Wie soll ich mich weiter verhalten ?

Guten Abend.
Meine beste Freundin,seit mittlerweile 20Jahren,hat 2Kinder. Einen Sohn , der im Alter meines Sohnes ist ( die beiden Jungs sind 2,8Jahre ) und ein Mädel mit 13Monaten.
Bei Ihrem Sohn wieder jetzt Frühkindliches Autismus diagnostiziert.
Es folgen demnächst noch Gentest und ein EEG

Wir sind durch dick und dünn gegangen. Haben viel erlebt. Sind zusammen aufgewachsen , zusammen erwachsen geworden. Wir teilen jedes Geheimnis
Aber bei einer Sache ,, weiß ich nicht , wie ich es angehen soll und ich schäme mich bei den Gedanken.

Ihr Sohn ist sehr aggressiv. Er kneift,Haut und beißt. Und das aus dem Nichts. Man braucht nur neben ihm stehen und er schlägt zu. Oder er krallt sich an einen fest und fängt an am ganzen Körper zu zittern und lässt aber nicht dabei los. Dabei hat er einen richtig krassen Blick drauf.

Ich Liebe ihre Kinder, wie meinen eigenen. Garkeine Frage. Und mein Sohn möchte trotzdem immer gerne zu ihnen hin , da er halt meine beste Freundin ,,Tante" abgöttisch liebt.
Er sagt dann manchmal nur sowas wie ,, der XY ist komisch" aber ich mag Tante ......

Schade ich meinem Sohn damit ? Wenn wir uns trotzdem treffen zusammen ?? Auch mit den Kindern. Wir treffen uns oft auch ohne.

Ich weiß das ihr kleiner das natürlich nicht mit Absicht macht . Er kann es nicht anders. Er spricht auch nicht , ist eigentlich stumm. Zwischendurch kommt mal ein kleines Geräusch, aber reden kann er nicht.
Mir fällt es oft schwer , mich mit ihm zu beschäftigen, weil ich einfach nicht weiß wie. Er läuft ja die ganze Zeit nur durch den Raum.Selbst ihn Ansprechen funktioniert nicht, da er keine Reaktion zeigt.

Es tut mir einfach so unendlich leid für meine Freundin . Sie hat so viel durchmachen müssen und dann sowas. Sie ist aber eine tolle Mama , mit viel Geduld . Das schlimme aber an der ganzen Sache ist , das ihre kleine Tochter , genau die gleichen Auffälligkeiten zeigt , wie ihr großer Sohn.
Ist sowas überhaupt möglich. 2Kinder mit Autistischen Zügen ?? Es tut mir sehr leid , für sie. Sie ist oft sehr traurig. Und fragt sich oft , was sie falsch gemacht hat. Ich versuche sie natürlich immer aufzubauen aber das fällt mir selber oft schwer.
Die kleine wird übrigens über Blut , warscheinlich mitgetestet.

Ich weiß garnicht genau,was ich mir von diesen Post erhoffe , es hat aber gut getan,mir das mal von der Seele zu schreiben.

Eine Frage habe ich aber . Es schadet meinem Sohn nicht oder ? Solange er weiterhin hin möchte ? Ich versuche ihm immer so gut es geht zu erklären , was mit seinem ,,kumpel" ist. Das er anders ist, als die anderen Kinder, aber trotzdem ein toller Junge ist.

Oder wie kann ich es ihm erklären ??

Habt einen schönen Abend

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Hallo,

Ich bin Mama eines autistischen Mädchens.
Es schadet Deinem Sohn nicht wenn er lernt dass behinderte Menschen genauso wertvoll sind wie alle anderen. Erkläre ihm dass der Junge sich manchmal merkwürdig verhält weil sein Gehirn anders funktioniert als unseres. Das einzige was Du machen musst ist Dein Kind vor den körperlichen Angriffen zu schützen, die kann der Junge noch nicht steuern. Ansonsten kann er ganz normal mit ihm spielen. Kinder gehen da wesentlich besser mit um als Erwachsene.

Dass die Schwester ebenfalls im Spektrum ist kann schon sein, Autismus wird oft vererbt und geht auch meist über mehrere Generationen. Sie hat absolut nichts falsch gemacht, diesen Gedanken haben leider viele Eltern autistischer Kinder.

Stärke Deine Freundin indem Du ihr Hilfe anbietest, wenn man die Diagnose frisch bekommt ist man meist überfordert mit den Anträgen und Terminen die dann folgen.

Liebe Grüße
Sunny

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Wieso sollte es deinem Kind schaden, mit einem behinderten Kind zu spielen?
Solange die beiden dabei glücklich sind ist doch alles in Ordnung?!

Wie du es ihm erklären sollst?
Dass XY anders ist als andere Kinder, weil er eine Krankheit hat. Ganz einfach.

LG

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Ich denke wichtig ist, dass er physisch geschützt ist. Alle anderen Auffälligkeiten sind halt so und wenn er damit klarkommt passt das doch bzw kann man ihm erklären. Nur wenn der Sohn deiner Freundin anfängt zu beißen oder zu schlagen musst Du deinen natürlich schützen- wie aber vor jedem anderen Kind, auch nixht Autisten kloppen gerne mal...
Also du machst nichts falsch wenn er selber mitmacht ist das doch schön.

So früher Autismus kann sich ja auch erheblich verbessernund verwachsen (muss aber natürlixh nicht). Ich drücke deiner Freundin die Daumen.

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Hallo!

Meine beste Freundin hat ebenfalls einen Sohn mit Autismus (& Asperger), der mittlerweile 14 ist. Meine Kinder sind 13, 11 und 9.

Ich finde, du machst das schon nicht schlecht. Am wichtigsten ist es, dein Kinder vor physischen Angriffen zu schützen. Das fand ich tatsächlich am schwierigsten. Meine Kinder hatten nie ein Problem mit ihm. Als sie älter wurden wurde es ein bisschen schwieriger, aber nun gut, meine Kinder bleiben dann eben nun zu Hause und er möchte am liebsten sowieso keinen Menschen um sich haben.

Wichtig finde ich, dass du für deine Freundin da bist, ihr zuhörst. Ich hab meiner ihren Sohn sich mal (ganz selten) abgenommen, wenn sie einen wichtigen Termin hatte.
Deinem Kind schadet das nicht, er lernt dass die Welt buntest und jeder anders.

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Hallihallo
Habe in einer Sonderschule mit autistischen Kindern gearbeitet und verstehe dich gut. Auf dem Autismusspektrum gibt es echt alles! Ich hatte eine Gruppe, die alle auch keine Sprache entwickelt haben und "aggressives" Verhalten gezeigt haben. Dieses Vehalten kam immer wenn die Kinder überfordert oder gestresst waren, oft ging die Agression auch gegen sich selbst (zb an Stirn schlagen). Für autistische Kinder wird es oft zu viel und jene die dann keine Sprache haben und in der nonverbalen Kontaktaufnahme auch eingeschränkt sind (suchen eben auch keinen Blickkontakt), die wissen sich dann nicht anders auszudrücken oder zu wehren. Es dauert die Eigenarten dieser Kinder und ihre Sicht kennenzulernen. Es lohnt sich aber sehr. Irgenndwann wird ihr genau wissen, wie ihr mit dem Jungen umgehen könnt, da bin ich mir sicher. Dann wird es nicht mehr so schwirig und schliesslich unbeschwerter für alle. Du, deine Freundin und eure Kinder, bleibt offen, optimistisch und beobachtet genau. Jedes dieser Kinder aus meiner Gruppe habe ich sehr gemocht. Jedes hatte auch Dinge die es gut konnte und gern gemacht hat, auch jene die sehr stark eingeschränkt waren. Trotzdem kann man nicht von jedem erwarten, dass er damit umghen kann und will. Es braucht schon Geduld, Offenheitund viel Neugier. Man muss ein Kind was nicht spricht sehr genau beobachten und kennenlernen. Ihr kennt das selbst von euren Kindern, als sie noch ganz klein waren. Irgendwann weiss man, welcher Pieps und welcher Gesichtsausdruck was bedeutet. Ihr schafft das! Und bitte legt gewisse Vorstellungen von Normal und Gesund ab. Die autistischen Kinder selbst wollen ja zb oft gar nicht viel Kontakt zu anderen oder suchen ihn auf andere Art. Da müsst ihr eventuell von konventionellen Ansichten wie "auch diese Kinder müssen doch gerne mit anderen spielen" wegkommen. Solche Gedanken verursachen nur Druck für alle. Auch muss man nicht jeden mögen. Auch wenn alle beteiligten Kinder ohne Einschränkung wären, könnte es Reibereien geben oder sie würden sich nicht riechen können. Da kann man nichts erzwingen. Da die Mamas aber Freundinnen sind, darf man erwarten, dass alle sich Mühe geben, die gemeinsame Zeit schön zu gestalten. Das könnte auch sein, wenn das eine Kind eben ein Bch anschaut während die anderen zwei spielen. Bleibt einfach dabei und offen für die Sorgen eurer Kinder. Nehmt einander so an wie ihr seid und macht euch gemeinsam auf diesen spannenden Weg und stärkt euch den Rücken. Das ist besonders wichtig. Tauscht euch auch mit anderen Müttern mit Kindern auf dem Autismusspektrum aus und mit Fachpersonen. Oft werden Probleme ganz klein, wenn man die Ursache versteht. Und ich habe mit vielen Kindern und Jugendlichen mit diversen Behinderungen gearbeitet und die autistischen wurden am meisten falsch oder missverstanden. So werden angebliche Agressionen ganz anders wahrgenommen, wenn man sie zB als Zeichen der Überforderung erkennt. Dann wird aus "ich verletze dich" ein "hilfe mir gehts nicht gut". Und das hilft allen auch sich zu vertragen. Ich würde auch nicht mit jemandem befreundet sein, der mich ständig verletzt. Aber ich kann es verzeihen wenn ich weiss was es bedeutet und einordnen kann. Wenn ich die Person und ihre Sicht und Verhaltensweisen kenne, kann ich es sogar verhindern. Denn oft kommen zuerst andere Anzeichen, zb Laute, bevor die Kinder körperlich werden. Kann man da helfen bevor es zu körprlichen Angriffen kommt, sind alle entspannter und Beziehungen können wachsen.
Ich wünsche euch allen viel Freude, Offenheit und Geduld!

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Hallo, ich habe auch so eine Freundin. Wir treffen uns nur ohne Kinder. Mit ist es immer schwierig gewesen, wir haben es öfter versucht. LG

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Es ist sehr schwierig. Ich war das Kind in solch einer Situation. Ich habe mir immer beste Mühe gegeben und es war trotzdem gruselig. Der Kontakt zwischen meiner Mutter und ihrer besten Freundin ist dann irgendwann ausgelaufen. Das ist natürlich eine fürchterliche Situation und jetzt mag man natürlich sagen wie kann man nur, aber es egal ob das Kind behindert ist oder nicht - jedes Kind hat ein Recht auf ein gewaltfreies Leben und solange das bei dem anderen Kind nicht gewährleistet werden kann sondern dein Kind da in Angst vor den nächsten Agressionen leben muss, ist es deine Aufgabe als Mutter ihn da zu schützen.
Natürlich ist das schrecklich für deine Freundin. Aber vermutlich kann sie es verstehen, wenn sie daran denkt wie sie möchte dass ihr eigenes Kind behandelt wird. Du sagst, ihr habt eine enge Bindung. Dann wird eine Kontaktreduzierung dieser auch nicht schaden. Vielleicht kannst du ihr anders Entlastung schaffen? Z.b. die Kids übernehmen wenn deiner bei Oma&Opa ist? Oder dich mit ihr abends treffen wenn alle Kinder schlafen? Essen bringen? Bei den Ämtern und Ärztbesuchen unterstützen? Du kennst sie ja am besten.

Wenn dein Kind älter ist, wird es ja auch eher verstehen können was da passiert und differenzieren können, aber spielen "auf einer Ebene" ist da derzeit ja eher leider nicht.

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Autismus ist in den allermeisten Fällen genetisch nachweisbar, d.h. er entsteht per Definition grundsätzlich vorgeburtlich. Entweder liegt ein Gendefekt vor (daher die Blutentnahme) oder es gab eine Vergiftung des Kindes in der Schwangerschaft (z.B. mit Valproat). Autismus kommt familiär gehäuft vor. Es ist also sehr häufig, dass alle Geschwisterkinder im Spektum landen oder zumindest deutlich verhaltensauffällig sind.

Kommt das Kind denn auch von sich aus auf dich zu und tritt, schlägt, haut oder beißt dich? Oder passiert das nur, wenn du dich aktiv neben ihn stellst?

Ich würde ansonsten einfach mal die erzwungene Nähe weglassen. Es ist kein Geheimnis, dass Autisten damit oft Probleme haben. Lass das Kind im Raum herumlaufen. Es ist so vollkommen glücklich und zufrieden. Das Kind wird schätzungsweise seine Mutter noch ansatzweise akzeptieren, aber andere Personen (zu denen du und deine Kinder einfach zählen) sind kaum zu ertragen. Beobachte das Kind doch mal in seinem Verhalten, wenn du gar nichts machst. Nimm da am besten auch deine Kinder nicht mit.