Trauriger Geburtsbericht (Triggerwarnung)

Guten Tag,

bisher habe ich noch nichts gepostet, war bisher stille Mitleserin.
Ich habe das Bedürfnis mein Erlebnis mit euch zu teilen, da es mir damit womöglich besser geht! 🙏🏼

Vorsicht: Wird lang!

Mein Sohn Mika kam am 08.11.2022 per Notkaiserschnitt auf die Welt. Die Geburt meines ersten Kindes sollte das schönste Erlebnis für uns werden, wurde aber das komplette Gegenteil.

Am 07.11.2022 wurde ich durch meinen FA ins KH überwiesen, da zu wenig Kindsbewegung festgestellt wurde. Bis dato war immer alles gut, es war eine traumhafte Schwangerschaft, ohne Komplikationen. Ich war im KH und man hat nichts festgestellt, alles war gut. Leichte Wehentätigkeit waren zu sehen und ich habe mich gefreut! Der Muttermund war auch schon 1cm geöffnet. Denn der kleine Mann war schon 2 Tage über ET und wir konnten kaum noch warten.
Man behielt mich zur Sicherheit noch über Nacht im KH und es wurde regelmäßig CTG gemacht. Am nächsten Morgen war erstmal alles gut, bin aufgestanden und wollte mich für das Frühstück fertig machen. Plötzlich merke ich Flüssigkeit, die unkontrolliert läuft. Ich renne zur Toilette und schaue nach unten und es war alles voller Blut. Ich hatte so Angst, meine Bettnachbarin hat eine Schwester gerufen und ich wurde sofort in den Kreißsaal gebracht. Man stellte eine vorzeitige Ablösung der Plazenta fest und ich musste sofort in den OP. Ich hatte meinen Freund noch nicht erreichen können, war total panisch. Habe seine Eltern angerufen, die ihn dann abgeholt haben und zu mir gebracht haben.
Vor der OP habe ich ihn nicht mehr gesehen, ich wurde runtergebracht, vorbereitet. Alles ging so schnell und als ich die Info bekam, dass das alles unter Vollnarkose passieren wird, war ich komplett überfordert, musste weinen aber konnte nicht mal mehr meine Tränen wegwischen, da meine Arme schon verkabelt waren. Es war so schlimm, ich bekam kein Wort mehr raus, war wir gelähmt. Dann waren auch schon die Lichter aus.

Im Aufwachraum wachte ich auf und fing wieder an zu weinen, da kam dann so eine olle Perle und sagte so zu mir: „Was heulen Sie so?“ und war wieder weg. Ich hatte keine Ahnung, ob es meinem Kind gut geht. Ich wollte unbedingt zu ihm! Nach 45min warten ging es dann auch endlich nach oben. Mein Freund lag mit ihm auf der Brust auf einem Bett. Direkt wurde der Kleine ihm entrissen und mit auf die Brust gelegt. 🙈 Der Moment war wirklich trotz der ganzen Umstände unbeschreiblich. Er hat so gut gerochen und sah so putzig aus, was sich bis jetzt nicht geändert hat!

In dem Moment war mir auch alles egal, ich war so glücklich, dass es ihm gut geht. Er hat keine Schäden davon getragen!

Im Nachhinein bin ich aber wirklich sehr traurig. Ich heule fast jeden Tag und komme mit der Situation nicht zurecht. Vom Gefühl her weiß ich, dass das mein Kind ist, ich liebe ihn mehr als alles andere auf dieser Welt aber es fehlt dieses gewisse Etwas, was ich mir vorgestellt habe.

Tut mir schon mal leid für diesen langen Text. Mir hilft es sehr, das Geschehene nochmal von der Seele zu schreiben. 🙏🏼

Kurzzeitig hatte ich das Gefühl eine Versagerin zu sein. Ich schaffe es, ein Kind 40 Wochen in mir zu halten aber den letzten Schritt bekomme ich nicht hin. Habe mich kurzzeitig auch sehr minderwertig gefühlt, weil ich nicht erlebt habe wie es ist ein Kind auf dem natürlichen Weg zu bekommen.

Mache mir außerdem jetzt Gedanken, ob dieser Kaiserschnitt nun bedeutet, dass ich niemals die Chance haben werde ein Kind natürlich zu bekommen. 🫠 Was für Gedanken man sich macht…

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Erst mal Herzlichen Glückwünsch zur Geburt❤️ Ich finde mich in deinen Texten so ein bisschen wieder. Meine erste Geburt verlief ähnlich auch mit Kaiserschnitt in Vollnarkose und den ersten Schrei verpasst. Irgendwie fehlt da ein @ Stück“ an Erinnerung und och hatte auch lange daran zu knabbern das ich nicht den ersten Schrei gehört habe. Jetzt bin ich wieder schwanger in der 32.SSW und werde per Sectio entbinden das ich mit dem Thema Frieden schließen kann. Ich kann dir nur den Tipp geben mit deinem Partner/ Ehann viel darüber zu reden. Ich wünsche euch alles gute 🍀

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Es ist schön, nicht alleine damit zu sein!

Vielen Dank für die Glückwünsche. ☺️

Wir reden schon sehr viel und meine Hebamme, die jeden Tag vorbeikommt arbeitet mit mir alles auf. 😅

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Mein Kind musste ebenso per Kaiserschnitt geboren werden, da die Herztöne unter den Wehen ausgesetzt hatten. Zwar nicht mit Vollnarkose, aber eben auch sehr plötzlich.
Ich war aber einfach froh, dass er da war und gesund. Es ist vollkommen egal wie man entbindet. Es geht erstens nicht um eine Leistung und zweitens hast du dem Kind trotzdem das Leben geschenkt. Und ob ein Kaiserschnitt weniger Leistung ist bezweifle ich auch, immerhin auch nicht angenehm. Sei froh dass das Kind gesund geboren wurde und du hast so oder so Leben geschenkt und es ist dein Kind. Freu dich an ihm und sei froh, dass alles gut gegangen ist und du es geschafft hast.

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Liebe Vaneli,
Lass dich mal fest drücken#liebdrueck

Erstmal Herzlichen Glückwunsch zu deinem Baby ❤️
Denk bitte als erstes nicht daran, das du versagt hättest, denn das hast du absolut nicht! Bei dir ist alles noch ganz frisch, und deine Hormone fahren Achterbahn. Es ist schrecklich was dir passiert ist, aber DU und dein BABY habt das super gemeistert als Team! ❤️ du hast 40 Wochen lang ein Menschen in dir getragen, dein Körper hat aus einer kleinen Eizelle ein Menschen erschaffen, das warst DU! Du hast großartiges geleistet! Vergess das bitte nicht 🙏❤️ DU hast deinem Baby das Leben geschenkt, für deinem Baby bist du die ganze Welt, und es liebt dich bedinungslos. Ihm ist es egal, wie er auf die Welt gekommen ist, denn das was am Ende zählt ist das es EUCH gut geht. Nimm deine Gefühle wahr, besprich sie mit deinen lieben um dich herum, denn das ist Wichtig, das du das Erlebte verarbeiten kannst, und Frieden schließen kannst. Du hast wirklich nicht Versagt! 😊 Gib dir, und dein Körper Zeit. Ich wünsche dir, und deiner kleinen Familie alles gute, und vieeeeele schöne Erinnerungen ❤️

Lg, Minoto

PS: Solange medizinisch nichts dagegen spricht, wirst du bei einem weiteren Kind auch Vaginal gebären dürfen, aber das wird dir dein/e Arzt/in bei der Nachsorge bestätigen können! :)

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Wow wahnsinn, was du erlebt hast! Das ist eine heftige Geschichte, fühl dich virtuell umarmt! Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du damit zu kämpfen hast, dass dir gefühlt etwas fehlt. Aber bitte fühle dich nicht wie eine Versagerin, du bist doch im Gegenteil unfassbar stark, dass du das alles weggesteckt hast! Du hast null Einfluss darauf, dass sich die Plazenta gelöst hat, das war einfach nur unfassbar schreckliches und ungerechtes Pech! Zum Glück warst du schon im Krankenhaus, und dann hast du diese OP auf dich genommen, um dein Kind sicher auf die Welt zu bringen, das ist sehr stark, auch wenn du das Gefühl hast, "passiv" gewesen zu sein. Du hast einen hohen Preis für die sichere Geburt deines Sohnes gezahlt und ich habe größten Respekt davor.

Ich hoffe, du kannst jetzt gut heilen, körperlich wie seelisch, es ist ja noch alles sehr frisch! Nimm alle Hilfe an, diedu bekommen kannst, such dir Hilfe auch für die Seele. Sprich mit deiner Hebamme und überhaupt, sprich so viel darüber, wie du brauchst, das kann gut tun.
Alles alles Gute für dich und den kleinen Mika!

P.s.: ich finde Mika einen ganz tollen Namen ❤️

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Herzlichen Glückwunsch auf dieser verrückten Welt kleiner Mann:)


Ich habe das selbe erlebt.
Meine Plazenta hat sich Zuhause gelöst und ich musste mit dem RTW ins KH, dort ging alles ratz fatz. Auch ich hatte eine Vollnarkose und wir beide hätten es fast nicht überlebt. Mein Sohn musste noch 12 Tage auf der Kinder intensiv liegen. Heute ist er 1,5 und das lustigste Kind überhaupt. Er hat keinerlei Schäden.

Mich triggern heute noch Rettungswagen,welche mit Blaulicht an mir vorbeifahren.
Aber ich schaffe es, meine Panik und Trauer im Griff zu haben. Es ist schwer, das gebe Ich zu. Man fühlt sich oft in diese Situation zurückversetzt: diese "Ohnmacht" keine Gewalt über den Körper zu haben.

Vergib dir selber!Du trägst nämlich keine Schuld! Du hast deinen Sohn bis zur letzten Sekunde mit deinem Leben beschützt und kannst Ihm nun deine Welt zeigen.

Rosa mit 3 Rabauken an der Hand .

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Huhu, lass dir Zeit. Ich hatte damals auch einen Notkaiserschnitt und mein Kind musste lange reanimiert werden. Ich durfte ihn 3 Tage nicht sehen, da ich selbst auf der ITS lag.
Das hat bei mir aber nichts an den Gefühlen geändert. Sie sind und waren das stärkste was ich je erlebt habe.
Beim 2. jetzt allerdings hat es tatsächlich (trotz jahrelangem Kinderwunsch und guter Geburt) 3 Monate gedauert. Ich habe ihn geliebt und war glücklich, keine Frage, aber wie du es beschreibst, das gewisse extra hat gefehlt. Jetzt aber ist die Liebe desto stärker. Manchmal benötigt man Zeit. Gib sie dir.

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Hallo!

Mir ging es fast genauso wie dir. Wir hatten auch einen Notkaiserschnitt unter Vollnarkose, weil kurz bevor der Muttermund ganz auf war die Herztöne abgefallen waren. Innerhalb von Minuten lag ich in Vollnarkose auf dem OP Tisch.
Es war schrecklich. Man hat so große Angst und weiß auch nicht was los ist. Es hatte mir auch keiner was erklärt, nur dass jetzt sofort ein Kaiserschnitt gemacht wird und weg war ich. Es war alles sehr hektisch und der Gesichtsausdruck der Hebamme hat mir große Angst gemacht.

Ich kam im Aufwachraum zu mir und wusste erst gar nicht was los war, dachte an einen Unfall.
Dann wurde mir wieder klar, warum ich im Krankenhaus lag und habe auch nicht gewusst wo mein Kind ist und ob er es überhaupt überlebt hat.
Hatte mich gar nicht zu fragen getraut und bin in Tränen ausgebrochen.

Ich hatte kurzfristig eine Traumatherapie gemacht, weil ich auch eine Wochenbettdepression entwickelt hatte. Das ging aber auch nur, weil ich sehr penetrant war. Man wird mit sowas leider ziemlich alleine gelassen. Das hat auch viel gebracht. Meine Nachsorgehebamme hat da kläglich versagt.
Ich habe mich damit arrangiert was uns passiert ist, bin aber unendlich froh, dass er lebt und gesund ist.
Die Frage nach dem Versagen habe ich mir aber nie gestellt. Es konnte keiner was dafür, ich schonmal gar nicht.

Es hatte aber mit dem Stillen auch nicht geklappt. Da hatte ich mich als Versager gefühlt und habe mir selbst so viel Druck gemacht, dass daraus in Kombination mit dem Geburtserlebnis eine Depression wurde.

Insgesamt betrauere ich heute noch, dass ich und auch mein Partner den ersten Schrei verpasst haben. Glücksgefühle hatte ich lange keine. Ebenso schwierig war es den Kleinen als MEIN Kind anzunehmen. Wie oft habe ich darüber nachgedacht, dass er vielleicht auch vertauscht wurde.
Das Wochenbett war geprägt von Schmerzen, Qual, Angst und Trauer.

Das hatte ich mir immer völlig anders vorgestellt und es ist schade, dass es am diesen Tag und die Reichen danach kaum positive Erinnerungen gibt. Aber da kann man ja auch nichts dafür, das sucht sich niemand aus.

Zum Glück ist das alles mit der Zeit vergangen und jetzt ist alles gut.

Er wurde vor Kurzem ein Jahr alt. Morgens kamen die Gedanken an diesen Tag wieder hoch, habe es dann aber zum Glück abschalten und wenigstens diesen Tag genießen können und bin unendlich dankbar dafür, dass wir ihn feiern durften.
Der Notkaiserschnitt hat das möglich gemacht.

Eine natürliche Geburt hätte er entweder nicht überlebt oder wäre behindert. Er hatte sich in der Nabelschnur eingewickelt und so die Versorgung abgedreht.

Ich bin safe mit dem Kaiserschnitt, aber schade um das Erlebnis ist es dennoch.

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Liebe Vaneli4,

Du kannst so stolz auf dich und deinen Körper sein. Du bist eine starke Frau und Mama.

Herzlichen Glückwunsch zum kleinen Mika 💙 dem du das Leben geschenkt hast.

Ich habe ähnliches erlebt und lerne jeden Tag mehr meine "Geschichte" anzunehmen.
Was mir unerwartet geholfen hat ist das Baby Heilbad nach Meißner. Wir haben es insgesamt viermal durchgeführt und es hat so viel ins Rollen gebracht und mich auch ein bisschen versöhnt mit dem allem.

Liebe Grüße

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Erstmal ganz herzlichen Glückwunsch zu eurem gesunden Baby!

Nun zu deinen Gefühlen rund um die Geburt...
du brauchst dich in keinster Weise als Versagerin zu fühlen! Lass dir sowas bitte keinesfalls einreden, auch nicht von dir selbst. Falls letzteres nicht klappt, trau dich ruhig, dir professionelle Hilfe zu suchen, um das ganze zu verarbeiten.
Und lass dir gesagt sein... Eine natürliche, vaginale Geburt ist etwas, auf das man gut und gern verzichten kann ;-)
Ich weiß, dass die vaginale Geburt als das non plus ultra gehandelt wird, aber mal ehrlich... Die Momente hinterher sind das schöne.. Die Geburt selbst ist furchtbar.

Und letztlich noch ein Gedanke, den man in unsrer Gesellschaft nicht hören will, der davon aber nicht weniger wahr ist.
Eine Geburt ist gefährlich. Es ist ein Segen, dass wir heutzutage gut ausgestattete Krankenhäuser haben, sodass in Fällen wie deinem eben noch alles gut geht. Noch vor 100 Jahren wäre das ganze wahrscheinlich schlimm ausgegangen für mindestens einen von euch. Wir sollten uns das manchmal vor Augen halten, um eben nicht zu denken, dass ein Kaiserschnitt irgendwie verachtenswert wäre. Ein Kaiserschnitt ist ein Segen und rettet ganz real Leben.
Du kannst genauso stolz sein, wie jede andere Mutter auch!

Bearbeitet von Yosan