Geburt mit schweren Komplikationen

Hallo, meine kleine Maus ist seit dem 25.08.2021 auf der Welt und ich schaffe es jetzt zum ersten mal ausführlich von der Geburt zu berichten.

! Wer sowieso schon Angst vor einer Geburt hat, liest ggf. besser nicht weiter. Ansonsten mach dir bitte klar, dass das was mir passiert ist, die Ausnahme ist!

Ich war bedingt durch Schwangerschaftsdiabetes (ohne Insulin) darauf angehalten, eine Woche nach errechneten ET eine Einleitung machen zu lassen.
Wir haben alles versucht, die kleine wollte nicht kommen, also ging es am Montag den 23.08. ins Krankenhaus. Es gab ein Gespräch, CTG wurde geschrieben und sollte dann noch auf den Arzt warten bezüglich der Einleitung. Da Sprang ganz spontan die Fruchtblase gegen 13 Uhr und ich wurde in den Kreißsaal geschickt. Leider waren meine Wehen nicht stark genug, so wurde 24 Stunden später doch noch eingeleitet. Ich bekam am 24.08. Um 13 Uhr und um 15 Uhr jeweils 1 Tablette. Gegen 20 / 21 Uhr waren meine Wehen so stark, daß wir in den Kreißsaal gegangen sind. Die Hebammen boten mir die Badewanne an. Erstaunlicherweise war das echt super - bin eigentlich nicht der Badewannen Typ. Bis ca 0 Uhr war ich in der Wanne. Dann wollte ich raus, da die wehen immer stärker wurden. Jetzt war Mittwoch der 25.08.

Ich weiß nicht wie es anderen ging, aber ich fand gar keine angenehme Position. Ich konnte nicht sitzen, nicht liegen, sobald eine wehe kam, drückte ich meinen Ball den ich in der Hand hielt zusammen und lief im Kreis. Abstützen / Seil half auch nicht. Ich denke es kam durch die Einleitung. Jedenfalls kamen meine Wehen so schnell hintereinander. Teilweise hatte ich doppel Wehen, ohne Pause. Die Abstände waren kurz, zusätzlich musste ich mich dauernd übergeben. Gegen 3 Uhr nachts, mit dem - für mich schockierenden Ergebnis 5cm - brauchte ich eine PDA. Ich hatte im vorfeld mega Angst davor. Aber mir war alles egal und es war - in dem Moment - die beste Entscheidung meines Lebens. Von 100 auf 0 - schmerzfrei. Ich sollte mich etwas ausruhen. Mein Mann und ich schliefen dann tatsächlich von 4 bis 8 Uhr.

Als ich wach wurde merkte ich schon, das etwas komisch war. Mir war kalt und ich hatte Schüttelfrost - Fieber 40 Grad... Ich lief trotzdem noch im Zimmer auf und ab und muttermund technisch hätte es fast gereicht. Die ärzte rieten mir dann aber dennoch zum Kaiserschnitt. Um 11:34 Uhr kam unsere Maus dann auf die Welt. Bis dahin hatte ich dann PDA und SPA
Durch die lange Geburt hatte ich einen Infekt bekommen, daher das Fieber. Meine Tochter kam ebenfalls mit Fieber auf die Welt und es wurde sofort eine Antibiose mit Aufenthalt auf der Kinderstation gestartet. Ich war nachdem ich vernäht wurde mit ihr und meinem Mann in einen Raum gebracht worden. Ich bekam sie zum Stillen angelegt und es war perfekt - das war die schönste Stunde in meinem Leben, die gefühlt 5minuten ging. Sie kam dann auf die Kinderstation und ich auf mein Zimmer.

Ab jetzt glaubte ich, ich bin in der Hölle:
Ich hatte 4 Stunden nach Geburt immer stärker werdende Schmerzen. Meine Gebärmutter war am Krampfen, was wohl normal ist. Blähungen nach Kaiserschnitt die sich nicht lösen, können normal sein. Die Schmerzen die ich hatte - schlimmer als wehen, wo ich im Krankenhaus nach einem Notarzt fragte und meinen Mann bat mich zu erlösen, waren es nicht. Laut der Schwestern wäre das alles normal. Ich glaube die dachten ich stell mich ein wenig an. Die Stunden vergingen und die Krämpfe wurden immer schlimmer. Mittlerweile war ich so aufgebläht, als wäre unsere Tochter noch in mir. Ich fragte die Schwestern ob es möglich ist, das ich innere Blutungen habe. Dies wurde verneint. Stattdessen wollten sie mit Massagen die "Blähungen" lösen. Wieder Stunden später, riefen wir wieder einen Arzt. Es kam eine Ärztin die angelernt wurde. Sie rief noch einen erfahrenen Kollegen dazu. Der erst recht lustlos wirkte. Als er mich und meinen Befund dann sah, aber plötzlich ganz ernst wurde. Auf dem Ultraschall konnte man Blut einlagerungen erkennen. Er ging mit den Worten das ein Haus Team sich meinen Fall anguckt und das ich auf gar keinen Fall bewegt werden dürfte / keine Massagen mehr. Mittlerweile war es Donnerstag der 26.08. Es vergingen wieder Stunden. Mittlerweile durfte mich niemand mehr anfassen. Wenn ich mich auch nur 1mm bewegte krampfte mein Bauch zusammen, wölbte sich zu einer Kugel und löste unmenschliche Schmerzen aus, wo ich glaubte jeden Moment Ohnmächtig zu werden. Die Ärztin kam dann nach Stunden rein - ca. 8 Uhr morgens! Mittlerweile lag ich locker 16 Stunden mit diesen immer schlimmer werdenden Schmerzen da und erklärte mir, dass mein HB Wert bei knapp 5 liegt, ich innere Blutungen habe und jetzt gleich Not operiert werden würde...das war ein Schock für meinen Mann. Ich habe das zu dem Zeitpunkt schon mit einer extremen Gleichgültigkeit wahrgenommen. Ich bekam eine Bluttransfusion und 4 weitere lagen für den Fall der Fälle im OP Bereit. Tatsächlich brauchte ich noch 1 weitere.

Die Fahrt zum OP war der Höhepunkt. Die Fahrt war schon sehr schmerzhaft, man spürte jeden Huppel. Beim OP angekommen, sagten die, die mich dahin gefahren haben. Das ich jetzt auf die OP Pritsche muss. Nochmal: jede Bewegung = Krampf = sterben wollen. Ich meinte dann, ne kann ich nicht. Die 2 Frauen, wollten mich dann auf das andere Bett Rollen. Das waren die schlimmsten Schmerzen in meinem gesamten Leben. Ich schrie so los, daß von hinten 2 Anästhesisten angerannt kamen um zu helfen. Kurz vor der Narkose kam zum ersten Mal Angst in mir auf und ich versuchte ruhig zu bleiben.

Die OP dauerte eine Stunde. Die Gebärmutter war nicht richtig vernäht worden und blutete nach innen. Ich hatte 1 1/2l Blut und zusätzlich wundflüssigkeit in mir. Ich habe meine Tochter zum ersten Mal wieder am 27.08 - 2 Tage nach Geburt gesehen. Davor war ich durch diese Komplikation nicht in der Lage. Mein Mann war hin und hergerissen. Zum Glück war unsere Tochter auf der Kinderstation gut versorgt. Für sie, hatte weder ich noch mein Mann einen Kopf. Mein Mann hatte große Angst um mich. In meinem Fall war das tückische, das mein Kreislauf, puls etc alles normal waren - bis zum Schluss. Hätte ich aufstehen können, wäre ich vermutlich einfach zusammen gebrochen. Wie knapp ich da dem Tot von der Schippe gesprungen bin, ist für mich bis heute nicht greifbar.
Stillen hat nach dem ganzen Chaos nicht hingehauen, wo ich mir lange Vorwürfe gemacht habe. Jeder sagte zwar, daß ich da nichts für kann, aber für mich war das schrecklich. Durch diese Geburt wurde das leider alles ruiniert. Auch die Beziehung zu meiner Tochter litt darunter. Es dauerte einige Wochen, bis ich sie lieben konnte. Auch dafür fühlte ich mich lange schlecht, doch auch da bekam ich gute Unterstützung durch meine Hebamme und mittlerweile liebe ich sie über alles.

Warum teile ich das? Zum einen weil es bestimmt viele interessant finden. Zum anderen hilft es mir, das nochmal so ausführlich festzuhalten um es zu verarbeiten. Für mich ist das nach wie vor komplett abstrakt. Wie nie passiert und doch passiert.

Mein Aufenthalt insgesamt war somit 7 Tage, 2 OP's mit PDA SPA und Vollnarkose, 1 Blasen Katheter und 2 Bauch Drainagen inklusive 2 Bluttransfusionen, ne Menge Schmerzmittel, antibiose - all inclusive rundum Paket.... Ich wurde mit einem HB von 7 entlassen und musste zuhause noch eisenpräparate etc. nehmen. In 24 Stunden 2 große Bauch OPs ist heftig. Mittlerweile geht es mir wieder gut. Ob ich noch ein Kind bekommen möchte weiß ich nicht. Lasse ich mir noch offen. Ist vielleicht auch noch zu früh das zu entscheiden. Als ich da morgens mit meinem HB von 5 lag spürte ich, neben der Gleichgültigkeit einen inneren Frieden - ganz merkwürdig. So ein Gefühl habe ich bisher noch nie gehabt. Ob das schon Anzeichen für einen nahenden tot waren? Ich weiß es nicht. Das erlebte wird mich sicher noch lange begleiten und ich hoffe das niemand sowas erleben muss. Das so ein Fall Eintritt liegt wohl bei knapp 1% - hab ich gehört.

Wenn du bis hierhin gelesen hast, bist du jetzt hoffentlich nicht verstört. Sofern die Geburt naht: Du wirst eine tolle Geburt haben!
So absurd wie es klingen mag, aber ich fand die Geburt dennoch schön. Ich habs geschafft und habe überlebt, habe eine wundervolle Tochter und da bin ich stolz drauf. Danke für deine Zeit

Liebe Grüße
xSeliana

ELTERN -
Die beliebtesten Milchpumpen 2024

Hebammen-Tipp
Medela Handmilchpumpe Harmony, Produktkarton im Hintergrund
  • hoher Bedienkomfort
  • leicht und kompakt
  • flexible Brusthaube
zum Vergleich
1

Hallo Liebes,

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eurer Tochter.
Ich finde es furchtbar, was du/ihr alles erleben musstet.
Es tut mir so leid, dass es so gelaufen ist.
Wichtig, dass du das hier mit uns teilst.
Nicht jede Geburt ist schön & nicht jede Geburt MUSS schön sein.
Ich hoffe, dass du all das Erlebte gut verarbeiten kannst & liebevolle Menschen um dich hast, die dich dabei auffangen können.

Fühl dich gedrückt, wenn du magst. #liebdrueck

2

Vielen Dank für deine lieben Worte! Schön war die Geburt ja dennoch auf ihre Art. Nur das danach hätte gerne wegbleiben dürfen... Psychisch gesehen war das schlimmste, lange nicht ernst genommen zu werden, seitens Schwestern und Ärzte.

3

Hi, nicht schön, was du erleben musstest, ich kann dir aber sehr empfehlen nochmal das Gespräch mit der Klinik und dem behandelnden Arzt zu suchen, zum einen um das Ganze aufzuarbeiten und zum zweiten um darüber zu sprechen, ob es Konsequenzen für eine evtl. Zweite ss hätte.

Ich hatte eine vaginale Geburt, 25h hat sie sich hingezogen, am Schluss mit Saugglocke. Kritisch wurde es erst danach, meine Gebärmutter hat sich nicht zusammengezogen (Uterusatonie), 3,5-4 L Blutverlust, HB bei 3,1, NotOP samt 2 Blutkonserven noch im Kreißsaal. Mit HB 6,8 entlassen (ich war schon in der Tür als die neusten Blutwerte kamen, da wollten die mir nochmal zwei Konserven anhängen… ich wollte lieber gehen)….

Ich hab einige Monate danach nochmal ein Gespräch mit dem Oberarzt gehabt, der übrigens auch angeboten hat, dass mein Mann gerne noch zum Gespräch kommen kann, falls er Bedarf hat…
Er hat all meine Fragen beantwortet, auch, ob es zB Risiken für eine zweite SS und Geburt gebe oder was zu beachten wäre,…

Zudem habe ich den Geburtsverlaufsbericht angefordert, hat mir auch geholfen ein paar Erinnerungslücken zu schließen…

Alles Gute euch!!

Corinna mit 2 Jahre alten Wirbelwind… unser ein und alles!

4

Hallo Seliana

Es tut mir leid, dass du eine solche Geburt hattest. Meine Geburt war fast 1 zu 1 so wie bei dir. Ich bekam heftiges Fieber während den Wehen und es gab darum einen Kaiserschnitt.
Den Infekt konnten sie nach einer Woche und 3 verschiedenen Antibiotika immer noch nicht in den Griff kriegen und somit wurde ich eine Woche nach der Geburt auch nochmals operiert. Achso und obendrauf gab es auch noch eine Thrombose im Eierstock. Insgesamt war ich zwei Wochen im Krankenhaus, aber das Fieber hat 3 Wochen angedauert.
Das Gefühl zu sterben hatte ich übrigens auch und das werde ich auch nie wieder vergessen. Die Hebammen meinten auch, dass das früher die häufigste Ursache war, warum Frauen bei oder nach der Geburt gestorben sind.
Ich kann also wirklich sehr gut nachvollziehen, was du durchgestanden hast. Mir tut es gut zu wissen, dass ich nicht die einzige mit solchen schweren Komplikationen bin.