Kaiserschnitt - ein Mutmachbericht

Noch schwanger habe ich mich quer durch dieses Unterforum gelesen, vielleicht hilft mein Beitrag dem ein oder anderen ja genauso wie mir die Beiträge davor :-)

Wegen BEL/Querlage und zuletzt irgendwas ganz Schrägem wurde es diesmal nach vorangegangen Spontangeburten ein Kaiserschnitt.

Durch den direkten Vergleich kann ich sagen: ein Kaiserschnitt ist was ganz anderes als eine Spontangeburt. Bestimmt durch den notwendigen, vorgegebenen Ablauf ist man sehr passiv. Eigentlich irgendwie logisch, es hat mich trotzdem überrascht.

Das Team rund um die OP war sehr nett. Alle haben sich mit mir unterhalten, mich abgelenkt, mir jeden Schritt erklärt. Ich wusste genau, wo mein Mann gerade ist und wann er zu mir kommt. Die Spinale saß sofort und hat gut gewirkt - da hatte ich richtig Angst vor, war aber höchstens leicht unangenehm.

Der Schnitt an sich war dann im Prinzip sehr unspektakulär: nach zwei Minuten war sie „plötzlich“ da. Sie durfte direkt zu mir, dann ist mein Mann kurz mit dem Kinderarzt mitgegangen und sie kamen wieder zu mir, bis ich zugenäht war. Oben im Kreissaal haben wir uns dann wiedergetroffen.

Wegen meiner Gestationsdiabetes musste die Kleine 24 Stunden zur Überwachung, so dass mein Mann zwischen mir (relativ erschöpft und schläfrig) und der Kleinen hin und her getigert ist. Das war furchtbar und hätte ich lieber anders gehabt. Das Gefühl, etwas verpasst zu haben oder der Bindung zwischen uns geschadet zu haben, habe ich nicht, trotzdem hätte ich sie gern bei mir gehabt.

Am Tag nach dem Kaiserschnitt sollte ich dann aufstehen, und hier möchte ich allen Mut machen, die nicht wie schon oft gelesen und gehört „am zweiten Tag wieder fit sind und sich ab da ohne Probleme um alles gekümmert haben und am dritten Tag dann wieder den Haushalt geschmissen haben“. Ich beneide alle, bei denen das so geklappt hat, aber: das ist nicht standard, es kann und darf auch anders sein.

So wie bei mir. Nur unter größter Mühe, starken Schmerzen und hoher Medikation konnte ich mich am dritten Tag aufsetzen und kurz hinstellen. Am vierten Tag habe ich es sehr beschwerlich bis ins Bad geschafft, ab Tag fünf ging es endlich und deutlich besser. Es waren - und da bin ich ehrlich - drei ganz schlimme Tage. Das lag mit daran, dass die Ärzte mich nach Schema F behandelt haben, statt auf meinen individuellen Verlauf einzugehen. Das hat leider erst nach einer hitzigen Diskussion mit der Visite an Tag vier stattgefunden - ab dann ging es aufwärts. Ohne meinen Mann im Familienzimmer hätte ich nicht gewusst, wie ich diese Zeit hätte schaffen sollen.

Ein Kaiserschnitt und die Mobilisation sind schmerzhaft. Das muss man annehmen und eine gesunde Mischung aus Vertrauen in das erfahrene Personal und Vertrauen in den eigenen Körper finden. Denn am Ende weiß man eigentlich sehr genau, was man sich selbst zumuten kann, und auf dieses Gefühl sollte man hören - auch entgegen der ärztlichen Standardtherapie.

Was ich gerne vorher gewusst hätte:

Je besser informiert man ist, desto gezielter kann man nach Lösungen fragen. Es ist leider nicht normal, dass auf die (durchaus bekannten) Nebenerscheinungen automatisch eingegangen wird. Im Rückblick würde ich gleich zu Beginn nach etwas gegen die Blähungen fragen. Und auch ein Wärmekissen und Voltaren direkt prophylaktisch gegen die fast schon obligatorischen Schulterverspannungen anfordern. Auch die Bitte um den Besuch des Krankenhaus-Physiotherapeuten würde ich direkt anmelden - dass es diesen gibt, erfuhr ich leider erst zwei Tage vor Entlassung, so dass es nicht mehr klappte.

Für mich war es in meiner Situation die richtige Entscheidung. Was nun „besser“ ist, kann ich nicht sagen. Beide Geburten sind schmerzhaft und bringen körperliche wie auch durchaus seelische Verletzungen mit sich.

Am Ende bleibt Dankbarkeit für einen schweren, aber insgesamt guten Verlauf und natürlich das kleine Menschlein, dass nun für immer zu uns gehört ♥️

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Danke für die Infos!

Was kann denn der Physio machen bzw wodurch begründet man den Termin?
Was wurde bei dir ab Tag 4 anders gemacht ?
Bei mir ist es nächste Woche Freitag soweit und ich bin über jeden Tipp dankbar 🙈

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Hey!

Der Physio kann Dir noch mal genau zeigen, wie Du zuhause am besten aufstehst etc. Bestimmt gibt es auch Tricks zum Toilette gehen und insgesamt für den Alltag.

Ab Tag vier wurde meine Medikation noch mal geändert (stärkere Schmerzmittel), ab da konnte ich dann endlich aufstehen und kam bis ins Bad. Einmal mobilisiert ging es dann echt aufwärts. Apropos Bad: falls Du Dich nicht traust, Dich auf den Toilettensitz zu setzen: man kann sich auch hervorragend über die Toilette stellen.

Zum Aufstehen Tipp meiner Hebamme: Beide Füße fest auf den Boden und anspannen (probier das schon mal, Du merkst, dass Du dadurch Spannung bis in den Po bekommst), beim Aufstehen ausatmen, Hände dabei fest auf die Narbe drücken, Kopf nach oben. Und weiter atmen.

Mir hat es davon abgesehen gut getan, die Narbe mit so einem Kühlpad zu kühlen (musst nur aufpassen, dass Du Deine Blase nicht unterkühlst 😅). Und die ersten Tage habe ich mir sterile Gaze geben lassen, um sie auf die Narbe zu legen. Und lass zwischendurch immer wieder Luft dran.

Falls Du merkst, dass Deine Schultern verspannen: lass Dir sofort Wärmepacks geben und Voltaren. Das hat mich blöderweise eine ganze Nacht gekostet, mit Wärme wurde es aber schnell besser.

Alles Gute Dir 🙋🏻‍♀️