Sanduhr als Art stille Treppe in der Kita - gut oder schlecht?

Liebe Community,

ich bin heute im Kiga über eine Methode gestolpert, von der ich nicht sicher bin ob ich sie gut oder schlecht finden soll. Kinder die zu laut oder wild sind bekommen eine Sanduhr in die Hand gedrückt und so lange die läuft müssen sie still sein. Es betrifft wohl die Kinder die einer ersten Ermahnung nicht nachkommen. Also eine Art mobile Stille Treppe. Ist das noch zeitgemäß 3-5 Jährige so zur Auszeit zu verdonnert, wo sie vielleicht den Zusammenhang noch nicht verstehen. Oder ist das bei so vielen Kindern eine gute und einzige Möglichkeit Ruhe rein zu bringen?

5

Find ich ok.
Ich war bis vor kurzem 12 Jahre in der Kita, und die Sanduhr war mein bevorzugtes Mittel, um Ruhe in die Gruppe zu bekommen. Vor allem beim Essen. Heißt, während die Sanduhr lief, war einfach mal kurz Sendepause. Wurde es einzelnen Kindern zu laut, durften sie die Sanduhr selbst drehen als Signal für die anderen, dass es grad zu laut ist.
Meine Methode unterscheidet sich natürlich darin, dass es um die ganze Gruppe ging und nicht um einzelne Kinder. Und dass die Sanduhr nicht als "Strafe", sondern einfach als Signal eingesetzt wurde.

Und trotzdem, mal ehrlich: WELCHE Methoden bleiben den Erziehern denn heutzutage noch, ohne dass Eltern auf die Barrikaden gehen? Stille Treppe und Strafstuhl sind (zurecht) ein NoGo. Stimme erheben ist ein NoGo. Die Kinder vor der Gruppe zurechtweisen ist ein NoGo. Das Gespräch mit den Eltern und regelmäßige Feedbacks werden als Angriff gewertet. Trotzdem soll der Alltag laufen, am besten täglich gebastelt und gefördert werden, alle sollen glücklich und harmonisch durch die Kita schweben, mit Erziehern, die den ganzen Tag ein Lächeln im Gesicht haben, den Kindern liebevoll die Haare aus dem Gesicht streichen und sie im Flüsterton bitten, jetzt bitte das Puzzle aufzuräumen.
Ich hab aufgegeben und bin raus aus dem Bereich. Irgendwann ist es nur noch zermürbend, wenn jede Handlung in Frage gestellt wird und die Eltern Rechtfertigungen für jeden gesprochenen Satz verlangen. War eine gute Entscheidung.

6

Danke für diese Worte., sage ich Dir als Mutter Zweier Kitakinder. 🙏

7

Aber wenn alle gemeinschaftlich auf ein Signal ruhig sein müssen, ist das doch ein ganz anderer Ansatz, als wenn ich einem Kind den Knebel anlege.

weitere Kommentare laden
1

Mein spontanes Gefühl wäre nicht mehr zeitgemäß..

Google sagt:

Fazit
Auszeiten wie Time-Outs, Stille Treppe und Co. führen weder zum Ziel, noch sind sie empfehlenswert. Im Gegenteil: Auf Dauer schaden sie der Kinderseele!

Beim nächsten Konflikt, der zu eskalieren droht, kannst du versuchen, die Situation anders zu durchbrechen. Optimal funktioniert das über Gespräche auf Augenhöhe, spielerische Angebote und Kompromisse.

Artikel auf Babelli.. hab Stille Treppe Kinder gegoogelt.

2

Naja die stille Treppe ist deshalb nicht mehr zeitgemäß weil sie das Kind aus der Gruppe „entfernt“ bzw. separiert. Hier wäre das Kind ja weiterhin Teil der Gruppe, muss sich aber „angemessener“ Verhalten. Die Sanduhr dient dabei als gutes visuelles Instrument damit das Kind weiß wie lange die Zeit geht.

Ich finde den Ansatz nicht sooooo schlecht und nicht mit einer stillen Treppe vergleichbar.

4

Eine Sanduhr verstehe ich genauso als Time Out. Es separiert das Kind vielleicht nicht körperlich von der Gruppe, aber emotional und für alle sichtbar bzw bemerkbar auf jeden Fall, auch durch diesen stillsein-müssen. Und darum geht es wohl auch hauptsächlich, sagt der ganze Artikel.
Ich würde eher sagen, dass es da auch auf die Länge ankommt. Also wenn das jetzt wirklich nur son 120 Sekunden Ding ist oder so, dann wird das wohl nicht so das Ding sein.

Bearbeitet von Weihnachtsbaby2020
3

Ich finde es heutzutage wirklich beängstigend, dass immer alles in Frage gestellt wird und überlegt wird, ob es dem Kind schadet.

Wenn 26 Kinder in einem Kitaraum zusammen sind, dann muss man sich an regeln halten. Und wer zu laut oder wild ist, obwohl man ihn bereits ermahnt hat, muss nunmal leise sein. Das verstehen auch 3-5jährige sehr gut. Eine Sanduhr und 120 Sekunden still sein, Schaden keiner kinderseele.

9

Ich sehe es ähnlich. Unsere Mäuse erhielten in der Kita auch Auszeiten, auch mussten sie die Gruppe verlassen, aber es war immer ein Erzieher dabei.
Die Trennung von der Gruppe war für das Kind nicht schön, aber notwendig um zu verstehen, dass es einen Fehler gemacht hat (hauen, beissen etc). Auch will das Kind wieder zur Gruppe, weshalb eine höhere Kooperationsbereitschaft da ist.
Die Visualisierungen der Zeit/ Dauer finde ich ehrlich gesagt gut und hilfreich.

Zu Hause lösen wir das Thema anders, aber das herausnehmen aus einer Situation hilft bei uns sehr um Konflikte zu besprechen/ lösen

Bearbeitet von 2mauuse
11

Hi,
wird schon nicht so schlimm sein, spätestens wenn er wieder spielt haben die kids es eh wieder vergessen.

12

Hallo,

Mag sein, dass das klappt. Aber vermittelt man dem Kind damit, um was es geht und auf was es ankommt? Versteht das Kind, warum es leiser sein soll und in welcher Situation war es zu laut.

Schwierig.

Ich bin ja eher dafür, dem Kind zu vermitteln, warum es zu laut ist und glaube, dass da das Verstehen und die Erkenntnis mehr helfen als eine Sanduhr. Und ich finde, dass Kinder auch mal richtig laut sein dürfen und würde es so organisieren, dass es Möglichkeiten hierfür gibt. Mal im Wald richtig brüllen, mal die laute Gruppe separat in einen Raum oder im Flur spielen lassen, wo die Lautstärke nicht als so störend empfunden wird.

Viele Grüße
lilavogel

20

Ich denke, im Grundschul- und Kindergartenalltag gibt es mehr als genug Möglichkeiten laut zu sein. Hier geht es aber gerade um jene Situationen, wo laut sein nicht angemessen ist. Solche Situationen gibt es nunmal und denen kann man in Kindergruppen nicht immer entgehen. D.h. das Kind muss verstehen, hier darf ich und hier darf ich nicht laut sein. Wie willst du das vermitteln, wenn du noch mehr bzw. extra Laut-Zeit schaffst?
Wenn sich alle Kinder zum Morgenkreis setzen und es wollen 19 Kinder beginnen, dann ist es doch eine gute Variante, dem "Brüller" eine Sanduhr zu geben und er muss mal 2 Minuten ganz leise sein.

25

Ein Kind in dem Alter hat doch oft noch kein Verständnis für Zeit. Und das Prinzip von Strafen verstehen Kinder erst mit 4 oder 5 Jahren. Was Kinder hingegen früh verinnerlichen sind Rücksichtnahme und Empathie.

weiteren Kommentar laden
13

Ich kann deine Sorge verstehen. Und ich würde mich vielleicht auch wundern, aber es nicht nicht in Frage stellen. Denn ich gehe nicht davon aus das jede „laute“ Situation sofort auf diese Weise gelöst wird.

In der Regel gibt es einen Hinweis auf das Verhalten, wahrscheinlich auch „Lösungsvorschläge“ (ein Spiel aussuchen) und Ermahnungen bevor eine Konsequenz daraus gezogen wird.

Nun gibt es Kinder die lauter spielen als andere und Unruhe in manchen Situationen auslösen…
Und man sollte bitte nicht vergessen, dass es auch die stillen Kinder gibt.
Manche Kinder fühlen sich einfach nicht sicher wenn es wild und laut wird. Diese Kinder müssen auch geschützt werden!

Da denke ich das eine Sanduhr eine Lösung dafür sein kann zur Ruhe zu kommen.
Besonders wenn die Erzieher in der Gruppe schon mit einigen Kindern oder anderen Aufgaben beschäftigt sind.

Es hört sich auch nicht danach an, dass das Kind am spielen und an der Teilnahme gehindert wird. Er kann das Geschehen noch mitbekommen und kann sich im besten Fall überlegen wo es gerne mitspielen möchte. Oder was es spielen möchte.

16

Keine Ahnung, ob es einen guten Lernerfolg mit sich bringt. Aber ich glaube nicht, dass es der Kinderseele schadet und ich finde nciht, dass alles was man tut einen größeren Plan verfolgen muss. Manchmal macht man etwas einfach, dass Ruhe ist, dass man Kinder aus der Situation nimmt, dass man klar macht "stopp", man Situationen entzerrt. wenn das kind angeschrien und abgewertet würde dabei wäre es ganz klar nicht okay...wenn ein Kind täglich 15 mal die Sanduhr in der Hand hätte und die Erzieher nicht checken, dass diese Maßnahme für dieses Kind sinnlos ist und man genauer hinschauen muss wäre doof. Aber so wie von dir geschildert finde ich es völlig okay.

23

Ohje ohje ich wollte wirklich keinen Streit auslösen. Wir sind neu in der Kita und ich kannte die Methode einfach noch nicht. Sorgen mache ich mir da nicht. Ich höre meiner Tochter einfach genau zu was sie erzählt. Neben der Sanduhr erzählte sie heute von aussperren und da werde ich dann doch hellhörig. Aber scheinbar haben sie einfach nur Polizei gespielt.

27

Kannte ich nicht, finde ich aber gut und zeitgemäß. Es geht ja sogar um Zeit... ich werde ab heute Abend die Zahnputzsanduhr meiner Kinder nehmen, wenn ich mal 2 Minuten Ruhe brauche, das klappt bestimmt besser als 15 mal zu wiederholen und erklären warum es jetzt mal 2 Minuten nicht so schrill sein soll.

Ich glaube jemand der damit Probleme hat hat einfach keine Dauerlauten Kinder um sich herum...