Kind kommt mit I-Kraft in Kindergarten

Hallo zusammen, bei meinem Sohn (fast 3) haben wir schon sehr lange das Problem, dass er gegenüber anderen Kindern aggressiv ist bzw diese verletzt. Das macht er schon seitdem er 10 Monate alt ist. Eine Diagnose haben wir nicht, macht man ja so früh nicht. Es stehen Asperger Autismus und/oder ADHS im Raum. Wir haben nun mit einer Psychotherapie begonnen, eine Integrationskraft beantragt und haben Ergotherapie.
Nun hat uns der Kindergarten schon gesagt, dass man schauen müsse ob er überhaupt ohne Integrationskraft kommen kann. Diese haben wir für 15h/Woche genehmigt bekommen. Er überreizt sehr schnell, viele Menschen um ihn rum überfordern ihn und da steigt dann auch immer das Risiko, dass etwas passiert. Eigentlich wollte ich ab 03/2024 wieder arbeiten gehen wenn auch sein kleiner Bruder in der Krippe eingewöhnt ist.
Nun stelle ich mir aber die Frage ob es nicht Sinn macht meinen starken Wunsch nach Arbeiten hinten an zu stellen und den „Großen“ wirklich nur 15h/Woche im Kindi zu lassen. Ich habe einfach Angst, dass die ganze Sache nach hinten losgeht und er noch mehr Probleme mit anderen Kindern hat. Kindergarten soll ja was tolles sein. Und was wenn ich einen Job zusage und der Kindi dann meint dass er doch nicht so lange bleiben kann? Das sind ja alles Unbekannte die nicht planbar sind.

Kennt das jemand? Irgendwelche Erfahrungswerte? Ich wäre seeehr dankbar für einen Austausch 🙏

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Liebe TE,

wieviel Stunden wirst du nächstes Jahr arbeiten? Wieviele Stunden würde dein Sohn insgesamt betreut werden? Ich finde 15 Stunden für eine Integrationskraft sehr wenig. Eigentlich sollte er eine umfängliche Assistenz bekommen, wenn es nicht anders geht. Der Kindergarten sollte dir wirklich sagen, was nun Sache ist. An deiner Stelle würde ich eine Abänderung der Betreuungszeiten für die Integrationskraft beantragen. Die Kita sollte eine Stellungnahme dazu schreiben, wieviele Stunden notwendig sind.

Erfahrungswerte hatte ich nur für die Schulbegleitung meines frühkindlichen Autisten. Die wurde immer vollumgänglich gewährt. inkl. Nachmittagsunterricht und Klassenreise. Und so sollte es auch bei deinem Sohn in der Kita laufen. Hast du die Assistenzkraft beantragt über das Jugendamt oder Gesund- oder Sozialamt?

Das mit der Assistenz-Kraft war für mich manchmal wie ein Rolett-Spiel. Wenn die krank war, gabs besonders in der Coronazeit oftmals keinen Ersatz wenn sie krank war. Dann musste mein Sohn zu Hause bleiben. Das war in den letzten zwei Schuljahren manchmal häufig der Fall. Manchmal war es mehrere Tag hintereinander. Und wenn mein Mann mal für
zwei Wochen zu unserem Boot musste, ja dann musste der große Bruder mal für ein oder zwei Tage aufpassen, wenn dieser frei hatte, zwischen den Tagen mit meinem Homeoffice (war echt meine Rettung) und arbeiten vor Ort (Brief ausdrucken, unterschreiben lassen, wir waren alle eingeschränkt homeoffice-fähig. Letztes Schuljahr musste wegen Erkrankung der Assistenz bzw. Corona-Erkrankung fast der gesamten Klasse unser Autist 15 Tage zu Hause bleiben.

Ich kann dir echt nicht sagen, was dich erwartet. Wenn du eine gute und gesundheitlich widerstandsfähige Assistenz hast, so wie ich eigentlich, dann läuft es. Wenn ihr sofort eine Ersatz-Betreuung für eine erkrankte Begleitung bekommt, dann ist das ein guter Träger. Das wünsche ich dir. Mit unserem damaligen Träger hatte ich mich schon genug angelegt, weil die häufiger mal vergessen hatte in der Schule Bescheid zu sagen, dass die Assistenz auf Lehrgang und kein Ersatz gestellt wird. Und das geht in dem Fall überhaupt nicht.

Dein Sohn hat einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Der darf normalerweise nicht verwehrt werden. Sollte es mal soweit kommen, dann sollte man einen kompetenten Anwalt einschalten.

Aber das was ich dir hier schreibe ist auch nur meine Erfahrung. Es muss alles nicht so laufen.

LG Hinzwife

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Danke für deine Antwort!
Die 15 Stunden sollen scheinbar schon „gut“ sein. Bisher ist der Kindergarten gar nicht in den Antragsprozess involviert, weil mein Sohn die Einrichtung noch nicht besucht. Das haben wir alles selbst gemacht.
Wie jetzt eine I-Kraft gesucht wird, ist mir noch ein Rätsel. Macht das der Träger oder das Jugendamt? Können wir da privat auch „nachhelfen“? Ich wollte mit 25-30h wieder anfangen. Weiß momentan nicht so recht was ich machen soll.

Mein Sohn ist sonst extrem fit. Sprachlich sehr weit auch motorisch mangelt es ihm an nichts, im Gegenteil. Einzig die Interaktion mit anderen ist schwierig. Viele können nicht nachvollziehen warum er überhaupt irgendwas haben sollte und warum wir eine I-Kraft bekommen sollen.

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Hallo,
die 15 Stunden kenne ich auch noch. Bei uns bekam die damals jedes I-Kind grundsätzlich. Bei meinem Ältesten reichte das für die Ganztagsbetreuung, weil er sich die Kraft mit einem anderen Kind teilte. Mein Jüngster hatte eine vollumfängliche Betreuung und durfte somit nur 4 Stunden am Tag kommen. Therapiezeiten in der Praxis wurden rausgerechnet. Freitags war er nur ganz kurz da, weil er da Autismustherapie hatte. Es war also ein Halbtagsplatz.

Meine beiden Söhne hatten keine Probleme im Kindergarten. Das waren beides ganz tolle Einrichtungen. Beim Großen war zwar zeitweise die Betreuungssituation nicht so optimal, jedoch hatte er dort in seiner Gruppe wirklich 1-2 sehr gute Freunde gefunden, die ihn einfach mitgenommen und inkludiert haben. Das war besser als jede I-Kraft und letztendlich auch der Grund, warum wir ihn in der Einrichtung gelassen haben. Der Kleine hatte eine tolle Einrichtung, die auch schwerst mehrfachbehinderte Kinder inkludiert und damit viele Jahre Erfahrung hatte. In seiner Gruppe gab es nur 15 Kinder, davon 3 I-Kinder mit schweren Mehrfachbehinderungen und 2 Erzieher + 3 I-Kräfte.

Ich denke also, der Kindergarten sollte schon im Vorfeld wissen, auf was er sich einlässt. Hat der Kindergarten Erfahrung im Umgang mit Autisten? Oder besteht die Gefahr, dass dein Kind dann immer ausgeschlossen wird und die Erzieher und die I-Kraft nicht mit deinem Sohn klarkommen?

Im Kindergartenalter ist es üblich, dass die Kleinen sehr häufig krank werden. Es ist vielleicht besser, den Arbeitsstart noch etwas nach hinten zu schieben.
Ab dem Schulalter gab es dann bei uns deutlich mehr Stunden für die Schulbegleitung. Das blieb eben bei vollumfänglich … und die Zeitstunden waren eben im Ganztag in der Grundschule schon bei knapp 30. Allerdings hatte mein Sohn dann den Status „unbeschulbar ohne Schulbegleitung“. Sobald die Schulbegleitung krank war, durfte mein Sohn das Schulgebäude nicht betreten. Einmal hatte seine Schulbegleitung einen komplizierten Beinbruch … das hat viele Wochen gedauert.