Tochter ist sehr agressiv / lang

Hallo zusammen,

ich mache mir gerade doll Sorgen um meine Tochter. Im Sommer wurde sie fünf und seid knapp vier Wochen geht sie in den Kindergarten.
Wir wohnen in der Schweiz, eher war es nicht möglich, da hatte sie 2x in der Woche vormittags Spielgruppe.
Nach drei Tagen wurde die Erzieherin krank, vier Tage kein Kindergarten und danach kam eine Ersatzkraft - die bleibt nun.

Aber zu der Agressivität - meine Tochter ist ein Mamakind gewesen, immer bei mir, sehr schüchtern (bei anderen) und möglichst immer kuscheln. Zuhause ist sie nicht schüchtern sondern hatte schon immer einen starken Willen, aber es kam nie zu "Aussetzern".

Anfang August waren wir auf Heimaturlaub, eine Woche, die wir wirklich sehr vollgepackt haben, da Eltern und Schwiegereltern uns öfter sehen wollten, Zoobesuch und am letzten Tag noch Zirkus ... nach dem Zirkus hat Hannah dann in einer U-Bahn-Station einen Schrei- und Wutanfall vom feinsten bekommen.
Es fing damit an, dass sie nicht an der Hand sein wollte, ich wollte das aber, da die Züge sehr schnell einfahren etc.
Sie schrie, schlug um sich, biss mich, schlug mir die Brille runter etc. Ich musste sie quasi mit Gewalt aus der Station schleppen und draussen beruhigte sie sich langsam.

Da nahm ich an, es sei ihr einfach alles zuviel geworden, zuviele Eindrücke und und und.
Mir wars auch zuviel, also verstand ich das.

Kaum ging der Kindergarten los, wurde sie, gerade zu Hause angekommen, wegen nichts (z.B. Getränk nicht schon eingegossen) agressiv, schlägt mich, will mich beissen, kratzt und kneift und ist wirklich wie von Sinnen ...
Das ging zweimal so, dann war ja Zwangspause und zwei Tage, nachdem die Ersatzlehrperson die Gruppe übernommen hat, ging es wieder los.

Ich habe ihr dann schon direkt beim Abholen Traubenzucker gegeben, dachte evtl eine Unterzuckerung löst das aus.
Die Kinderärztin meinte telefonisch, es könne die Umstellung und Eingewöhnung sein und hat mir Bachblüten-Tropfen gegeben.
Diese konnte ich wegen einem Fieberinfekt letzte Woche dann nicht mehr so regelmässig geben, da wir so viele andere Medis hatten (sie hat dann gestreikt u ich fand den Fiebersaft wichtiger in dem Moment).

Eben war sie schon wieder so. Spielt mit unserer Katze, das heisst, sie umklammert die Katze und diese kann dann nicht weg - ich sagte ihr, sie möchte die Katze bitte lassen (die ist aber auch doof, springt dann nicht aufn Kratzbaum sondern geht nur einen Schritt weg ...) und da wird sie dann sooo sauer auf mich, dass ich die blödeste Mama der Welt bin, sie wegziehen will und wünschte, ich wäre tot, dann müsste sie mich nicht mehr sehen und dabei haut sie mich wirklich ununterbrochen, tritt und heute wars noch Anspucken ...

Ich kann sie nicht auf ihr Zimmer schicken, weil ich dann selbst Gewalt anwenden müsste - wirklich ! Sie hat dann Bärenkräfte, ich kann sie gerade packen und rübertragen, dann geht es dort weiter und sie bleibt auch nicht im Zimmer - ich bin dann ruhig und sage ihr, dass ich das nicht schön finde und (sie lacht dann auch so komisch) das kein Spass ist sondern wehtut, ...
ich könnte ihr aber auch aus dem örtlichen Telefonbuch vorlesen oder es ganz lassen, es erreicht sie nichts.

Wir sind zu Hause untereinander nicht körperlich agressiv, wir hauen nicht und Respekt (Mensch, Tier) ist etwas, was wir bisher erfolgreich vermittelt haben.

Nach dem "Anfall" kommt dann manchmal was ganz anderes zutage, als sie mich tot wünschte, erzählte sie, eine Freundin hätte ihr von Bambi erzählt und das wär ja so schlimm und sie hat Angst, in den Himmel zu kommen oder wenn ich in den Himmel gehe (sterbe) und hat dann bitterlich geweint - ich denke, sie wollte das schreckliche aussprechen, um zu sehen, wie es sich tatsächlich anfühlt und wie ich reagiere. Wir konnten dann in Ruhe drüber reden.

Ich werde morgen einen Termin bei der Kinderärztin ausmachen - mir kam eben der Horrorgedanke Hirntumor. In sowas kann ich mich reinsteigern, also bitte keine Horrorgeschichten dazu.
Aber auch, wenn es die Eingewöhnung sein sollte oder ein geistiger Entwicklungsschub (?), muss ich mir eingestehen, ich kann ihr gerade nicht gerecht werden und bin momentan (und das tut mir weh, denn da versage ich und ich liebe sie doch über alles) hilflos.

Danke an alle, die bis hierher gelesen haben - ich musste es mir von der Seele schreiben, habe leider keine Freundinnen (sind ja "fremd" hier, aber das ist ein anderes Thema) und mein Mann sagt nur "sie ist krank !", als er es einmal miterlebte.

Wenn irgendwer von Euch mit den eigenen Kindern je eine ähnliche Erfahrung gemacht hat, bitte Tipps und Berichte, ich bin für jede Hilfe dankbar.

LG Nina

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das hört sich alles sehr heftig an und ich kann mir vorstellen, was du grade durchmachst..

trotzdem glaube ich nicht an einen gehirntumor (bin kinderkrankenschwester)..

ich denke eher, dass es mit dem kindergarten zu tun hat; sie fühlt sich wahrscheinlich abgeschoben, grade, wenn sie so auf dich bezogen war, ist es erstmal schwer von dir getrennt zu sein- und das ist dann wohl die art, wie sie dir das zeigt!

wie lange ist sie denn im kindergarten? gabs in eurer familie noch andere ereignisse, die damit zu tun haben könnten? hat sie geschwister? wie verhält sie sich im kiga? hat sie dort auch solche ""anfälle"- wenn nicht, dann hat es schon ziemlich sicher, was mit dir zu tun!

wenn sie so nen anfall hat, würde ich auch keine gewalt anwenden, versuch mal dich selbst aus der situation zu ziehen. würde dann einfach mal rausgehen, sagen, dass du dich nicht schlagen lassen willst und sie gerne wieder kommen kann, wenn sie sich wieder beruhigt hat. mach das bei meiner kleinen manchmal auch, wenn sie zu überdreht ist und anfängt mich zu ärgern/hauen etc.- wenn ich dann rausgehe, fängt sie recht schnell an zu weinen und wenn ich sie dann frage, ob es ihr besser geht und sie ja sagt, dann komm ich zurück nehm sie in den arm und damit ist die sache beendet.

versuch ihr außerdem öfter zu sagen, dass du sie lieb hast und du sie im kindergarten nicht abschiebst; hat sie denn schon freundschaften im kiga geschlossen? fühlt sie sich dort wohl?

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Hallo,

meine liebt den Kindergarten, schickte mich auch am ersten Tag gleich nach Hause.

Aber die Reize waren dann doch zu viel.

Sie macht seit dem Babyalter keinen Mittagschlaf mehr und braucht wenig Schlaf.
Aber die ersten Tage im Kindergarten schlief sie nachmittags zu Hause. Dabei waren es anfangs 2 Stunden.

Nach einigen Tagen war sie nachmittags einfach nur noch fertig.
Seither ist ihr Ritual nach dem Kindergarten (wir laufen eine halbe Stunde, wo sie sich gut abreagiert) zu Hause noch mal 1-3 Stunden RENNEN. Sie rennt dann 1-3 Stunden am Stück durch den Flur. Ansprechbar oder handlungsfähig ist sie im Grunde erst danach wieder. Wobei wir jetzt nach zwei Jahren Kindergarten bei meistens 1 Stunde rennen angekommen sind.

Der Kinderarzt meinte, sie klappt im Kindergarten die Ohren ein und zu Hause muss der ganze Lärm raus!!

In der Mutter-Kind-Kur hatten wir kurze Wege. Also 2 Minuten Weg nach Abholen. Das beste war, wenn wir in der Mittagsruhe spazieren gegangen sind. Sie im Zimmer ruhig zu halten, war eine Qual für uns beide (hatten leider mal Starkregen und trotz Regenkleidung zu nass).

Jetzt waren Ferien. Die Pause war gut und wichtig. Sie freute sich auch wieder auf den Kindergarten. Aber dennoch. Nach der langen Pause und vielen Eindrücken im Urlaub.... heute machte mein Kind Mittagschlaf!

Bei euch könnten folgende Faktoren einfach zu viel geworden sein (was sich im Laufe der Zeit einspielt). Ohne Vorwurf, sondern für den Moment einfach eine natürlich Reaktion auf alles zusammen...
- voll gepackter Urlaub (hatten wir auch und meine brauchte ein paar Tage)
- Eingewöhnung in den Kindergarten
- Erzieherwechsel
- Fieberinfekt (meine liebt den Kindergarten, aber sie braucht dann meist ein paar Tage Pause und nach der Pause verarbeitet sie Lärm erst mal wieder schlechter)
- deine Unsicherheit, weil du es schlicht noch nicht kennst
- eine Freundin, die ihr von Bambi erzählt, was sie zu alldem noch verunsichert

bei meiner merke ich einen DIREKTEN Zusammenhang zwischen meinem Innersten und IHREM Verhalten.
Sobald ich innerlich gestresst oder unsicher werde, dreht meine noch mehr auf, bekommt Angst (ist Mama jetzt nicht mehr so verlässlich), spürt meine Unsicherheit, die zu ihrer in verstärkter Form wird ....
als ich wegen Eisenmangel körperlich nicht so fit war und selbst nicht wusste, was los ist, war meine einerseits sehr fürsorglich, wollte mir helfen etc. aber ihre Gefühlsausbrüche und Stimmungsschwankungen waren stärker als sonst, häufiger als sonst und weil ich nicht so reagieren konnte wie sonst, noch mal umso stärker!

Kaum ging es MIR wieder besser, wurde sie wieder zum bekannten Sonnenschein und bekam nur noch gelegentlich wieder ihre Gefühlsausbrüche, in Stärke und Seltenheit wie zuvor auch.

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Hallo,

ich denke auch, daß ihr das irgendwie alles zu viel ist.
Du scheinst Dich dort ja selbst nicht besonders wohl zu fühlen und keinen Anschluß zu finden. Das bekommen Kinder mit. Die haben feine Antennen. Auch wenn sie nicht in Worte fassen können, was das Problem ist.
Also hat Deine Tochter jede Menge neue Sachen, einen stressigen Urlaub und eine unglückliche Mama.

Nur, was macht man dagegen? #kratz

Meine Tochter (5) hat auch mitbekommen, daß ich in letzter Zeit nicht besonders gut drauf war (wegen Arbeitsplatzverlust in einer ganz tollen Firma, wo ich lange gearbeitet habe). Sie hat mich aber darauf angesprochen, und wir haben darüber gesprochen. Sie ist sowieso ein sehr empathisches und verständiges Kind, kann aber auch ganz schöne Wutanfälle haben. Zwar nicht so wie bei Deiner Tochter, aber die steckt ja auch in einer schwierigeren Situation.

Vielleicht setzt Du Dich einfach mal mit Deiner Tochter ruhig zusammen und redest mit ihr über Eure und Ihre Situation. Natürlich sollst Du sie nicht mit Deinen eigenen Problemen belasten, aber zumindestens mal sagen, daß Du momentan auch nicht so glücklich bist, weil Du dort noch keine Freunde gefunden hast und mal fragen, wie es ihr so geht.
Ich würde auch versuchen, den Alltag nicht mit Aktivitäten zu überfrachten, sondern öfter einfach mal mit ihr zu Hause rumhängen und lesen oder puzzeln und über Dinge sprechen (also nicht mal über Eure Situation, sondern über allgemeine Sachen, die einem so im Leben begegnen, wie z.B. das mit dem Himmel) usw.

Meine Kinder sind von solchen Tagen zwar nicht begeistert, die wollen immer Action und andere Leute um sich haben, aber solche Tage tun ihnen definitiv gut. Sonst lädt sich quasi der Akku über Nacht auch nicht mehr auf, und sie haben nachhaltig schlechte Laune.

LG

Heike

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Hallo,

wenn ich mir das so durchlese, klingt es danach, als ob Dein Kind hin und hergerissen ist.
Und daß auch negative Aufmerksamkeit für Kinder sehr erstrebenswert ist.

Ich kann mir vorstellen wie kräfteraubend das ist.
Raten möchte ich Dir als Mutter einer sehr willensstarken Tochter Folgendes:
- Lies das Buch 'Dein kompetentes Kind' von Jesper Juul, das bei uns sehr viel Ruhe gebracht hat
- bleib ruhig und souverän, auch wenn es noch so schwer fällt
- zieh lieber eine Grenze für Dich als Grenzen für das Kind (hat bei uns verdutzte Reaktionen gegeben)
- wenn sie tobt, raus aus der Situation, entweder sie oder Du, nicht reden/drohen/schimpfen, das eskaliert nur
nach der Toberei in Ruhe darüber reden, über Deine Gefühle, rede Du nicht über Ihre Gefühle, damit sie sie selbst ausdrücken und ausleben lernt
- vielleicht ein Wutkissen dabei haben, in das die Wut rausgeboxt wird o.ä.
- sehr ruhigen Tagesablauf, mal einen NAchmittag langweilen (ist mir 2x die Woche heilig, weil unsere schon beim Einkaufen ca. 1 Million Eindrücke mitbringt)
- Sportkurs zum Austoben, Radfahren etc. richtig auspowern
- viel kuscheln, Liebesbestätigungen, daß Du sie liebst, Du Dich aber an Ihrem Verhalten (nicht an ihr) störst.
- Deinem Mann sagen, daß sie nicht krank ist, sondern ein ganz normales Mädchen mit starkem Willen und daß er darüber nochmal froh sein wird.

Ich wünsche Euch Alles Gute und denk daran: Phasen, die plötzlich auftauchen, gehen in der Regel auch genauso plötzlich vorbei!

LG
Almura