Wunderschoene Hausgeburt die zweite - diesmal im Turbogang :-)

Hallo Ihr Lieben,

jetzt komme ich endlich mal dazu (aeh...hoffe ich :-). Wir werden sehen :-))

Ich wohne in den Niederlanden, wo die HG sehr normal ist, und hatte schon vor zweieinhalb Jahren meine grosse Tochter zu Hause gekriegt ( http://www.urbia.de/forum/index.html?area=complete&bid=43&id=462079 )

Darum war es jetzt sowieso klar, dass wir das wieder zu Hause machen wollten.

Ich war schon bei ET+6, hatte mich aber drauf eingestellt, dass es noch dauern wuerde, weil meine Grosse auch erst bei ET+13 und nach Strippen gekommen war. Darum war ich ziemlich ueberrascht, als ich am fruehen Morgen des 4.11. um 10 vor 4, ploetzlich eine deutliche Wehe hatte.

Ich war wach, weil Helene geweint hatte, beruhigt werden musste etc. Jetzt lag sie gerade wieder im Bett, ich auch, aber sie erzaehlte noch ein bisschen. Und ich dachte: Oh bitte bitte BITTE schlaf ein! Denn wenn es jetzt losgeht, und hier faengt das Gerenne und Tuerklingeln an und sie schlaeft noch nicht, dann wird sie auch nicht mehr schlafen.

Also erstmal abgewartet. Nach 3 Minuten kam noch ne Wehe, wieder 3 Minuten spaeter noch eine, und die war schon echt Arbeit. Ok. Es ging los, kein Zweifel mehr.

Mann wachgemacht. Aufs Klo, musste ploetzlich doll, Stuhlgang, prima. Hebi angerufen (wir hatten ausgemacht dass ich gleich anrufe, weil meine erste Geburt schon so schnell gegangen war (<4 Stunden) und darum damit zu rechnen war, dass die zweite ECHT schnell sein wuerde). Die Hebi war gerade unterwegs zu einer anderen Frau, wo auch die Geburt losging, Drittgebaerende, also auch schnell. Na grossartig. Versprach so schnell wie moeglich zu kommen und erstmal die Praktikantin zu schicken.

Mir war total kalt, ich hatte richtig Schuettelfrost. Als wuerde alle Energie in die Wehen gehen, nichts uebrig fuer Heizung. Also meinen Mann losgeschickt, Jacke holen, Tee kochen, Koernerkissen heissmachen. Halt, erstmal was unterlegen. Mir fiel siedendheiss ein, dass ich vergessen hatte, die Plastikunterlage aufs Bett zu machen (hatte ich beim ersten Mal schon ab 37 Wochen, wegen moeglichem Blasensprung). Also aus dem Wochenbetpaket (kriegt man hier von der KK, mit allem was man fuer die Geburt braucht) so eine Unterlage geholt, untergelegt. Keine 5 Minuten zu frueh: um Viertel nach 4 sprang die Fruchtblase.

Nochmal Hebi angerufen um das durchzugeben. Sie war unterwegs, die andere Frau war ins KH gegangen. Puh.

Weiter Wehen aufgefangen, die waren recht heftig und komisch unregelmaessig: Eine starke, ohne Pause eine schwache, noch eine starke, dann 2 Minuten Pause... aber insgesamt ging es, bloss der Schuettelfrost war laestig, stoerte die Konzentration auf die Wehen.

Um halb 5 kamen die Hebi und die Praktikantin praktisch zugleich. Legten Dinge zurecht, telefonierten noch rum um eine Kollegin zu der Frau im KH zu schicken... alles ganz entspannt. Sie guckten mich an und wussten auch dass es jetzt schnell gehen wuerde.

Kurz vor 5 kriegte ich leichten Pressdrang. Wurde touchiert: 8-9cm, es war noch ein Rand da, ich durfte noch nicht pressen. Jetzt wurde es fies: Die Wehen richtig stark, ich hatte alle Kraft und Konzentration noetig um entspannt zu bleiben und nicht dagegen anzukaempfen. Und der Pressdrang wurde mit jeder Wehe heftiger und stoerte mich in genau dieser Konzentration. Sehr unangenehm.

Kurz nach 5 nochmal geschaut: Fertig. Ich durfte pressen. Endlich...

Bei Helene hatte ich eineinviertel Stunden gepresst und das Gefuehl gehabt, es passiert ueberhaupt nichts... jetzt das Gegenteil: Schon nach der ersten Wehe blieb der Kopf stehen, rutschte also zwischen den Wehen nicht mehr zurueck. Ich hab das nicht geschnallt, fuehlte nur den Schmerz und den Riesendruck und dachte, die Wehe hoert nicht auf, ich kann nicht aufhoeren zu pressen... kriegte Panik. Die Hebi war super: Hat sehr eindringlich mit mir geredet und mich da rausgeholt: Ich muss aufhoeren zu pressen, auf die naechste Wehe warten, tief atmen, mein Baby braucht Sauerstoff... ich kam runter und konnte atmen. Und zwei Presswehen spaeter war die Kleine da!

Sie kam raus mit einer Hand neben dem Kopf, die unbedingt gleich mitgeboren werden musste. Gleich auf meinen Bauch, und ich dachte, wow, was fuer ein Brummer! Und tatsaechlich, 4320g, ziemlich genau ein Kilo mehr als Helene bei der Geburt.

Trotz dem Gewicht, der Geschwindigkeit und der extra Hand am Kopf war ich nur minimal gerissen, ein kleiner Stich genuegte.

Sooooo eine Erleichterung! Alles gut, sooo schnell (1 Stunde 20 Min ab der ersten Wehe), und Helene hatte tatsaechlich alles verschlafen...

Als sie um 8 wach wurde, holte mein Mann sie raus, machte ihr ihre Morgenmilch und brachte sie dann ins Schlafzimmer. Wir erzaehlten ihr, dass ihr Schwesterchen gekommen war und zeigten ihr das Baby im Koerbchen. Sie starrte und starrte... und sagte schliesslich, "Baby Milch geben", und hielt der Kleinen ihre Flasche hin :-)

Tja, das war's, so ist unsere Juli geboren. Und erst am Abend zuvor hatten wir uns fuer den Namen entschieden (fuer den Zweitnamen (Elin) sogar erst nach der Geburt) - darauf hatte sie wohl warten wollen.

Und ich kann nur wiederholen, was ich bei Helene schon so empfunden hatte: Nichts geht ueber die HG. Das Krankenhaus ist, wenn es keinen echten Grund gibt, dahinzugehen, nur ein Ort, an dem Komplikationen produziert werden, weil die Umgebung so ueberhaupt nicht geeignet ist fuer eine gesunde, leichte, aktive Geburt. Oder, wie die Hebi nach Julis Geburt befriedigt zu mir sagte: "So hat die Natur das gemeint". Ja. Stimmt.

LG
Ina

1

#heul#heul#heul:-) "baby milch geben"
oh ist das süss ...
dein Bericht ist total schön geschrieben...
schon komisch warum in den Niederlanden Hausgeburten "normal" sind und hier in Deutschland eine Seltenheit....

LG neoline

7

Danke fuer deine Antwort :-)
Ja es ist ne ganz andere Tradition hier. Alle Industrienationen haben irgendwann Anfang bis Mitte letzten Jahrhunderts SS und Geburt medizinalisiert und an Aerzte und KHer uebertragen. Nur die Niederlande haben es bei den Hebammen gelassen (aber dafuer den Hebammenberuf professionalisiert - Hebis sind hier super ausgebildet und machen alles, auch US, naehen nach der Geburt etc.) und eben auch bei der HG. Man hat natuerlich die Wahl (wenn man kein medizinisches Risiko hat), aber viele Frauen entscheiden sich doch fuer die HG.
LG
Ina

2

Liebe Ina,

ein sehr schöner Bericht, der mir die Tränen in die Augen treibt.
Ich hatte auch das Glück, meine 2. Tochter zu Hause auf die Welt bringen zu dürfen, die 3. hat uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Aber naja, da kann man nix machen.
Leider werde ich das wohl nicht nochmal erleben dürfen, da auch die jetztige Schwangerschaft sehr komplikationsreich verläuft.

Also, herzlichen Glückwunsch zu Eurer "kleinen" Tochter, genießt diese zauberhafte Zeit mit dem neuen Erdenbürger in vollen Zügen!

LG Stepke

8

Danke fuier deine Antwort. Ja, wir geniessen die Zeit sehr... :-)
LG
Ina

3

Moin! :-)

Herzlichen Glückwunsch!

Das ist wirklich ein schöner Bericht.

Aber ganz ehrlich: Die unterschwellige Hetze gegen Klinikgeburten hätte nicht Not getan.

Alles Gute,
Juliejohanna :-)

4

Das ist doch keine Unterschwellige hetze, das ist Tatsache. In den Kh wird den Frauen doch jede macht genommen und jede Selbstbestimmung. Ich habe 2 Kinder im KH bekommen und dabei ist verdammt viel so gelaufen,l wie es nicht hätte sein müssen.

LG Denise

5

Moin! :-)

Es tut mir sehr Leid, dass Du offenbar schlechte Erfahrungen gemacht hast.
Dies sollte jedoch nicht zu Verallgemeinerungen führen.

Alle meine Freundinnen haben in unterschiedlichen (!) Kliniken entbunden und konnten nur Positives berichten.
Alles lief so, wie sie es sich vorgestellt hatten, da überall die Devise lautete "Die Gebärende ist der Boss".

Auch in der Klinik, in welcher ich entbinde, wird dies so gehandhabt.

Ich denke, Vieles hängt auch davon ab, wie gut (= auf seriöser Basis) sich werdende Eltern im Vorwege informieren.

Und da haperts halt leider bei so mancher Person.

Nichts für ungut.

Alles Gute,
Juliejohanna :-)

weitere Kommentare laden
12

Sehr schöner Bericht.

Herzlichen Glückwunsch nochmal von mir.

Ich wollte unsere zweite Tochter auch per Hausgeburt entbinden, leider ist das bei uns nicht so einfach wie bei euch. Hier in der Umgebung gibt es eine Hebamme, die sowas anbietet und die befindet sich 100 km von mir entfernt.
Das Risiko wollte ich dann doch nicht eingehen, dass sie dann wo möglich zur Geburt nicht schnell genug hier ist.
So habe ich meine 2te Tochter leider wieder im Krankenhaus zur Welt gebracht, jedoch bin ich nach 6 Stunden nach Hause gegangen. Auch wenn es den Ärzten nicht so gepasst hat.

Lg
Inka

13

Liebe Inka,
ja, das ist in D tatsaechlich viel schwieriger. Schade dass es nicht geklappt hat bei dir. Ich bin auch so froh dass das hier so normal ist...

LG
Ina

14

Hallo Ina
herzlichen Glückwunsch zu deine Blitzgeburt
ich habe meine zweite Tochter auch zu Hause zur Welt gebracht und es war einfach traumhaft. Meine Große wurde damals in der Früh von einer Freundin abgeholt und am Vormittag war unsere Finja dann da.
Gruß Dea mit Annik 2 Jahren und Finja 7 Wochen