Natürlicher Abgang oder Ausschabung

Ende Oktober habe ich erfahren, dass wir Zwillinge bekommen. Wir waren am Anfang etwas geschockt haben uns aber sehr gefreut. Die Schwangerschaft an sich war gewollt und es hatte wieder direkt beim ersten Versuch geklappt. Die Frauenärztin meinte gleich zu Beginn, dass es oft vorkommt, dass ein Zwilling nicht durchkommt. Wahrhaben / glauben wollte ich das nicht.

Anfang November hat die Ärztin dann beim Ultraschall gesehen, dass der eine sich nicht plangemäß weiterentwickelt hat. Zwei Wochen später, am 16. November habe ich dann erfahren, dass auch das zweite Kind tot ist. Ich sollte umgehend einen Termin zur Ausschabung ausmachen. Auf die Möglichkeit, eine natürliche Geburt abzuwarten, hat sie mich gar nicht hingewiesen. Ich war total geschockt und hatte riesige Panik vor der OP.

Dennoch hab ich einen Termin zwei Tage später in der Klinik ausgemacht und die ganzen Voruntersuchungen über mich ergehen lassen. Das hat den ganzen Vormittag gedauert. Beim Ultraschall und meiner Nachfrage, ob es nicht sein kann, dass das Kind doch noch lebt meinte der Oberarzt, das wäre sozusagen die Auferstehung von den Toten. Freitags sollte dann die Ausschabung gemacht werden. Ich bin morgens hin und hab gleich gesagt, ich schaff das nicht ohne Beruhigungsmittel. Ich hab zu große Panik vor der Narkose (Kontrollverlust). Nachdem ich zwei Stunden später immer noch nichts bekommen habe, bin ich wieder heim. Beim Gehen meinte der Oberarzt dann noch, ich würde dann schon sehen wenn ich Sturzblutungen etc. bekomme...

Die Welt ging für mich sozusagen unter. Ausschaben lassen konnte und wollte ich mich irgendwie nicht und vor dem natürlichen Abgang hatte ich auch riesige Panik. Es gab so viele unterschiedliche Beiträge dazu, von wie eine Geburt bis zur stärkeren Monatsblutung. Ich hab dann im Internet gelesen, dass die Kasse eine Hebamme bezahlt für die Begleitung und hab auch eine gefunden, wenn auch weiter weg wohnend, die Fehlgeburten begleitet. Mit ihr hab ich mich getroffen und sie war telefonisch immer für mich da. Wäre auch bereit gewesen zu mir zu kommen, wenn es losgeht, wobei sie aber über 1h Entfernung weg wohnte.

So ganz wohl war mir bei dem Gedanken dann immer noch nicht und so habe ich erfahren, dass es auch Krankenhäuser gibt, wo man hin kann, die einem sozusagen begleiten beim natürlichen Abgang und nicht immer eine Ausschabung machen. Tatsächlich hab ich eine Klinik gefunden, die dazu bereit war und nur im Notfall eine Ausschabung gemacht hätte und auch nur unter Spinalanästhesie, weil ich das mit der Vollnarkose ja nicht schaffe. Nun hatte ich mich also dafür entschieden, den natürlichen Abgang abzuwarten und wenn die Blutung anfängt, in die Klinik zu fahren.

Es tat sich nichts. Ich war am Rande des Nervenzusammenbruchs. Angst, vor dem was auf mich zu kommt, jeden Tag warten, warten, und die Blutung kam nicht. Die Hebamme meinte, dass es sein könnte, dass ich einen Zyklus warten muss, also, ab dem Zeitpunkt, wo das kleine Herzchen aufgehört hat zu schlagen, meine normale Zykluslänge. Heißt in meinem Fall, 25 Tage.

Nach fast drei Wochen haben leichte Schmierblutungen und Menstruationsbeschwerden angefangen, die fast vier Tage anhielten. 1-2 Tage vor dem Abgang spürte ich dann einen leichten Druck auf den Muttermund. Tasächlich war das genau der Tag, an dem bei mir der Zyklus geendet hat. Ich hab die ganze Zeit über Eisensaft getrunken und auf die Ernährung geachtet. Letzen Montag, drei Uhr nachts bin ich dann mit ziemlichen Schmerzen aufgewacht. Die Schmerzen waren stark, aber nicht so extrem wie bei der Geburt meines ersten Kindes. Ich konnte es ohne Schmerzmittel aushalten. Ich wußte gleich, es ist jetzt soweit. Als ich auf die Toilette bin, kam dann schon eine größere Menge Blut.

Ich hab dann meinem Mann geweckt und gemeint, lass uns vorsichtshalber in die Klinik fahren. Die Blutung wurde dann so schnell so stark, dass ich es nicht mal mehr in die von mir ausgesuchte Klinik geschafft habe. Ich bin in die nächste Uniklinik gefahren. Ich dachte, ich muss verbluten. Das Blut lief ohne Pause. Für mich echt ein Schock. Die Ärztin wollte mich dann untersuchen, ich hatte aber so einen starken Druck, dass ich zuerst zur Toilette musste. Da kam dann so eine Art Sturzblutung und ich wusste, das waren meine Kinder. Sofort liesen die Schmerzen nach und ich dachte auch die Blutung wird besser. Leider ging das kurze Zeit später wieder los und ich musste nochmal zur Toilette. Wieder so eine Art Sturzblutungen bei der wohl der Rest abging. Die Blutung wurde immer noch nicht wirklich besser. Ich hatte wirklich große Angst wegen dem vielen Blut, ich war schon ganz nass geschwitzt und musste mich hinlegen. Die Ärztin hat mich dann untersucht und meine, sie empfiehlt die Ausschabung und viel sehen könnte man wegen dem vielen Blut nicht.

Ich wurde dann stationär aufgenommen und sollte noch am gleich Tag operiert werden. Es gingen dann noch große Mengen an Kollikeln ab und dann lies die Blutung und die Schmerzen langsam nach. Das war so gegen 7. Also, der "Geburtsvorgang" mit starken Blutungen ging so in etwa 3-4 Stunden. Mein HB-Wert ist von 13,5 (Blutabnahme bei Aufnahme) auf 10 (Blutentnahme bei Entlassung ein Tag später) gefallen.

Um 15:00h nachmittags hab ich dann die Ausschabung machen lassen unter Spinalanästhesie. Ich hätte es nicht verkraftet, wenn sie mir später gesagt hätten, es wäre noch etwas da. Ich musste das Thema jetzt abschließen. Daher hab ich der OP zugesimmt. Da meine Angst davor, dass es wieder so stark anfangen könnte zu bluten, in dem Moment größer war, als vor der OP, hab ich die Situation sozusagen genutzt. Viel auszuschaben gabs im Prinzip nicht mehr, mein Körper hatte alles selbst geschafft.

Ein Tag später wurde ich entlassen. Kämpfen tu ich immer noch, aber ich hab das Gefühl, ich habs überstanden.

Ich fühl mich gut mit der Lösung, dass ich den natürlichen Abgang abgewartet habe. Die Ausschabung direkt wenige Tag nach der Info wäre definitiv zu früh gewesen. Es gibt wohl Frauen, die dann das ganze Leben zweifeln, ob es richtig gewesen ist und das Kind tot war. Auch wenn das Warten und die Angst die schlimmste Zeit meines Lebens waren, hab ich meinen Körper entscheiden lassen, wann die Zeit reif ist.

Die Schmerzen beim Abgang waren für mich aushaltbar, auch ohne Schmerzmittel. Das Blut war wirklich viel und für mich ein echter Schock. Ich hab noch nie so stark geblutet. Leider kann man nicht so richtig sagen, wie gut sich das von der Schleimhaut ablöst und wie stark man bluten wird. Das kann deshalb auch wieder anfangen, davor hatte ich große Angst. Ich hätte es daheim allein nicht durchgestanden. Jemand der schon eine Geburt erlebt hat, ist sicher anderes gewohnt. Mein erstes Kind kam per Notkaiserschnitt. In körperlicher Gefahr war ich nie. Nur psychisch war das viele Blut für mich ein Schock.

Ich wollte Euch mit dem Beitrag meine Erfahrungen mitteilen. Wichtig zu wissen, man ist nicht allein, egal wie man sich entscheidet. Es gibt Hebammen, die einem unterstützen und auch Krankenhäuser, die einem entgegenkommen können. Risiken gibt es bei beiden Verfahren. Die Ausschabung ist eine moderne und schnelle Lösung, eine Schwangerschaft loszuwerden. Zeitgemäß sozusagen.

Ich hoffe, es muss niemand erleben...
Alles gute für Euch.

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Liebe mamboo,
es tut mir sehr leid, daß Ihr Eure Babys gehen lassen mußtest und Du so eine schmerzhafte Erfahrung machen mußtest. Fühl Dich fest gedrückt....#liebdrueck
Danke für Deinen Bericht, der hoffentlich viele Betroffene ermutigt, zunächst abzuwarten und sich nach Hilfe abseits der Routinelösung "Ausschabung" umzusehen.
Nur hinter Deinen letzten Satz möchte ich ein Fragezeichen setzen. Ausschabungen sind schon längst nicht mehr zeitgemäß, und die Risiken überwiegen den Nutzen in den weitaus meisten Fällen deutlich. Die Ärzte wissen das auch, aber handeln leider so gut wie nie danach.
Lohnt sich zu lesen: http://www.zeit.de/2012/24/M-Fehlgeburten

Alles Liebe für Dich, erhol Dich von dem ganzen Schrecken. Tatzel #blume

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Hallo,

Es tut mir sehr leid dass du deine Krümel hast ziehen lassen müssen.

Eine Ausschabung ist nur noch in Deutschland dass erste und beste Mittel zum Zweck, andere Länder praktizieren sie schon seit einigen Jahren nicht mehr.

Ich wurde auch nicht über Alternativen aufgeklärt. Der vertretungsarzt schickte mich mit der Diagnose MA in die Klinik. Er hat mir nichts weiter erklärt, sondern nur gesagt ich soll ins Krankenhaus fahren und die würden mir alles weitere erklären. Also fuhren wir ins kh wo ich der Schwester die Überweisung gab und sie mich nach hause schicken wollte mit einem Termin für die nächste Woche. Ich habe unter bitten und flehen bleiben dürfen, ich wollte Gewissheit. Die Diagnose wurde bestätigt. Die Oberärztin war sehr nett und wollte warten, um zu sehen ob es vielleicht nur etwas zu spät entwickelt war, sie sagte aber auch sollten Blutungen auftreten sollte ich ins kh kommen und müsste dann in den op. Von einem natürlichem Abgang oder dem auslösen durch medis war keine rede. Ich habe mich dann zu hause belesen und auch gerade hier im Forum so viel Mut und Zuversicht bekommen dass ich mich dann für einen natürlichen Abgang entschieden habe. Dazu habe ich mir auch dem Rat einer Hebamme geholt, die mir Mut machte und sagte eine Ausschabung muss im ersten trimester gar nicht sein. Der Körper schafft es ganz allein. Zumal ich auch große Angst hatte vor der Op und möglichen Komplikationen, die ja nicht ohne sind. Und ich konnte auch den Gedanken nicht ertragen dass mir mein Kind genommen wird und wie Müll entsorgt werden sollte.

Der natürliche Abgang ist die Variante die für den Körper am schonensten ist. Ich würde es wieder auf diese Art machen.

Liebe grüße

A.

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Hallo,

es tut mir für alle leid, die eine Fehlgeburt durchmachen mussten.
Ich hatte gestern vor einer Woche einen FA Termin, ich war in der 9. SSW und hoffte, einen Herzschlag meiner Zwillinge zu sehen. Leider wurde bei dem Termin festgestellt, dass eine Fruchthöhle leer ist und der zweite Embryo aufgehört hatte zu wachsen, in der 7. SSW.

Ich bin 2 Tage später zur Ausschabung, ich dachte das ist der normale Weg.
Mir geht es körperlich super, hatte nur einen Tag leichte Blutungen, keine Schmerzen. Heute geht es mir psychisch beschissen, bin seit dem Abbruch nur traurig und am heulen.

Ich fühle mich so betrogen und bemitleide mich selbst, dass ich meine erste Schwangerschaft nicht erleben durfte. Wir sind auch noch auf eine ICSI angewiesen, das macht mich doppelt traurig. Jetzt müssen wir alles nochmal von Vorne durchmachen und das Schlimmste ist, dass man noch 2 Monate warten muss.

Bin platt.

Liebe Grüße

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Ihr Lieben,

auch ich habe diese Woche eine Fehlgeburt durchgemacht. Auf natürlichem Weg - zuhause. Das Herzchen hat in der 10. Woche aufgehört zu schlagen! Für mich war es so der richtige Weg! Doch auch meine Frauenärztin meinte, es gäbe nur den Weg der Ausschabung! Alternativen gäbe es nicht, obwohl ich explizit danach gefragt habe!!! Gott sei Dank war ich bereits im Geburtshaus angemeldet und meine Hebamme dort hat mich begleitet! Ich bin ihr so dankbar!! Sie hat mir auch an eine andere Ärztin empfohlen die mich dann am Wochenende in die Praxis bestellt hat!!! Sie und die Hebamme waren meine zwei Weihnachtsengeln!!

Hier mein persönlicher Mutmachbericht:

Am 1.12.15 bekamen wir die Diagnose, dass das Herz unseres Kleinen bereits seit einer Woche nicht mehr schlägt. Das war dann wohl in der 10. Woche...

Ich war gefasst, denn ich war schon die ganze Zeit verhalten mit meiner Freude, habe es kaum jemanden erzählt. Das Gefühl war so anders, als es bei der ersten Schwangerschaft war. Doch vielleicht rührte dieses GEefühl auch aus der Erfahrung heraus, dass ich bereits im Mai einen sehr frühen Abgang hatte...

Am Nachmittag des 14.12. begannen die krampfartigen Schmerzen, und ich fühle mich sofort zurückversetzt zum Beginn der Geburt meiner Tochter vor zwei Jahren. Alle zwei bis drei Minuten überkommen mich heftige Schmerzen. Meine Tochter ist ganz verstört und fragt: „Warum macht die Mama mhm,mhm,...?“ Wir versuchen es ihr so gut es geht zu erklären. Glücklicherweise ist mein Mann gerade zuhause. Er ist etwas angeschlagen und macht daher homeoffice. Er schlägt vor in die Badewanne zu gehen. Meine Schmerzen sind so stark, dass sich mein Hirn komplett abgeschaltet hat und ich nicht einmal auf diese naheliegende Idee komme. Auf dem Weg zur Badewanne bemerke ich, wie etwas sehr großes in meinem Slip landet. Zuerst traue ich mich nicht zu schauen, was dort gelandet ist. Doch mit der Hilfe meines Mannes schaffe ich es schließlich. Neben viel Blut liegt dort etwas, was der Embryo sein könnte... In der Badewanne werden die Schmerzen besser und sind dann nach drei Stunden fast komplett verschwunden. Nichts ahnend und mit der Überzeugung, dass das Kleine bereits rausgekommen ist, gehe ich ins Bett. Um ein Uhr beginnen wieder heftigste Schmerzen. Noch stärker als noch am Nachmittag und ich google mich durch Foreneinträge, um eine Idee zu haben, was das jetzt noch sein könnte... Um 2.15 Uhr gehe ich wieder ins Bad, um mich in die Badewanne zu legen. Beim reinklettern macht es plötzlich platsch und etwas sehr großes landet in der Badewanne. Vor Schreck springe ich gleich wieder raus und es landet ein weiterer riesiger Blut-Gewebe-Haufen auf dem Badezimmerboden. Nach kurzem Zögern sehe ich in die Badewanne. Darin schwimmt ein etwa 8 bis 10 cm langes und 4 bis 5 cm breites Etwas – wohl die Fruchtblase. Ich traue mich nicht sie anzufassen. Mein Mann übernimmt dies und ich bin so unglaublich dankbar, dass er da ist und mich so unterstützt!! Er ist es auch, der sie aufschneidet und unser Kleines rausholt. Es liegt auf seiner Hand und ich zögere wieder, ob ich es sehen möchte. Ja, ich will! Ich sehe den großen Kopf, die schwarzen Augen, den Mund, die Ohren, die tatsächlich noch am Hals liegen und schließlich – eine kleine Hand, was mich sofort zum Weinen bringt. Diese klitzekleine Hand!! Wir legen die kleine Maus in Watte gepackt in eine Filmdose.

Mir fehlen die Worte zu dieser Erfahrung. Ich bin völlig völlig überrascht, platt, erstaunt wie es gelaufen ist. Ich hätte nie gedacht, dass alles komlett rauskommt, sondern hatte einfach mit Blutungen gerechnet, wo dann vielleicht irgendwo der Embryo drin ist, aber dass ich ihn wirklich so sehen darf, hätte ich nie gedacht!! Und dass alles wie eine richtige Geburt abläuft!! Ich bin so so froh, dass wir uns für diesen Weg entschieden haben und ich bin so unglaublich stolz auf uns, dass wir das zuammen gemacht haben! Es ist komisch, das in diesem Zusammenhang zu spüren vielleicht... aber ich bin stolz, dass wir uns gegen die Empfehlung der Frauenärztin für einen anderen Weg entschieden haben, dass wir den Mut gehabt haben den steinigeren Weg zu gehenm dass wir das Warten ausgehalten haben und usn trotz des Wissens, dass es evtl. auch gesundheitlich bedenklich werden könnte, für den natürlichen Weg entschieden haben! Ich gehe gestärkt aus der Sache heraus, wäre ich ins Krankenhaus, hätte ich mich eher geschwächt gefühlt, ausgeliefert und fremdgesteuert. So fühle ich mich kompetent und gestärkt! Ich hoffe allerdings sehr, dass ich diese Erfahrung nicht noch einmal machen muss und bin gleichzeitig so froh, dass ich bereits ein gesundes Kind zur Welt gebracht habe!

Ich wünsche Euch alles Gute auf Eurem Weg!!!