Ergotherapie - Erfahrungen?

Ihr Lieben,

mein Sohn (4) bekommt in 2 Wochen Ergotherapie. Seine Motorik ist nicht so dolle. Er kann nicht gut auf einem Bei hüpfen, malen, mit der Schere umgehen etc.

Er bekommt seit ein paar Monaten Logopädie, da auch die Mundmotorik nicht so toll ist (Sprachentwicklung trotzdem super, aber er sabbert noch sehr).

Auch die Logopädin hat nun eher zur Ergo geraten und mein Kinderarzt bei der U8 auch.

Wer von Euch macht mit seinem Kind Ergo und kann berichten? Bin neugierig!!

Bis jetzt ist bei mir noch nichts passiert, außer dass die Therapeutin rumgestresst hat, weil ich trotz Elternzeit nicht vormittags möchte (habe da ständig Arzt- und Krankenhaustermine mit meiner Kleinen, außerdem hat mein Großer vormittags in der Kita einige Angebote, die wichtig für ihn sind) :-) Hoffe, die wird noch netter.

Bin mal gespannt, wie es bei Euch läuft!

LG, Nele

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Unser Sohn wird in 4 Wochen 5 Jahre und er hat seit 2 Wochen Heilpädagogik und Ergotherapie.

Dort haben wir nun auch endlich erfahren was mit ihm los ist. Er hat eine Wahrnehmungsstörung.

Deine geschilderten Probleme hat er auch. Er kann überhaupt nicht malen, hat eine schlechte Stiftführung, hält die Schere nicht korrekt, hat feinmotorische Schwierigkeiten usw. Er hat keine Eigenwahrnehmung und sieht keine Grenzen #schmoll

Ansonsten kann ich noch nicht all zu viel berichten. Bin aber begeistert von dem was die machen und vor allem, dass wir nach fast 3 Jahren Suche endlich Hilfe bekommen.

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Freut mich für Dich! Hoffentlich bringts bei uns auch was....

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Hallo Nele,

meine Tochter bekommt zwar keine, aber ich bin selber Ergo.
Ich habe es mit meinen Therapiekindern immer so gemacht:
- Zuerst gab es ein Elterngespräch, zudem das Kind bei mir gerne mitkommen konnte (eine befreundete Kollegin macht es ohne Kind, weil es ja hauptsächlich um die Defizite geht).

- Anschließend habe ich, jenachdem wie schnell das Kind sich an mich gewöhnt hatte, einen genauen Befund gemacht:
Wie ist die motorische Entwicklung,
die visuelle und auditive Wahrnehmung des Kindes, sein Sprachverständnis, usw.

- Anhand der Ergebnisse wurden die Stärken und Schwächen deutlich und es war klar, in welche Richtung es bei der Behandlung gehen wird.

- Dein Sohn wird eine Wahrnehmungsstörung haben (aufgrund deiner Schilderungen denke ich auf jeden Fall im Bereich der Eigenkörperwahrnehmung und evtl. auch im Tastsinn auffällig sein.
Genau kann das natürlich nur die behandelnde Therapeutin mit ihrem genauen Befund feststellen. Welche Teilbereiche usw.

Einen Tipp kann ich dir im Vorfeld schon geben, besonders i. B. a. Berichte:
Sie klingen immer ganz dramatisch, als könnte ein Kind nichts. Das liegt daran, dass die Ärzte meist nur daran interessiert sind, was das Kind nicht kann und warum es behandelt werden muss. Hinzu kommen dann die Ziele, wo es hin gehen soll.
Mach dir da auf jeden Fall keine Gedanken. Dein Sohn kann schon einiges und wird durch die Ergo gefördert werden, noch mehr zu können.
Die Ergo bei Kinder ist dazu da, die Vorraussetzungen zu schaffen, damit ein Kind sich gut entwickeln und lernen kann.

Ein kurzes Beispiel i. B. a. Gleichgewicht:
Kinder mit geringem Gleichgewichtssinn haben z. B. Schwierigkeiten still und richtig auf einem Stuhl zu sitzen.
Nun versetz dich in die Situation:
Ich gebe dir als Sitz einen Hocker mit nur einem Bein und dazu eine Aufgabe, dessen Lösung gar nicht so einfach ist.
Es wird dir schon schwer fallen, dich sicher auf den Hocker zu setzen, ohne das du umfällst. Das Lösen der Aufgabe wird wahnsinnig schwierig oder sogar unmöglich.

Ein Kind mit einer Wahrnehmungsstörung in diesem Bereich hat genau das Problem. Es kann die Aufgabe gar nicht lösen - oder eben nur sehr schwer, weil es damit beschäftigt ist, nicht vom Stuhl zu fallen (obwohl dieser evt. 4 Beine hat).
In der Ergotherapie wird bei so einem Kind das Gleichgewicht geschult und gefördert, damit es sich bessert. Und dadurch wird es in der Bearbeitung von anderen Aufgaben - in eurem Fall z. B. malen oder schneiden - besser werden.

Es werden eingie Bereiche sein, an denen die Ergo mit deinem Sohn arbeitet. Wichtig finde ich immer, das die Kinder Spaß an der Therapie haben denn nur so kommen sie gerne und die Ziele können gut erreicht werden.

Hoffe, ich habe jetzt nicht zuviel gelabert, sorry.

Sei auf jeden Fall offen für das was kommt (es gibt bei der Arbeit mit Kindern in der Ergo viele verschiedene Modelle). Wünsche dir und deinem Sohn dann einen guten Start, viel Spaß und natürlich viel Erfolg bei der Ergo.

LG Ann-Kathrin

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Moin und vielen Dank für den ausführlichen Bericht #freu

Ich weiß auch nicht, was bei Anton schief gelaufen ist, dass er so ungeschickt ist... früher dachte ich, Ergo kriegen nur Kinder, die entweder behindert sind oder nur vor der Glotze sitzen #hicks

Anton ist sehr viel in Bewegung, hat auch eine gute Kondition - nur mit der Motorik klappt es nicht.
Er ist lange Zeit sehr unsicher gelaufen, ging immer an der Hand (wenn nicht, dann stolperte er viel trotz guter Schuhe). Er ist nicht sicher auf Klettergerüsten und meidet auch solche Spielgeräte. Mit den Händen siehts nicht besser aus, er krakelt nur beim Malen.
Allerdings platze ich vor Stolz, dass er gerade Fahrrad fahren gelernt hat #huepf

Ich hoffe, die Therapie bringt ihm was... ich habe ihn schon zum Fußball angemeldet, er ist auch gern dort, aber das allein bringts offenbar nicht.

LG, Nele

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Ich finde deinen Bericht wirklich informativ und klasse #pro


Unser Sohn wird in 3 1/2 Wochen 5 Jahre und erst jetzt haben wir erfahren, dass er eine Wahrnehmungsstörung hat.

Schon immer haben wir bemerkt, dass er anders ist als andere Kinder. Er ist ein Frühchen und war SEHR LANGE ein Baby, konnte spät laufen, hatte kaum Bedürfnisse und wirkte rundum zufrieden.

Mit dem 2. Geburtstag ging es dann los, als er mobiler wurde, Panik bei Sand und Gras hatte, seine Grenzen testete, seinen eigenen Kopf hatte usw.

Mit den Grenzen hapert es leider heute noch. Er sieht keine und akzeptiert keine. Regeln hält er fast nicht ein, Aufgaben die man ihm gibt macht er nicht (weil sie bei ihm wohl nicht ankommen), Stifthaltung und Schere ist ganz schlecht.

Wir haben mehr als 2 Jahre gebraucht. Sind von Kinderarzt, Kindergarten, Erziehungsberatung, Kinderpsychologe endlich zur Frühförderung gekommen und da wird uns ENDLICH!!!! geholfen.

Nachdem er dort die ärztliche Untersuchung hatte, wir ein Aufnahmegespräch hatten und dann der Wiener Test an ihm gemacht wurde, hat er heute das 3. Mal Heilpädagogik und Ergotherapie.

Beim Wiener Test hat er kognitiv sogar mit sehr gut abgeschnitten und wenn es klappt, wird er nächstes Jahr als Kann-Kind in die Schule kommen.

Aber bis dahin warten wir erst mal ab, wie er sich entwickelt.

Es ist dennoch traurig, wie schnell andere ein Kind aufgeben und als Fachkräfte nicht zu helfen wissen.

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Hallo,

meine Jungs bekamen Beides - Logo und Ergo.

Beim Großen habe ich dann mit der Logo aufgehört als die Ergo anfing - wäre für ihn zuviel gewesen. Die paar kleinen Probleme, hatte er auch schon gut 'im Griff'. Der Kleine bekam die Logo zwar auch wegen einer wirklich schlechten Mundmotorik (allerdings sprach der dafür wohl sehr, sehr gut - so die Logopädin), sondern eher, weil er andere 'Auffälligkeiten' hat(te).

Der Große bekommt die Ergotherapie über den Kinderarzt, um die Feinmotorik in den Griff bekommt. Auch hat er Probleme, logische Dinge zu erkennen und Muster umzusetzen. Die Grobmotorik ist ganz gut. Er geht jetzt schon gut 2 Jahre dort hin und man kann schon deutlich Unterschiede erkennen.

Bei Christian steht die Motorik (Fein- und Grobmotorik) eher hinten an. Er bekommt die Ergo durch die Kinderpsychologin verordnet. Bei ihm geht es eher um Körpergefühl und darum, zu erlernen, daß er sich selbst beruhigen kann (er hatte anfangs gut 3-4 Wutanfälle täglich und ca. 1x monatlich so heftig, daß er für kurze Zeit aufhörte zu atmen oder sich übergeben mußte). Er macht es jetzt auch schon fast 2 Jahre. Anfangs lief es auch sehr gut - wir drei (Ergotherapeutin, Christian und ich) kamen gut miteinander klar und ich habe viele wertvolle Tips erhalten, was ich probieren kann. Leider hat die Therapeutin kurz vor der Geburt der Kleinen gewechselt und so ein Vertrauensverhältnis konnten wir alle nicht zueinander aufbauen und die Geburt der Kleinen hat uns mächtig 'nach hinten' geworfen. Auch war es da nicht möglich, einen Nachmittagstermin zu erhalten (bin seit 01.8. wieder arbeiten und da kann ich nunmal nicht mittags).
Seit gut 1,5 Monaten ist er nun auch in der Praxis, in der auch der Große behandelt wird. Und ich merke schon jetzt - es geht 'bergauf'.

Wir fühlen uns dort alle sehr wohl. So alle paar Monate wird wieder ein Test gemacht (körperliche und geistige Entwicklung), ich erhalte regelmäßige Rückmeldungen, woran wir noch arbeiten sollten, was sich gebessert hat usw. Es wird auch sehr auf die Kinder eingegangen - wenn die Jungs schon 'erledigt' sind, dann wird eben eher was 'leichtes' gemacht, haben sie noch ordentlich Kraft, dann gehen sie in den Sportraum. Je nachdem, wird gespielt (Gesellschaftsspiele), gemalt oder anders handwerklich gearbeitet oder eben geklettert, gesprungen usw.
Ich sehe bei Beiden schon sehr gute Fortschritte, die nicht allein damit zu tun haben, daß sie älter werden.

Ich denke, Erfolg kann man nur haben, wenn die Kinder (und auch die Eltern) Vertrauen in die Ergo und vor allem zu den Therapeuten haben.

Nebenbei bemerkt.... hier war es überhaupt kein Problem, einen Nachmittags- (bzw. Abendtermin) zu bekommen. Und da beide Jungs möglichst 2x wöchentlich die Therapie erhalten sollen, wurde mir gleich vorgeschlagen, daß die Jungs parallel behandelt werden. Robert war in der letzten Zeit sowieso häufig bei der zweiten Therapeutin (und bleibt jetzt bei ihr) und Christian ist (aufgrund der Diagnose) sowieso 'Chefsache'.

LG und viel Erfolg.

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#danke für Deinen Bericht, das macht mir ja Hoffnung, dass unser kleiner Tollpatsch auch bald weiterkommt...