Nach fast 17 Wochen- jähes Ende

Hallo,

ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll- bin so durcheinander und fassungslos, steh total neben mir...
Unser Sohn, ich sag es mir immer wieder vor Tom Liellan, Tom Liellan...er ist real... ich habe Dich geboren am Montag um 19:55 Uhr, ich habe Dich gesehen, ich habe Dich angefasst, Deine kleinen Hände, Deine kleinen Füsse, Arme, Beine , Dein Köpfchen gestreichelt. Du hast so perfekt und friedlich ausgesehen.
Dabei bist Du stundenlang gestorben... ich konnte Dir nicht helfen. Himmel, das macht micht verrückt. Diese Vorstellung...ich denke, ich habe Dich allein gelassen hab, etwas falsch gemacht habe, zu spät nahc Hilfe gerufen habe...
Am 25.06.2009 bin ich mit starken Unterleibsschmerzen und Schmierblutungen um 00:50 Uhr ins Krankenhaus, dort wurde ich gleich stationär aufgenommen. Da ich schilderte, dass ich schon den ganzen Nachmittag immer wider leichte Schmerzen hatte, meinte die diensthabende Ärztin, warum ich denn nicht früher gekommen sei. Ja, warum? Ich habe doch gedacht, dass sind Dehnungsschmerzen und dachte, das ist normal. Woher soll ich das denn wissen, was nicht mehr normal ist?
Die folgenden Tage habe ich dann liegend verbracht, Magnesiumtherapie, Blutuntersuchungen. Die Schmerzen ließen nach, die Blutungen kamen und gingen. Noch am 28.06. fühlte ich mich ganz wohl und in Ordnung. Nachts um 4:00 Uhr hatte ich ein sehr starkes Druckgefühl im Unterbauch. Da ich seit Tagen keinen richtigen Stuhlgang hatte, dachte ich, dass kommt daher. Habe aber nach der Nachtschwester geklingelt. Diese brachte mir ein Klistier. Um 4:00 Uhr hatte ich dann auf der Toilette einen Blasensprung, habe aber nicht erkannt, dass es einer war. Ich dachte nur, das Klistier wirkt sich auch auf die Blasenmuskulatur aus... Warum habe ich den Unterschied nicht gemerkt? Es war ein Plopp und ein ganz kurzer Schwall. Urin ? Ein bisschen Blut. Der Nachtschwester habe ich die Details nicht mitgeteilt… warum bloß nicht, warum… vielleicht hätte man gleich um 04:00 Uhr noch etwas tun können? Ich mache mir solche Vorwürfe… warum bloß? Ich habe mich erst einmal wieder hingelegt… Die Schmerzen im Unterbauch bleiben, sind aber nicht mehr so stark.
Gegen 6:20 hatte ich so starke Krämpfe, dass ich die Nachtschwester gerufen habe, große Mengen frisches Blut kommt, enormer Druck im Unterbauch, auf die Blase, das Schambein. Rufe die Schwester. Will auf die Toilette. Komme nicht mehr alleine von der Toilette herunter. Blute so stark, wie nie zuvor in meinem Leben. .. denke nur noch, mein armes Baby! Ein Arzt wird angerufen, die Schwester versorgt mich mit neuen Vorlagen…warum kommt kein Arzt her und schaut gleich nach!!!
Ich bekomme Schmerzmittel per Infusion, das Magnesium (Magneven wird von 21ml/h wieder wie am Vortag auf 23 ml/h hochgesetzt). Zwischendurch erhalte ich weiterhin meine Antibiotika- Infusion. Die Vorlage ist samt Unterhose und Bett nach 10 Minuten durchgeblutet. Schmerzen halten an. Das Schmerzmittel trocknet mir den Mund aus, die Lippe schwillt an und wird zum Teil taub. Ebenso mein Wille…ich bin teilnahmslos.
6:45Uhr Frühstück wird gebracht. Sind die noch ganz dicht? Chefarztvisite. Bettruhe, Magnesium, später Ultraschall. Ich frage mehrfach am Vormittag nach. Wann Ultraschall ? Ultraschall machen wir nachher. Ja, wann denn? Wenn alles zu spät ist? Bei der Blutabnahme frage ich nochmal nach. Ich frage, ob es normal ist, dass bei Klistieranwendung auch die Blase entleert. Nein, das sei nicht normal. Meine Frage, ob das auch Fruchtwasser gewesen sein könnte, wird bejaht. Wir holen sie nachher zum Ultraschall, wenn die Entzündungszeichen im Blut untersucht worden sind. Herrgott bitte, jetzt ist es 9:49 Uhr! Und ich liege hier blutend in der Ungewissheit! Immer mehr denke ich, dass ich heute Morgen um 4:00 Uhr einen Blasensprung auf der Toilette hatte und das Baby ist auf dem Weg zu seinem Geschwisterchen, welches ich am 03.01.2009 in der 6. SSW verloren habe. 10:12 Uhr.
10:45 Uhr die Vorlage wird gewechselt. Ich frage Schwester Judith, wann der Ultraschall stattfindet. Antwort: Heute Morgen habe eine OP stattgefunden; die sei jetzt fertig, möglich dass dann die Untersuchung stattfindet. Ich heule nur noch und sage dass ich die Ungewissheit nicht mehr aushalte. Das ist unfassbar. Zwischenzeitlich kommt die Schwesternschülerin zum Zimmerputzen. Alles Routine…
11:15 Uhr Besuch von Dipl Psychologin. Wir sprechen über meine Traurigkeit und die Ungewissheit wegen fehlender Untersuchung.
11:45 Uhr endlich ich werde zum Ultraschall liegend gefahren. 12:00 Uhr Toms Herz schlägt noch, ich sehe es auf dem Monitor, aber Fruchtblase ist da keine mehr. Tom befindet sich bereits im Gebärmutterhals, daher also die Schmerzen. Ich bin plötzlich ganz ruhig. Die Ärzte auch.
10% Baby-Take-Home-Rate fährt es mir durch den Kopf. Das heißt 90 % schaffen es nicht… nach einer IVF. Bei 25% Erfolg auf Eintritt einer Schwangerschaft sind das gerade mal 2,5 von 100 behandelten Paaren…an was denke ich da bloß?!
Ach, Baby! Beinahe hätten wir die 17. SSW vollendet (16+6)…
Zurück auf dem Zimmer 13:30 Uhr. Die ganzen Besucher!!!! Rufe meine Schwester an, schildere die Situation. Keiner soll kommen. Mittlerweile ist es bereits 13:45 Uhr- ich rufe Deinen Papa an…Gott steh uns bei. Er bleibt ganz ruhig, sagt er komme sofort. Sagt, Schatz schau, soweit sind wir bisher noch nie gekommen… was der Tatsache entspricht.
Der Oberarzt kommt noch einmal vorbei, schildert, was nun passieren soll. Man hofft auf einen Spontanausstoß mitsamt der Plazenta. Da alles so schnell passiert sei, hoffe man noch heute Abend die Ausschabung vornehmen zu können. Es gäbe die Möglichkeit das Kind bestatten zu lassen. In einem Einzelgrab oder in einem Sammelgrab, dass müsse man bis morgen entscheiden… Ich liege nur da, mein Kopf ein Vakuum, bekomme kaum Luft, weine, weine, weine…
Mehrere Hebammen und Schwestern kümmern sich um mich, jetzt werde ich keine halbe Stunde mehr alleingelassen. Eine kommt mit einer Mappe der Regenbogenkinder e.V. vorbei. Ich erbitte mir das Alleinsein, so fließen die Tränen leichter.
Wir werden in die Nähe des Kreissaales gebracht- in ein Entbindungszimmer. Unter Beobachtung der zuständigen Hebamme. Der Oberarzt verordnet eine Wehen auslösende Infusion, nachdem sich nichts weiter tut. Falls sich bis 20 Uhr nichts getan haben sollte, wird morgen früh ein anderes Mittel eingesetzt.
15:45 Uhr mein Mann ist da. Fassungslos.
Tja, da sitzen bzw. liegen wir nun und warten. Warten bis Du, unser Kind auf die Welt kommt. Mein Mann und ich unterhalten uns, wie wir uns vor fast 8 Jahren kennengelernt haben. Was wir am anderen lieben und schätzen. Ich wünschte Du könntest uns hören, aber höchstwahrscheinlich bist Du bereits gestorben. Wir haben soviel Liebe zu geben- Du wärst so wichtig für Deinen Papa gewesen…
17:00 Uhr Habe ganz vergessen, dass meine Schwägerin auch zu Besuch kommen wollte. Wir beschließen, sie zu informieren. Sie ist total geschockt- ich versuche sie zu trösten. Gegenseitig trösten wir uns.
19:42 Uhr die Hebamme befreit mich von der Infusion, sagt, das wird heute wohl nichts mehr werden. Sie hat sich den ganzen Nachmittag immer wieder Zeit für mich und meinen Mann genommen.
19:50 Uhr ich sage zur Hebamme ich müsse mal. Aufstehen darf ich ja, über den Gang hinweg begleiten mich die Hebamme und mein Mann auf die Toilette. Nicht abschließen sagt sie noch. Ich sitz und bin gerade fertig, als etwas aus mir heraus flutscht, instinktiv halte ich meine Hand unter mich, ich drehe mich um, sehe etwas… und rufe panisch, o gott ich glaube ich habe mein Kind im Klo verloren! Sofort sind die Hebamme und mein Mann zur Stelle. Die Hebamme nimmt das Kind und läuft hinter mir her aufs Entbindungszimmer, während mich mein Mann führt.
19:57 Uhr Ich muss mich aufs Bett Legen, das Kind wird zwischen meine Beine gelegt, der Arzt gerufen. Diesmal ist es die Ärztin, die mich am 25.06. stationär aufgenommen hat. Die Versorgung beginnt, Nabelschnur durchtrennen, schauen wie stark ich blute, ob ich Schmerzen habe…nein keine. Ob wir das Kind sehen wollen… ja. Ja bitte. Auf einem weißen Tuch wird mir das Kind auf en Bauch gelegt. Wir schauen Dich an- unser Wunder Du bist hübsch, siehst aus wie ein Baby aussieht, nur viel viel kleiner und von anderer Farbe.. ich fasse Dich an, unglaublich ich kann Dich anfassen…unser Kind, ich sehe Du ist ein Junge, alles dran- so wie ich es geträumt habe, Du hast die Kopfform, das Gesicht Deines Papas, unfassbar. Dein Papa schluckt und weint. Ihm ist auch das Herz gebrochen, " O Gott, das ist unser Kind! Das kann doch nicht sein!“Dann haben wir nur noch geweint und uns gegenseitig gehalten und gestreichelt. Irgendwann kam dann die Hebamme wieder und die Ärztin, ob wir mehr Zeit bräuchten. Wir könnten das Kind später noch einmal sehen.
Wir haben uns von Dir verabschiedet, ich habe Dich gesegnet und wir haben Dir den Namen Tom gegeben. Später habe ich Liellan ergänzt. Tom Liellan. Liellan heißt das Liebste, ich weiß nur nicht mehr in welcher Sprache.
Mein Mann durfte dann bei mir bleiben die ganze Nacht, während wir darauf hofften, dass sich die Plazenta lösen würde. Hat sie nicht. Sie wurde am nächsten Morgen bei der Ausschabung i n Vollnarkose entfernt.
Mein Mann ist großartig- er ist mein Lebensgeschenk. Wie tief er für uns beide empfindet, habe ich in diesen Stunden erfahren dürfen. Das hält mich aufrecht. Dass er die ganze Nacht bei uns geblieben ist, erklärte er bei seiner Entscheidung folgendermaßen: „ Weißt Du, das wir die einzige Nacht sein, in der wir drei uns unter einem Dach befinden.“ Dafür und für vieles mehr liebe ich ihn. Ach Tom, er hätte Dir soviel mitgeben können.
Jetzt sind wir also Eltern geworden…nur eben ohne unser Kind direkt an unserer Seite zu haben. Wir vermissen Dich so…

Liebes Urbia-Team, danke, dass es diesen Platz gibt, um festzuhalten was passiert ist, um zu trauern und zu gedenken. Die letzten Stunden habe ich weinend unsere sehr sehr lang gewordene Geschichte geschrieben. Jetzt bin ich irgendwie ruhiger geworden… Hier steht, was passiert ist, ich kann es lesen, es ist real.
Allen, die ähnliches erfahren haben und erfahren müssen, wünsche ich alles Liebe, Kraft, Hoffnung und die Liebe und den Trost von Euren Freunden, Angehörigen und Bekannten.
Liebe Grüße und Danke fürs „Zuhören“, so bleiben unsere Sternenkinder in der Welt
Gabriela


1

Ganz schrecklich was euch passiert ist.

Wünschen euch viel kraft #klee

#kerze#kerze für eure zwei Engel.

2

Hallo liebe Wiega,

es tut mir schrecklich leid, was Euch passiert ist und ich wünsche Euch viel Kraft. #kerze

Ich kann heute nicht mehr schlafen und wollte einfach mal hier reinschauen. Ich selber bin schwanger, aber ich schaue trotzdem hier rein um einfach auch mein Mitgefühl auszusprechen. Meine Freundin hatte letztes Jahr auch eine FG, aber deutlich früher.

Ich habe hier Deinen Text gelesen und ich habe ihn mir kompeltt durchgelesen. Es war teilweise soooooo schlimm und trotzdem so gefühlvoll (mit positiven und neg. Gefühlen bestückt). Ich finde Du hast es sooooo toll geschrieben und ich glaube Dein Mann und Du Ihr seid 2 ganz besondere Menschen, sonst kann man das so nicht durchstehen und schreiben. Ich bin wirklich zu Tränen gerührt und die sind kaum noch zu bändigen.
Ich wünsche EUch weiterhin viel Glück und auch für Eure #stern chen.

Liebe Grüße die zu Tränen gerührte Sumsel

3

Hallo Wiga,

es tut mir unendlich leid, was Euch beiden passiert ist :-( Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und alles erdenklich Gute#klee, dass in Zukunft alles besser für Euch wird, und Ihr auch irgendwann einen kleinen Schatz in den Händen halten könnt.

Als ich Deinen Bericht gelesen habe, mußte ich echt weinen, so schön wie Du diesen geschrieben hast. Ihr seit echt 2 ganz besondere Menschen und das Glück kehrt bestimmt auch genauso schnell wieder zu Euch zurück - bitte immer positiv denken!!!

Ich zünde eine Kerze #kerze für Dein Sternchen an...

Liebe Grüße

areena

4

*sprachlos*

Mir kommen die Tränen! #schmoll

5


"ohne Worte"


#kerze



jorien

6

Hallo Gabriela,

Ich wünsche dir ganz viel Kraft um die nächste Zeit zu meistern.

Eine #kerze für deinen #stern.

Lg Lydia
mit #stern Robin Lucas (20.SSW) im #herzlich

7

Ich habe einen dicken Klos im Hals!

Gabriela, ich kann mein Mitgefühl für euch gar nicht in Worte fassen, es tut mir leid, dass ihr das erleben musstet.

eine #kerze für #stern Tom Liellan

Frannylein mit #stern ganz tief im Herzen

8

#schmoll

Es tut ir unsagbar Leid, was euch passiert ist! Ich kann nicht in Worte fassen, was ich fühle...
Mir stehen Tränen in den Augen, laufen die Wangen hinunter...

Ich bitte meine beiden Sternchen, deinen kleinen Tom herzlich in Ihrer Mitte aufzunehmen... bei all den anderen Sternenkindern über uns #stern#stern#stern

Eine #kerze für den kleinen Tom
und Euch viel viel Kraft für die kommende Zeit!

Tina mit #stern (6. SSW, 3/09) und #stern (10. SSW, 6/09)

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.......es tut mir so leid........wenn ich darf drück ich dich mal ganz doll, zünde eine #kerze für Tom Liellan an..

stille Grüsse

Kathrin+ Emma fest an der Hand und#sternchen fest im Herzen

10

es tut mir so leid für euch und euren tom.
ich wünsche euch auch irgendwann wieder einen sonnenstrahl voll glück
#schmoll
conny

11

#kerze
mir liefen beim lesen die Tränen runter,
wie muss es dann erst euch ergehen?

Wünsche euch ganz vieol Kraft.
"habt immer mehr Träume im Herzen, als die Realität zerstören kann"