4 Jahre - Er macht uns wahnsinnig - Erziehungsberatung?

Ich überlege nun wegen unserem 4jährigen zur Erziehungsberatung vom Jugendamt zu gehen. Ich halte das einfach nicht mehr aus mit ihm.
Seit einem Jahr geht das nun schon so, dass er immer nur heult und bockt und keine zwei Stunden verlaufen mehr normal bei uns. Er schreit eigentlich immer rum, wenn was nicht nach seinem Willen geht. Er schlägt uns, boxt auf uns ein, wir wissen beide nicht woher das kommt. Wir sind völlig gegen Gewalt, er kann das bei uns gar nicht sehen.

Gut, ihr werdet das alle vielleicht kennen, aber bei uns geht es jeden Morgen so los:
- Er ist ab 6 Uhr wach, länger schläft er eh nicht, also hat er ausreichend viel Zeit zum Wachwerden und wegen mir auch noch ein bisschen spielen oder einfach nur im Bett herum liegen.
- Um 7:30 ist aber spätestens Zeit zum Anziehen und Waschen. Wenn man das ankündigt, egal in welchem Ton, rastet er vollkommen aus und schreit nur noch und schlägt um sich und spuckt und kreischt
- Umziehen geht dann nur indem mein Mann ihn einigermaßen fest hält und ich die Kleidung wechsel und so muss man ihn auch fixieren beim Zähne putzen
- Abends das selbe Theater
- Beim Essen das selbe Theater, er isst höchstens 3 Nudeln oder so (er ist stark untergewichtig) dann ist er plötzlich beleidigt (?). er sagt nicht mal, dass er will nichts mehr will oder so, er ist einfach beleidigt und spricht nicht mehr mit uns und läuft einfach weg. Er ist echt nicht ansprechbar, man kriegt keine Antwort mehr, er tut auch so als würde er uns nicht mehr hören und so läuft er dann weg nach 15 Sekunden Mahlzeit. (also wieder zurück holen, sagen er soll am Tisch sitzen bleiben, wenn wir essen, wieder kreisch, treten, um sich schlagen, Anfall, nach 2 Stunden mit viel Glück hat er aufgehört zu schreien)
- Am schlimmsten ist es aber wenn wir Besuch haben, da rastet er in anderer Hinsicht total aus und überdreht. Er ist auch dann nicht mehr empfänglich, er hört nicht, antwortet nicht, kaspert nur herum, rennt rum, schlägt beim Rennen ständig irgendjemanden (besuch, uns, seinen Bruder,...), er schreit und singt, so dass kein normales Gespräch möglich ist bei uns zu Hause wenn wir Besuch haben.

Also wie man sieht, das geht nun seit 12 Monaten so und es wird immer schlimmer. Es gibt keinen einzigen normalen Tag und unsere Maßnahmen haben bisher keinen Erfolg gezeigt. Wir haben es probiert von "klare Position und nicht diskutieren" bis hin zu "verständnisvoll und liebevoll auf ihn eingehen". Nichts hat geholfen. Ob wir an einem Tag sehr viel an der frischen Luft waren und er ausgepowert ist oder nicht, macht auch keinen Unterschied.
Nun ist es so schlimm, wenn der Tag mit Terror anfängt und auch so aufhört. Besuch möchte ich gar keinen mehr einladen. Ich kann so oder so nicht mit dem Besuch sprechen, weil er alles übertönt mit seinem Geschrei. Das ist auch für Außenstehende eine Zumutung. Ich hör ihn nur schreien, von morgens bis abends. Sein kleiner Bruder tut mir leid, weil er dabei oft untergeht. Er ist eigentlich recht lieb aber er erlebt z.B. auch keine normale Mahlzeit am Tisch, er muss denken sein Bruder ist völlig irre. Er würde vielleicht auch mal gerne in Ruhe essen oder etwas genießen aber das geht bei uns nicht.

Ich bin echt am Ende. An manchen Tagen frage ich mich wie ich das aushalten soll. Nun überlege ich ob ich zum Jugendamt gehen und mir Hilfe suchen soll. Hat das jemand von euch gemacht und kann etwas Positives dazu berichten?

Alle sagen immer nur "aushalten" und "Phase", aber bei uns ist das inzwischen der Normalzustand. Und der ist unerträglich für alle und es ändert sich ja auch nie was, eher wirds noch schlimmer. Jedes schöne "Event" macht er kaputt. Selbst seine gleichaltrigen Freunde möchten ihn nicht mehr besuchen kommen und sagen, dass es nicht schön war bei ihm. Sein bester Freund will inzwischen nicht mehr mit ihm auf den Fußballplatz gehen, weil er ständig nach jedem Ballwechsel beleidigt in die Ecke läuft und da stehen bleibt oder sich aggro auf dem Rasen wälzt und kreischt.

Dass das inzwischen selbst Gleichaltrige nervt macht mir die meisten Sorgen. Das zeigt mir auch, dass es in gewisser Weise nicht mehr "normal" ist. Seine sozialen Kontakte leiden außerdem unter seinem Verhalten.

Tut mir leid für den langen Beitrag, bin aber inzwischen am Ende meiner Kräfte und hoffe, dass ich Hilfe bekommen kann. LG

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Dann ruf beim Jugendamt an und erkundige dich!

Ich finde es prima, wenn man sich Hilfe holt und Probleme nicht ignoriert.

Alles Gute!

lg

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Hallo,
ich war einmal da zu einem Erstgespräch. Danach bis jetzt nicht mehr. Was mich daran gestört hat:
1, Es fand und wird ohne Kind stattfinden: Wie soll man Tipps geben ohne das Kind kennen zu lernen?
2. so hatteich das Gefühl bekommen, dass nur allein ich "schuld" an der Situation bin. Das Verhalten meines Kindes ist natürlich nur eine Reaktion auf mein Verhalten: --> NEIN !!! denn egal wie ich mit ihm rede (verständnisvoll, streng, schreiend, ignorierend, liebend, kompromissbereit .....usw) er hört nicht auf mich und macht genau das Gegenteil.
Was ich gut fande: in dem Moment als ich es einem Dritten erzählt habe, habe ich gemerkt, dass die Einzelsituation eigentlich total lächerlich und "normal" sind. Klar die Summe aus allen Einzelsituationen ist es, aber mit wurde klar, dass er eben doch nur ein 5 Jähriger kleiner Junge ist mit fehlender "Impulskontrolle" und ich die Hoffnung habe, dass es wirklich besser ist.

Ausprobieren kostet nichts, dann kannst Du immer noch entscheiden, ob es was für Dich ist...
LG

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Danke für deinen Bericht.
Es ist eine Art freie Sprechstunde, um 19 Uhr. Also ohne Kind aber ich weiß natürlich auch nicht genau, ob das nun gut oder schlecht ist.

Du hast recht: Die Einzelsituation wirkt lachhaft. So geht es vermutlich jedem (oder vielen), es ist eher die Summe aus allem, weshalb auch kein normaler Alltag mehr möglich ist.

Du konntest damit leben, dass du es nun einfach aushältst? Klappt das inzwischen besser?

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Hallo,
einige Zeit konnte ich mich damit abfinden, dass es eben wohl doch 'normal' ist. Mittlweile denke ich wieder darüber noch nocheinmal ein Gespräch in Anspruch zu nehmen.
Wie schon die andere Schreiberin sagt lieber Hilfe in Anspruch nehmen als hinnehmen (und verzweifeln).
Ich selbst habe ein extrem schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern und ich habe Angst dass es bei uns genauso wird wenn ich möglicherweise die falschen "Erziehungsmethoden" wähle und er sich deswegen irgendwann von mir abwendet ;-(.
Es ist wellenartig, mal klappt es besser, mal nicht... im Moment haben wir sozusagen wieder ein Tief...
LG

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Hallo,

ich arbeite bei einer Behörde, die nichts anderes macht, als Kinder und Eltern zu begleiten, Gutachten erstellen und in Krisen intervenieren.

An Jugendamt würde ich mich wenden, wenn ich als Mutter fühle, dass ich mit meiner Mutterrolle überfordert bin. Den Eindruck machst du auf mich nicht.

Wenn ich aber ein Kind habe, dass egal aus welchem Grund aus der Reihe tanzt und so sehr verhaltenauffällig ist, würde ich eher zum Kinderpsychiatrischen Dienst gehen. Einerseits hast du da weitaus mehr Mitspracherecht, andererseits hast du da in der Regel Psychologen und andere Fachleute, die nichts anderes machen als sich mit solchen Kindern zu beschäftigen.

Es kann sein, es ist sogar wahrscheinlich, dass da Erziehungsprobleme sichtbar sind, es ksnn aber su sein, dass das Kind im Vordegrund steht. Dieser Dienst hat dann die Möglichkeit tiefere Diagnostik z veranlassen oder aber wird wirklich gesagt, dass ihr Jugendamt braucht. Dann stelle die Kontak her und die Prozedur der Genehmigung einer Maßnahme ixg etwss einfacher.

Nich weitaus neutralere ist die anonyme Berstung bei einer Erziehungsberatungsstelle . Das Problem sber ist, dass man da techt lange warten muss.

Spüre in Dich hinein. Bist du der Meinung, bei Dir ist alles top, dann gehe eher zum Kinderpsychiatrischen Dienst.

#winke

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Danke schön!
Ich werde mich nach einer "unabhängigen" Erziehungsberatungsstelle umsehen. In dem Sinne, dass ich als Mutter überfordert bin, kann ich nicht sagen. Ich suche ja auch für IHN Hilfe. Für ihn muss es ja auch schrecklich sein und für seinen Bruder, der ja sicher auch darunter leidet. danke für deine Antwort, das hat mir sehr geholfen!

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#liebdrueck

Schau Mal die Antwort weiter unten. Mein Gefühl täuscht mich echt selten, wenn du wirklich schreibst, du suchst für ihn Hilfe, suche sie beim Kinderpsychiatrischen Dienst. Escidt zwar in dem Alter extrem selten aber es gibt Kinder, die eirklich Hilfe brauchen. Sie brauchen tiefergehende Diangostik.

Du kannst doch eins machen. Ich würde dort auch hingehen, der mir schneller reagiert und mir sympathischer ist. Durch die Verzahmung der Ämter ist Kinderpsychiatrischer Dienst vollkommen richtig. Sie haben die ymöglichkeit im Kindergarten zu hospitieren.

Übrigens - neim halbwegs gutem Kindergarten wäre mir die Meinung des Kindergartens sehr wichtig. Ist widerum da slles tiptop, spricht es widerum wieder alles für eine Erziehungsberatungsstelle. Ja, Jugendamt würde ich nich nicht tun. Du musst da Hose ausziehen und kriegst du eine Akte und entscheiden, wen du ins Haus bekomms,t kannst du auch nur bedingt.

Alles Liebe

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Hallo,

wenn Du die Verhaltensauffälligkeiten nicht auf besondere Ereignisse zurückführen kannst und sie euch alle derart belasten, würde ich mich an einen Kinder- und Jugendpsychiater wenden (zwecks Diagnostik). Das Jugendamt selbst kann in Erziehungsfragen beraten, wird i.d.R. aber aufgrund der Masse an Einzelfällen auch an Fachdienste weiter vermitteln (z.B. Erziehungsberatungsstelle).

Weil weiter oben jemand geschrieben hat, dass ein Termin beim Jugendamt wahrgenommen wurde - ohne Kind. Also nach einem Termin kann kein Fachmann sagen, was hinter seinem Verhalten steckt. Das erfordert mehrere Termine und Gespräche mit Eltern, Kind, Kindergarten oder sonstigen Einrichtungen etc. Am besten interdisziplinär. Da braucht es Zeit. Selbst der beste Berater kann nach einem Gespräch keinen ultimativen Tipp geben. Also wenn man nur einen Termin irgendwo wahrnimmt, kann man keine Besserung oder Lösung erwarten.

Alles Gute!

Wie läuft es denn im Kindergarten?

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Also ich könnte mich nun nicht entsinnen, dass das an ein spezielles Ereignis gekoppelt wurde. Ab ca. dem 3. Geburtstag wurde es einfach immer schlimmer, dazwischen gab es sicher auch mal den ein oder anderen "guten" Tag.
Mein Mann und mich belastet es extrem. Sein Bruder kann sich noch nicht äußern, aber ich mache mir schon Gedanke, da er es z.B. gar nicht kennt, dass er am Morgen mal in Ruhe aufwachen kann oder einfach mal ein Butterbrot in Ruhe essen kann, immer das ohrenbetäubende Geschrei. Eher ist sogar meine Sorge, ob er wiederum total darunter leidet und sich das erst später zeigt. Er hat es eigentlich noch nie erlebt, dass wir gewöhnlich frühstücken und eine gewöhnliche Stimmung herrscht. Das sorgt mich schon sehr wie er das verkraftet.

Im Kindergarten ist er angeblich unauffällig, vielleicht etwas bockiger und zorniger als die anderen, aber nicht auffällig. Sie sagen aber auch, dass er viel weint, wenn er seinen Willen nicht bekommt, eher eigentlich wie ein viel jüngeres Kind es tut, das sich verbal noch nicht ausdrücken kann und dem nichts anderes übrig bleibt als seinen Ärger heraus zu schreien. Umgekehrt sagen sie aber auch, dass er gerade sprachlich sehr weit ist und sich und seine Emotionen sehr gut ausdrücken kann - er tut das aber fast nie. Er sprach schon früh sehr gut und mich macht stutzig, dass er teils auch selbstverständliche Dinge nicht mehr einfach sagt wie "Ich habe keinen Hunger" oder "Ich möchte noch nicht ins Bett", sondern stattdessen direkt losschreit.

Beim Abholen geht das Theater aber schon los, er weigert sich einfach sich anzuziehen, rennt einfach weg, wirft seine Schuhe rum und hört überhaupt nicht zu. Selbst Blickkontakt ist dann unmöglich, auch nicht wenn man ihn festhält (wurde mir von einer Erzieherin mal geraten, ich soll ihn dann einfach packen und festhalten und mit ihm ruhig und laut sprechen und ihm in die Augen schauen, aber er schaut an die Decke und redet irgendwas in Babysprache).

Dabei immer sein kleiner Bruder, der mir die meiste Zeit noch nicht einmal auffällt bzw. ich denk oft erst nach ner halben Stunde: Oh, da ist ja noch jemand. Und dann tut er mir sehr leid, weil er geduldig wartet, das alles aushalten muss und gefühlt einfach zu kurz kommt und im schlimmsten Boden dann noch dauernd gehauen wird. In Ruhe mal abends ein Bilderbuch ansehen ist sehr schwierig, wenn vor einem auf dem Boden seit 45 Minuten ein 4jähriger schreit bis er kotzt. Solche Situationen finde ich für uns alle belastend und sie nehmen uns auch viel Freude. Eine schöne gemeinsame Mahlzeit gab es einfach seit Ewigkeiten nicht. :-( Vom Rest mal ganz abgesehen.

Vielleicht ists in dem Alter auch zu viel verlangt, ich weiß es nicht.

Danke jedenfalls für deine Meinung. Ich suche schon etwas für eine dauerhafte Zusammenarbeit. Denke dass das nicht so bald besser wird und viel Arbeit wird (was ich als Laie halt so beurteilen kann)

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Oh je, das tut mir wirklich leid für Euch alle und klingt wahnsinnig anstrengend.
Für mich klingt es nicht nach einer alterstypischen Phase, da es so konstant und schon über längeren Zeitraum so läuft und Euch alle scheinbar doch sehr einschränkt.

Bei den Kinder- und Jugendpsychiatern habt ihr vermutlich eine lange Wartezeit. Deshalb könnte man dem schon eine Erziehungs- / Familienberatung vorschieben. Dort bekommt man oft recht schnell einen Termin (es gibt städtische oder auch kirchliche Träger). Ich könnte mir vorstellen, dass Sie euch dann eine Empfehlung für einen Kinderpsychiater geben können. Ansonsten könntet ihr natürlich auch in der KJP wegen Diagnostik anfragen. Da wärt ihr gut aufgehoben, bei uns sind die Wartezeiten dort aber um die 3 Monate. Wohnt ihr in einer größeren Stadt?

Bis dahin versuch' den Blick auf die positiven Momente zu richten, ich bin mir sicher, dass es da auch noch genügend gibt zwischen all dem Stress!

Wie sind denn Eure Beobachtungen, was Wochenenden / freie Tage etc angeht? Ist es jeden Tag konstant oder zu bestimmten Zeiten stärker?

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Hallo!

Lass dich erstmal drücken, da machst du ja ganz schön was mit...

Ich war mal bei der Erziehungsberatung von der Caritas. Der erste Termin ist ohne Kind, dann wird je nach Thema entschieden, ob das Kind mitkommt, oder nicht.

Ich fand das echt super und kanns nur jedem weiter empfehlen!

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Versuch es mal beim kinderschutzbund. Sie gebrn erziehungsberatung und bieten auch Kurse wie "Starke Eltern- starke kinder" an.

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Hallo,

was sagt der Kinderarzt?

- Sieht das Kind? Augenarzt mit Sehschule?

- Hört das Kind? Auditive Verarbeitung? Phoniater

- Blutwerte (Eisen, Schilddrüse)

- Körperwahrnehmung? Körpertonus? Ergotherapie

- Wahrnehmung im Mundraum? Logopädie

- Erscheint es im Kindergarten sehr angepasst?

- Welches Konzept hat der Kindergarten?

- Kognition?

Ein guter Ansprechpartner wäre ein SPZ, da auch hier die Termine länger dauern, würde ich bis zum Termin die von mir aufgezählten Einzelaspekte in Angriff nehmen. Und ja, ich würde auch eine Erziehungsberatung in Anspruch nehmen.

LG

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Hallo,
also bis zum ungefähr 3. Geburtstag war eigentlich alles normal. Als Baby hat er viel geschrieen, aber nach ca. 7 Monaten war er zufrieden und in allem ganz schnell. Mit 11 Monaten lief er und hat auch da angefangen zu sprechen. Motorisch ist er fit, kann gut alleine spielen, aber spielt auch gern in der Gruppe. Kinderarzt war immer zufrieden, er konnte immer mehr als er hätte können müssen und ist auch offen und nicht schüchtern.

Im letzten Gespräch im Kindergarten (kurz nach dem 3. Geburtstag) wurde mir noch gesagt wie gut er sich macht, dass er sozial und fürsorglich ist und sich toll integriert. Bei allem war er um Längen weiter als Gleichaltrige. Das Einzige war damals, dass er nicht so fit war beim Dreiradfahren, weil ihm die Kraft in den Beinen fehlt zum Treten, aber das kann er inzwischen locker. Er hört und sieht wunderbar. Ich weiß noch, dass Leute ständig gesagt haben wie lieb er doch sei und wie lieb er spielt und dass er schon so vernünftig ist für sein Alter. Er schlief immer problemlos auch bei den Großeltern. Als sein kleiner Bruder auf die Welt kam (vor 1,5 Jahren) war er auch wirklich mega lieb zu ihm und ganz stolz, hat immer aufgepasst, dass ihm nix passiert. Wir haben eine Babysitterin, die sagt, dass sie noch nie so unproblematische Kinder hatte. Er hat immer gesagt "Mama, du bringst jetzt meinen Bruder ins Bett und ich warte solange und schau mir ganz leise ein Buch an." Dann hat er auf seiner Couch gesessen und ewig gewartet ohne einen Mucks, auch wenn es oft lange gedauert hat bis der Kleine schlief. Vielleicht, so denke ich heute, war klar, dass sich das Blatt wenden muss irgendwann. Aber so heftig?

Es gab ja körperlich oder geistig nie Anzeichen, dass was nicht gestimmt hätte. Und dann auf einmal war es wie ein umgelegter Schalter und nun ist da nur noch Wut und Zorn und unkontrollierbare Ausbrüche. Er will was --> Er kriegt es nicht --> Er rastet aus. und das zig mal am Tag.
Lerneffekt gleich null. Jeden Tag wenn wir heim kommen, sagt er, er will jetzt Kekse. Dabei müsste man nach dem 370. Versuch längst verinnerlicht haben, dass er vor dem Abendessen keine Kekse gibt, aber er verinnerlicht es einfach nicht. Die selbe Situation spielt sich immer und immer wieder ab. Ich sage "Nein", so wie beim 369. Mal auch. Er rastet aus, schreit bis er schlafen geht. Im Vergleich würden nun andere Kinder, die ich kenne, auch schreien und nölen, die hätten sich aber nach 15 Minuten beruhigt.
Bei uns: Beispielsweise um 18 Uhr sagte ich "Nein, vor dem Abendessen gibt es keine Kekse. Das weißt du". Um 20 Uhr kann ich deshalb aber noch immer kein Telefonat führen, weil es deshalb noch immer tobt und ich mein eigenes Wort nicht verstehe.

Klingt ja in gewisser Weise auch gewöhnlich, Trotz eben, aber ich sag mal bei seinen Freunden gibt es dazwischen auch wieder Momente in denen die Kinder sich selbst regulieren und sich beruhigen, nur unser Kind brüllt immer weiter. Er bewegt sich sehr viel und ist insgesamt sehr hameplig, irgendwie hüpft er immer und ist aufgeregt, dazu isst er wenig und ist entsprechend dünn. Wir haben daher vor ca. 8 Monaten schon das Blut untersuchen lassen und es gab keinen Mangel.

Ich werde mir jetzt das Wichtigste aufschreiben und dann zu einer Erziehungsberatung hier gehen und denke das ist zunächst die richtige Anlaufstelle. Wenn das Ergebnis dann ist, dass man das einfach aushalten muss bis es wieder besser wird - OK. Aber wenigstens habe ich es dann versucht. Irgendwas muss man ja tun.

Danke an euch alle für die Ratschläge und die guten Tipps. Ich werde berichten wie es weiter geht. LG

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Das klingt sehr vernünftig. #pro
Bei den Erziehungsberatungsstellen haben die Mitarbeiter oft noch Zusatzausbildungen (z.B. systemische Familientherapie) und es arbeitet in jeder Beratungsstelle auch ein Psychologe. Das hast du beim Jugendamt nicht. Das Jugendamt ist auch eher dann für Weitervermittlung zuständig und kann aufgrund der Masse an Einzelfällen keine klassische Erziehungsberatung mit den Klienten machen.

Ich denke eine Mischung aus Kinderarzt / Kinder- und Jugendpsychiater + Erziehungsberatung ist sicher sinnvoll. Und die Erziehungsberatung ist vor allem zum Überbrücken der Wartezeit auf einen Platz beim KJP sicher sinnvoll.

Und denk' auch ein bisschen an Dich und schaff Dir Freiräume, wenn möglich.

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Oh weh...ihr armen! Das klingt echt furchtbar anstrengend!

Wir waren auch mal bei einer unabhängigen Beratung! Ohne Kind, was hxh gut finde...so wird nuxht in seinem Beisein über deinen Sohn gesprochen - ist Sucher nicht schön für das Kind! Ich mache auch manchmal Termine beim KA ohne die Große, um Probleme gut besprechen zu können!


Vllt hab ich es überlesen, aber wie alt ist denn der kleine! Ist vor einem Jahr etwas vorgefallen?

Ich wünsch euch alles gute und gute Nerven!

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Hallo.

Deine Schilderung kommt mir in Teilen bekannt vor. Ich habe zwei Kinder, die zwar laut Ärzten, Erziehern und auch meinem Bauchgefühl "normal" sind, aber definitv sind sie überdurchschnittlich anspruchsvoll und unersättlich. Es ist genau wie du schreibst. Hier läuft seit der Geburt des zweiten Kindes JEDER Tag komplett irre ab. Es ist permanent laut, keine entspannten Mahlzeiten, kein gescheites Gespräch. Bei Besuch und auch so immer sind die Kinder, besonders die Große total aufgedreht, ja fast schon wie auf Drogen. Da sie aber süß dabei sind, wird es von Aussenstehenden belächelt "so sind Kinder halt".

Da es bei uns aber nun schon fast seit zwei Jahren so geht, bin ich auch bereits jenseits jeder Grenze angelangt.

Ich versuche, alle Hilfsangebote anzunehmen. Zuerst war das eine vom Kindergarten angebotene Beratung. Der verwies mich nach einem Gespräch an die Caritas Erziehungsberatung. Dort war auch ein Psychologin dabei. Also diese Gespräche hätte ich mir inhaltlich erstmal sparen können. Bahnbrechende Ratschläge habe ich nicht bekommen.

Aktuell war ich auch beim psychiatrischen Dienst. Dort wurde mir weitergehendes empfohlen. Das hört sich ganz gut an, aber ich warte noch darauf, dass es da weiter geht. Das Gespräch wirkte sehr viel professioneller.

Insgesamt schadet es nichts, sich die Möglichkeiten mal anzusehen. Ihr habt ja nichts zu verlieren.

LG