"Ich habe Angst vor dem Wal in der Badewanne"

Liebe Alle,

ich möchte gerne mal von den Ängsten meines Sohnes erzählen und wissen ob es Kinder mit ähnlich ausgeprägten Ängsten gibt.

Mein Sohn Paul ist im September fünf Jahre alt geworden und alles in allem ein normaler, angenehmer, lustiger, sehr fantasievoller, schlauer kleiner (grosser) Junge der seit August in den Kindergarten (Schweiz, Kindergarten ist Pflicht und der Schule angegliedert. Er wurde also "eingeschult") geht. Davor ging er seit seinem 1. Geburtstag in die Kita, an der er auch jetzt noch am Nachmittag betreut ist.

Seit einiger Zeit hat er recht extreme Ängste. Er will zum Beispiel nicht alleine aufs Klo (bei uns zu Hause), in sein Spielzimmer, in die Küche etc. weil er Angst vor Gespenstern hat. Schränke macht er nicht auf wegen den Riesespinnen und in der Nacht müssen wir das Ganglicht anlassen, Nachtlichter reichen nicht wegen den Vampiren. Wir haben alles ausprobiert von Gespenster-Vampir-Riesenspinnen-Stink-Spray (Haarspray) in der Wohnung versprüht, bis über aufklären dass es Gespenster / Vampire / Riesenspinnen in Schränken ja gar nicht gibt usw. etc. Alles hilft nichts. Vorgestern ist er plötzlich aus der Badewanne aufgesprungen und beinahe rausgefallen, weil er meinte es käme ein Narwal (!?!) aus dem Überlauf, er könne den langen Zahn schon sehen... Er hatte noch Shampoo in den Haaren und ich musste lange an ihn hinreden dass er sich wenigstens die Seife aus den Haaren waschen liess.

Gestern Abend, als wir heim sind und Sterne gesehen haben, hatte er übrigens auch Angst. Dass es eine Supernova passiert, ein Stern in unserer Nähe explodiert und es ein schwarzes Loch gibt dass uns alle verschluckt... Woher auch immer er solche Dinge weiss, das mit der Supernova musste ich selber erstmal nachlesen. Geschichten über Vampire, Gespenster und Riesenspinnen versuchen wir gekonnt zu umgehen... Aber er hat auch Angst vor Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen. Ich versuche da mit Wissen entgegenzuwirken (Erdbeben gibt es in der Regel nur entlang der Kontinentalplatten usw.) Aber ob das der richtige Weg ist?

Aber irgendwie tut er mir sooo Leid dass er so viel Angst haben muss und ich möchte ihm gerne helfen. Aber langsam reagiere ich auch schonmal ungehalten, wenn wir gerade am Tisch sitzen und essen und immer einer von uns mit ihm mit auf die Toilette muss. Ausserdem klebt er förmlich an mir, was die Eifersucht seiner kleinen Schwester anfacht. Die dann auch an mir klebt... Das ist anstrengend!

Hat jemand eine Idee wie ich ihm (und uns) helfen kann?

Noch meine ich nicht zu einem Therapeuten gehen zu müssen. Er reagiert nicht panisch (selten mal) und besonders zu hemmen scheint ihn das auch nicht. Im Kiga und in der Kita geht er übrigens alleine aufs Klo... Und ich will das auch nicht so überthematisieren! Nur ich mache mich da schon Gedanken!

Liebe Grüsse und danke schonmal im Voraus für eure Ideen oder Erfahrungsberichte,
Lara

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ZITAT

Ausserdem klebt er förmlich an mir, was die Eifersucht seiner kleinen Schwester anfacht.

ZITAT ENDE

Ich glaube, hier liegt der Schlüssel. Ich denke, dein Sohn ist seinerseits sehr eifersüchtig auf seine kleine Schwester und versucht nun, mit großer Kreativität und großem Erfolg, deine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Auffällig finde ich vor allem, dass er nicht panisch ist (warum auch, es sind ja "ausgedachte" Ängste) und dass er derartige Ängste außerhalb der Familie nicht hat...

Damit sage ich übrigens keineswegs, dass ihr ihn benachteiligt zugunsten seiner kleinen Schwester. Eifersucht funktioniert auch wunderbar, selbst wenn ihr als Eltern alles richtig macht, weil, wo Aufmerksamkeit geteilt werden muss, nun einmal keine ungeteilte Aufmerksamkeit mehr zu bekommen ist. Es sei denn...

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Hallo Lara,

ich kenne das mit den Ängsten von meinem Sohn (4,5 Jahre) auch. Zur Zeit geht er auch nicht alleine aufs Klo oder in sein Zimmer. Vor ein paar Wochen hatte er Angst vor der Badewanne und dann vor dem Klo in dem ein Zug fahren würde #kratz

Wenn ich ihn dann gefragt habe, warum er denn meint, dass im Klo ein Zug fahren würde, hatte das meistens eines der anderen Kinder im KiGa erzählt. Gerade die größeren Jungs machen sich einen Spaß daraus, die kleineren mit solchen Geschichten zu beeindrucken.

Nun ist mein Sohn ohnehin sensibel und etwas ängstlich und da schlägt sowas mitunter ganz schön durch.

Ich wäre jetzt nicht auf die Idee gekommen, deswegen zum Therapeuten zu gehen. Ich denke einfach, dass die Kinder sich mit allen möglichen Dingen beschäftigen und eben nicht abgrenzen können, was eine reale Gefahr sein könnte und was nur fiktiv.

Bei meinem Sohn gibt es immer wieder irgendwas, was ihn ängstigt... ist meist aber auch so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen ist. Nur Dunkelheit, alleine aufs Klo gehen und alleine auf ein anderes Stockwerk gehen ist eigentlich immer füüürchterlich ;-)

LG
Katitole

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Es gibt bei Kindern (bei vielen vielleicht etwas eher) eine magische Phase.Da sehen sie einfach Dinge, die wir nicht sehen bzw verarbeiten Sachen,meine sie im Alltag gehört haben.Oftmals können Kinder in dem Alter aber noch gar nicht reflektieren,Also oftmals hilft es einfach nichts, ihnen zu erklären, es gäbe keine Monster....denn für sie gibt es Monster.
Wenn dein Sohn eine Angst äußert, würde ich ihn einfach mal fragen, ob er selbst eine Idee hat, wie man die Riesenspinne aus dem Küchenschrank verjagen kann.
Man muss Kinder in dieser Phase auf jeden Fall ernst nehmen und die Ängste nicht antun, nur weil sie für uns manchmal etwas "lächerlich" erscheinen.

Inwiefern das jetzt was mit der kleinen Schwester zu tun hat ist fraglich.Wie alt ist denn die kleine Schwester?War er vorher auch schon so anhänglich?
Umso mehr Kinder verstehen, desto mehr ängste bekommen sie natürlich auch.Dein Sohn ist jetzt vielleicht in einem Alter, wo er weiß, dass schlimme Dinge passieren können (Naturkatastrophen).Sie müssen ja auch erstmal lernen, damit umzugehen,
Wir haben ja auch ab und an Angst vor gewissen Dingen, obwohl wir wissen, dass die Wahrscheinlich eher gering ist, dass das eintritt.Die Angst ist aber trotzdem da.....

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Huhu - hier ich! Ich war auch so!!
Also die Supernova kannte ich damals nicht ;-) aber meine Ma sagt heute noch, was ich für eine " ausgeprägte Fantasie" hatte. Und an vieles erinnere ich mich noch: am schlimmsten war die Angst vor Hexen (hinter der kinderzimmertür), aber auch Vampire, Mörder (unterm Bett), der Keller war sowieso gruselig.. Ich kann mich an so unendlich viele Situationen erinnern, wo ich echte Ängste ausgestanden habe: Nachts aufgewacht mit der Vorstellung, dass im Flur aggressive Fledermäuse sind, die gleich zu mir kommen, konnte also nicht zu meinen Eltern rüber gehen und habe so lange um Hilfe geschrien, bis jemand kam. Erinnere mich an einen Abend, an dem ich bestimmt 5x wieder aus dem Bett gekommen bin weil ich Angst vor Walen hatte (und meine Ma mir versucht hat zu erklären, dass die nur Plankton fressen). Außerdem hatte ich SEHR oft - über Jahre - sobald ich im Bett war die Angst, dass meine Eltern und Brüder gar nicht meine wirklichen Eltern sind sondern böse Menschen und mich gleich allein lassen und alle abhauen (!!!) und ich habe die liebste Familie der Welt, es gab keinen Grund dafür!

Übrigens konnte ich vor Angst auch viele Kindersendungen nicht sehen (Pippi auf Takatuka - Piraten!!, alles mit ein bisschen Spannung sowieso nicht, Ingrid Steger als freches Gör in der Sesamstraße hat mir nächtelang Alpträume gemacht, TKKG habe ich mit 12 gelesen, bei ??? mussten meine Brüder dabei sitzen als ich 13 war!!

Lange Rede kurzer Sinn - ich bin heute ganz normal und auch kein Schisser!!!

Ich brauchte sicher auch viel Aufmerksamkeit und Zuspruch und habe meine Eltern mit nächtlichen Besuchen genervt, aber so war es nun mal und ich hatte all diese Ängste wirklich! Wenn natürlich auch völlig abstrus und eingebildet.

Ich glaube, du machst es genau richtig - sei für ihn da, entwickelt Strategien (habe immer meine Zimmertür voll aufgestoßen, damit die Hexe dahinter platt wäre bevor ich ins Zimmer bin) und erkläre wissenschaftlich.. Es kann ja nur besser werden!!

Lg, Deena

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Hallo ihr Lieben und danke für die Antworten!

Ja, ich glaube viel machen können wir da nicht! Er hat eben wie schon gesagt eine sehr grosse Phantasie, ich liebe seine Geschichten ;-) Aber dadurch kann er sich auch ziemlich viel gruseliges oder beängstigendes vorstellen...

Manchmal bin ich mir aber auch nicht so sicher ob es nicht so ein kleines Machtspielchen ist... Er sagt nämlich, wenn du mir jetzt den Löffel nicht holst dann mach ich etwas kaputt usw. Vielleicht merkt er wenn er uns erzählt er hätte Angst, dann machen wir das was er will. Ich weiss es einfach nicht. Es ist so ambivalent. Wenn es darum geht dass es etwas Süsses gibt, dann kann er es nämlich plötzlich aus dem Schrank holen. Weil wir dazu nicht sofort aufstehen wollen sondern er gerade eben etwas warten muss... Und wie gesagt, im Kiga oder in der Kita geht er ohne irgendwas aufs Klo!

Wir sind da irgendwie in der Zwickmühle. Lassen wir uns auf seine Ängste ein und glauben ihm, dann müssen wir ihn mehr oder weniger bedienen (alles aus den Schränken holen (vergessene Gabel, Löffel, Getränke, etc., wenn wir mit auf Klo gehen können wir ihm auch gleich das Buch, den Schemel etc. bringen usw.)!

Ich bin da manchmal ratlos, was meint ihr?

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Hallo,

also ich habe eine Tochter (8) und einen Sohn (4). Bei mir ist die Tochter diejenige, die bisher öfter mal Ängste hat (und Alpträume). Als sie noch kleiner war (ca. 4 Jahre) habe ich ein Ausräucher-Ritual bei ihr im Zimmer gemacht. Dazu habe ich Sandelholzstäbchen angezündet und bin mir ihr zusammen durchs Zimmer - in jede Ecke und in jeden Schrank und natürlich unters Bett ;-). Ich habe ihr erklärt, das der Rauch die bösen Träume einfängt und wir jetzt die Türe schließen. Nach ein paar Minuten haben wir dann das Fenster ganz weit geöffnet, damit der Rauch mit den Träumen raus gesaugt wird. Das habe ich nach 2 Wochen nochmal wiederholt, dann war es gut. Als sie älter war (ungefähr 6) fing sie an, Angst vor Wölfen zu haben. Sie träumte von einem mit roten Augen, der sie fressen wollte. Da habe ich gesagt, sie muss sich was ausdenken, mit dem sie den Wolf besiegen kann. Dazu sind am besten lustige Dinge geeignet. Wir haben zusammen überlegt und kamen dann darauf, dem Wolf Rollschuhe anzuziehen - den haut es dann so auf die Schnauze, das er sie in Ruhe lässt.

Versuche es mal auf die lustige Art ihm zu helfen.

-Mama in der Badewanne kommt ein Narwal!

"Wo?"

- Da aus dem Ausguss!
"Ach der war letztens bei mir auch schon mal da. Ich musste ihm sein Horn mit der Zahnbürste putzen, dann war er glücklich und schwamm wieder davon."

Beim Klogehen würde ich den Spieß mal umdrehen. Wenn er grade so richtig schön ins Spiel vertieft ist oder einen Film im TV schaut sagst du, das er jetzt mit DIR zusammen aufs Klo gehen muss, weil du dich jetzt auch nicht mehr alleine traust und er DICH beschützen muss. (Das gibt ihm mehr Selbstvertrauen, wenn er die Mama beschützen kann)

Bei den Naturkatastrophen wissenschaftlich bleiben - das finde ich sehr gut, denn darauf kann er sich verlassen. Am besten auch andere Erwachsene involvieren, die ihm dann das selbe erklären. Und vielleicht auch Bücher aus der Bücherei zu den Themen ausleihen.

Übrigens ist bei meiner Tochter immer noch ein Wolf im Klo - aber nur abends wenn es dunkel ist :-p - aber das ist jetzt eher lustig - so ein bisschen gruseln ist auch ok.

LG
Gabi

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Hallo!
Ich habe die anderen Antworten jetzt noch nicht gelesen!
Guckt er viel TV? Eventuell in der Betreuung#zitter
Da er anscheinend Wörter benutzt, wie Narwal, Supernova usw klingt es irgendwie danach. Dazu kommt noch eine ausgeprägte Fantasie Deines Sohnes. Wäre zumindest eine Erklärung.

Lg Sportskanone

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Liebe Sportskanone,

nein wir schauen sehr ausgewählt und nur am Wochenende mal eine DVD (Sowas wie Pippi Langstrumpf usw.). Und eigentlich auch nur mit uns zusammen. Einen Fernseher haben wir gar nicht! In der Betreuung ist das Fernsehen (Kiga und Kita) auch absolut auszuschliessen! Die einzige Möglichkeit ist bei seinen Freunden, aber da frägt er mich eigentlich immer ob er jetzt dies oder das anschauen darf. Letztes Mal war es "Felix" (dieser Hase)...

Er muss die Sachen aus seinen Büchern haben ;-) Und das mit dem Narwal hat er aus seiner Arktisphase (so wie andere halt eine Dinosaurierphase haben). Manchmal meine ich ja er könne schon lesen...

Danke für deine Antwort und liebe Grüsse,
Lars