Abbruch aus medizinischer Indikation 13. Woche und die Zeit danach...

Hallo Ihr Lieben,

wie soll ich anfangen. Ich war am Mo zur Nackenfaltenmessung.
Es ist meine zweite Schwangerschaft und ich habe bereits ein gesundes Kind.
Weil ich im Freundeskreis zwei Paare kennengelernt habe, die bei pränatalen Untersuchungen schwerste Fehlbildungen feststellen mussten (Kinder waren nicht
Lebensfähig) habe ich mich dieses mal dazu entschlossen, diese Untersuchung zu machen. Beim letzten Mal wollte ich diesem Prozess entgehen, weil ich einfach
Vertrauen hatte, dass alles gut geht und ich nicht gewusst hätte, wie ich bei einem negativen Ergebnis hätte reagieren sollen. Mir war es damals egal.

Diesmal bin ich 3 Jahre älter, das Risiko steigt (bin 36) und hatte total Angst vor einer
ungenauen Diagnose, bei der mir zu FWU geraten würde.

Durch mein erstes Kind habe ich die Schwangerschaft gar nicht so wahrnehmen und zelebrieren können wie beim ersten Mal. Schlichtweg habe ich noch gar keine Verbindung zum Kind aufgebaut, ich war auch so ängstlich, es könnte was nicht stimmen.
Als der Termin dann näher rückte wurde ich sehr unruhig.

Montag dann der Termin. Als ich auf der Liege lag und die Ärztin wie wild auf meinem Bauch herumdrückte kam auf einmal der Satzanfang, der alles einstürzen ließ:
„ich muss Ihnen leider sagen...

Und da war es aus. Die Diagnose war keine zu dicke Nackenfalte oder ein fehlendes Nasenbein, nein, es fehlte die komplette Schädeldecke, was heißt, ein heftigster Neurahlrohrdefekt, was das Todesurteil für unser Kind bedeutete, da es nach oder sogar schon vor der Geburt innerhalb kürzester Zeit versterben würde.

Damit hatte ich nie und nimmer gerechnet. Für mich und meinen Mann war klar, ich kann diese Schwangerschaft nicht zu Ende führen, ich würde daran zerbrechen.
Um es abzukürzen, wir haben sofort einen Termin für einen Abbruch bekommen, der hat am Freitag stattgefunden. In den 3 Tagen habe ich mich vom Kind verabschiedet unter Tränen und mit innigen Gedanken, konnte aber die Tage und Nächte ganz gut überstehen.
Nun ist es zu Ende und ich fühle mich weder leer noch voller Trauer, nur erleichtert, dass wir so früh diese Diagnose hatten. Hätte ich eine stille Geburt durchmachen müssen oder hätte ich es erst beim Feinultraschall erfahren, wäre ich durchgedreht. Ich habe das Kind noch nicht spüren können. Jetzt ist es weg und ich fühle mich wie vor der Schwangerschaft, zwar nachdenklich aber relativ normal.
Und nun? Ich verstehe mich selbst nicht? Warum kann ich nicht trauern? Warum bin ich so abgeklärt? Ich hatte doch genau davor solch eine Angst?
Hat jemand ähnliches erlebt?
Ich hoffe, ich verletze niemanden mit dieser Geschichte, aber ich musste das hier loswerden, wo sonst darf man über sowas schreiben ohne anderen Angst zu machen?

Eure Susi

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Hallo, erst einmal möchte ich sagen wie Leid mir das tut. Ich kann deine Entscheidung zum Abbruch aber nachvollziehen, vorallem weil du bereits ein gesundes Kind hast und in solchen Momenten auch an das erste Kind denken musst. Du bist bereits Mutter und hast bereits die Verantwortung für ein Kind.
DAs du nicht trauern kannst könnte daran liegen, dass du es vielleicht noch nicht komplett realisiert hast? Das Ganze ging ja nun doch sehr schnell von der Diagnose bis zum Abbruch. Vielleicht muss es auch einfach noch etwas sacken?

Ich wünsche dir alles Liebe und Gute
Barrik

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Hallo

erstmal denke ich nicht, dass du mit deiner Geschichte jemanden verletzt.

Ich selber habe zwar noch keinen Abbruch erlebt aber dafür eine FG in der 10.SSW mit anschließender Ausschabung.

Als ich erfuhr, dass das Herzchen nicht mehr schlägt war ich zuerst auch geschockt doch dann war die Angst vor der Ausschabung im Vordergrund und ich habe erstaml gar nicht wirklich um das Baby getrauert. Und auch danach habe ich nicht lange gebraucht darüber hinweg zu kommen. Bei mir liefen auch Tränen und ich fragte mich immer nach dem Warum.
Aber wie du hatte ich noch keine richtige Verbindung zu meinem Baby, man hat es ja auch noch nicht gespürt. Außerdem war das Baby vermutlich nicht gesund und damit auch nicht überlebensfähig. Es war eben eine Laune der Natur, die man nicht beeinflussen kann.

So wie du schreibst, hattest von Anfang an kein gutes Gefühl, vielleicht hast du geahnt das was nicht stimmt und daher fällt es die jetzt "leichter" mit dieser SS abzuschließen.
Abgesehen davon brauchst du dir ja auch keine Vorwürfe machen, dein Baby war absolut nicht überlebensfähig.

Ich wünsche dir alles Gute #herzlich

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Hallo SUsi,

erstmal wünsch ich dir alles gute. Ich hatte heute morgen eine AS, da es am Samstag nach heftigen Krämpfen hieß das sich noch Reste nach der nat. FG in der 6ssw im Uterus befinden.

Als ich beim ersten US die Nachricht bekam das es sich um keine intakte SS handelt auch am Boden, allerdings nur bis zum nächsten Tag. Richtig getrauert hab ich nicht wirklich. Ich habe zwar in der Nacht sehr viel geweint, aber das wars dann auch.

Ich habe auch bereits ein Kind und ich denke das es daran liegt, aber auch das ich noch keine Bindung zu diesem zweiten hatte.

Da wir beide nun zwei Kinder haben und auch wissen wie es ist wie sich anfühlt wen ein Baby im Bauch bewegt, ist die Trauer nun bei uns anders. Du hattest ja dein Kind auch nicht gespürt und das ist ein wichtiger Punkt, denn erst dann hat meine innige Bindung zum Kind, zumindest würde ich das in der 2. ss behaupten.

In der ersten SS oder wenn man noch kein KInd hat, macht man sich von Anfang Gedanken wie es sein wird wenns Kind endlich da ist. Man überlegt schon in den ersten Wochen nach einen Namen, Kinderwagen. Möbel etc. Da du es wahrscheinlich in der jetzigen SS nicht gemacht hast, bist du nicht so heftig enttäuscht worden.

Ich kann mir das ganze nur so erklären, denn ich so fühle ich mich momentan auch.

Lg

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Danke für Eure Antworten. Ich glaube auch, dass es daran liegt, dass ich noch keine Bindung aufgebaut hatte, auch wenn ich es schon oft miteinbezogen habe beim Gutenachtgeschichtevorlesen meines Sohnes. Dann lag die Hand auf dem Bauch und danach habe ich dür beide "Kinder" gesungen. Ich bin froh, dass es so früh erkannt wurde bevor es angefangen hat mit den Kindsbewegungen. Ich wünsche Euch und mir für die Zukunft Glück und allen anderen Sternenmamis, dass sie bald gesunde Babies bekommen!

Alles Liebe, Susi

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So ging es mir nach der ELSS mit not Op auch.
Ich empfand es nicht als schlimm, weinte nicht ging direkt nach der Entlassung aus dem KH, für meine Familie einkaufen , (1 Tag vor Neujahr). Überlegte mir was ich kochen sollte. Aber trauern? Nein, ich konnte nicht. Hätte es zugelassen, da war aber nichts!
Kind war geplant, ich sah aber nichts außer einen positiven sst und etwas Blut im Eileiter (Ärzte haben die Elss erst nicht gefunden bei Op).
Ich fand es schade um die ss, aber Bezug zum Kind konnte ich nicht aufbauen. Villeicht auch, weil ich schom einen Sohn hatte, ihm alle Aufmerksamkeit schenkte und die ss, von der ich 2,5 Wochen wusste, so nebenher lief......
Andere weinen Monate wegen so etwas und ich plan ein Menü.

Wie schlecht! Dachte erst, ich sei ein Unmensch. Nur das belastete mich etwas... Konnte mit niemanden darüber reden, weil ich dachte es sei nicht normal. Sehe es als "war halt so, Leben geht weiter".

Ich verstehe dein Empfinden und die Entscheidung sehr.
Im Nachhinein find ich es gut, nicht noch mehr trauern zu müssen (stille Geburt). Schutz?
Keine Ahnung.

Unvergessen, dennoch ein Abschnitt in meinem Leben mich nicht sehr belastet.

Alles gut euch und eine #kerze für dein Sternchen

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Hallo Susi,

deine Einstellung ist ganz genau richtig und überhaupt keineswegs herzlos.
Es klingt so als hättest du zum Thema Schwangerschaft eine realistische und vernünftige Ansicht und genau deshalb kannst du mit der Situation so gut umgehen.
Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen!

Mir ging es in meiner letzten Schwangerschaft ähnlich. Nur, dass ich die Diagnose erst in der 22. SSW bekommen habe und der Abbruch und die stille Geburt erst in der 24. Woche stattgefunden haben. Ich habe mich in den 10 Tagen dazwischen sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, habe sehr viel Trauerarbeit bereits in der Zeit geleistet und so wurden meine Gedanken und Einstellungen immer klarer, mein Gewissen war geordnet. Ich bin ein sehr realistischer Typ und kann sehr gut mit dem Thema umgehen, was von außen oft als "Phänomen" bezeichnet wird.

Auch wenn ich natürlich ständig an meinen Sohn denke, aber da wird mir ganz warm ums Herz und er zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht, auch wenn ich natürlich unendlich traurig bin, dass ich ihm kein schönes Kinderleben schenken konnte.

Ich habe mich mit dem Schicksal arrangiert, es angenommen und als Teil meines Lebens anerkannt. Wenn man das nicht macht geht man daran kaputt.

Ich wünsche dir alles Gute!

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Ich möchte dir auch mein Beileid aussprechen.
Ich weiss was die Diagnose Anencephalie auslöst. Und zwar pures Entsetzen
Ich habe damals die DIagnose ansatzweise von meinem FA bekommen. Gott sei Dank mit dem Ausgang einen Gesunden Jungen zur Welt gebracht zu haben.

Ich habe damals das Internet durch geschaut um mich damit auseinander zu setzen. Am Ende war es so das ist Froh gewesen wäre wenn es wahr ist dann die SS nicht mehr zu haben. Ich habe alleridngs Bewunder das viele Frauen ihre Kinder noch bekommen.

Ich glaube du bist einfach erleichtert weil du wusstest das Kind hat keine Chance.
Das ist absolut Normal und zeigt das du einfach nur Richtig gehandelt hast.

Ich wünsche euch alles gute und eine #kerze fürs kleine mäuschen.

LG maria

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#kerze für dein baby und mein tiefst empfundenes mitgefühl für was ihr erlebt habt.

was deine "nicht vorhandene" trauer anlangt ... für mich hört es sich so an, als würdest du rationalisieren ... als wär das ganze drumherum, der schock, der schmerz noch gar nicht bei dir angekommen weil du im kopf bist und bei deinen gefühlen.

ich würde dir raten eine "therapie" anzustreben. dir stehen sicher stunden beim psychologen zu. geh hin - arbeite mit. lass das ganze schreckliche bei dir ankommen. es gibt methoden da ran zu kommen. dich aus deinem kopf zu holen. denn all die rationalen gründe stimmen. es war richtig was ihr gemacht habt. aber trotzdem ist es mit das entsetzlichste was einem menschen passieren kann. besser du gehst jetzt da durch als es kommt in einer neues ss alles hoch ...

alles gute #klee

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< als wär das ganze drumherum, der schock, der schmerz noch gar nicht bei dir angekommen weil du im kopf bist und bei deinen gefühlen. >

#klatsch muss natürlich so heißen: weil du im kopf bist und nicht bei deinen gefühlen ...

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Hallo,

Ich hatte vor meiner Tochter auch eine FG mit AS ( SS sah von Anfang an nicht gut aus) und habe wenig getrauert und auch in der SS kam nichts "hoch". Es kann also auch so gehen, wobei das natürlich bei jedem verschieden ist. Ich bin selbst Therapeutin und kann mir sicher sein, dass ich damit gut fertig geworden bin.

Viele Grüße

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Liebe Susi

es tut mir leid,das such du nun zu diesem Forum gehörst.
es gehört viel Mut zu,sich erst einmal zu solchen Untersuchungen zu entscheiden.das habe ich nicht getan. wir haben es immer seinen lauf gelassen.was auch nicht immer positiv endete.

ich kann verstehen,das du dich für dem Abbruch entschieden hast.es wird dich sicher auch ein Leben lang begleiten.ich hoffe nur,du machst dir diesbezüglich keine Vorwürfe! dein Kind war krank.

ich habe mir das bei meinen beiden stillen Geburten gesagt.sie waren krank.zumindest der erste.wer weiß,wie das Leben mit ihm gewesen wäre.man will ja,das die eigenen Kinder beschwert leben.

was dein weg der Trauer angeht.jeder Trauert anders.bei meinem ersten Sohn bin ich auch in ein tiefes loch gefallen,das dauerte Monate.
diesmal ging es mir nach 14Tagen gut.ich kam mir selber komisch und falsch vor.alle um uns herum waren traurige,als mein Mann und ich.ich denke,wir haben in der SS schon soviel Ängste gehabt und uns innerlich auch mit dieser Situation beschäftigt.da waren wir zwar im ersten Moment auch tief traurig und geschockt.aber der Alltag mit unserem gesunden Sohn hat uns ins Leben zurück geholfen.

niemand sagt,Du musst deine Trauer in stundenlang weinen äußern.mit Kind kann man sich so gar nicht gehen lassen. du hast deine Art und den weg gefunden,damit klar zu kommen.und es wird auch immer Momente geben,in denen du plötzlich weinen musst und an dein baby denkst.das ist normal.
aber es gibt nichts besseres als ein Kind,um über die Trauer hinweg zu kommen.meine Meinung zumindest.das soll nicht heißen,das das eine das andere Kind ersetzt.das wird es nie.aber es hilft,auch an positive Dinge im Leben zu glauben und sich auf die Zukunft zu konzentrieren.

ohje, etwas lang geworden :-)
ich wünsche dir viel Kraft

Uli