die Alte hat zuviel Disney geglotzt."! Aber ist halt so...

Die Kinderwunschfrage habe ich für mich selbst final noch nicht beantwortet. Ich habe von vielen Frauen gehört, dass der Kinderwunsch erst mit dem richtigen Mann aufkam. Und davor habe ich Angst. Er ist sterilisiert. Ich weiss, dass eine Refertilisation nicht unmöglich ist und auch künstliche Befruchtung zur Wahl steht, aber es ist davon auszugehen, dass seine Familienplanung abgeschlossen ist, was ich absolut verstehen kann. Zumal er eigentlich nie wirklich Kinder wollte.

Aber ich war schonmal mit einem Mann zusammen, der drei Kinder mit zwei Frauen hatte und damals kam in mir auch der Kinderwunsch auf. Ich hatte immer das Gefühl, dass diese Frauen etwas mit meinem Partner teilen, was ich nicht mit ihm habe. Das hat mich irgendwie traurig gemacht. Ich habe mich ausgeschlossen und schlecht gefühlt. Damals wäre es alleine aus finanziellen Gründen undenkbar gewesen, dass der Mann ein weiteres Kind in die Welt setzt. Ich habe sogar angefangen negative Gefühle gegenüber seinen Kindern zu entwickeln. So nach dem Motto, dass diese Kinder ja schuld daran sind, dass ich kein Kind mit ihm haben kann. Ich weiss, dass das falsch ist und wusste es auch damals. Aber wenn er mit gemalten Bildern der Kleinen nach hause kam und mir diese freudestrahlend präsentierte, habe ich äußerlich gelächelt und innerlich erbrochen. Und mich dafür geschämt. Und es ging mir noch schlechter. Ein ewiger Teufelskreis, den ich nicht erneut durchleben möchte. Und der auch nicht gut für irgendwen ist.

Wenn man weiss, dass ein Weg in eine Sackgasse führt, geht man ihn dann trotzdem?

Klar könnten wir es unter anderen Umständen einfach probieren, aber hier hängen halt so viele andere Menschen mit drin und dran. Und er hat auch selbst einmal betont, dass er keine Lust auf ein Hin und Her hat, weil er dafür zuviel Verantwortung für andere Menschen trägt. Das kann ich nachvollziehen.

Ich habe mal gelesen, dass Liebe bedeutet, einen Menschen ins einer Gesamtheit zu bejahen. Das tue ich auch. Ich schätze ihn auch rein menschlich sehr dafür, wie er das alles handelt.

Ich will ihn im Hier und Jetzt so sehr.
Aber ich befürchte, dass es im Dort und Irgendwann nicht mehr so sein wird.

Wem oder was sollte man denn Vorrang gewähren?
Der Liebe zu einem Menschen oder seinen eigenen Wünschen?
Und wie soll man einen Menschen ziehen lassen, den man so liebt?

Glaubt ihr, dass man das in den Griff kriegen kann?
Dass die Zeit mit ihm für mich so viel Bedeutung erlangt, dass alles andere an Bedeutung verliert bzw. unwichtig wird?

Ich danke euch <3

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Ich glaube, du wirst dich entscheiden müssen zwischen "Leben mit diesem Menschen" und "Verwirklichung persönlicher Träume".

Nicht mehr heiraten wollen und sterilisiert sein sind zwei klare Statements, wie er sich seine Zukunft vorstellt. Partnerschaft ja, klassische Familie nein.

Natürlich kann es sein, dass er das in 5 Jahren noch mal anders sieht. Aber es macht in meinen Augen keinen Sinn darauf zu spekulieren.

Er will diese Dinge nicht und kann seinen Plan leben, ohne dass er dafür eine andere Frau suchen müsste. Sein Nein reicht.

Du kannst deine Wünsche und Pläne nicht leben, weil du dir dafür einen anderen Partner suchen müsstest, der die gleichen Pläne hat.

Eine Zukunft sehe ich da nur, wenn du aus Überzeugung verzichten kannst und eine andere Lebensrichtung akzeptieren kannst.

LG

2

Hey du...
Schwierig, schwierig finde ich.

Die Frage für mich ist, kannst du gut auf Dinge wie eigene Kinder, Hochzeit... tatsächlich verzichten?
Klar weiß man nicht was kommt, aber immer dieses „was wäre wenn“?
Möchtest du dich das stetig fragen?

Dein Herz hängt an diesem Mann, du hast schon viel Zeit und Gefühle in diese Beziehung gelegt.
Aber wie sehr hängt sein Herz an dir?
Weiß er von deinem Heiratswunsch und allen anderen?
Es hört sich so an, als müsstet du auf so viel verzichten, wenn du in dieser Beziehung bleibst-willst du das wirklich?

Ich wünsche dir, dass du die erste „Geige“ bei einem Mann spielst, dass du nicht auf alles verzichten musst, was du dir wünschst...

Du solltest die Möglichkeit haben diese Wünsche auch zu leben oder zumindest einen Teil davon.

Habt ihr schon mal ganz offen darüber gesprochen?
Klar geht man immer Kompromisse ein, aber hier hört es sich nach so viel Verlust, für dich, im vornerein an.
Ich hätte das nicht gewollt.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.
❤️

Viele liebe Grüße

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Ich habe das Gespräch mit ihm zu diesen Themen noch nicht gesucht.

Kürzlich hatte ich angedeutet, dass dies Fragen sein können, die mich noch beschäftigen werden, aber habe deutlich gemacht, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, da wir es ja ruhig angehen wollten. Doch dadurch, dass er mit seiner Exfrau, Exfreundin und seinem Vater über uns gesprochen hat und sich alles dadurch für mich nicht mehr wirklich locker angefühlt hat, habe ich angefangen darüber nachzudenken und es für mich doch zu thematisieren.

Nun ja... Wie soll man einem Menschen so etwas sagen?
Wie soll ich ihm klar machen, dass seine Vergangenheit möglicherweise unserer Zukunft im Wege steht. Das muss sich für ihn ja auch schlimm anfühlen, wenn ich ihn aufgrund der äußeren Lebensumstände durch's Raster fallen lasse. Und so leicht ist es ja auch nicht. Ich will ihn auch nicht verlieren. Zumindest nicht als Freund. Daher ist das eine sehr sensible Angelegenheit.

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Also ich denke, du MUSST mit ihm sprechen.
Er ist derjenige, der aus locker ernst gemacht hat.
Du hast Vorstellungen, was du in Zukunft noch gerne erleben würdest. Er hat auch Vorstellungen über seine Zukunft.

Sind keine Kompromisse möglich, dann würde ich vorschlagen, dass man das ganze wieder lockert und auf die freundschaftliche Ebene wechselt.

Eine Beziehung kann auf Dauer nur glücklich machen, wenn man gemeinsam in eine Richtung blickt.

Ich habe früher auch gesagt, ich heirate nie wieder. Nach 1.5 Jahren neuer Beziehung, kam der Wunsch auf, seine Frau sein zu wollen. Seit ca 3.5 Monaten bin ich das nun auch.

Also das ist etwas, was sich ändern kann.

Auch ein Kinderwunsch kann sich nochmal ergeben.

Aber wie er dazu überhaupt steht, ob diese Themen erstmal oder wirklich endgültig abgeschlossen sind, kann nur er dir sagen.

Ich finde es aber wichtig, dass du bereits jetzt deine Levens-Vorstellungen artikulierst und damit zu dir selbst stehst. Wenn es von vorne herein keine Kompromiss-Ebene geben kann, kannst du für dich entscheiden, ob du tatsächlich bereit bist für diesen Mann auf einen Großteil deiner Vorstellungen zu verzichten oder ob es sich vermutlich als vergeudete Zeit und Liebesmüh herausstellt.

Alles gute!

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Hallo!

Jetzt mal ganz unabhängig von dem Mann: was wäre dein ideales Bild von Dir in 10 Jahren?

Wenn ich Dich richtig verstehe: Verheiratet mit einem Mann der Dich liebt und für den du die absolute Nummer 1 bist und gerne Kinder dazu, wenn der beiderseitige Wunsch vorhanden ist.

Mit diesem Mann wird das aber nicht passieren.
- Als Freundin ja, aber klassisch verheiratet? Nein.
- Er hat schon drei Kinder und will definitiv keine weiteren Kinder.
- Er würde Dich immer als Nummer 2 ansehen, vielleicht auch erst nach seinen Kindern.

Ich finde es auch heftig, wie wichtig seine Ex für ihn ist. Sie scheint weiterhin eine sehr wichtige Rolle zu spielen, und ganz ehrlich, du wirst wohl nie dasselbe für ihn bedeuten. Egal ob mit gemeinsamem Kind oder nicht. Das hat ja schon mal eine Exfreundin versucht.

Vielleicht wäre es eine gute Idee, mal mit seiner Exfreundin mit der er das Kind hat zu reden. Womöglich war diese extrem enge Bindung zur Exfrau nicht ganz unschuldig an der Trennung.

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Hallo

Meiner Meinung nach wirst du mit der Gesamtsituation nie richtig glücklich werden.

Und eigentlich hast du dir deine Fragen doch schon selbst beantwortet.

Ich wollte nicht für alles zurück stecken. Du bist jung und hast ein Recht auf eine eigene Familie.

Liebe Grüße Michi

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Hallo, ich würde daher keinen Mann mit Vergangenheit wollen. Dh keine Ex'en mit denen er ewig verheiratet war und mit Kindern; die auf ewig verbinden.
Ich bin da sicher rigoros, aber ein Lied für die Ex singen, deren Name oft hören und "beste" Freundin? Damit könnteeda ich nicht umgehen und ich mag Exklusivität.

Das ist ein natürlicher Gedankenweg und Du scheinst nen Hang für Männer mit bewegter Vergangenheit zu haben.

Klar wirft man einen insgesamt tollen Menschen nicht über Bord deswegen, ich würde mir aber verbitten zumindest, dass er dauernd von ihr redet, ihr ein Lied widmet und die beste Freundin muss seine Ex auch nicht sein.
Das ist einfach zuviel des Guten.

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Erst einmal finde ich Deinen Eingangspost sehr gut geschrieben. So eine gefühlstechnische Ambivalenz zu beschreiben ist nicht einfach.

Gerade am Anfang sollte es sich einfach richtig anfühlen und das tut es nicht.
Du müsstest mal unabhängig von ihm (ich weiß ist schwierig) Dir Gedanke machen, wie eine optimale und zukünftige Partnerschaft aussehen, bzw. sich anfühlen soll.

Es hilft immens das aufzuschreiben. (denken, formulieren, selbst schreiben, sehen was man schreibt und wieder mit dem Ursprungsgedanken abgleichen). So bekommst Du ein kleines Stück mehr Klarheit.

Wie ist Dein Verhältnis zu den früheren Partnerinnen? Wenn Du hier eine Freundschaft aufbauen kannst, ist das schon die halbe Miete für eine gute Beziehung mit ihm.
Gerade weil die Partnerinnen soviel Platz in seinem Leben einnehmen, solltest Du Dich in diesem Kreis wiederfinden. Sonst fängt irgendwann der Kollege Selbstzweifel an, sich zu melden.

Die Antwort steht eigentlich schon da:
"Wenn man weiss, dass ein Weg in eine Sackgasse führt, geht man ihn dann trotzdem?"
Manche gehen ihn, einfach nur um es ausprobiert zu haben. Das ist weder logisch noch rational. Aber wir Menschen können zum Glück ja beides.

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Hallo,

Ich sage es mal kurz und bündig.

Er möchte was festes mit dir, kein Hin und Her.
Aber er gibt auch den Takt vor und Kompromisse musst allein du machen.

So kann man auf Dauer nicht glücklich werden. Und genau das wirst du Ihm wohl sagen müssen.

Ich wünsche dir viel Glück dabei. Und dierichtige Entscheidung.

Gruß Birgit