Hallo Ihrs,
Ich hab gestern mal eine kurze Geschichte geschrieben. Ich wäre für ehrliche, respektvoll geäußerte Kritik sehr dankbar.
An Tagen wie diesen fühlte sie sich wie der Schnee, der zu diesem braunen, unansehnlichen Matsch wurde, den jeder so sehr hasste.
Caleb hatte sie auf der Arbeit nur angeschnauzt, sie für seine Fehler mitverantwortlich gemacht und ihr die Pistole auf die Brust gesetzt. Sollte sie bis morgen die Zahlen nicht korrigiert haben, wäre sie ihren Job los. Daraufhin hatte sie nur noch mehr Fehler gemacht. Sie würde eine Nachtschicht einlegen müssen.
Auf dem Weg nach Hause verpasste sie 3 U Bahnen, weil sie immer wieder zur Seite gedrängt wurde.
Als sie sich endlich in einen Waggon gequetscht hatte, bekam sie keinen Sitzplatz. Sie stand zwischen wildfremden Menschen mit all ihren Ausdünstungen, ihren Ängsten und Sorgen, unfähig sich zu bewegen. Die Stimmung war erdrückend. Die Luft modrig und schwer wie feuchtes Laub mit Schimmel versetzt. Das Atmen fiel ihr schwer. Sie musste hier raus, sie würde den Rest lieber laufen als fast an dieser Stimmung zu ersticken.
Doch auch auf den Straßen war die Luft nicht besser, sie fühlte sich immernoch seltsam eingeengt und ungesehen zugleich.
Unsanft wurde sie von der Masse mitgerissen, unfähig ihren eigenen Weg zu gehen.
Und dann passierte es .Sie stieß heftig mit jemandem zusammen. Als sie aufsah, sah sie sie.
Der Himmel war wolkenverhangen, dunkel und trüb. Und doch schien es, als würde der Vollmond sie erleuchten.
Silbernes Haar, graue, stechenende Augen, strahlend und allwissend stand sie ihr gegenüber. Eine kurze Berührung ihrer Hände. So kalt und doch so klar und voller Zuversicht, verlässlich.
Im nächsten Moment war sie wieder allein.
Aber sie war nicht mehr dieses braune matschige Etwas.
Sie war Schmelzwasser. Klar, voller Energie, intuitiv ihrem Weg folgend.