Wie Kind für Sport animieren?

Mein Sohn (6) hat leider noch keine Hobbies. Bei uns in der Gegend gibt es ein überschaubares Sportangebot. Wir waren ab dem Alter von etwa 3 beim Eltern-Kindersport. Vorgezeigte Übungen, z.b zur Erwärmung, mochte er als Einziger nie mitmachen. Das freie Toben in der Turnhalle mit allerlei Geräten, Springen vom Kasten usw. hat er ganz gern gemacht. In der Kita ist es ähnlich. Klettern generell fing er erst diesen Sommer an. Er hat seinen Schwimmkurs absolviert, aber nur mit viel Tränen und Kummer, ging gar nicht gern hin und mit "Ich schaff das ja sowieso nicht!". Er schaffte es, aber der Trainer wies uns hin, dass wir motorisch etwas abklären lassen sollen. Nun sind wir beim Ballsport (Vorstufe Handball) schnuppern gewesen. Dort hat er zu viele Mißerfolge und kann nicht alles gleich perfekt. Das demotiviert ihn so stark, dass er nicht mehr hin möchte. Ich hab selbst beobachtet, dass er bei Spielen häufig als erster ausscheidet und frustriert ist und die Ballgeschicklichkeit sich in Grenzen hält. Fußball möchte er gar nicht erst probieren, spielt auch in der Kita nicht mit. Ansonsten ist er fit, schlank und zuhause viel in Bewegung, fährt schon lange Fahrrad und macht alles mit, wo er nicht selbst aktiv werden muss.
Er hat auch sonst keine Interessen oder Talente, dass wir einfach etwas Anderes als Sport suchen, z.b. Musik. Ich finde es aber schon wichtig, auch sportlich ein Hobby zu haben.
Was ist nur mit meinem Kind los? Wird das irgendwann besser? Ich will ihn ja nicht zwingen, es soll ja Spaß machen.

1

Warum ist dir denn so wichtig, das ein Kind unbedingt ein (sportliches) Hobby haben muß? Und wie kommst du darauf, das dein Kind keine Talente haben könnte?

4

Wir haben diese Talente noch nicht gefunden. Er möchte jedenfalls nichts machen von dem was es hier gibt. Die Musikschule in der Kita mag er auch nicht.
Ich finde schon, dass Sport generell wichtig ist. Sogar die Kita-Erzieherin sagte vor 2 Jahren schon beim Elternabend "Soweit ich das mitbekommen habe, machen alle Kinder etwas Sportliches als Hobby". Das hätte sie sonst nämlich angeregt und finde auch ich gut. Bei uns war es damals noch der Kindersport, aber da ist er vom Alter her jetzt raus.

8

Hm, also ist es dir wichtig, weil "alle" das so machen und weil ne Erzieherin sowas mal rausgehauen hat?

Ganz ehrlich, die Musikschule im Kindergarten ist totaler Schrott (war es zumindest bei uns). Ich hatte durch eine anderes Kind (nicht meins) mitbekommen, was da gemacht wird....die Informationen haben mir ausgreicht um mein Kind ganz bewußt dort nicht anzumelden. Ach was haben die Erzieher geredet, sie haben das Kind einfach sogar mit zu einer Probestunde (ohne Absprache) genommen um sie "anzufixen". Musikalische Frühförderung wäre so wichtig#bla. Klar, weil sie nicht genug Kinder zusammenbekamen, deswegen ging man auf "Kundenfang", anders konnte man es bei uns nicht ausdrücken. Mein Kind hatte überhaupt kein Interesse an Musik, für mich war das völlig okay. Jetzt zur 3. Klasse stand sie plötzlich vor mir und hatte sich richtig in ein Instrument verliebt und das das darf sie auch gerne erlernen....mal schauen, was daraus wird. Ob sie Talent hat, das spielt doch keine Rolle.

Beim Sport ging es ihr ganz genauso, wie der Userin unter mir. Mit klassischem Mannschaftssport kann man sie jagen. Seit diesem Sommer macht sie Karate, ihre Freundin hat sie darauf gebracht, sie ist alleine mit ihr zur Probestunde gefahren und ist jetzt begeistert dabei. Ich war nur mal kurz da und habe den Vertrag unterschrieben, mehr nicht.

Sie geht gerne in die Boulderhalle und liebt die Kinderfeuerwehr. Nichts von allem habe ich forciert. Bouldern hat sie zufällig auf einem Kindergeburtstag kennengelernt, vom Treffen der Feuerwehr hat sie diesen Sommer durch einen Freund erfahren, auch dort ist sie ohne mich "schnuppern" gegangen und hat einen Platz ergattern können....ich habe wieder nur die Unterschrift geleistet.

Okay, wo ich drauf hinaus will. Wie wäre es denn, wenn du das alles nicht so wichtig nimmst und dein Kind (welches ja klar sagt, es hat keinen Bock) seinen eigenen Weg finden lässt? So etwas passiert oft einfach durch Zufall, spätestens wenn sie in der Schule sind und ihre ersten eigenen Wege gehen. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber vielleicht übermorgen. Ich denke dein Kind spürt, das du da etwas von ihm erwartest, was er (noch?) nicht leisten möchte. Er hat aktuell nur das Mittel der Verweigerung zur Wahl.

2

Mein erster Gedanke: vom Vereinssport (klar, ist praktisch für Eltern) Abstand nehmen, sondern als Familie gemeinsam aktiv werden. Er fährt gerne Fahrrad, dann macht am Wochenende Radtouren. Sucht einen Skatepark und übt Kunststücke (falls Fahrräder nicht gestattet sind, dann halt mit dem Roller) Oder geht zusammen in einem Klettergarten, Baumwipfel-Pfad, Geocaching, Schwimmbad, Trampolinhalle...

Wenn die ganze Familie mit macht, macht es vielleicht mehr Spaß. Und wenn es kein angeleiteter "Pflichttermin" sondern ein Ausflug ist, ist vielleicht weniger Druck.

Nicht überfordern. Auf seine Interessen eingehen. Neues gemeinsam ausprobieren.

Unter der Woche mit Freunden nicht drinnen, sondern auf dem Spielplatz verabreden (ausser er ist ganztags in der KiTa).

Mit der Schule wird wahrscheinlich Fußball wichtig, weil in den meisten Grundschulen die Jungs in der Pause Fußball spielen. Das also ruhig als Familie auch schon mal "üben".

Je mehr er sich bewegt und ausprobiert, desto besser wird sein Körpergefühl, desto mehr wird er sich zutrauen.

3

Ach so: Habt Ihr ihn wie vom Trainer abgeregt durchchecken lassen? Neurologie, Augenarzt...

6

Das Arztthema ist ganz frisch und steht noch aus.

Die Familienunternehmungen halten sich in den letzen Jahren generell schwierig, da er noch zwei kleine Geschwister hat, die mit unter 3 noch nicht alles mitmachen konnten. Da hatten wir meist andere Ziele als die körperlich anspruchsvollen Touren. Das wird aber besser und einfacher in Zukunft, da die beiden zunehmend alles mitmachen können 👍

weitere Kommentare laden
5

Rein anekdotisch: ich fand früher die Sportarten die du aufgezählt hast auch ganz schrecklich und habe mich meistens verweigert - ich war immer die kleinste, langsamste und hatte Angst Bälle ins Gesicht zu bekommen. Das frustriert auf Dauer, auch wenn er es vielleicht nicht so ausdrücken kann.

Ich habe lieber Sport bevorzugt wo man nicht verglichen werden konnte oder es zumindest auf "übbare Techniken" ankam/ es nicht um gewinnen ging.
Kararte hat mir Spaß gemacht - sehr viel Training von Körpergefühl "für sich", Techniken und Ablauf von Techniken einüben im kontrollierten Setting. Bei Judo wäre ich vermutlich untergegangen, da das wieder deutlich körperlicher war. Hängt aber auch stark von der Philosophie des Dojos ab.
Ansonsten Kinderbouldern könnte sicherlich auch etwas sein. Auch eher Technik geprägt und nicht "der stärkste ist der beste"

10

Den Begriff Kinderbouldern kannte ich noch nicht. Hab aber direkt mal gesucht und das gibt's hier auch in der Nähe. Da können sogar schon die Geschwister mit und damit können wir also mal reinschnuppern. Vielleicht liegt ihm das besser. Vielen Dank!

11

Ich finde, dass du da Wünsche hast die schön und gut sind. Sie sind aber nicht umsetzbar bei deinem Kind. Und das ist doch auch nicht schlimm! Wieso willst du das so krampfhaft?

Ich habe schon früh Sport gemacht, unter anderem Leistungstanzen. Meine Schwester hatte eigentlich keine große
Lust auf sowas, wollte aber mir nacheifern und hat alles ausprobiert. Sie sagt bis heute, dass dieses ausprobieren für sie ätzend war, weil sie dachte mit ihr stimme was nicht, weil sie nichts mochte.
Meinen Bruder hätte man im Leben nirgends zu hin bekommen. Warum auch? Er wollte nicht und fertig!

Meine drei Kinder machen alle Sport. Mehr oder weniger intensiv. Wenn sie etwas ausprobieren möchten, dann dürfen sie das. So kam meine Älteste zu ihrem Sport.
Mein mittlerer wollte lange nichts machen. Vor allem nichts ohne Mami. 🤣😬🤭 Nun ja, außer Fußball. Das aber nur, weil Papa Fußball spielt,…& mama am
Rand stehen konnte. Er ist jetzt 10 und liebt seinen Sport. Alles anders ausprobierte fand er furchtbar.
Meine Jüngste ist jetzt im Bronzekurs. Das macht ihr zum ersten Mal Spaß und sie kann sich vorstellen in den Verein zu gehen. Vorher (sie ist jetzt 8) war alles nichts für sie.

Dein Sohn ist glücklich so wie es ist. Lass ihn doch.

12

Hallo
Wichtig ist Bewegung schon, aber die muss doch nicht in einem Verein stattfinden. Er ist gerade 6 und es besteht aktuell kein Interesse. Also lasst es einfach mal ruhen um das ganze nicht erst recht negativ zu belasten.
In dem Alter geht es doch auch erst richtig los mit einem großen Angebot an allerlei Hobbys. Er wird noch genug vorgestellt bekommen oder vielleicht mal bei Freunden mit schnuppern. Oder es wird halt nie so ein klassisches Hobby. Dafür und für das Vereinsleben ist halt auch nicht jeder der Typ.

LG

13

Also mit Vereinssport hättest du mich früher echt jagen können🙈
Das liegt nicht jedem und wozu erzwingen. Bevor du da noch komplett seine Lust am Sport nimmst, würde ich da etwas zurücktreten.

Dein Sohn bewegt sich, fährt Fahrrad, ist also aktiv. Soll er doch weiterhin mit seinen Freunden draußen unterwegs sein.
Versucht dann eben privat als Familie viel Sport zusammen zu machen.
Mal nur eine Tour mit Mama oder Papa. Einen Ausflug in den Kletterpark u.ä.

Der Rest ergibt sich evtl. die nächsten Jahre durch den Freundeskreis oder sogar durch den Schulsport. Oftmals sind die Lehrer:innen ja auch Trainer:innen im Verein und rekrutieren regelmäßig 😬

Habt ihr auch schon Selbstverteidigungskurse versucht? Kann mir durchaus vorstellen, dass egarde Jungs da auch Spaß haben können. Also Richtung Kampfsport.

14

warum muss man die bekannten 8 beliebtesen Sportarten unbedingt mögen?
Man muss doch nicht in jeder Schublade mitmachen....

klar: zeige ihm dinge, - lass ihn ausprobieren... er wird dort landen, wo es ihm spaß macht. irgendwann.

Mein Sohn ist ein absolutes Ball Nichttalent gewesen von Baby an. Mannschaftssportarten waren ihm immer zuwider, ist eher Einzelgänger....
letztendlich ist er mit 9 beim Bogenschießen gelandet. Ist seither mehr als begeistert, trainiert mehrmals die Woche. Und ist jetzt mit 13 im Kader und schießt bis hin zu Deutschen Meisterschaften Top 10 ....

Jeder findet seine Leidenschaft. -- irgendwann. Oder auch nicht. Dann ist es Lesen und er wird Schriftsteller und geht täglich mit Hund spazieren... auch okay....

Ein anderer Mitschüler aus der Schule macht Parcours, ein anderer Tischtennis....
Es gibt aus super begabte Musiker, die null Interesse für "anstrenden" Sport haben.

Lass ihn einfach probieren. -- auch im Radfahren gibt es Vereine ....
Man muss kein Standard mitmachen, wenn man nicht will.

15

Hey!
Also es scheint als habe er einfach keine Lust auf Sportarten mit einem Ball… ich würde ihm nicht etwas aufzwingen sozusagen bzw krampfhaft nach einem Hobby suchen. Ich finde das muss von ihm aus kommen.
Wenn er viel in Bewegung ist, ist doch erstmal alles gut.
Ich habe damals mein erstes Hobby auch mit 7 erst begonnen. Viele haben auch erst später etwas regelmäßig gemacht. Einige Interessen ergaben sich durch Mitschüler:innen usw.
vielleicht mag er ja Reiten oder lieber was ganz anderes 😀 es muss einfach von ihm aus kommen.

Was sagt denn der Kinderarzt dazu? Evtl. wäre Ergotherapie oder Physiotherapie noch etwas. Vorausgesetzt er ist überhaupt behandlungsbedürftig.

LG

17

Huhu,

meiner, auch 6, hat es auch nicht so mit Ballsportarten. Motorisch sonst echt fit, hat er Probleme mit dem fangen und werfen. Ist besser geworden, weil wir es spielerisch geübt haben. Aber ich mir habe das Thema Ballsportarten abgeschminkt.

Zwergi liebt dafür seinen Stuntscooter, sein Fahrrad und die Inliner. Mit dem Scooter fährt er auf den Skateanlagen während ich spazieren gehe. Vielleicht ist sowas eher was für ihn. Wichtig ist doch nur, dass er sich bewegt. Wie und wo ist doch egal.