KS-Mutmach-Bericht

Hallo!

Heute vor 14 Tagen habe ich mein erstes Kind per WKS bekommen. Eigentlich kein richtiger WKS, mir wurde es angeraten, ich hätte es aber natürlich auch spontan versuchen können. Ich habe mich, zu meinem eigenen Schutz, für den KS entschieden.
Diejenigen, die jetzt über WKS schimpfen wollen, können das woanders tun.
Ich möchte einfach mal allen Mut machen, die noch eine geplante Sectio vor sich haben, und ausserdem denen die Angst haben falls aus ihrer Spontangeburt noch eine Sectio werden könnte.

Donnerstag den 06. waren wir zur letzten Besprechung im Klinikum . CTG, Anästhesiebesprechung, US. Natürlich musste ich jede Menge Formulare unterschreiben, was theoretisch alles passieren kann, wenn...von der Querschnittlähmung durch die Spinalanästhesie bis zur Gebärmutterentfernung alles dabei. Okay...

Freitag den 07. waren wir dann wie vereinbart um 6.30h am Kreissaal. Dort wurde direkt ein Einlauf gemacht (ekelhaft!) und mir schicke Thrombosestrümpfe verpasst. Danach im OP-Hemdchen (selbstverständlich hinten offen!) ins Bett und CTG an. Braunülen links und rechts in die Handrücken, Tropf dran. Gegen 8 Uhr kam ein Mann reingeschlurft...glotzte auf mich...glotzte auf sein Klemmbrett... "ich glaub, hier bin ich richtig. Ich bin der Anästhesist". Ich dachte: "Oh Gott, welche und wieviele seiner Drogen nimmt der selber???" Der gute Mann fuhr mich Richtung OP und semmelte erstmal mit dem Bett vor den nächsten Türrahmen. Aha...daher also die Querschnittlähmungen nach Spinalanästhesien...

Im OP angekommen musste ich mit der Plautze selber auf den Tisch hüpfen. Vor mir stand dann eine nette Anästhesieschwester, der ich meinen Kopf auf die Schulter legen sollte. In dem Moment packte mich die blanke Panik. Ich habe der guten den ganzen Kittel vollgeheult. Irgendwann kam eine zweite Schwester und putzte mir die Nase. Dann nahm sie mir die Brille ab, da bin ich dann schier ausgeflippt und hab geschrien, dass ich doch mein Baby nicht sehe, wenn sie mir jetzt auch noch die Brille wegnehmen. Die arme Schwester wollte nur nett sein und hat sie für mich geputzt, war ja vollgeheult....

Dann schlurfte mein Freund, der Anästhesist wieder rein. Ich hatte die ganze Zeit im Kopf, wenn die wegen meinem Bandscheibenvorfall nicht spritzen können, wirds ne Vollnarkose. Er fuhr an meiner Wirbelsäule entlang, mit dem Daumen schätze ich, und drückte mal hier und mal dort. Irgendwann fühlte es sich an, als würde er mit dem Daumennagel reindrücken und irgendwas testen. Plötzlich war nix mehr und er nahm mich an den Schultern und zog mich zurück. Aha, die Vollnarkose, der findet nix, dachte ich. Pustekuchen, da war der Käs schon gegessen und die Spinale sass. Blutabnehmen tut mehr weh!!! Meine Beine wurden warm, die supernette FÄ von Donnerstag setzte den Katheter (nix von gemerkt!), der zweite FA kam dazu, plötzlich schossen von überall blaue und grüne Männchen/Weibchen ran und brachten Tropf und Blutdruckmanschetten und das grüne Tuch an etc. Dann sass mein Mann neben mir. Und dann passierte nix mehr. Ich wurde ganz nervös und habe immer zu Marc gesagt: "Warum machen die nix?", und "Wieso fangen die nicht an, was stimmt hier nicht?" und "Guck mal über das Tuch, ich werd verrückt". Währenddessen fühlte es sich an, als würde der zweite FA, der rechts stand, den Gebärmutterstand ertasten. So wie bei der normalen VU. Ich dachte noch, wieso der da rumtastet, der soll das Baby jetzt holen, Scheissegal, wo die Gebärmutter steht! Und plötzlich sagt jemand "Acht Achtundzwanzig" und unser Baby macht "Brrrrr" wie jemand der aus dem Wasser auftaucht. Da war sie! Unsere Hannah! 3620 gr und 50 cm!
Ich habe keine Ahnung wie lange es noch gedauert hat, bis ich wieder zusammengesetzt war und ob da endlich das "Geruckel" kam, was immer alle empfinden. Ich bin nämlich vor lauter Erleichterung und Erschöpfung auf dem OP-Tisch eingepennt! Im Ernst. Irgendwann bekam ich mit, wie der zweite FA meinte, er geht schonmal. Dann kam ne Putzfrau und wischte um mich rum , die arme...auch kein schöner Job. Der Anästhesist baute schonmal alle Geräte ab, und die nette FÄ vom Donnerstag schaute übers Tuch. "Ich mach Sie mal eben noch Bikinifit, dauert nicht lang!"
Kurz danach bin ich auf dem OP-Tisch von dannen gerollt, im Flur in mein Bett zurück (der arme Anästhesist, war ganz alleine und ich dank meiner betäubten Beine wie ein Sack Kartoffeln... Er sagte dann auch " So eine Scheisse, wenns was zu tun gibt, ist keiner da.")
In den Aufwachraum, da kam schon mein Mann mit Hannah um die Ecke. Nach 20 Minuten sind wir zurück in den Kreissaal, dort noch 2 Stunden geblieben und dann auf die Station.
Um 16h bin ich mit einer Schwester zusammen aufgestanden. Sie sagte: "Und nicht vergessen, Sie habens nicht an den Füßen. Sie KÖNNEN laufen!" Ich dachte ja immer, dass das so furchtbar ist und man sich vor Schmerzen krümmt. Nix. Ich hab dann die Schwester gefragt, wanns denn weh tut. "Jetzt nicht mehr", war die Antwort. "Ach, ich hab bestimmt ne Menge Schmerzmittel intus, ne?". Nö. Nix. Ich musste dann zeigen, dass ich bis zur Toilette laufen kann, dort wurde der Katheter gezogen (hat was von "vollen Tampon rausnehmen", macht so plöpp, tut nicht weh.)
Samstagmorgen bin ich das erste Mal ganz alleine aufgestanden und Samstagnachmittag mit meinen Eltern schon in die Cafeteria gelaufen.

Ich habe zu keiner Zeit ein Schmerzmittel gebraucht und war Montagfrüh so fit, dass ich angefangen habe, die Ärzte zu nerven, wann ich heim darf. Die sind da aber streng, ich musste KS+5 Tage bleiben.

Das Schlimmste an der ganzen Prozedur für mich persönlich waren die Thrombose-Strümpfe. Die hasse ich.

Mein Fazit: ein Kaiserschnitt ist absolut nichts Schlimmes.
Klar, keine Frage, es gibt Frauen, die Probleme danach haben, kann es bei mir morgen auch noch geben. Denen will ich nicht zu nahe treten. Bitte nicht falsch verstehen!
Aber: niemand muss Angst davor haben, wenn er gescheite Ärzte hat und die Randbedingungen so optimal sind, wie sie bei mir waren!

Wenn ich nochmal ein Kind bekomme, dann genau dort und genau so.


LG!
Kristina mit Hannah (*07.08.09)