Pflegekind?

Hallo Ihr Lieben,

ich gehöre eigentlich gar nicht mehr richtig zu euch. Wir haben es aufgegeben, auf ein eigenes Kind "hinzuarbeiten". Jeder Versuch wird immer noch frustrierender.
Ich kann den Blick meines Mannes nicht mehr sehen, wenn ich ihm sage, ich hätte die Mens bekommen. Monat für Monat.
Und nach einer IUI oder der ICSI ist es natürlich um ein Vielfaches schlimmer.

Durch Zufall eingentlich habe ich in der Zeitung gelesen, dass bei uns dringend Pflegeeltern gesucht werden.
Wir hatten ein Infogespräch, könnten relativ bald ein Baby bekommen, das dann voraussichtlich bis es 18 ist bei uns bleibt.

Jetzt sitze ich da mit den ausgefüllten Unterlagen und bekomme Angst.

Natürlich kann man immer zurück, aber es ist ja kein Hund, den man sich anschafft.

Kann ich das? Ein "fremdes" Kind, das Mama und Papa hat und der Kontakt auch gefördert werden muss.
Was, wenn ich es nicht so lieben kann wie mein eigenes?
Ich würde in Karenz gehen, Windeln wechseln, kleine Händchen küssen und in der Nacht aufstehen.
Wenn ich daran denke, geht mein Herz auf...

Wir beide sind uns ganz sicher, dass das ein sehr guter, wunderschöner, auch schwerer Weg ist, den wir wollen. Gern sogar.

Aber ich habe auch Angst davor. Vor mir selbst.

Was meint ihr? Ja, ihr habt ganz andere Sorgen, aber ihr versteht mich sicher am besten.

Liebe Grüße
Silke

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Hallo Silke,

ich arbeite in einem Jugendamt und ich finde es toll, dass es Leute gibt, die sich als Pflegeeltern zur Verfügung stellen. #pro Es ist toll, dass man Euch gleich ein Baby vermitteln könnte - bei uns ist das immer etwas fraglich, zum Glück muss nur selten ein Baby untergebracht werden.
Allerdings habe ich in den Fällen, in denen wir ein Baby in einer Pflegefamilie untergebracht haben, miterlebt, dass die leiblichen Eltern noch einige Zeit um ihr Kind gekämpft haben und es für die Pflegeeltern eine schwierige Zeit war, da sie sich schon an den kleinen Menschen gebunden hatten und befürchten mussten, dass ihnen das Kind wieder weg genommen wird. In einem Fall wurde das Kind nach ein paar Monaten in der Pflegefamilie wieder der Mutter zugesprochen, die mit dem Kind in ein Mutter-Kind-Heim ging.
Ich wünsche Euch, dass Euch diese Situation erspart bleibt und möchte Euch nochmal meinen Respekt aussprechen, dass Ihr Pflegeeltern werden möchtet #klee.

Alles Gute und viele liebe Grüße
Heike #blume

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Ja, ich bin mir dieser Probleme bewusst.

Und immer wenn ich denke, dass wir es nicht machen und fertig, sagt etwas in mir, dass genau das unser Weg ist.
Soll jetzt nicht dumm oder banal klingen, aber uns geht es so gut in unserem Leben und wir sollten dem da oben schon auch etwas zurück geben.

Natürlich machen wir das für uns selbst in erster Linie, aber man kann ja auch sagen, dass, wenn es Probleme gibt, man es aussteht, weil man eben auch was geben muss im leben.

Danke für deine lieben Worte

Silke#herzlich

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Wie gesagt, ich finde es toll, dass es Menschen gibt, die bereits sind, ein Pflegekind aufzunehmen.
Ich kann Deine Bedenken auch verstehen, ich habe mich schon öfter mit dem Gedanken auseinandergesetzt, weil ich mit solchen Dingen auf der Arbeit zu tun habe - bin momentan aber der Meinung, dass ein Pflegekind für uns nicht der richtige Weg wäre - vielleicht noch nicht?

Ich wünsche Euch auf jeden Fall alles Gute und ich denke, dass man auch in diesem Bereich nie absolute Gewissheit haben kann, ob man das richtige tut, aber wenn Dein Bauch der Meinung ist, dass das Euer Weg ist, dann nichts wie los!! #pro#klee

LG Heike

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Hallo Silke,

meine Mutter ist seit über 25 Jahren Tages- und Pflegemutter. Ich bin also mit den Kindern aufgewachsen. Ich finde es auch toll, wenn Familien sich für andere Kinder öffnen. Du musst dir allerdings darüber im Klaren sein, dass es jederzeit sein kann, dass das Kind zu den leiblichen Eltern zurück kommen kann. Meine Eltern mussten teilweise hart kämpfen und haben auch einige Kinder zu den Eltern zurück geben müssen, auch wenn es nicht immer das Beste für das Kind war... Was die Muttergefühle angeht, ist da sicher jeder anders, bei uns waren die Pflegekinder immer Familienangehörige. Es gab keinen Unterschied zu uns "Leiblichen". Meine Eltern wurden von den Kindern oft Mama und Papa genannt und wir waren die Geschwister. Da die Kinder oft schon viel erlebt haben, brauchen sie häufig psychotherapeutische Unterstützung. Ich will es dir nicht ausreden, aber ihr solltet euch schon dieser Verantwortung bewusst sein.

Ich wünsche euch alles Gute:-)

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Du hat Recht, mit diesem Risiko müssten wir leben.
Ich habe auch nicht wirklich realistische Angst, dass ich es nicht lieben könnte.
Aber doch kommen manchmal so Gedanken.

Wir würden auch unter anderem deswegen gern ein Baby nehmen, weil es noch nicht so viel erlebt hat. Sicher es gibt pränatalen Alkoholismus, Drogen, Eltern, die schütteln u.ä. Aber es sind noch nicht so viel mögliche Traumata und wenn, dann kann man vielleicht noch mit viel Liebe, Geduld und Geborgenheit viel wett machen. Da braucht es noch keinen Psychologen.

Und wenn ja, dann würden wir das auch in Angriff nehmen.

liebe Grüße

Silke

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Wie gesagt, ich finde es toll wenn Kinder ein ein schönes, liebevolles zu Hause bei Pflegeeltern finden.

Ich wünsche euch, dass ihr die für euch richtige Entscheidung trefft und alles Gute für eure Zukunft mit Baby;-)

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Hallo Silke,

was ich grade gedacht habe, als ich Deinen Beitrag las, ist Folgendes: Wenn Du Dir der Probleme, die ein Pflegekind (oder vielleicht die Wegnahme dieses) mitbringt, bewusst bist und damit leben kannst, dies sogar als Euren Weg ansehen und annehmen kannst, dann sprechen die anderen Bedenken überhaupt nicht dagegen!

Die klingen nämlich so, wie sie wohl jedes werdende Elternpaar hat. Man kriegt kurz vor der Entbindung etwas kalte Füße, obwohl man ja nun eigentlich nichts mehr machen kann. Wird man so einem Würmchen gerecht? Kann man es wirklich liebhaben? Obwohl man sich ja so lange drauf gefreut hat oder wie wir „darauf hingearbeitet“ hat, die Bedenken kommen. Ich denke auch, dass das ganz normal ist. Selbst jetzt beim zweiten Kind, kommen mir diese Bedenken: Kann ich das Würmchen so lieben, wie meine Tochter? Werde ich meine Tochter weniger lieben, wenn unser Sohn geboren wird?

Ich sehe Deine Bedenken als ganz normal und gut an, denn nur wer sich und seine Motive hinterfragen kann, kann im Zweifel auch gut auf besondere Umstände einstellen. Aber Du reagierst m.E. nach, wie jede werdende Mutter!

Ich wünsche Euch, dass Ihr Euer Kind schnell bekommt und lange und ohne Probleme behalten dürft!
Liebe Grüße Punkt und Eule und Minipünktchen

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Danke!

Deine Worte haben mich sehr berührt.
Und der Gedanke, dass ich nach all den frustrierenden Erfahrungen mit unserem Kinderwunsch eine "werdende Mama" sein könnte ohne dass wir nochmal darauf gehofft haben, freut mich unglaublich.

Alles Liebe auch dir!

Silke

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Hallo Silke!
Wir haben uns auch schon ansatzweise mit dem Gedanken befasst ein Pflegekind aufzunehmen, aber nicht sofort.
Wir wollen noch ca 2 Jahre versuchen ein eigenes zu bekommen und dann werden wir mal beim Jugendamt nachfragen wegen einer Dauerpflegschaft.
Ich finde es gut dass es sowas gibt, ich war selbst ein Pflegekind allerdings war ich bei meiner Großmutter.
Das Risiko ist natürlich immer da, dass das Kind wieder zu seinen richtigen Eltern zurück geht. Aber ich sehe das im Moment noch nicht so extrem als neg. an.
Ich fände es schön einem Kind ein gutes Übergangszuhause gegeben zu haben.
Allerdings sind auch manche Kinder psychisch und emotional ziemlich angeschlagen durch die Ursprungsfamilien.
Ich finde es aber trotzdem etwas wunderbares einem Kind so ein schönes zu Hause bieten zu dürfen.
Alles Liebe Anja

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Hallo Silke,

wir haben uns auch lange und ausführlich mit dem Thema Pflegschaft beschäftigt. Nach 4 ICSI´s ist der Reproweg für uns vorbei... Es ist einfach nicht unser Weg...
Wir haben jedoch beide zuviel Angst davor ein Kind wieder abgeben zu müssen, so dass wir uns zunächst für eine Adoption entschieden haben. Eine Pflegschaft schließen wir jedoch für die Zukunft auch nicht aus...

Ich finde deine Ängste klingen völlig normal... Ich glaube das geht allen werdenen Mama´s so. Ich hatte gestern das totale Tief, weil ich nicht weiß, ob ich für mein ganzes Leben garantieren kann und will, dass wir nicht doch nochmal eine ICSI wagen... Das hat nichts damit zu tun, dass der leibliche Kinderwunsch noch nicht abgeschlossen ist... ABER ich will halt nicht ohne Kinder leben und wenn der Ado-Weg auch nicht zum Erfolg führt???
Naja, was ich damit sagen will ist eigentlich ganz einfach: Ich glaube GEdanken macht man sich immer... Und meistens sogar eher zu viele. ABER: GEnau das ist auch gut so! Das bereitet uns schließlich erst richtig auf die Aufgaben vor, die vor uns liegen!

Ich wünsche Euch alles, alles Gute und hört auf EUer #herzlich!

LG
Johanna#klee