Was sagt Ihr Eurem Folgewunder?

Hallo liebe Sternenmamis,
Heute Abend habe ich meine Tochter (4) ins Bett gebracht und wie immer den Tag mit ihr Revue passieren lassen. Dabei kam das Thema Brüder und Schwestern auf. Alle Verwandten bis Fünfzig bezeichnete sie dabei als Brüder oder Schwestern. Ich versuchte zu erklären wer wer ist.

Ihre Frage wo denn dann ihre Brüder und Schwestern sind erwischte mich kalt.

Ich wollte sie nicht anlügen und erzählte ihr dass ihre Geschwister im Himmel und jetzt ihre Schutzengel sind.

Ich könnte mich ohrfeigen, sie hat so geweint. Doch wie bringt man dieses Thema den Mäusen nahe? Und nein, für mich war immer klar dass sie wissen soll wie unsere Geschichte war. Damit anzukommen wenn sie achtzehn ist empfinde ich als zu spät.
Habt ihr Euren Folgewundern von ihren Geschwistern erzählt und wenn dann wie?

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Liebe Ponyhof-72,

diese Frage stelle ich mir auch oft. Unsere Maus ist nun 6 1/2 Jahre und soll auch von ihren Sternengeschwistern Leonie und Tim erfahren. Mein Mann findet sie noch zu jung. Ich dagegen denke, sie könnte es schon erfahren. Aber bisher war der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen.
Einmal fragte sie, als wir auf dem Friedhof waren, warum wir dort hin fahren, da war sie glaube auch vier. Wir antworteten, dass dort ihre Schutzengel liegen. Sie fragte seit dem nie wieder.

Meine damalige Psychologin (mit welcher ich auch heute noch Kontakt habe) sowie die Seelsorgerin sprachen mir auch gut zu. Die Kinder nehmen das besser auf, als wir denken.
Wir wollen es ihr mal auf dem Friedhof erklären.

Liebe Grüße
Emansara

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Huhu,

Ich finde du sprichst hier was gutes an: "Die Kinder verkraften mehr, als wir ihnen zutrauen"

Es ist ja so, dass die Angst vor dem Tod sein etwas Elementares ist. Der Überlebensinstikt ist sehr ausgeprägt in jedem Lebewesen auf unserem Planeten.

Aber dass Tod ein Tabuthema ist, ist erlernt. Kinder wissen noch nicht, dass man darüber nicht reden darf. Weil es ja auch Quatsch ist. In anderen Kulturen gehört der Tod zum Leben dazu und wird sogar gefeiert. In Mexico zum Beispiel gibt es einen Feiertag, an dem alle Geister, verstorbener Verwandten kommen und zusammen mit der Familie feiern und essen. Die Menschen dort, wachsen damit auf und können mit dem Tod viel besser umgehen als wir. Ich finde nicht, dass wir Kinder vor irgendetwas "schützen" wenn wir ihnen beibringen dass dieses Tabu kein Tabu ist. Im Gegenteil, wir schützen sie davor, eine schreckliche Angst vor dem Tod zu bekommen und geben ihnen Gelegenheit, sich damit auseinanderzusetzen.
Kinder finden erstaunlicherweise selber gute Strategien damit umzugehen. Sie erschaffen sich selbst Wege um das ungreifbare ein wenig greifbar zu machen, ohne dass wir etwas tun müssen. Sie brauchen nur die Möglichkeit dazu.

Seid dem Tod meiner Mutter 2015 haben wir zum Beispiel eingeführt, dass an Weihnachten ein Tischlein geschmückt mit Bildern von sämtlichen verstorbenen Verwandten steht. Da steht auch ein Teller auf dem die schönsten Plätzchen liegen. Die werden von uns nicht gegessen. Mein Bruder verbrennt sie dann nach Silvester. Mein Neffe, er ist 2,5 wächst damit auf. Noch versteht er die Bedeutung nicht, aber er wird es nie komisch finden...

Was ich damit sagen will. Habt den Mut euren Kindern das rechtzeitig mitzuteilen. Es wird von ihnen eh bemerkt, dass sich Mama und Papa manchmal "komisch" verhalten und so haben sie eine Chance es zu verstehn.

Jeder geht anders mit seiner Trauer um. Und es ist auch okay wenn man es nicht sagt, wenn man damit besser lebt. Nicht, dass das jetzt wieder falsch verstanden wird....

Alles Liebe

Yunima mit Kämpferchen fest im Herzen

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Liebe Ponyhof,

es kommt ganz darauf an. Ich selber bin ein sogenanntes Folgewunder. Meine Eltern haben ihr erstes Kind im 8. Monat verloren. Ich bin quasi das dritte Kind.

Im Schlafzimmer meiner Eltern saß immer ein Teddy. Der war heilig. Irgendwann, da war ich aber schon relativ groß (so 10/11/12) ungefähr, erzählte mir meine Mama, was es mit dem Teddy auf sich hat. Dass er für meine Schwester war.
Das erklärte einiges. Warum meine Mama eher überängstlich ist. Aber irgendwie ist es all die Jahre mitgeschwungen. Als Kind ahnst du was, weißt es aber nicht.
Ich habe eine fast 4jährige Tochter. Im November letzten Jahres habe ich unseren Sohn still geboren. Wir hatten ihr von uns aus noch nichts erzählen wollen von der Schwangerschaft. Eines abends sagte sie dann urplötzlich: "Du hast so einen dicken Bauch, da ist bestimmt ein Baby drin!" Ja. Sie hat sich so gefreut und viel davon gesprochen.
Als ich aus dem Krankenhaus kam, kein Wort mehr. Ich war auch noch nicht in der Lage, mit ihr zu sprechen. Erst die Trauerbegleitung vom Beerdigungsinstitut hat uns den Schubs in die richtige Richtung gegeben. Wir haben ab da mit unserer Tochter gesprochen. Es war heftig, auch noch ihre Trauer mit auszuhalten, aber es war der richtige Weg. Sie war in die Planung der Beerdigung mit einbezogen und konnte sich so um ihren Bruder kümmern. Auch heute noch möchte sie regelmäßig zum Friedhof. Sie sammelt ihm Steine oder Blätter oder was ihr sonst gerade wichtig ist.
Wir möchten immer alles Schlimme so weit wie möglich von unseren Kindern fern halten, sie vor allem beschützen. Aber das funktioniert nicht. Meine Tochter hat ja eh gemerkt, dass etwas überhaupt nicht stimmt. Ich glaube, die Ungewissheit wäre für sie schlimmer gewesen.
Wir sind eine Familie. Sie aus der Trauer um ihren Bruder auszuschließen, wäre nicht richtig gewesen.

Liebe Grüße

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Liebe Carla,

ich finde, es ist ein Unterschied, ob das Kind das Folgewunder ist oder ob es bereits da war und die Schwangerschaft mit erlebt hat. Denn ich denke, auch wenn es schwer für das Kind und auch für sich selber ist, hat man etwas greifbares und kann es so besser erklären. Das Folgewunder hat von der/den vorhergehenden SS ja nichts mit bekommen. Da finde ich es schwieriger zu erklären.
Aber das ist mein Empfinden.

Liebe Grüße
Emansara

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Hallo Emansara,

Ja, beim "großen" Kind kommt man natürlich um das Erklären nicht herum, weil es ja sowieso alles mitbekommen oder gespürt hat, während man es bei den Folgekindern auch lange verschweigen könnte. Aber ich fand es bei meinem Großen schwieriger, weil er so begeisterter großer Bruder und selbst sehr traurig war, während meine Folgekinder ihre Schwester nicht kannten und Erzählen von ihr für sie nur "Geschichte" ist.

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Meine jüngeren Söhne sind einfach damit aufgewachsen, dass ihre Schwester als Baby gestorben ist, weil sie sehr krank war, lange bevor sie selbst auf die Welt kamen. Sie waren ja auch von Anfang an mit auf dem Friedhof dabei. Geweint haben sie deswegen nie, sie kannten sie ja nicht. Außerdem hat ja jeder zwei lebende Brüder.

Die frühe Fehlgeburt habe ich wahrscheinlich noch gar nicht erwähnt, die spielt keine Rolle.

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Hi, ich bin noch nicht so weit.

Mein Sternenkind ist jetzt genau ein Monat alt. Dementsprechend brauch ich mir noch keine Gedanken zu machen, wie ich mit dem Folgewunder umgehe....
Jetzt, da die Trauer noch so frisch ist, der Schmerz noch so tief, kann ich mir nicht vorstellen, es irgendwann meinem Kind zu erklären. Ich habe JETZT den Plan, dass mein Folgewunder mit dem Wissen aufwachsen wird, eine Sternenschwester zu haben. Ich kann nicht sagen, ob sich dieser Plan noch ändert.

Als Erzieherin kann ich dir aber sagen, dass deine kleine Maus sich gerade in der Magischen Phase befindet. Das ist eine schöne Zeit, sie entwickelt Phantsie. Es wird ihr ein Trost sein, wenn du ihr erzählst, wie gut es ihren Geschwistern im Himmel geht. Es gibt auch ein Kinderbuch. Ich habe es noch nicht ganz gelesen, ich konnte noch nicht, aber ich glaube, es könnte dir helfen

https://www.amazon.de/Sternenschwester-Geschwister-Eltern-geborenen-Kindern/dp/3940529974/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1489740630&sr=8-1&keywords=sternenschwester

Ich wünsche dir, dass ihr einen guten Weg findet, damit umzugehen. Ich halte es auch für komplett falsch, die Kinder nicht einzuweihen. Irgendwie verstehen sie es ja doch. Bei uns würde das gar nicht gehen... Fenja hat hier ihren Eigenen Platz mit Kerze, Kiste und Ultraschallbild. Das werde ich sicher nie wegräumen. Weil sie mein Kind ist. Aber wie gesagt... Mein Verlust ist noch frisch, vielleicht ändert sich das ja....
Dass sie weint ist okay, wie sollte sie nicht? wir ham doch alle auch geweint. versuche ihr klar zu machen, wie toll es doch ist, Schutzengel zu haben, die auf einen aufpassen.

Alles gute

Yunima mit Kämpferchen fest im Herzen

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Hallo Ponyhof.
Ich kann dir erzählen, wie es bei mir war als ich rausgefunden habe, das ich ein Folgewunder bin.
Als ich 18 wurde, schenkte mir meine Mama den Mutterpass den sie in der Schwangerschaft mit mir hatte. Als ich ihn mir genauer ansah, stand ich als zweite Schwangerschaft drin. Ein Hinweis auf eine Totgeburt von Zwillingen ein Jahr vor meiner Geburt. Als ich meine Mutter drauf ansprach, erzählte sie mir die Geschichte von meinen zwei Brüdern. Ich fand es damals sehr schade, das sie mir nicht schon viel früher von ihnen erzählt hatte. Da war so ein Gefühl in mir, als ob ich meine Mama überhaupt nicht kennen würde. Mich hat das traurig gemacht, weil ich dadurch auch den Eindruck hatte, das sie mir nicht genug vertraut hat um diesen Teil ihres Lebens mit mir zu teilen. Sie sagte, es hätte ihr zu sehr geschmerzt darüber zu sprechen.

Alles gute dir

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Hallo, also ich finde es wichtig das die Kinder von ihren Geschwistern erfahren... Meiner 6 jahre weiß von seinen beiden Geschwistern in den Sternen. Erste FG war 2008, 2010 kam mein Sohn, 2015 Med. Abbruch, aktuell 23 ssw, liege die ganze zeit im Bett.

2015 hat mein Sohn die Schwangerschaft ja mitbekommen und wir haben ihm erzählt das das Baby im bauch nixht richtig gewachsen ist und dann gestorben. Als ich wieder schwanger war im November 16 habe ich ihm auch von dem Geschwisterchen 08 erzählt, er weiß jetzt das es schwer ist gesunde Babys zu bekommen und hat auch Verständnis warum die Mama liegen muss. Ich hätte ihm gerne erspart dass er die Sturzblutungen diese Schwangerschaft mitbekommt, er lag aber neben mit Bett und hat dann erzählt das Baby sei ins Klo gefallen... Ein Wunder das der zwerg noch in meinem Bauch ist.

Ich hoffe ich kann ihm ein gesundes Geschwisterchen im Juli schenken... Er freut sich so sehr...

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Also mein sohn ist 3 und als wir letztes Jahr unseren ben verloren haben hat er mich oft weinen gesehen und
sagte immer

mama nichts schlimmes ich bin für dich da ich stolz auf dich nicht weinen

und da hab ich ihm auch erklärt das mama traurig ist weil ben nicht bleiben durfte

er sagt darauf zwar nie was aber wir gehen aktiv mit ihm zu seinem grab und er weiß bestimmt nicht so recht damit um zu gehen aber ich denke auch wenn es jetzt ritual ist können Sie später schneller verstehen

er sagt immer dann hier schläft ben

was es bedeutet wird ihm später schon gewahr

ich finde das gut man hat ja auch Tage da trauert man eben um seine sterne und besser die kinder wissen dann warum mama so traurig ist als das man heimlich weint

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Hallo,

Meine Kinder wissen nichts von den ganzen Sternenkinder die ich habe.

Irgendwann werden wir aber dem Kleinen erzählen, dass seine Zwillingsschwester bei seiner Oma ist, immerhin war er ja anfangs nicht allein in meinem Bauch.

Lg

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Hallo Ihr Lieben,

Vielen Dank für Eure hilfreichen Antworten.
Heute Morgen wachte ein fröhliches Kind auf. Gestern war ich sehr unsicher, doch heute glaube ich dass ich wenigstens nichts falsches gemacht habe. Auch wenn mich ihre Trauer sehr hilflos gemacht hat.

Danke
Ponyhof mit Elli an der Hand und #stern#stern#stern#stern#stern im Herzen

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Du hast bestimmt nichts falsch gemacht. Ich glaube, man spürt, wann und ob es richtig ist.
Wichtig ist für dich vielleicht noch zu wissen, dass Kinder anders trauern. Bei meiner Tochter kommt es auf einmal aus wie aus dem Nichts, dass sie mitten im Spielen von ihrem Bruder spricht oder auch mal weint. Dann im nächsten Moment ist schon alles wieder gut und sie lacht. Das ist nicht immer leicht. Vor allem wenn es einem selber gerade nicht gut geht.
Insgesamt hat es uns als Familie aber stärker gemacht, dass wir die Trauer zusammen durchstehen. Ihr schafft das ebenfalls!