Wohngruppe?

Guten Morgen,

hat jemand Erfahrung mit Wohngruppen für Kinder?
Meine Maus ist knapp 9 Jahre, hat die Diagnose Autismus, ADHS und geistige Behinderung. Sie spricht nur wenig.

Ich habe kürzlich zum ersten Mal Kurzzeitpflege in Anspruch genommen. Jetzt hat mich die Einrichtung angerufen, dass sie einen Platz in der Wohngruppe für sie hätten. Sie würde perfekt reinpassen und ich solle es mir gerne überlegen. Die Wartelisten sind lange. Also eigentlich ein 6er im Lotto wenn ich an dir Zukunft denke. Diese Einrichtung ist spezialisiert auf Autisten, ich habe das Personal als liebevoll und fürsorglich und sehr professionell kennen gelernt. In ihrer aktuellen Schule fühlt sie sich jicht wohl, das merkt man. Sie verschließt sich.

Allerdings zerreißt es mir das Herz. Sie ist noch so klein. Klar, irgendwann wäre diese Entscheidung ohnehin gekommen aber ich dachte mit 12...13...14. Die Einrichtung sagt umso früher desto besser für die Umgewohnung/Eingewöhnung. Jedes WE wäre sie Freitag bis Sonntag zu Hause sowie in den Ferien. Die Einrichtung ist 35 min. entfernt.

Hat jemand Erfahrung und kann mir berichten?

Danke schon mal.

LG Marie

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Ich habe keine Erfahrung mit Wohngruppen für Kinder.
Aber ich finde, es hört sich nach einem guten Angebot an.
Die Einrichtung ist schnell erreichbar, falls etwas sein sollte.
Das Kind kommt jedes Wochenende und die Ferien nach Hause.
Das ist wie ein Internat, wo die Schüler auch oft unter der Woche bleiben.
Du hast einen guten Eindruck vom Personal, ich finde, das ist sehr wichtig.
Ich würde sagen, versucht es. Vielleicht gibt diese neue Umgebung der Tochter einen Schub in ihrer Entwicklung. Ihr würdet sie regelmäßig sehen und könnt beurteilen, ob sie sich wohl fühlt.
Abbrechen könnt ihr den Versuch jederzeit, sollte sie sich nicht zurecht finden.

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Gibt es eine Art Probezeit, um zu sehen, ob deine Tochter damit klarkommt?

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Leider nicht. Lediglich die Kurzzeitpflege aber das kann man ja nicht mit dem normalen Alltag dort vergleichen.

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Tatsächlich ist es bei uns der Gegend extrem schwer, in solche Gruppen hineinzukommen.
Die Kinder haben dort eine tolle Betreuung und haben oft Spaß dort - oft mehr, als zuhause bzw. angepasster als zuhause.

Jenachdem wie stark die Ausprägung ist und wie viel Betreuung sie in der "Freizeit" nach der Schule benötigt, ist das ja auch ein Thema für Euch Eltern? - Da ist ja Vollzeit arbeiten gar nicht mehr möglich. Abgesehen davon, dass ich gerade bei einer Freundin sehe, deren Teenie-Tochter einen Rückschlag hatte von fast selbständig und wach hin zu komplett abwesend und betreuungspflichtig, wie krass sie das täglich aufzehrt. Die Tochter ist in einer Tageseinrichtung und kommt täglich 16.30h nach Hause. - Man kann sie nicht alleine lassen, muss sie dauernd überwachen weil sie eine Isst-alles-dauernd Esstörung hat, muss sie führen, für Hygiene sorgen, beschäftigen (oder mal vor dem TV abstellen).
Meine Freundin kommt von der Arbeit und nimmt das Kind in Empfang und hat NULL - niemals nie frei. Der Mann kommt erst 20h nach Hause - dann wechseln sie sich ab, damit auch mal was ausserhalb möglich ist ... das geht nicht lange gut, -- sie ist komplett fertig.
Wenn diese Einrichtung also für Deine Tochter was schönes ist,- sie dort gut aufgehoben ist und Spaß hat, dann ist das für Euch Eltern eine gute Möglichkeit, unter der Woche alles zu erledigen, - ein normales Leben zu haben und am Wochenende dann komplett Zeit für die Tochter zu haben. -- Das kann schon ein toller Vorteil sein, jenachdem wie stark Betreuungspflichtig oder Selbständig Deine Tochter ist.

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Danke für deine Antwort.

Selbstständig ist meine Tochter auch nicht. Hat eine extreme Weglauftendenz. Nimmt alles und ich meine wirklich alles in den Mund. Heisst ich kann sie jicht aus den Augen lassen. Sie kommt um 15 Uhr nach Hause. Arbeiten kann ich natürlich nicht nur Teilzeit.

Ich bin alleinerziehend und habe somit auch nie nie frei. Und habe auch noch eine weitere Tochter, die immer zu kurz kommt.

Die Plätze hier sind eben auch richtig richtig rar.

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dann versuche es auf jeden Fall. Einfach nur, um auch den Platz für später sicher zu haben, --- sonst kommst du aus diesem Rädchen nie heraus. --- wie gesagt, DU magst Dich zwar erst einmal mies fühlen, aber IHR geht es dort vielleicht in GEsellschaft und mit neuen Freunden wirklich abwechslungsreicher oder besser? -- dann hast du kraft für ein tolles Programm am Wochenende -- das ist viel besser, als sich durch die ganze Woche zu schleppen und beiden Kindern nicht gerecht werden, - und wenn Du allein erziehend bist, dann ist etwas Luft holen und Zeit für Arbeiten und das zweite Kind haben echt viel wert, - sonst machst Du Dich kaputt und das andere Kind kommt zu kurz.

Probiert es einfach mal...

Bearbeitet von tr357
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Liebe TE,

ganz ehrlich, ich würde das machen mit der Wohngruppe auch wenn es vielleicht schwerfällt. Je früher, desto besser kann sie sich einleben. Sie kommt ja auch jedes Wochenende nach Hause. Du hast noch ein zweites Kind, was deine Fürsorge brauch.

Mein Sohn (20 Jahre alt) ist frühkindlicher Autist. Bei uns in der Nähe gibt es überhaupt keine Einrichtungen für Kinder unter 18 Jahre. Schon gar nicht mit Autismus spezialisiert. Wir suchen auch nach einer Einrichtung für Erwachsene bei uns im Umkreis. Ja es gibt sie, aber die sind leider auf die Jahre hin belegt, auch wenn man auf der Interessenliste steht. Einmal hatten wir Probewohnen, aber die wollten ihn nicht. Er arbeitet ja in einer Werkstatt für behinderte Menschen bei uns im Landkreis. Wenn er in einer Einrichtung wohnt bei uns im Kreis, ändert sich für ihn die Arbeitsstätte nicht. Aber im Moment sieht es nicht so aus, dass in der nächsten Zeit etwas frei wird. Und weitersuchen kann ich z.B in Hamburg (ist auch nicht weit von uns weg). Aber erst ab 2025, da unser Sohn den Berufsbildungsbereich fertig machen muss wegen seiner Werkstattfähigkeit. Er müsste dann, wenn er da einen Einrichtungsplatz bekommt auch die Werkstatt wechseln. Man sagte mir, einen Werkstattplatz zu bekommen ist einfacher als ein Platz in der Tagesförderstätte.

Für Autisten ist es eh schwierig eine richtige Einrichtung zu finden. Wenn sich das anbietet, dass dein Kind aufgenommen werden kann. betrachte das wie ein Lottogewinn..Du hast ja weiterhin das Sorgerecht für sie. Und EInrichtungen müssen sich z.B bei Änderungen auch die Zustimmung von euch haben. Da unser Sohn nach dem Gesetz volljährig ist, sich aber außerimstande ist sich selber zu versorgen und seine Angelegenheiten zu regeln, haben mein Mann und ich die gesetzliche Betreuung übernommen.

LG Hinzwife

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Danke für deine liebe Nachricht. So ist es hier eben auch. Es gibt kaum Plätze und schon gar nicht für Autisten spezialisiert. Sie würde dort im Kinderwohnbereich sein und die Chancen stehen echt gut, dass sie in der gleichen Einrichtung ins Erwachsenenwohnen übergehen kann und somit keine Veränderung dann hätte. Ebenso haben sie auch direkt in der Einrichtung Arbeitsplätze.

Ich würde wohl auch jedem empfehlen es anzunehmen. Abbrechen kann ich es ja jederzeit. Aber wenn man selbst drin steckt.... Ich denk mir nur dass der Trennungsschmerz immer beschissen ist, egal in welchem Alter.

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Es gibt auch viele Hilfen für zu Hause zur Entlastung - nutzt du diese? Alleinerziehende mit beeinträchtigten Kind - hart. Auch für das weitere Kind, dass sicher viel zurückstecken muss. Ich habe auch ein Kind mit Beeinträchtigung. Ich muss auf sehr viel verzichten. Habe aber zum Glück viel Unterstützung. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, mein Kind so jung schon überwiegend fremdbetreuen zu lassen. Aber das ist nur meine Ansicht. Ich habe ein Helfernetz rundum aufgebaut, so dass das Kind dennoch in der Familie wohnen kann. Autisten haben eine andere Wahrnehmung, dennoch denke ich, können sie mütterliche Liebe durchaus spüren /verstehen. Trennungsschmerz empfinden. Hör auf Dein Bauchgefühl ♥️

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Mach es! Die Trennung fällt dir auch in 5 Jahren noch schwer, und besser, sie nimmt den Platz jetzt an, als wenn sie später dringend einen braucht, womöglich von jetzt auf gleich, und nichts frei ist.