Auch eine Einleitung kann schön sein - 2. Kind

Seit dem 10.10.17 bin ich stationär aufgenommen gewesen – mein Blutdruck schwankte zwischen Jenseits von Gut und Böse, kurze Zeit später wieder der freie Fall. Mein Kreislauf war dementsprechend schlecht gestimmt. Wochenlang plagten mich Kopfschmerzen und Ohrensausen, Schwindel und schlechte Urinwerte. Meiner Frauenärztin war dieser Umstand dann nicht mehr geheuer und da ich am 16.10.17 sowieso ausgezählt gewesen wäre, überwies sie mich zur Einleitung ins KH.

Dort wurden erst mal diverse Tests gemacht, eine Schwangerschaftsvergiftung konnte allerdings anhand der Blutwerte ausgeschlossen werden. So zogen die Tage ins Land, meinen Geburtstag verbrachte ich im Krankenhaus … bei netter Gesellschaft der Stationsschwestern, tollem Wetter und schlechtem Krankenhausfraß. Am 13.10.17 sollte die erste Einleitung erfolgen … mit einem Prostaglandintampon „Propess“ … den Mist kannte ich noch von Eliza. Da hat es auch nicht geholfen.

Am Morgen wurde dieser gelegt und ich ging regelmäßig zu den Kontroll CTG’s. Ab dem frühen Abend bekam ich wieder fiese Rückenwehen … böse Erinnerungen wurden wach. Das ging die ganze Nacht so und Erik verhielt sich Mucksmäuschenstill im Bauch. Die Wehen kamen um Abstand von 4-5 Minuten und da Erik so ruhig war, ging ich gegen 4 Uhr nachts in den Kreißsaal um ein CTG schreiben zu lassen. CTG war gut, dann wurde der Muttermund überprüft und … taddaaaa … unverändert. Gebärmutterhals 1 cm lang, fingerdurchlässig … volle Breitseite ins Gesicht. Ich hatte es geahnt. Das lief bei Eliza schon genauso beschissen und diesmal dasselbe.
Ab dem Morgen ebbten die Wehen ab … die Abstände wurden größer und als der Tampon gegen 10 Uhr gezogen wurde, lies die Wirkung weiter nach. Also warteten wir den Montag ab – Entbindungstermin!
Das Wochenende kam und mit ihm reisten auch endlich meine Eltern am Samstag (14.10.17) an.
Wir waren uns einig, dass die Oma bei der Geburt dabei sein soll. Sie hatte nie die Möglichkeit eigene Kinder zu bekommen und eine Entbindung zu erleben … das sollte sich jetzt endlich ändern.
Am Wochenende war traumhaftes Wetter. Wir gingen viel Spazieren und vertrieben uns sie Zeit und warteten auf den 16.10.17.
Am Entbindungstermin kam morgens die Visite … Heute sollte es losgehen! Der Kreißsaal hatte freie Kapazitäten und so ging es direkt los. Wieder wurde ein Prostaglandintampon „Misodel“ gelegt, allerdings diesmal ein anderer Wirkstoff und höhere Dosis. Dieses „Wundermittel“ hatte damals zur Geburt von Eliza geführt. An sich genau das was ich wollte, aber da war plötzlich die Angst. Bei Eliza hatte ich 4h lang Wehenstürme, die fiesesten Rückenwehen, die man sich vorstellen kann … mit Erbrechen und allem Drum und Dran! Ich konnte einfach nicht abschalten … die Angst lies mich nicht los. Schlimm, wenn man weiß, was kommt und das es schlimm wird … was allerdings wirklich passierte, damit hab ich im Traum nicht gerechnet.
Der Tag neigte sich dem Ende entgegen ab 17 Uhr bekam ich starke Regelschmerzen … gut auszuhalten, nur unangenehm, vor allem im Liegen. Ich wurde um 20 Uhr zum CTG bestellt … hinter mir lief eine Frau mit Mann … Blasensprung! Klasse, dachte ich mir … wieso passiert mir sowas nicht. Die wurde natürlich als erstes „verarztet“ und so setzte ich mich und wartete. Plötzlich flog die Tür auf, 2 Schwestern rollten ein Bett, darin eine verzweifelte Frau … 36. Ssw … Plazenta Praevia und starke Blutungen. Hektik brach aus – Notkaiserschnitt! Ich saß da und kämpfte mit den Regelschmerzen. Äußerlich merkte man mir nichts an. Der Arzt, der am Morgen die Visite machte stand plötzlich vor mir „Sie sehen aber nicht aus, als würden sie in den nächsten 4h entbinden … ich hab mir überlegt, vielleicht hat das bei ihrer Tochter so gut angeschlagen, weil wir vorher schon das ganze andere Zeug reingehauen haben!“
Ja … das war aufbauend … und weil im Kreißsaal die Hölle los war, sollte ich um 21 Uhr wieder kommen – dann hat man sicher Zeit für mich.
Demotiviert ging ich wieder auf die Station … dort saßen die Schwestern des Spätdienstes und sprachen mich an „Frau *****, der 13. Ist aber schon vorbei …. !“ Ich entgegnete „ja und der 16. Auch bald … Ich muss Sonntag zu Hause sein, mein Mann hat dann keinen Urlaub mehr und ich kann ja schlecht meine 1,5 jährige Tochter alleine zu Hause lassen. Ich lass den sonst rauschneiden …!“ Großes Gelächter … wir witzelten noch zusammen rum … eigentlich war mir eher nach heulen, aber man trägt es ja mit Fassung.
Ich ging ins Zimmer, zog mir Nachtzeug an … hässliche Schlafanzughose und T-Shirt … und legte mich ins Bett. Ich hatte nun Hunger … hab extra auf das Abendessen verzichtet, falls es doch losgeht. Also lag ich da … mit knurrendem Magen und diskutierte mit meinem Mann per WhatsApp. Ich erzählte ihm was der Arzt gesagt hatte und was ich dann vorhatte, falls die Einleitung wieder verpufft. Er nervte mich mit seinem „Das wird schon noch klappen, der kommt noch!“ Gelaber. Wieso pflichtete er mir nicht bei? Ich legte das Handy weg … schmeißen trifft es eher und schmollte vor mich hin. Diese Regelschmerzen nervten mich. Plötzlich tat es einen Schlag in meinem Becken, als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer von innen gegen meinen Beckenknochen geschlagen. Ich musste tief Luft holen und sagte zu meiner Zimmernachbarin „meine Fresse, tat das jetzt weh … tat das jetzt echt weh!“ und so wie der Schmerz nach gelassen hatte, wurde es plötzlich nass … ich lag auf der Seite … meinen Allerwertesten in die Richtung meiner Zimmernachbarin gerichtet … „Bitte sag mir, dass das jetzt nur nass ist …!“ So wie das vorher wehtat, hatte ich Angst, es sei Blut.
Sie antwortete „Nein, das ist nass … alles nass.“
Es lief und lief und lief und ich zitterte … vor Aufregung, Erleichterung … keine Ahnung wieso … aber ich lachte jetzt laut. Wir klingelten nach den Schwestern, die kamen lustiger weise direkt zu zweit und auf mein „meine Fruchtblase ist geplatzt“ lachten sie auch los. Sie hielten kurz Rücksprache, ob ich aufstehen darf … ich durfte … und so zog ich mir frische, trockene Sachen an. Mein Bett wurde zwischenzeitlich frisch bezogen. Nun hatte ich keine Regelschmerzen mehr … jetzt waren es richtige Wehen. Im Stehen und laufen super auszuhalten. Ich rief meine Eltern an, deren Hotel war nur 10 Minuten entfernt. Die Fruchtblase platzte um 20:48 Uhr, um 21:10 Uhr war ich im Kreißsaal. Ich kam in den Wannenraum … erst mal ein CTG schreiben. Um 21:15 Uhr ging die Tür auf und meine Eltern waren da. Sowie meine Eltern da waren ging die Post ab … jetzt wurden die Wehen fies … RICHTIG fies und die kamen im 30 Sekundentakt. Die Muttermundkontrolle ergab 2 cm offen. Der dämliche Prostaglandintampon wollte die Hebamme erst bei 4 cm ziehen und dann sollte ich Schmerzmittel und Wehenhemmer bekommen. Wieder diese Wehenstürme. Die Wehen kamen und sowie sie gingen kam direkt die nächste. Gefühlte 5 Minuten später bat ich meine Mutter die Hebamme zu holen … wieder Muttermund Kontrolle: 4cm … der Tampon wurde gezogen. Ich atmete und atmete mich von Wehe zu Wehe. Meine Mutter sprach mir gut zu … „lass es raus, du kannst ruhig schreien!“ Ich konnte nicht und ich wollte nicht … ich machte das pustend mit mir selber aus. Ich merkte wie der Kopf gegen mein Schambein drückte … es war wahnsinnig unangenehm. Plötzlich änderten sich die Wehen, der Pressdrang kam durch … ich sagte nur noch mit ächzender Stimme zu meiner Mutter „Hol die Hebamme!“ Zack flog die Tür auf … Hebamme und Ärztin rollten irgendwelches Zeug rein … mein einziger Gedanke war „Die wollen wir jetzt nicht noch ernsthaft ne Flexüle legen!?“ hatte ja auch keine anderen Sorgen!
Ich sagte nur noch „Ich muss pressen …!“ Die Hebamme fummelte an meinem Muttermund rum, ich sagte nur „Nein, auaaa!“ und dann hörte ich die ruhige Hebammenstimme „Helfen sie ihrem Baby … schieben sie mit!“
Was??? Mein Baby kommt jetzt????
Ich presste und presste … die erste Presswehe war vorbei und der Kopf hing quasi direkt im Türrahmen fest … das war ein Gefühl als zerreißt es alles was da unten irgendwas mit Weiblichkeit zu tun hat. Gefühlt eine Ewigkeit später kam die nächste Presswehe und wieder gab ich alles. Das Gefühl des Zerrissen werden war so stark, dass mir gar nicht bewusst wurde, dass der Kopf geboren war. Ich fragte nur noch „ist der Kopf da?!“ Meine Mutter darauf hin ganz aufgeregt „Der hat ja ganz viele Haare!“ Die nächste Presswehe kam und die Hebamme zog an meinem Sohn und ich drückte wie eine Verrückte … zack war er draußen!
Sie hielt ihn hoch und da war er … die Augen weit offen, noch Käseschmiere am Kopf und eine kurze Nabelschnur. Sie legten ihn mir auf den Bauch und wieder war alles wie weggeblasen! Ich hatte es geschafft … wie spät war es eigentlich?
Um 22:07 Uhr erblickte Erik mit 52 cm, 3960g, einem Kopfumfang von 36cm und Bauchumfang von 37cm das Licht der Welt.
Meine Mutter schnitt die Nabelschnur durch und war sichtlich glücklich … ich war überglücklich! So schnell habe ich nicht damit gerechnet, meinen Sohn in den Armen zu halten.
Ich bekam ein Medikament gespritzt, was helfen sollte, die Plazenta abzulösen und lange lies sie nicht auf sich warten. Wir begutachteten sie und meine Mutter war sehr fasziniert.
Mein Vater wurde hinzugeholt und wir hatten erst mal Zeit für uns. Als die Kinderärztin zur U1 da war und alles gut war, durfte ich duschen gehen und Erik wurde in der Zeit angezogen. Mein Bett wartete vor dem Kreißsaal auf mich und wir wurden dann gegen 1 Uhr wieder auf die Station gebracht. Meine Zimmernachbarin kam aus dem Bad und schaute mich ganz überrascht an „Schon fertig???“
Dieses Geburtserlebnis war ein krönender Abschluss … der Arzt war übrigens nicht mehr zu sprechen, ich wollte ihm doch so gerne noch sagen, dass ich sogar innerhalb von weniger als 2h entbunden habe.
Erik ist nun 17 Tage alt und hat unser Glück perfekt gemacht.

Für alle die es interessiert: der Geburtsbericht meiner Tochter von April 2016:
https://www.urbia.de/forum/43-geburtsberichte/4759648-auch-eine-einleitung-kann-schon-sein?page=1

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Einfach toll!🤗❤️
Danke, für diese Mitteilung deiner Erfahrungen.
Hab kurz vorm Ende echt "Pipi" in dem Augen gehabt. Wünsche euch alles Liebe und eine wunderschöne Zeit zu viert! Sei stolz auf euch❣️👍

Lg Josy mit Babyboy inside 21+1ssw💙

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Vielen Lieben dank für das tolle Feedback 😍❤🤗

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Was für ein toller Bericht!!! 😍

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem gesunden kleinen Mann!

Nachdem ich gestern Abend deinen Geburtsbericht gelesen habe, hatte ich ein wahnsinnig gutes Gefühl in mir!
Dieses Gefühl hatte ich leider schon sehr lange nicht mehr...

Nach wirklich sehr sehr vielen Up's and Down's
(Heiratsantrag, 2 fehlgeburten, Hochzeit, Hauskauf...) in diesem Jahr fehlte mir irgendwie etwas....

Und gestern Abend, nach deinem Bericht, habe ich ein klares Bild vor Augen gehabt: mein Sohn soll endlich großer Bruder werden!
Mein Mann hat sich doch sehr gefreut und los geht die Reise 😊

Ich lese fast täglich in den Foren, aber dein Beitrag hat mir etwas gegeben!

Dafür möchte ich dir von Herzen danken! 😚

Habt eine ganz tolle kuschelige Zeit!!!
Wir gehen unsere Zeit jetzt auch wieder anders an! 😄

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Oh danke das ist lieb von dir. ❤
Ich freu mich wenn es gefallen hat. Ich habe die Berichte auch immer verschlungen und bin froh das selber mit Euch teilen zu können.
Ich wünsche Euch alles Gute ... hoffentlich klappt es schnell. Kinder sind das Beste was es im Leben gibt. 😍🍀