Trauma nach Frühgeburt. Wer Erfahrungen?

Hallo liebe Frühchenmuttis und Väter,

ich muss mich mal ausheulen und hoffe auf erfahrungsberichte. manchmal denke ich, ich stelle mich zu sehr an und muss mich zusammen reissen aber vielleicht geht es ja anderen müttern oder vätern auch so wie mir.
vor 5 monaten kam unsere jüngste tochter in der 28 ssw zur welt. wir wurden gut betreut, versorgt und aufgefangen aber in den letzten 3 wochen unseres aufenthaltes gerieten wir an einen sehr inkompetenten und arroganten arzt . es war mühsam dem herren zu erklären, dass unsere tochter in den letzten 2 1/2 monaten ein sehr stabiles frühchen war. nach einer oberarztvisite bei der bereits bekannten ärztin von der its hätten wir gegen ärztlichen rat gehen können. sie riet nochmal zu impfen und ca. 10 tage mit der entlassung zu warten. das kind sollte über die 37 ssw kommen. ich entschied mich mein kind mitzunehmen. ich bin selber krankenschwester. krankenbeobachtung, medikamentengabe....das kann ich auch. ausserdem würde unsere tochter im familiären rahmen mit viel mehr körperkontakt besser reifen. spontane sättigungsabfälle hatte unsere kleine schon lange nicht mehr. ein monitor wurde bestellt und ein entlassungsgespräch wurde geplant.

dieser besagte arzt der dieses entlassungsgespräch führte, kannte ich nicht. er verweigte die entlassung, trotz zusage der oberärztin und drohte damit das jugendamt zu informieren ,wenn ich darauf bestehen würde, mein kind mitzunehmen. wir sollten noch 4 wochen in der klinik bleiben.
ich kann gar nicht sagen wie ich mich danach fühlte. es war schrecklich. ich habe allerdings danach die oberärztin informiert und mich auf ihre station verlegen lassen. dort machte man am darauffolgenden wochenende ein schlaflabor, um spontane sättigungsabfälle sehen zu können. nachdem alles o.b. war konnten wir endlich entlassen werden.

natürlich denke ich manchmal an unsere erfahrungen aber es verfolgte mich nicht im alltag bis heute...heute habe ich mich gar nicht wieder erkannt. ich hatte einen Termin im Zentrum für Entwicklungsdiagnostik und Sozialpädiatrie und hatte morgens schon ein mulmiges gefühl. erinnerungen an den aufenthalt der klinik kamen hoch, ich stieg schwitzend ins auto und fühlte mich wie gelähmt. in mir kam angst hoch, dass man mir meine kinder weg nehmen könnte.
sowas blödes. was war denn da los? ich hab im arztgespräch damit kämpfen müssen nicht raus zu laufen. ich fühle mich verunsichert.
so, jetzt ist es raus und das tat schonmal gut.
ich freue mich auf nette antworten.

1

ich behaupte einfach mal, dass die meisten hier mehr oder weniger traumatisiert sind.
das ist ja auch nichts, wofür man sich schämen muss. wir sind alle durch eine extremsituation gegangen, oder noch mitten drin... es ist nur natürlich, dass das nicht spurlos an einem vorbeigeht.

mein sohn kam auch in der 28 woche, war ein stabiles streberfrühchen und durfte 4 wochen vor et mit monitor nach hause. wir fühlten uns sicher im umgang mit ihm und freuten uns. abgesehen vom anfänglichen schock dachten wir, wir kämen mit allem zurecht...
aber dann bekamen wir eine nachsorgeschwester, die vieles forderte, was wir nicht wollten... da bekam ich dann eine richtig fette krise. mir wurde erst da richtig bewusst, was für schmerzen und leid mein sohn schon ertragen musste und der gedanke, dass er wieder schmerzhafte und nicht zwingend notwendige therapien machen sollte, schnürte mir echt die kehle zu. und da kam auch die noch immer andauernde trauer... trauer um meine schwangeschaft, das geburtserlebnis, die ersten tage meines sohnes - eben alles, was uns/mir verwehrt wurde...

wir trennten uns schnell wieder von der nachsorgeschwester und auf anraten userer kinderärztin, verlassen wir uns nun vorwiegend auf unsere intuition. damit geht es uns gut, und auch die kinderärztin ist zufrieden mit unserem sohn.

er ist vor wenigen tagen 2 geworden, kerngesund und ein sonnenschein. es scheint, als hätte er keine probleme wegen seines frühstarts.
ich... naja, ich genieße mein kind! und ab und an kommt die trauer an die oberfläche, aber ich komme langsam damit zurecht... es dauert eben seine zeit...

3

du sprichst mir aus der seele. der schmerz um die betrogene schwangerschaft, der verlust der natürlichen geburt und des wochenbettes. das alles machte mich sehr traurig. ich gab mir die schuld und zweifelte sehr an meiner weiblichkeit.
ich finde es erschreckend wieviel mütter an solche menschen geraten. gestern sprach ich mit einer befreundeten mutti, dessen kind auch mit uns zusammen auf der its lag. sie erzählt mir von ihren erfahrungen mit behandelnden ärzten und pflegekräften. .
ich denke jetzt, vorausgesetzt man ein gesundes, unauffälliges kind und fühlt sich sicher im umgang mit seinem kind , sollte man sich recht schnell aus diesen zusatzbehandlungen z.b. impfungen im kh , frühdiagnostik ausklinken. mich macht es unsicher und ich habe das gefühl an meinem kind wird akribisch nach einschränkungen gesucht. es heißt krankenhaus und nicht gesundhaus :-) dabei will ich doch einfach nur, dass normalität einkehrt.

ich wünsche mir, dass man in zentren und krankenhäusern sagt: " Ab nach Hause! Ihr Kind ist gesund. Was wollen sie noch hier?" (individuell angepasst natürlich :-))

4

wir haben mit unserer klinik echt glück! anfangs waren wir recht häufig da, eben um zu schauen, ob der monitor bleiben muss oder nicht... aber seit wir den los sind, werden wir nur noch etwa alle halbe jahr hinbestellt, wobei das (hoffentlich) letzte mal im januar vor uns liegt. unsere kinderärztin ist ganz locker, was die fortschritte angeht. ihr ist nur wichtig, dass herz, lunge, darm unauffällig bleiben und das es überhaupt irgendwie vorwärts geht. das tempo sieht sie dabei sehr entspannt. ich muss sagen, dass nimmt den druck ungemein!!!
aber ich muss dir recht geben. das gefühl der "fehlersuche" hatte ich auch oft (auch in der schwangerschaft schon). und was mich besonders nervt, sind aussagen wie "das machen wir immer so!" oder "das machen wir bei jedem!"... individuelle betreuung ist leider viel zu oft wunschdenken. schade! aber zum glück hatten wir das nicht allzu schlimm!

aber jetzt ist unser zwerg seit einigen wochen in der krippe und ich merke, wie wieder so ein druck entsteht, weil er doch gefälligst das schnell lernen soll und sich jenes abgewöhnen. das stresst mich tierisch, auch wenn ich mir vornehme, das nicht zuzulassen. mal sehen, wie ich damit umgehe...

du solltest deine panik zumindest mal beim hausarzt ansprechen, finde ich. mit solchen attaken ist nicht zu spaßen!
ansonsten versuch immer auf dein gefühl zu hören! ich denke, niemand schätzt ein kind so gut ein, wie die eltern!

alles gute und liebe für euch!

weiteren Kommentar laden
2

Hi, also ich denke auch dass die meisten Frühcheneltern eine Art Trauma erleben und es zumindest (hoffentlich!) nicht kalt lässt.
Aber für mich liest sich es eher so, als wäre diese Situation mit der Androhung das Jugendamt einzuschalten , viel eher Auslöser.
Und so wie du deine körperliche und psychische Situation/Reaktion bei diesem Termin beschreibst, klingt das nach gewaltigem Disstress, einer wahnsinns Angstreaktion (Verlustangst?) und ja: Panikattacke!

Und ich finde nicht, dass du jenes auf die leichte Schulter nehmen solltest, sondern dir einen geschützten Rahmen suchen solltest, in welchem du dieses Trauma peu à peu aufarbeiten und darüber sprechen kannst.

Ich wünsche dir alles Gute
LG snow

5

Hallo du Liebe,

Auch ich bin eine Frühchenmama und fühle mich durch meine Erfahrung von Schwangerschaft, Geburt, Neo und dem gesamten ersten Lebensjahr traumatisiert.
Ich habe diesbezüglich noch nicht meinen inneren Frieden gefunden.

Es hilft mir sehr mir bewusst zu machen, dass ich nicht nur frühgeborene Kinder habe, sondern dass ich eine zu früh geborene Mama bin. Ich war noch nicht bereit zu gebären und mein Kind außerhalb meines Leibes zu versorgen...

Ich meine mich an deine Geschichte zu erinnern. Eventuell habe ich dir auch schon einmal geschrieben. Mein Sohn bekam völlig unerwarteter Weise sechs Wochen nach der Geburt eine NEC. Kein Arzt hatte mehr mit sowas gerechnet. Es ging ihm innerhalb von wenigen Stunden sehr schlecht und er entging nur knapp einer Op. Das sind Dinge, die bei Frühchen vorkommen können und so hart die Zeit im Krankenhaus auch ist, so lohnt es sich doch die Zeit geduldig auszuhalten. Du sagst selber, dass ihr auch bei der Oberärztin nur GEGEN ärztlichen Rat hättet gehen können.

Ich hoffe sehr, dass du deinen Frieden schließen kannst mit eurer Geschichte und die Trauer darum zu einem Schatz wird, durch den du Eltern, die ähnliches durchleben auf besondere Art und Weise zur Seite stehen kannst.

Liebe Grüße
Hanna2001