Tochter wird gehauen von Kitafreund

Hallo liebe Community,
Mich beschäftigt seit längerem folgende Situation.
Unsere 4,5 jährige Tochter wird in der Kita desöfteren von ihrem Kitafreund gehauen. Sie erzählt fast täglich davon, obwohl gerade Ferien sind. Es scheint sie sehr zu beschäftigen.
Bereits vor den Ferien haben wir Kontakt zu den Erzieherinnen gesucht. Das Problem sei bekannt, sie versuchen das zu lösen, sagen sie solle sich dann auch jemand anderem zum Spielen suchen.
Problem ist, dass meine Tochter sehr an ihm hängt, es ist ihr bester Freund. Sie hat sich wohl auch schon ein paar Mal nicht getraut in der Kita Bescheid zu sagen, weil sie nicht möchte, dass ihr Freund Ärger bekommt.

Eine Zeit lang habe ich auch private Treffen der beiden aus diesem Grund abgewehrt.
Leider bin ich sehr gut mit der Mutter des Jungen befreundet, ich habe sie auch schon darauf angesprochen, sie sagt, sie spricht auch mit ihrem Sohn darüber, zuhause wäre er sehr lieb. Sie betont dann immer, dass sie ja auch so schön spielen zusammen.

Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Mein Mann ist mittlerweile so sauer, dass er in Erwägung gezogen hat, unsere Tochter aus dem Kindergarten zu nehmen.
Kommt eigentlich nicht in Frage, er möchte nun noch selbst einmal mit der Kita sprechen. Unsere Tochter scheint darunter zu leiden, beteuert immer wieder aber, dass er ihr Freund sei.
Ich finde das Verhältnis unausgewogen.

Mein Plan ist, mehr Kontakte mit anderen Kindern zu fördern. Mir fällt es aber auch schwer, meiner Freundin die Spieletreffen abzusagen, auch wenn ich da ja dabei bin und es da besser läuft. Einfach um den Kontakt zwischen den beiden nicht weiter zu fördern.

Wir wollen ja nur unsere Tochter schützen.
Sind wir da zu sensibel?
Wie kann ich das kommunizieren?
Danke fürs Lesen.

Elbbaby86

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Ganz schwierige Situation. Aus der Kita nehmen ist absolut keine Option, das ist ja dann eine Bestrafung für deine Tochter, die eh schon darunter leidet.

Und auch die Spieltreffen absagen ist ja auch blöd für sie, wenn sie ihn eigentlich mag und sich mit ihm treffen will.

Wie genau spricht denn deine Freundin mit ihrem Sohn darüber. Seine Freunde schlägt man halt nicht, sonst muss man sich nicht wundern, wenn sie sich abwenden.

Und wie genau nimmst du dann das von deiner Tochter eröffnete Gespräch auf. Erzählt sie in welchen Situationen da dossier, hat sie ein Idee warum er das dann in dem Moment macht? Wie und wo genau wird sie geschlagen?…

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Hallo,
ich würde als erstes einen Realitätscheck durch den Kindergarten erbitten.
Sie erzählt ja offensichtlich nicht nur davon, wenn es passiert. D.h. es könnte sein, dass er sie 3x gehauen hat, sie das aber bewegt, dass sie immer wieder davon erzählt.
auch wäre wichtig zu wissen, was hauen bedeutet. Was genau tut er? Und in welchen Situationen? Und wie geht deine Tochter damit um? Wie verhält sie sich in diesen Situationen, zuvor und danach?
Wenn rauskommt, dass es gar nciht so oft passiert (dass es mal passiert, dass Kinder sich hauen..ist nicht schön, aber wenn es nicht oft und nciht brutal ist, ist es jetzt auch ncith sooo ungewöhnlich), dann könnte an überlegen, warum es deine Tochter so sehr bewegt. Ist sie sehr sensibel? Ist er der einzige Freund in der Gruppe und sie muss quasi mit ihm spielen, weil sie sonst alleine ist? sagt er fiese Sachen dabei? fühlt sie sich hilflos? usw.
Auch müsste man dann überlegen, ob ihr tägliches erzählen der Vorfälle zu Hause eine andere Motivation hat. Wie reagiert denn ihr? Was bekommt sie positives von euch? Was passiert an Famliendynamik? Und ist es vielleicht dass was sie (unbewusst) möchte? Wenn sie jetzt in den Ferien täglich davon erzählt, könnte ich mir das nämlich gut vorstellen.

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Oder mag sie eigentlich nicht in den Kiga? Also ich würde den Blick auch nochmal weiten.

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Sie geht sehr gerne in den Kindergarten. Sie verbindet das eben schon sehr stark mit ihrem Freund. Weiß, dass Freunde so etwas nicht machen, möchte trotzdem mit ihm spielen.
Ich möchte nicht, dass sie lernt, dass es ok ist, wenn sie gehauen wird. Sie nimmt es ja fast hin. Sie erzählt einfach davon, wenn sie von ihm spricht, ist es die Eigenschaft, die sie einfach miterwähnt. So als sei es schon normal.
Der Junge ist körperlich stärker und durchsetzungsstärker, wenn er seinen Willen nicht bekommt, dann haut er wohl zu.

Ja ich werde noch mal genau fragen, was hauen bedeutet, in welchem Situationen das geschieht. Ich hoffe, es ergibt sich jetzt noch eine neue Dynamik und neue Spielpartner nach den Ferien.

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Hallo :)
Ich finde das auch ziemlich schwierig. Aus dem Kindergarten nehmen und die privaten Treffen absagen, würde ich aber nicht.
Da deine Tochter fast täglich davon erzählt, obwohl gerade Ferien sind, ist es sehr naheliegend, dass es gar nicht so oft vorkommt. Es beschäftigt sie nur sehr lange, das ist ja normal.
Als meine Tochter mal von einer Freundin die letzte Stufe runtergeschubst wurde, hier bei uns zu Hause, hat sie lange davon erzählt. Sie hat sich zwar immer gefreut, wenn die Freundin wieder kommt, aber dieses Erlebnis wurde dann ständig erwähnt. "Heute kommt xy, dann schubst sie mich wieder." Obwohl das nur 1 mal passiert ist. Eine zeitlang war es generell nicht einfach - das Mädchen wollte nicht teilen, hat oft Dinge weggenommen, meine Tochter herumkommandiert. ABER sie haben sonst auch wirklich schön miteinander gespielt. Deswegen haben wir uns natürlich weiterhin getroffen, beide Kinder in schwierigen Situationen unterstützt, meiner Tochter geholfen, wie sie sich wehren kann, ihrer Tochter geholfen und erklärt, wie man Probleme auch anders lösen kann. Jetzt ist meine Tochter 4,5 Jahre alt, die Freundin 5 und es gibt keine Streitigkeiten mehr.
Aber auch die Freundin hat oft davon erzählt - sie wollte immer gern zu uns, hat aber immer erwähnt "da muss ich sooo aufpassen, die weint immer gleich" 😏
Der gute Kontakt und die Hilfe von uns Eltern hat sich aber ausgezahlt, denn wie gesagt, mittlerweile spielen die Mädchen stundenlang alleine und beide sind glücklich, stehen für sich selbst ein, achten aber auch sehr auf den jeweils anderen.
Ich würde mich weiterhin mit der Freundin treffen - gerade da kannst du schauen, wie du den Kindern helfen kannst Konflikte zu lösen. Die Erzieher achten ja auch darauf, dann wird das sicher bald besser werden. Und zusätzlich würde ich mich mit anderen Müttern und dessen Kindern treffen, damit deine Tochter trotzdem auch andere Freundschaften knüpfen kann.

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Ich möchte euch um Gottes Willen nichts unterstellen, aber thematisiert ihr das vielleicht zu sehr? Sie braucht ja scheinbar bloß den Namen des Freundes und „hauen“ erwähnen, schon hat sie euere volle Aufmerksamkeit, oder?

In meinen Augen könnt IHR beeinflussen, wie sehr euere Tochter „leidet“. Stärkt sie, bringt ihr bei laut und deutlich „Stopp, hör auf damit“ zu sagen.
Und sie soll sich IMMER an die Erzieherinnen wenden! Erzählt sie, dass sie gehauen wurde, geht KURZ drauf ein und fragt sie dann nach positiven Erlebnissen mit dem Kita-Freund.

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Kann bestätigen, dass diese Hinweise sehr gut sind und bei uns funktioniert haben. Das andere Kind hat sich nicht geändert, aber unseres weiß damit umzugehen und spielt super gerne mit ihm und ist mehr nicht nachtragend. Es hat aber gedauert (und die anderen Eltern nehmen es ernst).

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Mit 4.5 ist deine Tochter alt genug um auch selbst Lösungsstrategien zu haben.

Klar, die Situation ist unfair und unbefriedigend, aber das hier wäre mein Ansatz:

Ich würde mit ihr üben, richtig im Rollenspiel, was sie in so einer Situation tun kann.
- Laut "Nein, hör sofort auf!" sagen
- mit der ausgestreckten Hand 'Entfernung schaffen' bzw. darstellen
- um Hilfe rufen
- Weg rennen, zu erwachsener Person und dort um Hilfe suchen
- Zur Not den Schläger erstmal zurückschubsen
- Danach immer erwachsener Vertrauensperson erzählen was passiert ist

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Ich kann dir von unserer Situation erzählen. Meine Tochter ist jetzt grade 6. ihre beste Freundin hat sie auch richtig doll gehauen, gekniffen, Haare ausgerupft. Das war echt nicht ohne…sie haben sich gefunden da war meine Motte Ende 3, das Kind grad 4. sie haben toll gespielt. Aber Konflikte konnte das Mädchen nur körperlich klären. Und leider auch nicht so ein leichtes hauen sondern richtig doll. Es trat vor allem draußen auf wenn die 2 so getobt haben. Als sie kleiner waren kam es natürlich auch vor a la „ich will das aber haben“. Diese Phase hörte aber recht fix irgendwann auf. In dem Alter haben wir Eltern das auch immer sehr genau betreut. War natürlich nicht schön für mich als Mama.

Dann wurde gehauen und co weil das Kind überdreht war und es lustig fand zu rangeln. Das rangeln tat meinem Kind aber richtig weh. Auf Stopp hörte es nicht, kringelte sich vor lachen. Sie war gar nicht empfänglich dafür dass sie jemandem weh tut. Der kiga hat dem Mädchen oft Pausen verordnet wenn sie merken es wird zu wild. Wir Eltern haben den Spielbesuch bei mehr Aktivitäten betreut und immer gut hin gehört. Vor einem halben Jahr hatten wir dann nochmal einen Rückfall.

Seitdem das Kind 6 ist, hat es aufgehört. Der Kindergarten hat versucht viel zu reden und zu regeln. Die Mama war auch immer gesprächsbereit und hat mit dem Mädel gesprochen. Wir haben unser Kind bestärkt.

Meine Motte hat es im kiga oft gar nicht erzählt, weil sie das Mädel lieb hatte. Sie hat auch nicht laut Stopp gesagt. Und sie hat sich nicht umorientiert. Durch viele Gespräche hat sie gelernt Stopp zu sagen und sich durchzusetzen. Sie hat gelernt dass man sich Hilfe holen muss. Und sie hat selber viel mit ihrer Freundin gesprochen „sowas machen echte Freunde nicht“ usw usw. Und sie ist dann auch zu anderen gegangen wenn sie doof wurde. Aber das war ein seeeehr langer Lernprozess für beide.

Als Eltern waren wir auch oft traurig. Meine Tochter wollte diese Freundin um jeden Preis behalten. Von Kontakt meidung seitens der Eltern halte ich nicht viel. Die Einsicht muss das Kind haben. Du kannst eurer Tochter aber gern andere Optionen vorschlagen. Oder sie kann versuchen dem Freund zu sagen „wenn du mich haust dann spielen wir halt nicht zusammen“. Das hat meine Tochter auch gemacht, aber da war sie schon 5.

Wenn die Eltern des Jungen viel mit ihm reden, der kiga auch und die 2 sich weiterhin suchen: bleibt dran. Stärkt euer Kind, die Eltern sollen weiter mit dem Jungen reden. Es wird irgendwann aufhören.

Meine Eltern haben früher geregelt mit wem ich spiele usw usw. Das war ganz schlimm für mich. Daher halte ich von sowas nicht viel. Das Kind muss eben einsichtig sein. Oder man versucht halt weiter an dem Problem zu arbeiten.

Die Frage ist auch wie oft es im kiga passiert und wie doll es ist. Sollte der Junge mega auffällig sein kann eine 1 zu 1 Betreuung beantragt werden. Aber das ist wirklich nur in extremen Härtefällen so. Das muss der kiga beurteilen.

Ganz viel Erfolg. Kopf hoch. Dran bleiben. Vlt wird es eine ganz tolle Freundschaft oder ihre Wege trennen sich. Aber lasst eure Tochter entscheiden welchen Weg sie gehen will auch wenn es echt schwer fällt. Ich fühle mit euch

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Guten Morgen,

ich finde ehrlich gesagt DEIN Verhalten richtig, richtig traurig.

Ich bin "betroffene" Mutter. Mein Kind haut zwar selten, dafür zwickt er. Und das tut er tatsächlich NUR im Kindergarten in der großen Gruppe. Und das hat Gründe und die liegen nicht im Elternhaus. Näher möchte ich sie nicht erläutern, aber es ist nicht immer alles so einfach... verurteilen ist dagegen sehr einfach.

Ich finde es richtig schlimm, wenn Erzieher sagen "dann spiel nicht mit dem" anstatt ein "schwieriges" Kind versuchen zu integrieren! Und dasselbe machst du im privaten.... ich finde das nicht gut, vor allem weil die zwei befreundet sind. Und für die Eltern des Kindes ist das ja mal richtig traurig, sie tun mir echt leid. #zitter

Begleite die Treffen, greife ein / rede wenn ein Vorfall ist. Wenn DEIN Kind sagt es möchte kein Treffen mehr ist das was völlig anderes, aber als Eltern so zu intervenieren ist nicht gut.

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Wie bitte? Also ist hier jetzt die TE Schuld? Da hört der Spaß ja wohl auf.

Ich würde eher den Ansatz fahren und mir die Mutter des Jungen nochmal ordentlich zur Brust nehmen und verlangen, dass die der Hauerei auf den Grund geht.

Es kann ja wohl nicht sein, dass das Mädchen das einstecken muss und der Junge auch noch Streicheleinheiten dafür bekommen soll. Gewalt geht nun mal nicht. Punkt.

Keinesfalls würde ich dem Mädchen beibringen, dass es ja Gründe hat, warum der arme Junge sie haut, sondern dass sie sich wehren darf.

Also manchmal muss ich mich hier echt wundern. Insofern, ich finde DEIN Verhalten hier gerade richtig traurig, nicht das der TE.

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Deine Antwort spricht schon wieder Bände - "zur Brust nehmen"... wow.

Keiner hat gesagt, dass das Mädchen das hinnehmen muss. Aber alles auf die Eltern schieben, null Empathie zeigen und gegen die Eltern vorpreschen geht halt auch nicht. Die machen sich sicherlich schon genug einen Kopf, sind an der Sache dran und werden durch sowas schlichtweg ausgegrenzt.