Einfach nur Wut und Angst

Hallo ihr Lieben,

vielleicht hat die eine oder andere schon meine Geschichte gelesen.
Wir hatten im Frühjahr 2015 angefangen zu "üben" und nach 1,5 Jahren sind wir in die Kiwu,um herauszufinden,dass wir den Weg der künstlichen Befruchtung gehen müssen.Die 1. ICSI war negativ,die 2. endete jetzt im September mit einer ELSS in der 7. Woche und einer Methotrexatgabe 3 Wochen später,weil das hcg nicht sank.Da mein AMH (ich bin Mitte 30) schon vor einem Jahr nur noch bei 0,42 lag,sehe ich ehrlich gesagt keine Chance mehr auf ein Kind,da ich mir eine Icsi nicht noch mal vorstellen kann nach diesem Drama.

Nun bin ich seitdem krankgeschrieben und werde aber dann bald wieder arbeiten gehen.Körperlich geht es mir wieder viel besser,aber ich bin so unfassbar wütend und traurig.Auf alles.auf jeden.wegen allem.Alles bewerte ich gleich über.Vor 3 Wochen noch hab ich mich gefreut,wenn Kollegen sich gemeldet haben und wissen wollten wie es mir geht.aber jetzt geh ich selten ans Telefon,ich mag nicht mehr drüber sprechen,habe das Gefühl,dass immer wieder alles aufgewühlt wird.Ich weiß alle meinen es gut,aber ich will nur meine Ruhe.
Heute Abend rief ein Kollege an,ich war vollkommen überrascht,er hat mich total überrumpelt und meinte,er hätte gehört,ich wäre schwanger gewesen und jetzt nicht mehr und es kursieren viele Gerüchte darüber.Ich war einfach nur perplex.
Ich habe ehrlich gesagt Angst vor meiner Wiederkehr zur Arbeit,wir sind über 100 Kollegen und nun erfahre ich heute von "Gerüchten" über meine "Schwangerschaft".

Ich weiß gar nicht,was ich mir von euch für Ratschläge erhoffe,aber es ist 3 Uhr nachts und ich kann nicht schlafen und bin sehr emotional.

Ich habe diese Schwangerschaft nicht so sehen wollen,dass ich ein Kind verloren habe,weil nie etwas im Ultraschall zu sehen war,versteht ihr?Dennoch begreife ich jetzt,wie schlimm das alles war/ist,das holt mich grad mit voller Wucht ein,was da geschehen ist,und nun kommt noch die Sorge um Fragen der Kollegen dazu...

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Gerade fällt mir auf,dass wir seit 2016 versucht haben schwanger zu werden und nicht 2015,aber das ist ja auch egal...

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Zur Erklärung wegen der ELSS: Sie wurde operiert,mein Eileiter war schon gerissen,und 3 Wochen später eben das Methotrexat.
Das hat mich alles so mitgenommen,weil es einfach kein Ende nahm... und nun merke ich erst,wie sehr es mich mitgenommen hat!

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Meine Liebe,

es tut mir sehr leid, was du durchmachen musst. Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass es einen erst später einholt. Am Anfang ist es noch der Schock und man sieht alles durch einen Schleier.
Bei meiner elss sprachen alle von Schwangerschaftsgewebe. Ich dachte auch erst, na dann war es ja keine Schwangerschaft. Dann sah ich bei der Abschlussuntersuchung das Bild. Ein Embryo, der genauso aussah, wie er in der fast 10. Woche aussehen sollte. Das traf mich hart.
Gib dir die Zeit, die du brauchst.
Kannst du nicht einem Kollegen sagen, dass du nicht reden möchtest und nicht darauf angesprochen werden möchtest? Dann kann das auf der Arbeit schon mal gestreut werden, damit es alle wissen, wenn du wieder anfängst. Dann spricht dich nicht jeder an. Es spricht ja erstmal für deine Kollegen, dass sie Anteil nehmen. Dann werden sie sicher auch deinem Wunsch entsprechen.

Alles Gute

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Liebe Carla,

danke für deinen Rat!Das ist eine gute Idee,schon mal streuen zu lassen,dass ich nicht gefragt werden möchte,auch wenn es total lieb ist,dass sich viele sorgen...
Heute kam noch mal ein Schlag in die Magengrube: Ich war beim Frauenarzt zur Blutabnahme und da musste ich fürs Labor was unterschreiben,und da stand neben meinem Namen: Schwangerschaftswoche 12+1.
Das hat furchtbar weh getan und ich musste sofort weinen.das war mir sehr unangenehm und ich hab gefragt,ob das denn sein muss????die Schwester war sehr irritiert,weil sie so viele Patientinnen haben,dass sie meinen "Fall" so nicht auf dem Schirm hatte... :(

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Tut mir sehr leid für Dich. Sowas ist einfach schlimm.

Ich müsste in meiner ersten Schwangerschaft leider unseren Sohn tot gebären in der 23. SSW. Ich habe vor meiner Rückkehr in der Firma auch ein bisschen Angst gehabt. Viele wussten nicht wie die mit mir umgehen sollten. Ich habe es aber irgendwie auf mich zukommen lassen. Alle wussten natürlich das Ich unser Kind verloren hätte. Von der Firma kam auch bei der Beerdigung ein sehr schönen Krans etc.. Meine Kollegen aus meiner Abteilung haben mich wissen lassen das die alle an mich denken, sonst haben die sich zurück gehalten. Kalt waren die ersten Tage im Büro nach das ganze, nicht so einfach. Es tat mir aber tatsächlich gut wieder unter Menschen zu kommen und es tat mir tatsächlich sehr gut offen damit umzugehen.

Jeder ist anders, aber mir hat es tatsächlich geholfen viel darüber zu reden. Es ist nunmal passiert und man kann es nicht tot schweigen. Ich denke aber das die meisten Kollegen, so war es bei mir, schon wissen das die Dich nicht Löchern sollen. Klar ist es auch schwer für deine Kollegen. Viele wissen nicht ob es besser ist nichts zu sagen oder das Thema anzusprechen. Ich denke aber da es bei Dir um eine ELSS handelte, die Fragen und Kommentare sich im Grenzen halten werden. Ich kann Dich wirklich nur dazu raten offen mit diese Sache umzugehen. Nimm den Wind aus dem Segeln indem Du offen damit umgehst. Falls jemanden fragt, wurde Ich einfach sagen das Du eben eine ELSS hättest, aber das Du im Moment nicht bereit bist darüber zu sprechen, wenn es also so ist. Desmehr Du versuchts das Thema hintenrum zu entkommen, indem Du vorher eine Kollegin sagst das Du nicht darauf angesprochen werden möchtest, des mehr „ interessant“ wird das ganze für deine Kollegen.

Wie Du letztendlich damit umgehst ist natürlich deine eigene Entscheidung.