Spontan aus Beckenendlage - achtung ganz lang

ich liebe Geburtsberichte und deswegen hier unserer.
Martha ist unser 3. Kind.
geboren am 13.10.2009 um 1:56 Uhr
Gewicht: 3705 g
Größe: 56 cm
Kopfumfang: 36 cm
errechneter ET: 10.10.2009

In der 34. SSW zeigte sich unser Kind in der Beckenendlage. Wir haben versucht zu moxen, indische Brücke und Musik, aber unsere Tochter wollte sich nicht drehen. Also haben wir am 15.09.2009 eine äußere Wendung versucht. Hier wird versucht das Kind von außen zu drehen, dies wird in einem Krankenhaus unter Kaiserschnittbereitschaft gemacht. Aber unsere Tochter hat sich hiervon auch nicht beindrucken lassen und ist mit ihrem Po einfach tiefer ins Becken gerutscht und hat sich nicht drehen lassen.
Da dies unser 3. Kind ist und die ersten beiden Geburten spontan ohne Riss und Schnitt waren und auch sonst sehr komplikationslos waren, haben wir uns entschieden, dass wir versuchen, dass Kind spontan zu bekommen. Wir wohen in Köln und ein paar Kilometer entfernt gibt es ein Krankenhaus, dass hierauf spezialisiert ist. Also haben wir auf die Geburt gewartet.

Am Montagnacht (12.10.2009) ist mir zwischen 0:00 und 01:00 Uhr die Fruchtblase geplatzt. Kurz darauf setzten ganz leichte Wehen ein. Gegen 04:30 Uhr habe ich meinen Mann geweckt und wir haben uns für das Krankenhaus fertig gemacht. Die Wehen waren noch gut verträglich. Um 6:30 Uhr waren wir im Krankenhaus. Dort angekommen erst einmal untersucht: tatsächlich Fruchtwasser, Muttermund 2 cm. Immerhin, zwei Tage vorher noch komplett verschlossen. CTG zeigte keine nennenswerten Wehen auf. Hatte ich auch nicht, liess sich alles noch gut veratmen. Also wurden wir erst einmal zum Frühstücken geschickt und sollten dann noch einmal zum Ultraschall. Beim Ultraschall sagte man uns, dass das Kind wohl 4.200 g wiegen würde und dies eigentlich eine Kaiserschnittindikation wäre und er müsste jetzt juristisch mit uns abklären was wir machen. Na ja, wir sind raus mit dem Ergebnis, dass wir es erst einmal spontan versuchen. Im Kreissaal sagte uns die Hebamme, dass sie nicht glaubt, dass das Kind so schwer ist , eher so 3.700 g. Ist ja ein Unterschied. Das beruhigte mich ein wenig. Also durften wir auf Station umziehen. So gegen 15 Uhr fingen dann so langsam die Wehen wieder an und auch heftiger zu werden. Um 17:30 Uhr sind wir dann wieder in Kreissaal, weil ich eh zum Abend CTG kommen sollte. Da die Kreissääle gerade gereinigt wurden, wurden wir erst einmal ins Wehenzimmer gebracht, um dort dass CTG zu schreiben. Die Wehen waren schon so doll, dass ich mich an meinen Mann abgestützt habe. Wir wurden dann mit CTG in den gleichen Kreissaal wie am morgen gebracht. Muttermund war zwischen 5 und 6 cm. Also die Geburt ging los. Bis ca. 19 Uhr wehte ich so vor mich hin und die Hebamme schaute regelmäßig nach uns. Dann schaute sie noch einmal nach dem Muttermund und der Lage des Kindes. Leider war der Fuß und das Bein ein ganzes Stück vor dem Steiß, was ein Kaiserschnitt bedeutete. Die Hebamme sagte uns, dass sie schon mal im OP anruft und langsam alles fertig macht, aber auch noch einmal der Arzt schauen muss und wie schade sie es findet, dass es jetzt doch ein Kaiserschnitt wird. Wir haben dann noch eine Stunde gewartet. In dieser Stunde habe ich mich mit dem Thema Kaiserschnitt auseinandergesetzt und abgefunden. Es war für mich völlig in Ordnung. Die Gesundheit geht einfach vor. Ich freute mich darauf, dass die Wehen nicht mehr lange andauern würden. Und immerhin, wir hatten versucht unsere Beckenendlage spontan zur Welt zu bringen. Die Wehen wurden immer stärker. Gegen 20 Uhr kam dann die Hebamme mit der Ärztin die mich noch untersuchen wollte. Der Fuß hatte sich wieder zurückgezogen und war jetzt gleich auf mit dem Steiß, was bedeutete wir konnten weiterhin versuchen spontan zu entbinden. Zwischenzeitlich hatte ich mich aber so mit dem Kaiserschnitt abgefunden, dass mich die Änderung einfach überfahren hat und ich nicht mehr wusste, ob ich das nun gut finden sollte. ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte keinen Kaiserschnitt zu haben. Ich hatte keine Lust mehr auf schmerzende Wehen und auf eine noch stunden andauernde Geburt. Ich wollte den Kaiserschnitt. Die Hebamme nicht. Sie bot mir eine PDA an, die ich dann auch angenommen habe. Ich die ich nie eine PDA haben wollte. Die PDA war super. Das verlegen hat super geklappt und als sie wirkte, hatte ich Wehen wie am morgen, ich spürte sie noch, aber ich konnte dabei wieder reden. Dann war Schichtwechsel und der Wehentropf wurde angehängt. Damit wurden die Wehen wieder heftiger. Der Wehentropf wird häufig bei BEL benötigt, weil der Steiß viel weicher ist als der Kopf und nicht so gegen den Muttermund drücken kann. Bei PDA kommt der Wehentropf sowieso. Gegen 0:00 Uhr rief die Hebamme den Oberarzt an, da dieser und die Kreissaalärztin bei der Geburt dabei sein sollten. Ich sah das Ende schon, aber dann wurde alles schlimmer. Die Wehen waren unerträglich für mich. Ich hatte so Schmerzen, dass ich gar nicht mehr atmen konnte, sondern nur noch schreien. Die Hebamme hat immer wieder versucht mit zu beruhigen und mir verständlich zu machen, dass ich atmen soll. Ich konnte nicht, ich wollte nicht, ich wollte einfach nur noch einen Kaiserschnitt. Ich habe mich ziemlich albern aufgeführt. Ich habe dann noch einmal die PDA nachgespritzt bekommen. Die Wehen und der Druck wurden davon leichter, ich konnte mich wieder ein wenig erholen. Allerdings hatte ich in der linken Leiste immer noch so Schmerzen, dass gar nichts mehr ging. Die Schmerzen kamen aber wohl daher, dass das Baby mit einem Bein dort hing und man nichts machen konnte. Also musste ich durch die Schmerzen durch. Irgendwann musste ich dann vom Kreissaalbett aufstehen, mich ans Seil Stellen, bei jeder Wehe in die Hocke gehen und pressen. Mein Mann saß hinter mir und hat mich mit meinen ganzen Gewicht gestützt. Die Ärzte waren mittlerweile auch wieder im Kreissaal, gutes Zeichen, es geht dem Ende zu. Irgendwann hatte ich keine Kraft mehr aufzustehen und ich habe mich in den Wehenpausen auf den Gebärhocker gehockt. Zum Pressen wieder runter und dann wieder hoch. Zwischendurch habe ich gefühlt, ob ich das Kind schon fühlen kann und habe in den ersten Stuhlgang meiner Tochter gegriffen. Und irgendwann dann war sie da – unsere Tochter Martha.
Schon da war ich froh, doch keinen Kaiserschnitt bekommen zu haben und dass mich alle mit meiner Bitte ignoriert haben.
Nach zwei Stunden kuscheln im Kreissaal wurde dann die U1 gemacht. Keine 4.200 g, sondern nur 3.705 g. Alles dran und alles gesund. Ich durfte dann Duschen, wir wurden noch kurz ins Wehenzimmer gebracht und dann auf unser Zimmer. Da waren wir dann gegen 7 Uhr morgens. Um 8:30 Uhr wurde der Hüftultraschall gemacht, dann noch ein Hörtest und um 11.00 Uhr waren wir zu Hause. Natürlich entgegen ärztlichen Rat, weil ich einen vorzeitigen Blasensprung hatte, eine Beckenendlagengeburt und zu hohe Leukozyten. Aber wir wollten nach Hause.
Alle haben uns zu unserer spontanen Beckenendlagengeburt graturliert. Und da wurde uns erst so richtig klar, wie selten sie die Geburten auch in Bensberg haben. Wir sind stolz und froh es geschafft zu haben! Und ohne Kaiserschnitt, Riss oder Schnitt.
Eine Beckenendlagengeburt ist kein Spaziergang - aber welche Geburt ist das. Es hat mehr wehgetan als die beiden anderen Geburten. Aber wie Ihr lesen konntet, unterscheidet sich so eine Geburt nich sehr von einer Schädellagengeburt. Außer, dass halt zwei Ärzte anwesend sind, aber das habe ich nicht mitbekommen.

Liebe Grüße
Patricia

1

Hallo,
dein Geburtsbericht ist super geschrieben. Ich wünsche dir eine schöne Zeit mit deiner Tochter.
Ich habe eine Frage, in welchem Kh warst du?

Lg
Sabsi

2

Hallo sabsi,
wir waren im Vincent-palotti-Krankenhaus in bensberg Bergisch Gladbach. Das ist bei Köln.
Liebe Grüße
Patricia

4

Danke für die ANtwort, die sind da wirklich gut und super nett, habe meine beiden auch da auf die Welt gebracht.
Lg
Sabsi

3

Liebe PAtricia,

großes Dankeschön für deinen Geburtsbericht - er macht wirklich Mut!

Ich bin in der 38.SSW und wir steuern auch eine spontane BEL-Geburt an!

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eurer Martha (finde den Namen wunderschön)!

#herzlich Alexandra

5

Vielen vielen Dank für den tollen Bericht! Auch ich möchte spontan BEL entbinden... vor einem Kaiserschnitt habe ich zuviel Panik. Und dein Bericht hat mich in der BEL-Geburt nur noch bestärkt!

Viele liebe Grüße Ramona