Bräuchte eine Meinung von Eltern mit sensiblen Kindern

Meine Tochter ( fast 6) war schon immer sehr sensibel, sehr anhänglich und weinte schnell. Sie ähnelt da sehr meinem Bruder als er noch klein war.
Vom ersten Kitatag an gab es bei der Trennung immer Tränen. Die Eingewöhnung dauerte 3 Monate. Sie kam erst mit 3 in den Kindergarten, zuvor nur Spielgruppen.
Dennoch hat sie das morgendliche Weinen Konstant 3 volle Jahre durchgezogen mit wenigen Ausnahmen. Sobald man außer Sicht war hat sie jedoch super gespielt und auch Freunde gefunden, übernachtet sogar ab und an bei Freunden.
Sie ist ein Kannkind und wird aufgrund ihrer sehr sensiblen Person und da sie immer die körperlich kleinste ist erst nächstes Jahr eingeschult. Obwohl sie sehr intelligent ist ( rechnen bis 100, englisch sprechen, Bronzeabzeichen mit 4 Jahren bestanden) halten wir und alle die sie kennen für die beste Entscheidung, auch die Kita.
Nun hat sie für das letzte Jahr die Kita gewechselt ( die alte hat geschlossen und nur eine halbe Straße neben uns entstand eine neue wo sie einen Platz erhielt). Dort sind alle nett, meine Freundin ist sogar ihre Bezugserzieherin.
Dennoch weint sie vom ersten Taga an nahezu stündlich. Wenn man mit ihr spricht kommt immer " ich vermisse mein Zuhause so sehr". Obwohl ich selbst Pädagogin bin sind wir langsam überfragt. Sie ist öfter bei Freunden, Oma, Onkel.... alles klappt. Aber Kita - pausenlos Tränen mit fast 6 Jahren. Auch zu Hause ist das Heimweh ihre einzige Begründung.
Ich versuche ihr zuzuhören, sie ernst zu nehmen und dem Thema Dennoch nicht zu viel Stellenwert zu geben- es ändert nichts. Es ist wirklich wie bei meinem jüngeren Bruder damals...
Hat jemand ähnliches erlebt, Erfahrungen die uns helfen könnten? Das wird nächstes Jahr spannend @ Schule hier...

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Hallo :)
Mein zweites Kind hat fast die ganze Kindergartenzeit morgens geweint. Er hat sich zwar immer gefreut, in der Garderobe war noch alles gut, aber beim Abschied gab es Tränen. War ich weg, hat er schön gespielt und sich mit jedem Kind gut verstanden. Er hatte einige Freunde, mit denen wir uns gern nachmittags getroffen haben. Übernachten wollte er aber nie. Mit 6 Jahren kam er in die Schule und wie durch ein Wunder gab es dort nie Tränen. Obwohl er wirklich bis zum Schluss im Kindergarten geweint hat 🤷🏼‍♀️
Er ist sehr sensibel, aber auch klug, so wie du es beschreibst. Noch vor der Einschulung konnte er lesen, schreiben, rechnen und englisch. Heute ist er 11 und es ist noch genauso. In der Schule gehört er zu den Besten, aber er weint schnell. Zwar nicht in der Schule, das kann er gut unterdrücken, aber zuhause. Erst heute wieder, weil sein Corona Schnelltest positiv ist. Aber auch, wenn es seiner kleinen Schwester nicht gut geht, wenn er sich Sorgen macht, wenn er etwas Schreckliches in den Nachrichten gehört hat ...
Von Außenstehenden wird er als sozial, hilfsbereit und aber auch sensibel beschrieben.
Sensibel zu sein muss nicht schlecht sein. Ich und auch andere sehen es eher als eine positive Eigenschaft an meinem Sohn.

Bis zur Einschulung kann sich noch viel ändern. Wahrscheinlich wird es bei euch ähnlich sein und geht sie in die Schule, wird sie bei der Trennung nicht mehr weinen 🙂

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Ich kann dir dieses Buch empfehlen:

"Hochsensible Kinder" von Marie Sommer

Vllt findet ihr euch dort wieder.

LG

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Bei jüngeren Kindern empfehle ich gerne ein kleines Fotoalbum von der Familie/ Ausflügen mitzugeben. Daran können sich Kinder ganz gut "festhalten" und im besten Fall ergibt sich daraus ein Gespräch und somit Kontakt mit anderen Kindern/ Erzieherinnen.

Ist das Lieblingskuscheltier/ Kuscheltuch ein Trost?

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Wir haben auch son ein Kind, sensibel und emotional dadurch nicht sehr robust. Es ist 6 und wird gerade eingeschult. Es kostet uns Nerven, und Geduld, die wir nicht immer haben. Ich war selbst so ein Kind, und meine Eltern haben leider manchmal die Fassung verloren, was für mich nicht optimal war. Ich versuche deshalb meinem Kind die Geduld und auch rückzugsmöhlichkeiten zu geben, die es braucht. Aber manchmal schaffe ich es auch nicht, man tut was man kann.

Insgesamt ist Sensibilität natürlich auch eine Gabe, die einem vieles ermöglichen kann, wenn man mit sich im Reinen ist. Wenn man es nicht ist, kann es aber auch den Bedarf auf Knopfdruck abzuschalten erhöhen. Es gibt dafür viele ungesunde Möglichkeiten. Ich wünsche meinem Kind, dass es früher lernt mit Eindrücken und Gefühlen umzugehen als ich.

Auch deiner Tochter wünsche ich, dass sie einen Weg findet damit umzugehen und die Gabe nutzen kann.

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Vielleicht noch als Nachtrag, weil du schreibst dein Kind sei ein Junge. In meiner Erfahrung erschwert es für ein Kind den Umgang mit der eigenen Sensibilität wenn diese als unpassend für das eigene Geschlecht erlebt wird.

Ein „richtiger“ Junge ist stereotypisch nicht empfindlich, sondern emotional kontrolliert und kann ordentlich was ab. Sicherlich hat sich da in den letzten Jahren viel getan, aber je nach Milieu sind die Unterschiede dennoch sehr groß. Und die ganze Phase der Identitätsentwicklungbist kompliziert als sensibler Junge und junger Mann. Ich bin der LGTBQ Bewegung sehr dankbar, dass sie das Spektrum dessen was in Mann sein kann deutlich erweitert hat in den letzten Jahrzehnten.