Kiga drängt auf Psychomotorik???

Guten Abend,

meine Tochter ist 6 und kommt dieses Jahr in die Schule. Ich hatte nun noch ein abschließendes Entwicklungsgespräch, in dem darauf hingewiesen wurde, dass sie doch zur Psychomotorik gehen soll.

Dazu muss ich sagen, dass mir dies bereits vor zwei Jahren beim letzten EG geraten wurde. Ich bekam gleich ein Werbeheftchen einer Praxis mit. Ich habe mir das damals angeschaut und wurde nicht schlau daraus. Da es die Krankenkasse nicht bezalhlt, und es auch nicht der Kinderarzt geraten hat, sondern "nur" der Kiga, haben wir es nicht gemacht. Zumal die Praxis weiter weg ist und meine kleine Tochter damals noch ein Baby war (ich hätte sie mitnehmen müssen)

Grundsätzlich ist es so, dass meine Große eher grobmotorisch ist. Im Sport ist sie eher ungelenk, z. B. rennt sie gerne mit Schlackerarmen herum, statt sie seitlich zu halten. Da kommt sie nach ihrem Papa, der ist genauso. Allerdings war das erste Entwicklungsgespräch zu einem Zeitpunkt, als sie noch keinen Sport gemacht hat. Inzwischen kann sie Radfahren und schwimmen und macht im Sportverein Kinderturnen und springt Trampolin. Sie ist auch viiiiiieeel selbstsicherer geworden und traut sich viel, was sie vorher nicht gemacht hat. Sport macht ihr Spaß, aber ein AS wird sie wohl nicht werden (was ich auch nie verlangen würde). Es ist aber kein Vergleich zu früher mehr, wo sie viel Angst hatte und sich viel nicht getraut hat, z. B. größere Rutschen zu rutschen.

Jetzt habe ich eben noch mal Psychomotorik gegoogelt und gefunden, dass es wohl eigentlich etwas für behinderte Kinder, Kinder mit ADHS oder Kinder mit psychischen Störungen ist. Warum dann bitte meine Tochter?

Soll ich mit ihr zu der Psychomotorik gehen? Soll ich den Kinderarzt darauf ansprechen? Es hat doch sicherlich einen Grund, dass es die KK nicht bezahlt?!? Kennt ihr euch aus?

Viele Grüße und vielen Dank für eure Hilfe.

Eure Manu

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Ähm...die KK zahlt es nicht, weil es das Sozialamt zahlt. Aber du zahlst es doch nicht. Die Psychomotorik ist bei uns ein Teilbereich der Frühförderung (auch Frühe Hilfen genannt) und das hat nicht zwangsweise etwas mit Behinderung zu tun. Die helfen auch Kindern, die von Behinderung bedroht sind, einfach in schwierigen Familiensituationen leben (z.B. weil das Geschwisterkind schwerbehindert ist und so das andere Kind "unter den Tisch fällt"), ehemaligen Frühchen (die eigentlich austherapiert sind und noch etwas begleitet werden),... Es gibt viele Gründe, zur Frühförderung zu gehen.

Ich weiß, dass die FF-Stunde bei uns 140€ kostet. Aber wie gesagt, dass bezahlt das Sozialamt (über die Eingliederungshilfe). Das hat auch nichts mit dem Einkommen der Eltern zu tun. Sie jetzt da noch anzumelden, lohnt nicht. Es ist zu spät.

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Bei uns hätte ich für eine 10er Karte in dieser Praxis 100 EUR bezahlt. Schon in der Broschüre steht, dass es nicht bezahlt wird, man aber Hilfe beantragen kann, ich muss noch mal schauen, aber soweit ich weiß, ging es da nur um Zuschüsse, keine generelle Kostenübernahme.

Hmmm.....kann es daran liegen, dass ich mit ihr nicht bei der Krabbelgruppe war (war aber keines meiner Kinder), erst mit der Kleinen war ich schon von 1,5 Jahren an ab beim Sport. Meine Mittlere ist auch sehr sportlich (die Kleine auch). Oh je, am Ende bin ich noch Schuld daran :-(

Kann das sein? Kann man als Mutter da Schuld dran haben?
Meine Mutter meinte mal, dass ich Schuld wäre, weil ich nicht bei der Krabbelgruppe war.

LG,
Manu

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Wieso bist du da Schuld dran? Du bist höchstens daran Schuld, wenn du weißt, dass dein Kind Probleme hat und Förderung und Therapien braucht und du sie nicht wahrnimmst. Aber da der KiA bisher nichts gesagt hat, würde ich mir da noch nicht so viele Sorgen machen. Allerdings wäre ich schon nach dem ersten Gespräch zum KiA gegangen.

Und mal ganz ehrlich: Eine Praxis, die Einzeltherapiestunden für 10€/Stunde verscherbelt kann ja nichts Wert sein. Für unsere Logo zahlen wir 65€/Stunde, die Ergo verlangt 45€/Stunde die Psychomotorik kostet so im Durchschnitt 40€. Was sollen da bitte 10€ darstellen?

Außerdem ist der Flyer offensichtlich voller Fehlinformationen (oder du hast hier nur die Hälfte geschrieben):
* die Kosten werden manchmal sehr wohl von der KK getragen, man kann (und muß - das ist die Bedingung des Sozialamtes) versuchen, eine Einzelfallentscheidung herbeizuführen - die Kosten werden dann VOLL übernommen
* wenn die Kosten nicht übernommen werden, zahlt die Eingliederungshilfe - aber das zu beantragen ist ein langwieriger, Monate andauernder, Prozess.
Wir haben noch nie irgendwelche Gelder beim Sozialamt zuzahlen müssen. Allerdings erhalten meine Söhne auch Eingliederungshilfe hauptsächlich für die Integration im Kiga und nur nebensächlich für verschiedene andere Sachen. Bei uns werden solche Sachen schon nach Aktenlage positiv entschieden.

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Hallo!

Ich habe gerade Deinen zweiten Beitrag gelesen (die Antwort auf meine Vorschreiberin) und muss gestehen, dass ich etwas fassungslos über die Aussage Deiner Mutter bin. Du bist natürlich nicht 'schuld' daran, dass Deine Tochter etwas grobmotorisch ist. Was für ein Unsinn! Lass Dir sowas nicht einreden! Manche Kinder lernen bestimmte Dinge eben früher, andere später - ja und?

Klar können Eltern verantwortlich für Entwicklungsverzögerungen sein, da muss dann aber schon etwas mehr schief laufen als das Versäumnis einer Krabbelgruppe. #kratz

Was Dein spezielles Problem mit der Psychomotorik angeht, kann ich Dir leider kaum weiterhelfen. Wir genießen den Luxus, dass eine unserer Kiga-Erzieherinnen im Kindergarten Psychomotorik für die Vorschulkinder anbietet, einfach so als festen Punkt im Kindergartenalltag. Mir ist folglich völlig neu, dass Psychomotorik eine Therapieform für behinderte Kinder ist. Ich habe den Eindruck, dass mein Sohn davon profitiert; immerhin macht es ihm Spaß, er geht gern hin und ich habe auch den Eindruck, dass er sich seitdem mehr zutraut.

Du kannst ja mal den Kinderarzt fragen. Wie gesagt - ob und wann dieses Angebot ratsam ist, kann ich nicht beurteilen, weil es mir ja quasi in den Schoß gelegt wurde. Von mir nur der Rat, Dir nix einreden zu lassen und vielleicht der Hinweis, dass Psychomotorik nicht 'nur' für Kinder mit Behinderungen geeignet ist.

Alles Gute!

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Hi,

also erst mal dankeschön für eure Antworten. Eigentlich denke ich auch nicht, dass es meine Schuld ist, sonst wäre es bei meinen anderen Kids schließlich ähnlich.

Ich werde einen Termin bei unserem Kinderarzt machen und ihn diesbezüglich befragen. Wir waren natürlich auch bei allen U´s, und da wurde nie etwas bemängelt. Wir haben einen sehr guten und sorgfältigen KiA, er hat nie so etwas erwähnt.

Schade, dass wir Psychomotorik nicht auch im Rahmen das Kindergartens angeboten bekommen, teilweise gibt es sie wohl sogar in Sportvereinen. Wie gesagt, ich hake noch mal nach.

Ganz viele liebe Grüße und bis morgen (gehe jetzt mal schlafen),
Manu

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Hallo,

ich habe mich mal mit dem Thema Psychomotorik beschäftigt, weil unser Sohn ( 1 1/2) lange sehr wackelig gelaufen ist. Das hat sich zwar jetzt von alleine gegeben, aber wir sind trotzdem auf der Warteliste für einen Kurs.

Es ist so, daß die Kinder da lernen, was sie sich zutrauen können, also aus welcher Höhe man noch wo runter springen kann oder wo man runter klettern kann oder wo man es besser bleiben lassen sollte, und wie man am besten ein Hindernis überwindet. Die Kinder sollen die Möglichkeiten ihres Körpers kennen lernen.

Das ist auch der Grund, aus dem ich meinen Sohn trotzdem auf der Warteliste lasse. Er hat z.B. keine Angst, von hohen Dingen hinunter zu "klettern", wo er fallen würde, wenn ich nicht daneben stünde. Deswegen denke ich, daß das auf jeden Fall sinnvoll für ihn wäre.

Bezahlt wird das wohl nur bei Kindern, die schwere Probleme haben.
Aber da, wo wir hin wollen, gibt es verschiedene Kurse. Die Kinder mit schweren Störungen sind in einem anderen als die, wo die Eltern es einfach für sinnvoll halten, wenn ihr Kind ein besseres Körpergefühl entwickelt.

An Eurer Stelle würde ich mit dem Veranstalter des Kurses telefonieren und ihm Eure Sicht und die des Kindergartens darlegen. Ich denke, die können da qualifizierter etwas zu sagen als ein Kinderarzt.

LG
Heike

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>>Jetzt habe ich eben noch mal Psychomotorik gegoogelt und gefunden, dass es wohl eigentlich etwas für behinderte Kinder, Kinder mit ADHS oder Kinder mit psychischen Störungen ist. Warum dann bitte meine Tochter?
<<


Keine Ahnung, was du da ergoogelt hast. Scheinbar hast du auch nur eine Seite gegoogelt.
Bei Wiki ist es schön erklärt: http://de.wikipedia.org/wiki/Psychomotorik

>>Psychische Vorgänge, wie z. B. Emotionalität oder Konzentration, aber auch die individuelle Persönlichkeitsanlage beeinflussen das spontane Bewegungsspiel. Diese kausale Verknüpfung wird Psychomotorik genannt. - Im nachfolgenden Artikel steht der Begriff für ein ganzheitliches und entwicklungsorientiertes Konzept, das Wahrnehmung und Bewegung gleichermaßen fördert.<<

und:
>>Psychomotorik im gesellschaftlichen Kontext

Im gesellschaftlichen Kontext wird Bewegung innerhalb der kindlichen Entwicklung immer mehr Bedeutung zugeschrieben. Zum Einen gibt es inzwischen zahlreiche entwicklungspsychologische Forschungsergebnisse, welche die Bedeutung der Bewegung und Wahrnehmung für eine stabile frühkindliche Entwicklung in den Bereichen Emotionalität, Sprachentwicklung, Sozialverhalten und Kognition aufzeigen. Zum Anderen bewirken gesellschaftliche Entwicklungen wie zunehmende Verstädterung mit einer steigenden „Verinselung“ von Kindheit, Kinderarmut, Medienkonsum bei Kindern, Ernährung etc. eine Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und damit zu Bewegungsmangel.<<


Psychomotorik tut ALLEN gut. Kinder mit Störungen, Bewegungsmangel oder ADHS profitieren natürlich noch mehr davon.

Wir sind auch in der glücklichen Lage, dass bei uns im Kinderhaus jede Woche Psychomotorik für ALLE angeboten wird. Die Kinder sind da ganz heiß drauf ;-) und haben jede Menge Spaß.

Dein Kind kann von der Psychomotorik nur profitieren!


sparrow