KS an 36+3 wegen Plazentaablösung, trotzdem positiv (lang)

Auch wenn es jetzt ein paar Monate her ist, möchte ich gerne trotzdem noch mal meinen Geburtsbericht teilen, weil er einigen vielleicht etwas Angst nehmen kann!

Es ging los, als ich in der Nacht an 36+3 um 3 Uhr morgens auf Klo musste, da sah ich dann, dass ich blute. Es ist völlig schmerzlos, wird aber sehr schnell mehr. Es ist schwer, die Intensität von Blutungen zu beschreiben, aber ich fand es sehr stark. Es war so, dass es mir im Sitzen nach wenigen Sekunden anfing, konstant die Beine herunterzurinnen. Nicht so stark, dass ich Angst hatte direkt zu verbluten, aber stark genug damit ich schnell ins Krankenhaus wollte. Ich wecke also meinen Mann und rufe im Kreißsaal an, und die meinen, dass ich auch einen Rettungswagen rufen kann. Mein Mann meint aber gleich "wir sind schneller" und so war es dann auch, die Straßen waren frei und der Weg nicht weit. Im Auto spüre ich meinen Sohn zum Glück die ganze Zeit stark treten, sodass ich mir wenig Sorgen mache.
10 min später treffen wir im Krankenhaus ein. Ich hatte mir eine Binde zusammen mit einer halben Rolle Haushaltspapier in die Hose gestopft, trotzdem merke ich schon, wie beides durchgeweicht ist, als ich aussteige. Da fällt mir dann auch auf, dass ich vielleicht doch einen RTW hätte rufen sollen, denn nun muss ich vom Parkplatz durch das komplette Krankenhaus in den ersten Stock laufen. Mein Mann muss im Auto warten. Seit der Eingangshalle habe ich eine kleine, aber deutliche Blutspur hinterlassen.
Im Kreißsaal angekommen klingele ich, und es kommt eine Hebamme zu der ich sage, dass ich angerufen habe weil ich blute. Sie meinte, das schauen wir uns mal an. Ich sollte mich auf den Untersuchungsstuhl setzen, aber als ich die Hose runterziehe, bekommt sie schon große Augen. Sie greift zum Telefon, und wenige Sekunden später sind zwei Ärtzinnen und eine Schwester bei mir im Zimmer.
Es wird ein Ultraschall gemacht, es geht meinem Sohn gut aber sie können den Ursprung der Blutung nicht finden. Ich fühle mich beruhigt und gut aufgehoben, die Ärzte versichern mir, dass alles in Ordnung ist und sie sich gut um mich kümmern werden.

Ich bekomme einen Venenzugang und werde erstmal zur Beobachtung in den Kreißsaal gebracht und an ein CTG angeschlossen. Die Werte meines Sohnes sind top, ich bekomme eine extradicke Binde und einen Rufknopf. Im Liegen scheint die Blutung leicht nachzulassen, ich rufe meinen Mann an und informiere ihn, dass er erstmal nach hause fahren soll. Die Oberärztin wird bei der Morgenbesprechung entscheiden, wie es weitergeht. Auf jeden Fall würde ich erstmal eine Weile im Krankenhaus bleiben, bis ich 24h blutungsfrei bin heißt es. Ich soll ein bisschen schlafen. Ich habe weiterhin keinerlei Schmerzen oder Wehen, bin aber sehr angespannt und komme nicht zur Ruhe. Gegen 6 Uhr morgens kommt eine Hebamme und schaut nach der Blutung, sie meinte erst, dass es ganz gut aussieht, ich aber mal husten soll. Beim Husten kommt dann ein großer Schwall Blut, das ganze Bett ist voll.. die Hebamme holt neue Unterlagen. Ich frage, wie lange ich denn so bluten kann bevor man was tun muss. "Nicht lange", sagt sie.
Ich bin beruhigt, die Vorstellung hier stundenlang auf das Aufhören der Blutung zu warten, hatte mir Angst gemacht. Die ganze Zeit läuft der CTG, die Werte sind gut und die Kindsbewegungen weiterhin stark.
Ich bin mit den Gedanken irgendwie blockiert, ich habe keine genaue Vorstellung WAS getan werden sollte, finde es aber gut, dass bald offenbar ETWAS gemacht wird. Besser als hier blutend herumliegen und warten.

Um 8:20 Uhr kommt dann wie versprochen die Oberärztin rein. Sie sagt, sie hat meinen Fall angeschaut und sie würde jetzt gerne einen Kaiserschnitt machen. Oh, ach so, DAS wird also getan. Ich bin etwas überrumpelt, obwohl ich es hätte kommen sehen sollen. Ich frage, ob es nicht zu früh ist. "Wir warten eigentlich gerne bis 37+0, aber sie bluten recht stark. Ihr Sohn ist groß und schwer, er wird es gut meistern. Das Risiko abzuwarten ist einfach zu groß, die Blutung wird nicht weniger. Noch sind die Werte gut, aber wenn es so weitergeht wird es nicht lange so bleiben. Das Blut kommt von der Plazenta, die sich ablöst. Sie wird nicht wieder anwachsen. Eine Einleitung kommt nicht infrage."
Ja, Recht hat sie. Ich hatte wirklich auf eine natürliche Geburt gehofft, mich gut vorbereitet. Aber es soll wohl nicht sein. Ich rufe meinen Mann an, er ist auch völlig überrumpelt. Er soll so schnell wie möglich kommen. Ich bekomme die Aufklärung über den KS, das Vorgespräch mit dem Anästhesisten. Schließlich warten nur noch alle auf meinen Mann, ich habe ihn um 8:40 angerufen und um 9:20 Uhr heißt es schon, wir warten nur noch auf ihn und dann geht es sofort los. Er hatte noch schnell alles zusammengepackt und als er eintrifft, geht es sofort in den OP.

Ich frage den Anästhesisten, was der schlimmste Teil ist. Er sagt, die Spritze zur Betäubung bevor die Spinale gelegt wird, ab da ist es entspannt. Besagte Spritze spüre ich kaum, bin etwas ungläubig, dass dies wirklich schon der schlimmste Teil war. Er sollte Recht behalten. Obwohl er lange in meinem Rücken stochert und kommentiert, dass ich feste Bänder habe und er kaum durchkommt, spüre ich das nicht. Schließlich schlafen meine Beine ein und ich werde festgeschnallt. Mein Mann darf zum Händchen halten dazu kommen. Ich soll wegen meines niedrigen Blutdrucks sofort sagen, wenn mir übel wird, das wurde mir mehrfach gesagt. Als ich also merke, wie mir flau wird, melde ich mich sofort - ich bekomme etwas über den Zugang, und sofort geht es mir großartig. Besser als betrunken! Ich bin gut gelaunt und freue mich, gleich meinen Sohn zu treffen. Es rüttelt etwas, und dann bekomme ich ihn auf die Brust gelegt. Er ist verschmiert und schaut verschlafen. In dem Moment tut es mir sehr leid, dass er so plötzlich ohne Vorwarnung aus seinem kuschligen Nest geholt wurde...
Bei der Untersuchung durch den Kinderarzt sind seine Werte aber super, mit knapp 3200g auf 51cm ist er groß, schwer und stabil für die Schwangerschaftswoche. Mein Mann geht schon mit ihm nach draußen, während ich genäht werde, was ewig zu dauern scheint.

Interessanterweise wurde ich nur innen genäht und außen geklebt - sah abgefahren aus, ist aber traumhaft geheilt.
Meinem Sohn ging es prima, er hatte keine Anpassungsschwierigkeiten und hat sich nicht wie ein Frühchen verhalten.
Im Nachhinein sagten sie mir, dass der Kaiserschnitt vermutlich ganz gut war - er hatte den Arm über seinem Kopf festgeklemmt und die Nabelschnur um den Hals.

Auch wenn ich es mir anders vorgestellt hatte, bin ich sehr zufrieden wie es gelaufen ist. Mein Sohn ist gesund, der Kaiserschnitt toll geheilt und ich habe keine weiteren Probleme gehabt deswegen. Alle Ärzte, Hebammen und Schwestern haben sich super gekümmert und mir immer wieder die Sorgen genommen.

Danke fürs Lesen, vielleicht konnte ich dem ein oder anderen ja ein bisschen Mut machen, dass es okay ist auch wenn alles anders kommt als geplant!

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Danke für deinen ausführlichen Bericht! Ich habe eine Plazenta praevia partialis und daher besteht auch ein gewisses Risiko zur Blutung durch Plazentaablösung. Dein Bericht beruhigt mich tatsächlich etwas. Alles Liebe für euch!

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Das wird schon, ich hatte eine Plazenta praevia totalis und musste mich ab dem 6. Monat schonen wegen zu frühen wehen. Aber zum Glück verlief die Schwangerschaft bis 36+6 super ohne Blutungen. Auch der geplante kaiserschnitt verlief ohne Probleme. Wünsche euch alles Gute

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Wow danke fürs teilen.