Geplante Hausgeburt bei 42+3 dann doch im Krankenhaus

Hallo zusammen
Ich bin die Feli, 26 Jahre alt und Mama von Leonie 🧑🏼 und Lucien 👼🏼
Von meiner ersten Geburt 2019 möchte ich in diesem Beitrag berichten. Der Bericht ist recht lang geworden und ich hoffe er ist einigermassen gut zu lesen, da ich alles am Handy getippt habe. Auch die Stille Geburt von Lucien bei 37+2 vor 6 Wochen will ich irgendwann noch niederschreiben, aber ich denke ich sollte bei der ersten Geburt anfangen:
Irgendwie war mir schon immer klar, dass ich mal Mama werden und mehrere Kinder haben würde. Ich lernte meinen Freund mit 18 kennen und nach zwei drei Jahren Beziehung begannen wir auch schon, über das Thema Kinder zu reden, sahen das ganze aber noch in ferner Zukunft. Doch nicht lange nach meinem 22 Geburtstag wurde ich ungeplant schwanger und nach dem ersten Schock war die Freude riesengross. Direkt war klar, dass wir eine Hausgeburt wollten und ich fand eine super erfahrene Hebamme. Meine Frauenärztin hingegen war nicht sehr angetan von meinen Plänen, was sie mir auch zeigte. Mit fortlaufender Schwangerschaft liess ich sogar Kontrollen aus und liess die Vorsorge nur noch von der Hebamme machen. Mein Vertrauen in mich und meinen Körper waren so gross und bis zum Schluss spürte ich mein Baby immer kräftig. Beschwerden hatte ich gar keine-ich liebte es einfach schwanger zu sein! Selbst als der ET schon verstrichen war, hätte ich noch ewig schwanger bleiben können, so wohl fühlte ich mich!
Mittwoch 06.02.2019
Seit zwei Tagen hatte ich schon immer wieder so ein Ziehen. Sind das noch übungswehen oder senkwehen? Auf jeden Fall passiert was, denn auch der schleimpfopf geht stückweise ab. Am morgen fragte ich mich noch, ob es wirklich eine gute Idee ist, noch bei den grosseltern zum Mittag zu gehen, denn das Ziehen ist heute stärker. Aber es ist noch gut aushaltbar und nicht regelmässig und ausserdem würden sich die grosseltern dann schon denken können, was los ist. sie machten sich doch solche sorgen wegen der Hausgeburt... So ging ich zu ihnen, doch nach zwei Löffeln Suppe musste ich mich wieder verabschieden, da mir übel wurde und ich einen starken Drang nach meinem Zuhause verspürte. Der Weg den Berg hoch schaffte ich nur mit grösster Mühe und ich brauchte schrecklich lange. Ab und zu musste ich wegen dem ziehen stehen bleiben. Ich war mir nun ziemlich sicher, dass es wehen waren.
Zuhause angekommen warf ich mich ins Bett. Ich hätte mir erst einen Eimer besorgen sollen, denn augenblicklich erbrach ich auf den Teppichboden. Danach fühlte ich mich ein wenig besser und ich konnte erstmal die Sauerei wegmachen. Ich hatte schon davon gelesen, dass manche Frauen vor der Geburt erbrechen müssen und ärgerte mich sehr darüber, offensichtlich dazu zu gehören. Ich rief meine Mutter an, ob sie nach der Arbeit noch vorbei kommen könnte, da ich gerne in die wanne und dabei nicht allein sein wollte und mein Freund wahrscheinlich erst spät abends nach hause kommen würde. Sie sagte, dass sie früher feierabend machen und gleich kommen würde, allerdings brauchte sie eine Stunde von ihrer Arbeit bis zu mir. Meinem Freund schickte ich eine Nachricht, dass es langsam losgehen, er aber ruhig weiter arbeiten könnte.
Immer wieder kam ein ziehen, was ich eher im unteren Rücken spürte und ich versuchte schon mal verschiedene positionen dabei aus. Irgendwann kam meine Mutter und ich ging in die wanne, wo ich noch mehr von dem schleimpfropf verlor. Meine hebamme rief an, da mein freund ihr vorsorglich schon Bescheid gegeben hatte und sagte, sie würde später noch vorbeikommen, da ich das Gefühl hatte, dass die wehen durch das Wasser stärker wurden. Mein Freund kam heim und stellte übereifrig den geburtspool auf. Die hebamme kam, sah dass alles in Ordnung war und dass es noch länger dauern würde und verliess uns wieder. Nun wollte ich den Geburtspool doch gern testen. Es war herrlich! Ich verbrachte in dieser Nacht sehr viel Zeit darin. Dazwischen ging ich viel umher oder war im Vierfüssler auf dem Bett, was neben dem pool am angenehmsten schien. Erbrechen musste ich trotzdem noch ab und zu und mein Husten, den ich schon seit Tagen hatte, schien auch immer schlimmer zu werden. In den frühen Morgenstunden packte mich ein Schmerz im Rücken. Erst dachte ich, ich hätte mir beim Husten eine Rippe angebrochen, wie es meiner Mutter mal passiert war, aber wahrscheinlich war es ein hexenschuss. Ausserdem waren in meinen augen etliche Äderchen geplatzt, vermutlich weil ich die kontaktlinsen noch drin hatte. Ich sah schrecklich aus, was mir auch die hebamme am Morgen mitteilte. Wir versuchten noch akkupunktur und einen Einlauf, doch an meinem Muttermund tat sich auch bis zum späten Nachmittag nichts und mein Allgemeinzustand gefiel meiner Hebamme ganz und gar nicht. "dein starker Husten gefällt mir gar nicht liebes und wir dürfen nicht vergessen, dass wir doch schon weit über Termin sind. Wärst du damit einverstanden, wenn du im Krankenhaus weitermachst?" Ihre Worte waren ein kleiner weltuntergang für mich. Ich wollte auf keinen Fall ins Krankenhaus! Doch ich willigte trotzdem sofort ein, da ich ihr völlig vertraute und in erster Linie an mein Baby denken musste.
Ganz gemütlich kämmte ich mir noch die Haare und flocht sie zu einem neuen Zopf, zog mir frische kleider an und schnappte meine gepackte kliniktasche. Die hebamme verabschiedete sich, wünschte mir alles gute und bat mich,sie anzurufen für die nachsorge. Ich ging nach unten und weinte in dem Armen meiner Mutter. Sie wusste genau, wie sehr ich mir die Geburt zuhause gewünscht hatte. So fuhr sie mit mir auf dem beifahrer und meinem Freund auf der rückbank die halbstündige Fahrt ins nächste Krankenhaus. Auf der Fahrt waren die wehen kaum auszuhalten. Nach der Anmeldung mussten wir erstmal warten, es war etwa 7 Uhr Abends,als wir in ein Zimmer mit Liege und rosaroter wanne kamen. Auch für den Mann gab es eine liege. Unsere zuständige hebamme hiess Heike und machte kein Geheimnis daraus, was sie von uns hielt. Warum wir denn nicht einfach zuhause geblieben wären-als ob ich mir das so ausgesucht hätte. Dass man nun vorwärts machen würde und normalerweise nach zehn Tagen eingeleitet werden müsse. "ihre Mutter geht dann aber schon noch, oder?", fragte sie unfreundlich. Es dürfe nur eine Person dabei sein. Es war schrecklich für mich, meine dass meine Mutter nicht dabei bleiben konnte! Ich bekam ein CTG, eine Infusion, die meinen muttermund öffnen sollte? und die wahl, ob ich liegen, mich bewegen oder in die wanne wolle. Ich entschied mich fürs bewegen, doch als ich bei einer heftigen wehe auf meiner liege in den Vierfüssler ging, wurde ich harsch zurechtgewiesen, dass ich mich schon für liegen oder die aufrechte Position entscheiden müsse, da sonst das CTG nicht hält. Dann veratme ich die wehen eben im gehen, immer im halbkreis, so weit die Kabel vom CTG mich lassen. Ich friere, im Raum sind kaum 20 grad. Mein Freund dreht ohne zu fragen die Heizung hoch.
Nach einer weile werde ich gefragt ob ich in die wanne will. Da ich kaum mehr Kraft zum gehen habe, nehme ich das Angebot an. Ich bekomme ein neues ctg und das Wasser wird eingelassen. Das Wasser ist viel zu kalt, die wanne hart und furchtbar unbequem,kein Vergleich zu dem herrlichen geburtspool. Ich verbringe eine ganze Zeit darin, bis ich es nicht mehr aushalte und wechsle dann doch auf die liege, wo die wehen immer stärker werden. Ich komme noch immer ganz gut damit zurecht, doch der Schmerz durch den hexenschuss belastet mich sehr. Heike fragt, ob ich nicht eine Pda möchte. Ich lehne ab. Zwischendurch wird mal der muttermund untersucht, es geht nur ganz langsam voran. Irgendwann fragt Heike wieder nach der Pda. Ich Knicke ein und frage, ob es auch gegen den hexenschuss helfen würde. Sie sagte unfreundlich, dass sie nicht zaubern könnten aber dass es vermutlich helfen würde. Ich stimme zu. Nach kurzer Zeit kommt der Anästhesist, die erste Person im Krankenhaus, die mir wirklich sympathisch ist. Sie Pda wirkt kann doch zaubern und ich soll versuchen, ein wenig zu dösen, was mir auch gelingt. Mein Freund schläft neben mir auf seiner liege. Ich werde geweckt und bekomme den wehentropf, damit es endlich vorangeht, wie Heike sagt. Noch bevor er wirkt döse ich schon wieder. Der schlafmangel macht sich bemerkbar.
Mit einem sehr unangenehm Druck wachte ich auf. Ich hatte das Gefühl, mal gross zu müssen und wusste, was das zu bedeuten hatte. Ich klingelte und gleich darauf kam eine ältere Frau, der ich sagte, dass ich den drang zu pressen verspüre. Sie holte Heike, die mich untersuchte und mir mitteilte, dass ich mich noch ein wenig gedulden müsse. Nach einer weile weckte ich dave, da ich das Bedürfnis nach seiner Unterstützungs hatte. Der Druck wurde immer stärker und ich klingelte nochmal. Heike und die andere Frau kamen, worauf der angeleitete Press-Marathon begann. Bei jeder wehe presse ich kräftig und drückte dabei die Hand meines Freundes, der mir zusprach, bis Heike ihm das Wort Verbot. Da es einfach nicht voranging öffnete Heike die fruchtblase ohne mich zu fragen, was furchtbar weh tat. Immer wieder beschimpfte sie mich, dass ich keine Ahnung hätte, wie man presst und es einfach nicht im stande sei und ob ich denn überhaupt mal eine Damm Massage gemacht hätte. Zwei weitere Frauen kamen hinzu, darunter eine junge mit Akzent. Die älteren Frauen begannen über die junge zu lästern, was mich wahnsinnig störte. Irgendwann wurde ich angewiesen, meine obeeschenkel zu halten, während mein Freund mich beim pressen von hinten nach vorne drücken sollte. Das ging dann eine ganze weile so und war furchtbar. Ich kann nicht mehr, holt es einfach aus mir raus, dachte ich, sprach es jedoch nicht aus. Vor dieser Heike würde ich keine schwäche zeigen. "ich sehe den Kopf und viele dunkle Haare!", sagte Heike und ich dachte schon, dass es beim nächsten pressen vorbei sein würde. Doch dem war nicht so...
Nach einigen presswehen entschied Heike, dass ein dammschnitt nötig sei. Die junge Frau mit dem Akzent setzte sie Schere an, mehrmals, und Ich fragte mich schon, was für ein Massaker sie dort eigentlich anrichtet!? "was ich jetzt mache, ist ein wenig veraltet.",sagt Heike und ich weiss schon ganz genau, was sie jetzt vorhat:kristellern! Bei der nächsten wehe drückt die stämmige Frau mit ihrem ganzen Gewicht mit dem Ellbogen von oben auf meinen Bauch, um mein Baby aus mir zu schieben, während die junge von Hand am Köpfchen zog. Ich fühlte, wie mein Baby aus mir herausschoss und war augenblicklich extrem erleichtert. "es ist ein Mädchen!", verkündet Heike und meine kleine leonie wird mir blutverschmiert auf die brust gelegt. Wie unbeschreiblich schön dieser Moment war, brauche ich wohl nicht zu erläutern.
Viel zu schnell sollte der Papa die Nabelschnur durchtrennen. Wir wurden kurz in Ruhe gelassen, doch bald schon wurde wegen der nachgeburt gestresst. Gerade als man eine Ärztin holen wollte, schoss die plazenta urplötzlich aus mir heraus und besudelte Heike, die gerade an der Nabelschnur gezogen hatte. Ich verspüre eine gewisse Schadenfreude. Leonie wird untersucht und vom Papa gebadet, während ich genäht werde. Auf Rat der Ärzte bleiben wir eine Nacht in einem familienzimmer, da ich viel Blut verloren hätte doch am nächsten Tag halten wir es dort nicht länger aus und unterschreiben, dass wir auf eigene Entscheidung das Krankenhaus verlassen.

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Hallo,

erst einmal mein Beileid zu dem Verlust deines Sohnes. Ich hoffe, ihr könnt es zusammen verarbeiten. Fühl dich gedrückt!

Es ist wirklich unschön, was sie mit dir während deiner ersten Geburt veranstaltet haben. Wie kann man als Hebamme so unempathisch sein. Schade, dass du deine Hausgeburtshebamme nicht mit in die Klinik nehmen konntest.
Ich hatte 2012 auch eine abgebrochene Hausgeburt, weil das Köpfchen sich nicht richtig eingestellt hatte. Zum Glück war meine Hebamme gleichzeitig auch Beleghebamme an der Klinik. Das war sehr beruhigend. Sie hat dafür gesorgt, dass ich weder geschnitten noch die Saugglocke angewandt wurde. Eine halbe Stunde nach Ankunft im Kreißsaal war die Geburt vollbracht.

Ich wünsche dir bzw. euch alles Liebe und ganz viel Kraft für die Zukunft.

Liebe Grüße, Sophinka