Traumatische Geburt - Vorsicht lang

Hey zusammen,

Ich denke dieser Bericht ist nichts für schwache Nerven, es ist einiges schief gelaufen. Entscheidet für euch, ob ihr das lesen wollt oder nicht. 🙏🏻

Die Geburt meines Sohnes jährt sich Mitte Oktober und ich merke, je näher es auf seinen Geburtstag zugeht, desto mehr kommen wieder die Erinnerungen an die traumatische Geburt hoch. 😞 Ich muss es mir mal von der Seele schreiben…

Leider war nicht nur die Geburt traumatisch, sondern die Schwangerschaft war ab dem letzten großen Ultraschall nur noch ein absoluter Alptraum weil bei unserem kleinen Mann ein beidseitiger Nierenstau diagnostiziert wurde. Die Prognose war teilweise niederschmetternd von Dialyse Notwendigkeit ab Geburt bis hin zu möglicher Lungenschädigung durch weniges Fruchtwasser. Also Zustand und Ausgang ungewiss…

Kein leichter Ausgangspunkt für die anstehende Geburt..

Naja, es kam wie es kommen musste. An einem Montag bei dem Vorsorge Ultraschall bei meiner FA war das Fruchtwasser wieder sehr wenig und es gab eine Auffälligkeit im CTG, somit schickte sie mich in die Uniklinik. Dort angekommen wurde innerhalb kürzester Zeit entschieden, dass die Geburt eingeleitet werden sollte. So wurde ich stationär aufgenommen und Montag abends bekam ich die erste Dosis (Cytotec) verabreicht, von der ich noch nicht allzu viel merkte. Dienstag früh ging es direkt weiter. Nun musste ich alle drei Stunden in den Kreißsaal zum CTG und erneuter Tabletten Einnahme. Die Tabletten zeigten auch schon so langsam ihre Wirkung, ich merkte Wehen aber die waren noch gut auszuhalten. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch fing es dann an und die Wehen wurden heftiger, sodass ich sie veratmen musste. Ab dann ging der Horror los, ich hatte ständig heftige Wehenstürme, ohne das die viel am Muttermund bewirkt haben. Mittwoch Mittag beim CTG wurde erstmals der Muttermund untersucht. Nach unzähligen Stunden mit Wehen war er gerade mal 1cm geöffnet. Ich wusste einfach nicht wohin mit mir. Das schlimme war, dass ich die Wehen komplett im öffentlichen Raum aushalten musste. Ich hatte nur die Wahl zwischen Krankenhausflur oder das Zimmer, in dem ich eine Nachbarin hatte. Das hat im Endeffekt dazu geführt, dass ich mich total verkrampft habe. Intimität Fehlanzeige. Naja und so ging es weiter, Mittwoch Abend gegen 21 Uhr durften wir dann endlich in den Kreißsaal als er bei 3-4cm war. Ich habe sofort um eine PDA gebeten weil ich nicht mehr konnte und mich auch am laufenden Band übergeben musste. Gegen 1 Uhr nachts - in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag - wurde die gelegt und ich hatte endlich die Möglichkeit mal zu verschnaufen und zwei Stunden zu schlafen. Währenddessen haben sie mich an den Wehentropf gehängt, um den Prozess zu beschleunigen. Nachdem die Wirkung nachließ, fing das Spiel von vorne an und ich merkte einfach, dass ich keine Kraft mehr hatte. Das ständige übergeben, die Wehenstürme, der Schlafmangel und mein aufgequollener Körper sagte einfach Stop. Es ging einfach nicht voran, da der kleine auch immer wieder mit dem Kopf nach oben rutschte und somit viel am Donnerstag Morgen die Entscheidung für einen Kaiserschnitt. Jetzt kommt das wirklich traumatische…

Bis zur Öffnung der Gebärmutter lief alles vollkommen normal ab. Ich war froh, es bald überstanden zu haben und meinen kleinen Schatz kennenzulernen. Wir merkten nur, wie auf einmal Panik im Op bei dem operierenden Oberarzt ausbrach und er nur „Scheiße, scheiße“ rief und nach der leitenden Stationsärztin SCHRIE. Es war absolute Panik zu spüren, die eine Hälfte der Leute im Op rannten los um die Ärztin zu finden, da sie telefonisch nicht erreichbar war und die andere Hälfte kümmerte sich um Blutkonserven für mich. Es war ein Geschrei von Menschen im Op, es war einfach gruselig. Derweil lag ich da und krallte mich in die Hand von meinem
Mann und versuchte Ruhe zu bewahren. Ich weiß nicht wie ich es geschafft habe aber irgendwie ist das alles wie im Film an mir vorbeigezogen. Die Anästhesisten haben auch sofort reagiert und mir etwas zur Beruhigung unter die Zunge gespritzt und an den Infusionen wurde auch irgendetwas geändert. Permanent wurde mir gut zugesprochen. Ich habe einfach einen Punkt über mir fixiert, mein ganzer Körper war am zittern wie Espenlaub. Ich merkte nur wie mein kompletter Körper über den Op Tisch gezogen wurde wie ein Stück Fleisch vor und zurück, so eine Gewalteinwirkung hatte ich noch nie gespürt. 😪 Mein Mann sah nur wie mein Blut unter der Trennwand durchgesickert kam - wie schlimm muss das für ihn gewesen sein. 😭 Letztendlich kam die Ärztin in ihren normalen Klamotten in den Op gerannt, in dem Moment hatte der Oberarzt es aber geschafft den Kleinen mit einer Geburtszange aus meiner Gebärmutter zu holen….Er wurde uns dann nichtmals gezeigt und sofort zu den Ärzten gebracht 😥

Nachdem der Oberarzt mich zugenäht hatte, kam er zu meinem Mann und mir und entschuldigte sich für das was passiert ist und das er das in seinen 14 Jahren Karriere nur 2x erlebt hat. Letztendlich hat er ihn nicht rausbekommen weil er ein Sternengucker war und mit dem Kopf irgendwie im Becken verkeilt war. Wie kann man so ein Pech haben 😔 Einige Tage nach der Geburt hat sich herausgestellt, dass unser Kleiner einen zweifachen Bruch des Schädels durch die Zange erlitten hat. So viel zu der Gewalteinwirkung….

Aber, das wichtigste: der Bruch hat zu keinerlei Schäden geführt, er hat zwar eine kleine Beule am Schädel aber durch die Haare wird man die nie sehen. Und auch so geht es ihm gut, seine Lunge hat direkt ganz normal gearbeitet und auch der Status seiner Nieren ist nicht so schlimm wie prognostiziert. Ja, sie haben eine Schädigung aber er kann aktuell - und hoffentlich bleibt das noch ganz lange so - absolut ohne Einschränkungen (bis auf einige Medikamente und fortlaufende Kontrolluntersuchungen) leben. ❤️

Ich sitze hier und weine weil mir wieder bewusst wird, wie schlimm es war. Sein und mein Leben hat an diesem Tag auf dem Spiel gestanden, ich versuche es zu verdrängen, aber das ist die Tatsache. Ich hoffe ich schaffe es irgendwann das zu verarbeiten und wenn es mit Hilfe von psychologischer Unterstützung ist.

Vielen Dank wenn ihr bis hierhin gelesen habt. ❤️

Liebe Grüße,
Thessa

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Wahnsinn, was du da mitgemacht hast, da kommen einem
ja beim Lesen schon die Tränen. Sei stolz auf dich!
Ich finde die Idee gut, dir Hilfe beim Verarbeiten zu holen - da musst du nicht weiter alleine durch, du hast enorm viel geleistet.
Von Herzen alles Gute! ☘️

3

Ganz lieben Dank für deine mitfühlenden Worte ❤️ Dir wünsche ich ebenfalls alles Gute!

2

Ach herrje, da stockt einem ja echt der Atem. Es tut mir wahnsinnig leid was du und auch dein Mann und dein Baby da mitmachen musstet. Hol dir alle Hilfe die du brauchst um das zu verarbeiten.
Schön, dass es deinem Kind soweit gut geht und das mit den Nieren nicht so schlimm zu sein scheint wie befürchtet.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles alles Gute!

4

Danke dir für die lieben Worte! Anzuerkennen, dass man Hilfe braucht, ist der erste Schritt in die richtige Richtung 🙏🏻 Alles Liebe auch für dich!

5

Hey liebe Thessa,
das klingt schlimm. Hast du professionelle Hilfe bekommen?

Liebe Grüße
Schoko

6

Hey Schokofrosch,

das was ich hatte, war ein sehr verhaltenes und unangenehmes Entlassungsgespräch mit dem Gynäkologen der Station. So nach dem Motto „ist unglücklich gelaufen“. Er hatte mir die Möglichkeit genannt nochmals mit dem Oberarzt zu sprechen, aber ich wusste ja wo das Problem lag, daher habe ich damals keine Notwendigkeit dafür gesehen. Ansonsten hatte er angesprochen, dass ich mir ja bei Bedarf Hilfe suchen könnte. Ein konkretes Angebot seitens der Klinik gab es nicht…

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Das tut mir sehr leid für dich. Man möchte doch eine schöne Erinnerung haben.
Aber hey ihr habt es geschafft, ihr habt durchgehalten und ihr lebt. Du hast deinem Kind das Leben geschenkt und das ist das was zählt.
Auch ich hatte eine für mich eher traumatische Geburt. Mein Sohn ist ein Frühchen und bei 34+1 geboren. Auch bei mir kamen die Gefühle in den Tagen um seinem 2. Geburtstag nochmal hoch. Ich hab mir im ersten Jahr nach der Geburt wirklich von einer Psychologin helfen lassen. War eine sehr gute Entscheidung.
Alles Gute für euch

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Liebe Thessa,
Eure Geschichte klingt total schrecklich und hat mich total bewegt beim Lesen.
Was für ein Glück, dass es gut ausgegangen ist, aber die psychischen Wunden verschwinden leider nicht so schnell.
Ich möchte dich auch sehr dazu ermutigen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Selber musste ich solche traumatischen Geburtserlebnisse zum Glück nie machen, aber wenn, dann bräuchte ich da auch Hilfe für.
Ich wünsche dir, dass du einen Weg findest, das Erlebte zu verarbeiten!
Liebe Grüße 🍀

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Ohje das tut mir so furchtbar leid.
Meine geburt war auch nicht so toll. Hab erst lange dran geknappert jedoch hab ich zu der zeit viele geburtsberichte gelesen darunter auch traumatische wo die babys sauerstoffmangel hatten und danach geistige behinderungen hatten. . Oder noch schlimmer die babys sind verstorben #heul das hat nich beim lesen allein schon traurig gemacht. Dan hab ich für mich selbst entschieden dass es blödsinn ist davon traumatisiert zu sein, ich lebe und mein kind lebt. Alles andere ist doch eigentlich egal. Seid dem ich das im kopf habe, geht es mir besser. Ich wünsche dir von ganzen herzen dass du noch deinen weg zur aufarbeitung findest.

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Hey! Beim lesen kamen mir die Tränen! Aber du kannst sehr stolz auf dich sein, dass du das geschafft hast!#klee#herzlich

Ich hoffe, dass jetzt alles gut ist und das du dich schnell beruhigen konntest!

Alles Liebe!#herzlich