Angst vor kommender Zeit

Guten Abend

Seit Mittwoch, 2:53 Uhr, bin ich Mutter. Nach 3 ELSS, 3 FG und dank 4. Künstlicher Befruchtung ging unser Traum in Erfüllung. Leider kam sie bereits bei 34+0 und benötigt weiterhin Unterstützung auf der Neo.

Ich darf als Begleiterin mit "herziehen". Aber mein Mann darf uns nicht besuchen. Null. Gar nicht.

Es zerfrisst uns. Mein Mann weint abends, hat sie nur Mittwoch früh kurz im kreißsaal gesehen. Und es sind noch 3-6 Wochen im KH. Ich werde ihn auch stark vermissen und das zu Hause auch. Aber für ihn ist es unvorstellbar. Er isr immer allein. Homeoffice und dank Corona ist man auch nur allein. Es is mies

Wie geht ihr mit allem um?

Vg

Lilly + Hedda (3 Tage)

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Liebe Lilly,

ich habe die Tage oft an euch gedacht... Wie geht es Hedda? Wie klappt das Abpumpen?

Einerseits finde ich es toll, dass du so viel bei deiner Kleinen bleiben darfst... Dass dein Mann gar nicht kommen darf, finde ich ganz schrecklich! Ich weiß, dass ihr momentan bestimmt nicht die Energie dafür habt, aber vielleicht kann sich eine Freundin von dir mal bei der KH-Leitung einsetzen, dass die Papas zu Besuch kommen dürfen?! Zur Not in kompletter Schutzmontur... Ich kann ja vieles aktuell nachvollziehen, aber das ist für den aktuellen Stand der Dinge in Deutschland schon ganz schön extrem! Oder kommst du aus Österreich?

Liebes, haltet durch! Ich hoffe, dass ihr nicht so lange im KH bleiben müsst! Versuch das beste aus der aktuellen Zeit zu machen - kuscheln, pumpen und für deine Kleine da sein! Telefonier viel mit seinem Mann!
Ich schicke dir viel Kraft! 🍀

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Hallo, ich bin Kinderkrankenschwester und selbst Mutter von 3 Kindern. Ich kann mir vorstellen das es sehr schwer ist wenn der Papa nicht zu Besuch kommen kann. Auf der anderen Seite muss ich dir sagen, eine corona Infektion auf einer Frühchenstation ist der komplette Horror. Da gilt es alles daran zu setzen das zu vermeiden. Es gibt diese Maßnahmen zum Schutz der Kinder und die brauchen ausnahmslos den Schutz. Keiner will die Eltern ärgern.

2

Hallo Du,
ich liege wegen Zervixinsuffizienz seit der 22ten Ssw im KH. Mittlerweile haben wir uns bis in die 32 Plus 6te Ssw gekämpft. Mein Mann war bis Corona aufkam, jeden Tag als Begleitperson an unserer Seite. Fuhr vom KH aus zur Arbeit und danach wieder heim. Mittlerweile darf er mich gar nicht mehr besuchen. Habe dafür kein wirkliches Verständnis, da er als Arzt über adäquate Schutzkleidung verfügen würde (sogar wie auf der Intensiv). Auch haben wir weit vor dem Ausbruch angeboten, dass er vorübergehend nicht mehr arbeiten würde in seiner Praxis, sich also wie ein Patient dauerhaft -ohne Ausgang- im Klinikum aufhalten würde (dadurch keinerlei Risiko sich außerhalb des KHs anzustecken) Auch dieser Vorschlag wurde leider abgelehnt... Jetzt bleibt uns außer Videotelefonie nicht wirklich eine Option. Bin hier nach der langen Zeit auch fast am Durchdrehen. Aber die psychische Konstitution von Langzeitliegern interessiert in dieser Krise wohl leider nicht wirklich jemanden... Dazu kommt, dass es hieß, dass Männer ab sofort auch im Kreißsaal verboten sind. Das geht mir deutlich zu weit. Wir haben so sehr um die beiden gekämpft (künstliche Befruchtung 7 Transfers und nun dieser KH-Aufenthalt). Immer war mein Mann an meiner Seite und nun soll er nichtmal mehr die Geburt seiner beiden Kinder miterleben dürfen?! Die Informationen hier ändern sich leider auch stündlich. Mal heißt es, dass sie reindürfen, dann wieder nicht. Bin unendlich traurig hier rumliegen zu müssen, aber von tiefer Dankbarkeit erfüllt so weit gekommen zu sein. Ich versuche jetzt die Situation so gut es geht zu verdrängen, schaue keinerlei Corona News mehr und stattdessen alte Serien oder Filme. Vom Lieferdienst lasse ich mir auch manchmal was bringen. Einen besseren Ratschlag habe ich leider auch nicht...
Ich wünsche deiner Tochter von ganzem Herzen alles erdenklich Gute. Ebenso natürlich dir und deinem Mann. Ihr schafft das, auch wenn die Situation im Moment mehr als schwierig ist...

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Also das finde ich ja wirklich unfassbar! Tut mir unendlich leid, dass du damit so alleine gelassen wirst! Lass dich mal unbekannterweise drücken!
Den Mann nach so langer Zeit rauszuschmeißen, dass ist schon echt ein Unding! Kommt ihr aus einer Region mit vielen Corona Fällen? Besteht für dich die Chance, dass du dich entlassen bzw. verlegen lässt? Ab 36+0 z.B.?
Ich würde mich glaub ich ans örtliche Radio oder die Zeitung wenden, damit das wenigstens öffentlich wird...
Wir befolgen die Kontaktbeschränkung sehr gewissenhaft und wir verstehen auch die (meisten) Maßnahmen. Aber irgendwo ist man an der Grenze des Aushaltbaren... Zumal sich die Krankenhäuser doch auch ins eigene Fleisch schneiden, wenn die Väter nicht zur Geburt dürfen... Für eine Geburt braucht man viel psychische Kraft.
Du wirst es schaffen! Ich schicke dir viel Kraft!

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Dir wünsche ich auch alles alles gute! Das liest sich ja furchtbar 😖
Ich habe "nur" 5 Wochen im Kankenhaus gelegen und klar mir ist der Besuch manchmal ziemlich auf den Pinsel gegangen...... aber so von niemandem besucht werden zu dürfen stelle ich mir schrecklich vor. Ich schicke dir ganz viel Kraft das durch zu stehen 🍀

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Hey liebe Lilly.

Ohhh man du hast ja auch schon einiges durch du arme. 😪
Im welchen kh bist du ? Das ist echt hart das er nicht zu euch darf. Ich hab das damals immer so gemacht das ich mir 1 Abend in der Woche Zeit für mein mann genommen hab bin 1 mal die Woche nach Hause gefahren und nächsten Morgen wieder zurück. Vielleicht würde ihm das ein bißchen helfen. Habt ihr eine Psychologin da mit der du reden kannst ? Wenn ja erzähl ihr davon das euch das echt fertig macht. Meine Psychologin hat mir immer geholfen wenn was war. Halte durch und fühl dich gedrückt.

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Hallo liebes,
Es freut mich, dass du bei deiner kleinen sein darfst. Aber ich finde es ganz schrecklich, dass dein Mann nicht zu euch darf. Dabei ist es so eine wichtige Zeit für euch alle drei!!

Das Positive was ich sehe ist, dass du vermutlich einen ähnlichen Tagesablauf wie ich damals hast...:
Alle drei Stunden wickeln-Temperatur messen-wiegen-anlegen-wiegen-aufsondieren-abpumpen.
Damit gehen die Tage sehr schnell vorbei, weil es absolut Stress ist.

Aber es ist auch sehr emotional und kräftezehrend und man braucht den Partner! 😔
Es ist einfach nicht fair, weder für ihn noch für dich.
Allerdings gilt es, diese ganz kleinen natürlich noch viel dringender vor diesem kack Virus zu schützen..

Es ist eine schwierige Zeit..
Aber irgendwann ist sie überstanden!!

Alles gute für dich, deine kleine Maus und auch für deinen Mann allein Zuhause 🍀

LG Sonnenblumenkerne mit Krümeline 17 Wochen 💝

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Liebe Lilly,
besteht denn die Möglichkeit, dass du nach Hause gehst und dann täglich ins KH gehst? Wir haben noch mindestens 7 Wochen vor uns und ich bin gestern nach Hause entlassen worden. Ich glaube, länger hätte ich es auch nicht ausgehalten soviel Zeit zum Nachdenken zu haben. Ok, hier zu Hause brauchen mich auch meine anderen Kinder, aber es tut gut, wieder ein bisschen Alltag zu leben, dann übertrage ich meine Anspannung auch nicht auf das Baby.
Bei uns ist es mit, dass sich die Eltern tageweise mit dem Besuch abwechseln, so darf auch mein Mann das Baby sehen.
Jetzt wird täglich einer von uns 4-8 Stunden dort sein und känguruhen, für den Rest der Zeit vertraue ich auf die sehr liebevollen und kompetenten Krankenschwestern.
Ich bin zwar traurig, dass die Besuchsregelung so streng ist, allerdings geht es hier um den Schutz der schutzlosesten Wesen, die ich mir vorstellen kann!
Ganz liebe Grüße, vielleicht ist die Welt eine bessere, wenn die Zeit überstanden ist!

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Unsere Zwillinge kamen bei 34+1.. bei Geburt und 2 Tage danach durfte mein Mann kommen. Dann war er stark erkältet und aus vernunft war er 7 Tage nicht zu Besuch. Es war echt Horror. Ich mit zwei Frühchen alleine im kh..jede Nachricht von den Ärzten bekam ich alleine..egal ob positiv oder negativ. Jede spontane Entscheidung musste ich alleine treffen.

Darfst du von Station und dich draußen mit ihm treffen? Bei uns gab es kein corona.. entsprechend wurde ich nach einer Woche von Station "geworfen" damit ich mal kurzzeitig an die Luft komme. Wäre es nach mir gegangen wäre ich wohl nie ans Tageslicht gekommen ^^


Ich kann sehr gut nachvollziehen wie es dir geht und drücke dir die Daumen dass ihr schnell nach Hause kommt

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Hallo Lilly,

ich kann verstehen, dass dich die Situation sehr belastet.
Ich habe insgesamt 10 Monate auf einer Neointensiv, bzw. Kinderintensiv verbringen müssen. Ich habe viele Kinder sterben sehen, z.T. durch Infektionen.

Auf Frühchenstationen liegen Kinder, die nicht einmal 500g auf die Waage bringen, unterentwickelte, unreife Lungen haben, Probleme mit dem Herzen oder andere lebensbedrohlichen Umstände.

Aktuell sind vor allem die Schwächsten unserer Gesellschaft, egal ob zu früh geborene Kinder, Kranke oder alte Menschen, durch diesen Virus bedroht. Wie leicht es sich überträgt, sieht man an den aktuellen Berichten aus verschiedensten Ländern.

Klar, die Intensivstation ist der Horror, das ohne Unterstützung durchstehen zu müssen, mehr als unangenehm. Aber es ist wichtig zum Schutz derer, die durch dieses Virus sterben könnten.

Es sind nur ein paar Wochen. Die gehen rum. Die Erinnerungen daran werden nicht so sein, wie du sie dir gewünscht hast. Aber du wirst dein Kind mit nach Hause nehmen dürfen. Alles andere gerät dann in den Hintergrund.

Halte durch, deine Tochter ist gesund. Das ist alles, was zählt, du schaffst das.

Viele Grüße

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Du hast völlig recht. Manchmal erwisch ich mich dabei, egoistisch zu denken. Für die Allgemeinheit ist es nämlich natürlich das Beste.

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Guten Morgen liebe Lilly,

erst mal herzlichen Glückwunsch zur Geburt eurer Prinzessin.
Die Umstände sind momentan wirklich sehr bescheiden. So stellt man sich das nicht vor.
Leider ist es für die Gesundheit aller unumgänglich. Auch dein Immunsystem ist durch die Schwangerschaft noch geschwächt.
ABER: ihr begleitet eure Maus noch ein Leben lang. Bald könnt ihr mit ihr lachen, singen, toben, kuscheln, küssen....❤
Holt einfach alles doppelt nach.
Vielleicht kannst du ja jeden Tag einen Brief an deinem Mann aus Sicht deiner Tochter schreiben. Das lenkt dich ein bisschen ab und den Papa freut es auch. Vielleicht lernst du auch ein paar andere Muttis kennen und kommst ein bisschen auf andere Gedanken.
Dein Mann sollte vielleicht auch versuchen sich irgendwie abzulenken. Mit Freunden telefonieren oder sowas. Für ihn muss es noch "schlimmer" sein, euch beide nicht sehen zu können (soll jetzt nicht heißen, dass es für dich einfacher ist).
Ihr schafft das und nächstes Jahr macht ihr dann eine riesen Party zum Geburtstag;-).

Ich wünsche euch alles erdenklich Gute🍀.

Ganz liebe Grüße. Haltet durch!