Meine Wunschgeburt in der Wanne (Achtung sehr lang)

Meine Mausele schläft gerade friedlich
und ich komme mal dazu alles aufzuschreiben,
was wir am 7.1. erlebt haben.

Ich muss etwas ausholen, denn viele Entscheidungen haben mit der Geburt meines Sohnes 2014 zu tun. Damals hatte ich nach dem Blasensprung an 37+4 normal Wehen alle 5 Minuten und anschließend einen Wehensturm, bei dem der Mumu nach 2.5 Stunden trotzdem nur fingerkuppeneinlegbar war. Das war sehr deprimierend und ich wollte die ganze Zeit in die Wanne. Dies wurde mir aber nicht gewährt, weil die Herztöne von meinem Sohn abfielen und man bot mir eine PDA. Bei dem Horror-Wehensturm sagte ich natürlich nicht nein. Zack 1 Stunde später Mumu komplett offen und Geburt (12 Stunden nach Blasenriss/10 Std nach Blasensprung) unter PDA also ohne Schmerzen. Ich fand die Geburt letztlich ok, hatte aber lange dran zu knabbern, dass mir mein Wunsch in die Wanne zu gehen nicht gewährt wurde (albern, ich weiß...).

Nun zur Geburt meiner Tochter.
Da ich nun eine Beleghebamme hatte (in der Hoffnung, dass mir nun meine Wunschgeburt ermöglicht werden könnte) mussten wir in ein KH etwa 30 Minuten entfernt. Mein Mann schob die ganze Zeit schon Panik, dass wir es nicht ins Krankenhaus schaffen, denn jeder prophezeite ihm, dass die 2. Geburt total schnell gehen kann. Da ich seit der 20. ssw Übungswehen und seit Weihnachten Senkwehen hatte, zudem 2 Fehlalarme am 1.1. (nach der 1. Akupunktur) und 5.1. (Übungswehen alle 2-3 Minuten) hatte ich die Hoffnung, dass wenigstens der Befund eindeutig geburtsreif sein würde, wenn es losgehen wird.


Der 6.1. kam und wir waren endlich bei 37+0 angekommen. Meine Hebi meinte aber noch ich solle mir nicht die 38. Ssw als Ziel setzen, nur weil mein Sohn so früh kam. Naja, da mein Bauch riiiiesig war, ich kaum noch richtig atmen konnte, die Nächte echt ätzend waren und ich mich nicht richtig um den Großen kümmern konnte hoffte ich natürlich doch. Zumal meine Mutter sich so gewünscht hatte, dass Mausele an ihrem Geburtstag am 7.1. (37+1) kommen würde. Haha dachte ich noch, die Chance ist ja gering.
Nach dem Fehlalarm am 5.1. hatte ich aber die Hoffnung fürs Geburtstagsgeschenk schon aufgegeben, denn ich hatte am 6.1. verhältnismäßig wenig Wehen im Vergleich zu den Tagen und Wochen zuvor. Was mich nur wunderte waren die schweren leicht schmerzenden Beine, wie ich es vom Mensbeginn noch kannte. Hatte mir aber nicht wirklich was dabei gedacht. Ich trank meinen Himbitee und 3 Tassen Yogitee über den Tag verteilt.

Wir gingen gegen 23 Uhr ins Bett und mein Mann meinte noch, dass er morgen (Montag) nicht zur Arbeit will. Meine Antwort: "Ich richte es unserer Tochter aus."

Gegen 1 Uhr (7.1.) drehte ich mich im Bett um und merkte dass es nass wird. Ich hielt es noch für Urin und zweifelte an mir selbst. Ich stand auf und es lief wie ein Wasserfall aus mir raus. Von dem Geplätscher wurde mein Mann wach und fragte was los ist. "Ich pinkele mich bestimmt gerade nicht ein..." war meine Reaktion und bat ihn um Handtücher während die Pfütze unter mir immer größer und größer wurde.
Mein Sohn wurde auch wach und fragte im Halbschlaf was los sei. Ich sagte ihm, dass ich mich beim Trinken verschüttet hätte und er schlief zum Glück weiter.

Ich machte mich frisch und rief die Hebi an. Diese meinte, dass ich solange ich noch keine Wehen habe am besten nochmal hinlegen sollte um Kraft zu tanken. Sehr witzig. Wir waren so aufgeregt, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Aber ich lies sie noch etwas schlafen. Ich packte die Kliniktasche fertig und wir setzten uns noch in die Küche. Wehen waren zu dem Zeitpunkt sehr leicht (eher wie dollere Senkwehen) und kamen im Abstand von 7-10 Minuten. Da ich wusste, dass es meinem Mann besser gehen würde, wenn wir im KH wären entschieden wir uns meine Mutter anzurufen.
Ich (hellwach): "Hallo Mama, alles liebe zum Geburtstag! Hab ich dich geweckt?"
Mama (total verschlafen): "Dankeschön! Ja, wieviel Uhr ist es?"
Ich: "2:30 Uhr."
Mama (plötzlich hellwach): ""2:30 Uhr???? Geht es los????"
Ich: "Ja, Blasensprung, kommst du bitte?"
Mama (nur noch am weinen) … "Oh wie toll!!!! Ja bin sofort da!!!"

Als sie da war fuhren wir also ins Krankenhaus. Von unterwegs rief ich den Kreißsaal an, um uns anzukündigen. Dort angekommen wurde gerade für eine andere Schwangere ein Notkaiserschnitt vorbereitet. Wir wurden schnell ans CTG gehangen und dann war die Hebamme auch wieder weg. Wehen alle 4 Minuten, absolut aushaltbar nur liegen war irgendwie doof.

Da klar wurde, dass ziemlich viel los war und die Hebi alleine war
bot ich ihr an, meine Hebamme anzurufen. Da die Wehen alle 4 Minuten kamen stimmte sie zu (ohne mich untersucht zu haben). Meine Hebi kam etwa 40 Minuten später (ich hatte ihr versichert, dass sie sich Zeit lassen kann, hatte im Gefühl es dauert noch).
Angekommen untersuchte sie mich - ernüchternder Befund von fingerkuppeneinlegbar, Gbmh noch nicht ganz verstrichen, Maus noch nicht tief im Becken... Ich gebe zu, da war ich sehr deprimiert und unmotiviert. Die Angst, dass sich wieder ohne PDA nichts tut und das rumgewehe sinnlos ist kam wieder auf. Meine Hebi meinte ich soll 1 Stunde Treppensteigen, das würde schon werden.
Gesagt getan. Es war stockfinster, das Krankenhaus schlief noch und wir wanderten hoch und runter. Alle 4-7 Minuten kamen Wehen, bei denen ich stehen bleiben musste und meinem Mann die Hand drückte. Ich merkte, wie die Wehen doller wurden und sich Druck nach unten aufbaute. Nach einer Stunde schaute die Hebi nochmal nach. Kopf tiefer, Gbmh verstrichen, Mumu 1cm. Na immerhin. Wir sollten weiter laufen.
Eine weitere Geburt fand statt (die Dame bekam ihr 3. Kind und war nur 10 Minuten im Kreißsaal -> ja ich war neidisch)…

Mein Mann holte sich etwas zu essen aus der Cafeteria und langsam wurden die Leute auf den Fluren mehr und mehr. Das Wehen "in der Öffentlichkeit" fand ich furchtbar, also sind wir aufs Zimmer. Mein Mann massierte meinen Rücken mit Aconit Schmerzöl von Wala und ich wehte vor mich hin. Die Putzfrau wischte um mich herum (Ich wollte einfach nur meine Ruhe) und ich bekam noch ein Frühstück um Energie zu schöpfen. Die Wehen wurden langsam unangenehm und ich hatte ständig das Gefühl auf Toilette zu müssen.

Nun kam eine Assistenzärztin und meinte noch US machen zu müssen. Ich verstand nicht warum und war genervt, wollte aber wissen, ob es Mausele gut geht.
Die paar Minuten auf der Liege waren die Hölle. Die Wehen konnte ich im Liegen absolut nicht ertragen und ich schaute meinen Mann wehleidig an. Mausi wurde auf 3150g geschätzt. Versorgung war gut.
Ab jetzt wollte ich nicht mehr Laufen, nicht mehr Stehen, nicht mehr Liegen.
Ich wollte in die Wanne. JETZT!
Meine Hebi war sehr Verständnisvoll. Ich musste nicht betteln sondern bekam direkt Wasser eingelassen. Sie untersuchte mich (2cm) und mir wurde ein schnurloses CTG angehangen. Es war nun 10:30 Uhr. Hieß es nicht die 2. kommen schneller???

In der Wanne war es herrlich entspannend - zwischen den Wehen.
Die Wehen wurden intensiver. Ich war laut. Sehr laut. Meine Hebi lenkte mich auf lange OOOOOOOOOs und AAAAAAAs um die Energie zu bündeln. Das half sehr gut. Man Mann hielt ununterbrochen meine Hand und gab mir Wasser zu trinken. Die Herztöne klangen gut und ich fragte trotzdem immer wieder ob es ihr gut geht.
Die Hebamme untersuchte mich (in der Wanne) - 5cm. Langsam war ich verzweifelt - wie lang soll das noch gehen? Meine Hebi versicherte mir aber, dass es nur noch ein Saum ist und wenn dieser weg ist, dann würde die Maus direkt kommen. Unter der nächsten Wehe kam ich auf 7cm. Ok wir schaffen das irgendwie. Ich sagte ihr, dass ich nicht weiß wie lange ich noch kann und ggf. doch wieder eine PDA brauche.
Sie wusste ja, dass ich mir die Wannengeburt wünsche und bot mir erstmal einen Tropf mit Schmerzmittel an. Ich stimmte zu und sah wie sie verschiedene Mittel und auch homööpathische Fläschchen in den Tropfbeutel gab (Buscopan, Vomex, Schmerzmittel usw. --> ein toller Cocktail). Sehr schnell merkte ich, dass die Spitzen der Wehen genommen wurden und ich zwischen den Wehen sehr viel besser entspannen konnte. Öffnete ich die Augen, dann drehte sich der Raum. Es war irgendwie herrlich. So wehte, jammerte und rief laute AAAAs und OOOOs noch ein wenig vor mich hin. Ich merkte, wie sich meine Tochter immer wieder am oberen Rand der Gebärmutter abstoß, was irgendwie merkwürdig war.

Die Hebamme versicherte mir, dass Mausele gegen 13 Uhr da sein und fragte ganz genau, ob ich in der Wanne bleiben möchte. Ich bejahte. Gegen 12 Uhr untersuchte sich mich erneut. Ein kleiner Saum vorne Richtung Schambein, wenn der Weg ist geht es direkt los. Sie rief die Ärztin dazu und stellte die Wärmelampe am Wickeltisch ein. Das deutete mir, dass es nicht mehr lange dauern konnte und ich schöpfte Mut und Hoffnung bald erlöst zu sein.
Endspurt. Ich sollte mich hinknien, damit das Köpfchen den Saum des Mumu wegdrückt. Das war ein Akt mich hinzuknien, aber mein Mann und die Hebi halfen mir. Es kam noch eine heftige Wehe und ich dachte nur, dass schaffe ich nicht. Direkt im Anschluss die erste Presswehe. Dies war der 1. Moment in der Geburt wo ich dachte, nein das will ich nicht! Ich will jetzt doch ne PDA. Natürlich wusste ich, dass es dafür nun zu spät war. "Du Idiot, hättest du mal besser die PDA gewählt, statt hier den Helden zu spielen" dachte ich erneut. Der Druck untenrum war enorm. Ich schrie so laut wie noch nie und war so furchtbar verzweifelt. Die Hebi ermahnte mich zu pressen, statt zu schreien und ich tat es, um endlich erlöst zu werden. Bei der nächsten Presswehe rutschte der Kopf tiefer und mit der nächsten Wehe kam er raus. Die nächste Presswehe wartete eine gefühlte Ewigkeit und ich flehte: "Holt sie aus mir raus!". Mit der nächsten und letzten Presswehe wurde unsere Tochter geboren (12:41 Uhr). Entgeistert schaute ich meinen Mann an (ich glaube ich stand etwas unter Schock) und er weinte und war ganz blass. Ich nahm meine Tochter auf den Arm und war total neben mir.
Meine Hebi und mein Mann halfen mir aus der Wanne ins Bett und wir hatten Zeit zum Kennenlernen. Im Nachhinein erzählte mir die Hebamme, dass sogar die Ärztin ein paar Tränchen verdrücken musste. Die Hebamme untersuchte mich und gemeinsam mit der Ärztin entschied sie sich, dass die kleine Schürfwunde nicht genäht werden müsse. Mehrmals lobte sie mich und sagte, dass wir Frauen dafür geschaffen sind Wunder zu vollbringen.

Ehrlich gesagt waren die 15-20 Minuten Presswehen die Hölle, aber danach war wirklich direkt alles vergessen. Ich platzte voller Stolz und war einfach nur glücklich, dass meine Tochter endlich da war. Wir hatten 3 FG vor ihr und ich war so dankbar, dass wie sie nun in den Armen halten können.

Meine Maus war im Vergleich zu ihrem Bruder topfit. Sie trank noch im Kreißbett und wirkte nicht so erschöpft wie ihr Bruder (der von dem Wehensturm und der PDA ganz schön schwach war). Nach etwa 2 Stunden wurde unsere Maus gewogen und gemessen, Papa wich ihr natürlich nicht von der Seite. Sie wog 3330g und war 52 cm groß - bei der U2 aber nur noch 48,5 cm, was auch eher hinkommt.

Auch die ambulante Geburt war mein Wunsch. Mein Mann hielt zunächst nichts davon, aber als er sah, wie fit unsere Maus war und wie gut es mir ging stimmte er zu. Er holte vorher den stolzen großen Bruder ab und gemeinsam fuhren wir gegen 20:30 Uhr endlich nach Hause. Oma durfte anlässlich ihres Geburtstages auch noch kurz vorbei kommen und sie sagte, dass sie noch nie so ein tolles Geburtstagsgeschenk bekam.

Alles in allem war es eine sehr tolle Geburt. Ja es ist kein Spaziergang, aber wir können das schaffen. Bevor ich in die Wanne bin sagte mein Mann wohl auf dem Flur zu meiner Hebamme, dass ich das nicht schaffen werde ohne PDA. Später war er umso verblüffter und stolzer, was ich geleistet habe.

Unsere Maus war während der Wehen immer topfit und auch jetzt ist sie das entspannteste kleine Wesen was ich kenne. Es ist unfassbar, wie sehr man jemanden lieben kann. Und an die 2. Gebärenden, die Angst haben, dass man niemanden so sehr wie das 1. Kind lieben kann: Liebe teilt sich nicht, sie wächst. Ich liebe beide Kinder so sehr, dass es oft unglaublich scheint.

1

Deshalb lese ich so gerne Geburtsberichte! Herzlichen Glückwunsch an euch!#paket Einfach faszinierend zu lesen, wie du das gemeistert hast! #herzlich#freu

2

Dankeschön:-)
Ich hätte nie geglaubt, dass diese Kraft in mir steckt #huepf

3

❤️ Glückwunsch erstmal und danke für den tollen Geburtsbericht. Ich wünsche euch eine schöne Kuschelzeit

4

Danke :-)

5

Ein schöner GeburtsBericht 😊
Es freut mich, das dein Wunsch in Erfüllung gegangen ist.

Und den letzten Satz hast du wunderschön geschrieben 😍.

Ich wünsche euch eine schöne zeit🍀

LG

6

#liebdrueck danke

7

So ein schöner Geburtsbericht!!!

Und nebenbei ganz ganz viel Ähnlichkeiten zu meiner zweiten Geburt ("Hieß es nicht die 2. kommen schneller?" Hihi)!

Alles Liebe!! :)

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Danke :-)
Ja ich hab noch nach dem blasensprung gedacht "ach dann ist die um 8 bestimmt da" Pustekuchen...