Geburt aus der Sicht meines Mannes

Geburtsbericht

Eigentlich hat man neun/zehn Monate Zeit sich seelisch und moralisch auf eine Geburt vorzubereiten und dann ist alles überraschender, neuer, faszinierender und anstrengender als man gedacht hat.

Alles fing schon am Samstag den 13.09.2009 an. An diesem Tag sind wir erst sehr spät ins Bett, besser gesagt, sind wir Sonntag 0:30 Uhr zu Bett gegangen und alles nur weil meine Frau Julia meinte – „Ich warte solange bis die Kleine kommt“.

Also ab ins Bett und Augen zu. Haha hatte ich mir so gedacht, bis ich eine Stunde später den Satz hörte – Schatz, meine Fruchtblase ist geplatzt! Also aufgestanden, schnell etwas übergezogen und ein wenig wie Falschgeld durch die Wohnung geirrt. Einmal tief Luft geholt und wieder bei Besinnung und hellwach, begleitete ich Julia ins Bad und ließ ihr erst einmal Badewasser ein.

Nachdem Julia sich etwas in der Wanne entspannte, musste ich mich mit einer Zigarette beruhigen. Danach den Rest in Kliniktasche, Oskar versorgt (Kartzenklo, Futter, Wasser) und dann ab Richtung Krankenhaus. Mittlerweile mehr oder weniger entspannt wurde auf Station erstmal ein CTG gemacht und Julia ein Zimmer für die Nacht gegeben. Danach bin ich gegen 5 Uhr wieder nach Hause. Dort meine ich mich noch mal hingelegt zu haben, bin aber 9:00 Uhr wieder im Krankenhaus gewesen, um nichts zu verpassen. Julia hatte mittlerweile gut Wehen. Gemeinsam begannen wir den Wehenschmerz wegzuatmen. Julia hat das aus meiner Sicht – und nach Aussagen der Schwestern – prima gemacht. Nachdem die Wehen mittlerweile aller 4 – 5 Minuten kamen ging es in den Kreissaal. Dort wurde dann unter anderem auch mal ein entspannendes Bad der werdenden Mutter genommen. Mittags bin ich wegen unserem diabetischen Kater noch mal nach Hause. Die Wehen zogen sich bis zum Abend hin und der Muttermund hatte sich in der gesamten Zeit gerade mal 2 Zentimeter geöffnet. Das war für uns beide sehr frustrierend. Um Julia zu ermuntern lobte und motivierte ich sie weiter, dass sie das schon schafft. Mit Optimismus fuhr ich nach Hause um unseren Kater Oskar wieder etwas zu fressen zu geben und gegen seine Diabetes zu spritzen. Auf dem Rückweg war ich frohen Mutes und hörte schön laut „Nothing else matters“ unser Hochzeitslied.
Leider wurde ich mit Tränen begrüßt. Die Wehen sind zurückgegangen und als einzige Option blieb eine Nacht auf Station. Zu diesem Zeitpunkt hätten noch keine wehenfördernden Mittel eingesetzt werden können. Also blieb Julia nichts anderes übrig als die Nacht auf Station zu verbringen und ich zu Hause. Traurig und mit ein paar Tränen in den Augen (ich litt mit meiner Frau) ging es zurück nach Hause. Zu Hause beruhigte ich mich und ging zu Bett.
Montag morgen wollte ich gegen 9:00 Uhr wieder im Krankenhaus sein, Julia holte mich aber aus meiner Dämmerung mit der Bitte, ob ich nicht kommen könnte. Wie tags zuvor aufgestanden, angezogen, Oskar gespritzt und gefüttert und ab ins Krankenhaus.
Dort angekommen war Julia schon sehr fertig und hatte aufgrund der regelmäßigen Wehen kaum geschlafen. Die Müdigkeit und langsam aufkommenden Kraftlosigkeit ließen sie verzweifeln. Immer wieder machte ich ihr Mut und half ihr die Wehen zu verarbeiten. Da der Mutermund immer noch bei ca. 3 cm stand, wurde die ganze Situation immer frustrierender.

Glücklicherweise entschlossen sich die Ärzte und Hebammen die Geburt einzuleiten. Die verabreichte Tablette schlug an und die Wehen kamen wieder aller 4-5 Minuten. Auch der Druck nach unten war mittlerweile da. Doch am Muttermund bewegte sich nichts.

Letztendlich wollte Julia eine PDA . Die tat wahre Wunder. Zum einen konnte mein Engel ein wenig schlafen und der Muttermund öffnete sich nun.
- Julia wollte eigentlich nie eine PDA, es gab aber immer eine Hintertür. Übrigens, wenn es wirklich nicht mehr geht, kann ich jeder Frau die PDA empfehlen. Ihr braucht die Kraft am Ende! Und der kurze Stich ist nichts gegen weitere Stunden Wehenschmerz! -

Das Ganze ging nun sehr schnell. Gegen fünf Uhr abends bin ich nach Haus um Oskar schnell etwas zu fressen zu geben und wieder eine Spritze zu verabreichen. Eine Stunde später war ich wieder im Krankenhaus. Die Hebamme bat Julia sich mal an das Seil zu stellen. Dadurch ging es auf einmal noch schneller und Julia verspürte einen Pressdrang. Sie schrieb mich immer wieder an: „Ich muss pressen!“. Ich bat sie immer noch zu warten und zu atmen, da es noch nicht soweit ist. Die Hebamme probierte mit Julia auf dem Gebärhocker die Geburt zu beenden, aber es war noch nicht soweit. Also noch mal kurz an das Seil. Nicht lange danach ging es in den Vier-Füßler-Stand und Julia durfte ihren Pressdrang nachgeben. Jetzt ging alles schnell und nach zwei, dreimal pressen lag die Kleine „Hannah“ um 18:24 unter ihr. Überwältigt von ihrem Anblick war ich nicht mehr in der Lage, die Nabelschnur durchzuschneiden. Das machte meine tapfere und liebe Frau und durfte ihre Kleine dann gleich in die Arme nehmen. Dort blieb sie dann wirklich lange, sogar während des Nähens.
Irgendwann gegen 21:00 Uhr ging es dann für meine Frau und die Kleine auf Station, wo sie gemeinsam ihre Nacht verbrachten. Schließlich ist eine Geburt anstrengend. Und das für alle Beteiligten.

1

Schön geschrieben!
Danke für die Empfehlung und vor allem Erklärung zur PDA.
Weiterhin alles Gute mit Hannah und Oskar.
#blume#blume#blume

2

ein super toller bericht der mir soeben meine gesamten haare hat aufstellen lassen. ich habe wirklich echt vergessen wie schön doch eine geburt sein kann. dieses erlebnis hatte ich vor 8 jahren und habe es nächstes jahr im april wieder wenn alles gut geht.
vielen dank an die bewegenden worte und alles alles gut für euch!

5

Hallo,
danke für den schönen Bericht!!! Schön das es nicht nur einen Mann gibt der so liebevoll ist wie meiner. Wir freuen uns auf die erste Hausgeburt im Dez.
Alles liebe wünschen wir euch.

Lg Hase, Pueppy, Frosch und Tigger

3

Hihihihihi, ich habe mich köstlich amüsiert.#rofl Die Katze bleibt ja fast genauso Mittelpunkt wie die Geburt!! Das kennen wir hier auch, erst müssen die Viecher versorgt werden, dann bitteschöön darf man das Baby bekommen.

Super süß beschieben! Alles Gute für Euch + dem lustigen Oskar!

Chrissi#klee

4

Hallo Ihr 4,

ich finde Deinen Bericht echt toll und Euer Kater hat echt Glück bei Euch zu sein!!!

Ich wünsche Euch alles GUTE!!!

LG Sabrina