Auf Abgang warten...

Hallo ihr Lieben,

Ich schreibe das erste Mal seit ewigen Zeiten selbst etwas im Internet, denn ich werde zu vielem, was mich bezüglich meines traurigen Problems, das mich umtreibt nicht fündig.
Ich werde höchstwahrscheinlich damit leben müssen, dass mein kleiner Bauchzwerg nicht lebensfähig ist. Ich bin jetzt 7 + 4. Beim zweiten Ultraschall wurde kaum mehr Herzaktivität festgestellt und der Embryo ist nur sehr ungenau zu erkennen und der Dottersack sehr groß (viel größer als der Embryo). Die Hoffnung ist sehr gering. Ich bin ein Mensch, der jedes Szenario durchspielt. Ich setze mich intensiv damit auseinander, was auf mich zukommen könnte und denke darüber nach, wie das sein wird, wenn ich mich für das Abwarten entscheide. Ich bin Grundschullehrerin, arbeite also, wenn die Schulen gerade nicht zu sind, nicht nur von zu Hause. Ich habe zudem einen Sohn von 2 Jahren. Ihr haltet mich wahrscheinlich für bekloppt darüber nachzudenken, aber es beschäftigt mich neben meiner Trauer nunmal auch: Wie lässt sich das Abwarten einer Fehlgeburt mit dem normal ablaufenden Alltag vereinbaren? Ich kann mich ja jetzt nicht 2 Wochen, oder wie lange auch immer es dauert abkapseln und darauf warten. Ich habe gelesen, es kann sehr schmerzhaft sein und Stunden dauern. Ich möchte meinen Körper selbst damit fertig werden lassen aber ich habe gar keine Vorstellung davon, wie das genau abläuft. Spürt man lange vorher, dass es bald losgeht? Habe ich genug Zeit, um das Ende einer Unterrichtsstunde abzuwarten, wenn ich mich gerade in einer befinde und spüre dass es losgeht? Muss ich sofort jemanden anrufen und herbitten, wenn ich mich gerade allein um meinen Sohn kümmere? Muss ich danach oder währenddessen direkt zum Arzt? Wie gehe ich damit überhaupt um? Ist es nicht total belastend seinen kleinen Wurm einfach in die Toilette "fließen" zu lassen? Ich wäre dankbar, wenn ihr mit mir teilen könntet, wie ihr euch persönlich auf den Moment vorbereitet habt und ob das überhaupt ging.

Liebe Grüße
Julia

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Hallo, ersteinmal tut es mir sehr leid 😥

Ich hatte 2019 eine FG, ixh bekam von jetzt auf gleich starke unterleibsschmerzen und fing an zu Bluten, die Schmerzen/wehen gingen bei mir von nachmittags bis zum nächsten Morgen, ich bin damals auch nachts ins KH, hatte etwas Angst da ich sehr stark geblutet habe, da wurde der Abgang dann auch bestätigt, geblutet hab ich glaub noch 5 tage danach.

Am 16.4.2021 hatte ich eine Ausschabung in ende der 9ssw da das Herz aufgehört hat zu schlagen, ich habe mich persönlich für die Ausschabung entschieden, ich wollte das nicht nochmal durch machen, nach der AS hab ich noch leicht 2 Tage geblutet und ab da nur noch minimale Schmierblutungen und keine Schmerzen.

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Hallo,

meine Wartezeit begann eigentlich schon, als die Ärzte von Wo zu Wo abwarteten wobei es abzusehen war, dass es nichts mehr wird. Beim letzte US in der 10.Wo war sogar ein Embryo zu sehen aber ohne Herzschlag.
Bei mir kündigte sich der Abgang durch minimale Schmierblitungen an. Außerdem fing ich zwei Nächte davor an zu frieren und nachts zu schwitzen (so ist es immer, kurz bevor ich meine Mens bekomme).
An dem Tag des Abgangs wurde die Blutung minimal mehr und ich bekam manchmal leichte Regelschmerzen. Wenn ich dann auf Toilette ging, kamen Gewebsklumpen(?) raus aber weiterhin keine starke Blutung oder Krämpfe. Nur eben dieses Ziehen, welches man von der Mens kennt. Da ich noch in EZ bin, war ich eh zu Hause aber hatte mich um meinen Sohn zu kümmern bzw hatte währenddessen mich bewusst mit Telefonaten (Handwerkern) abgelenkt. Am Nachmittag kam beim Toilettegehen ganz unspektakulär die FH raus. Erst danach fing eine normale Regelblutung an. Zwei Tage später beim US war dann schon alles gut. Jetzt, eine Woche später ist die Blutung komplett verschwunden und ich starte in den neuen Zyklus.
Ich bin froh, dass ich kein Gerenne ins KH und tausende Kontrollen hatte, sondern dass alles ganz entspannt (auch wenn ich natürlich mega schiss hatte) ablief. Ich muss dazu sagen, dass ich auch mega gespannt darauf war, wie die FH aussehen wird. :)
Ansonsten meinte mein FA, dass die wenigsten Frauen stark bluten und es eher so abläuft, wie ich es beschrieben hatte. Ausschabungen sind in den wenigsten Fällen notwendig. Bringen halt der Klinik Kohle... ;-)
Ich drücke dir ganz fest die Daumen und fühl dich ganz lieb gedrückt. 🙂

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Meine aufrichtige Anteilnahme 💐
Ich habe leider nicht bemerkt, wie mein Bauchzwerg in der 7.Ssw gestorben ist. Es wurde in der 10.Ssw festgestellt. Meine Gyn war sehr einfühlsam und erklärte mir, dass es der Körper alleine schafft und hat mir trotzdem 3 Tabletten Cytotec mitgegeben, um es vaginal einzunehmen, wenn sich nix tut und ich bereit bin. Nach einigen Wochen musste ich dann die Tabletten nehmen und es hat dann keine Stunde gedauert. Es setzten Krämpfe ein, stärker als die Mens Beschwerden. Der Druck löste sich, als die Blutungen los gingen.
Ich denke sich Hilfe für dein Kind zu holen, wenn es los geht, wäre ratsam. Schmerzen steckt ja jeder anders weg, aber die Trauer muss er ja nicht direkt mit erleben und du solltest sie nicht verstecken müssen. Ich wünsche dir viel Kraft das durch zu stehen. Alles Liebe für dich

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Hallo Julia. Erst mal fühl dich ganz fest umarmt. ❤

Ich hatte bereits ⭐⭐⭐ Abgänge, alle ohne ausschabung.
Hatte bei allen drei auf einmal starke unterleibschmerzen und ein ziehen im unteren rücken. Die blutungen waren Menstruations ähnich von der stärke.

Bei der 2 FG waren aber die schmerzen wirklich so stark, dass ich schmerztabletten genommen habe. Ich war bei den ersten 2 auch normal bei der Arbeit. Ich ging einfach öffters zur toilette wegen den Blutungen. Bei der 3 hatte ich ferien und es war auch das erste mal das ich die fruchthöle und mein baby gesehen habe. Habe es verabschiedet und (so hart es tönt) die toilette runter gespühlt.

Also meiner erfahrung nach macht dein körper was er soll und auch wen du traurig bist und weinen musst, der altag geht weiter. Und du sagst du bist lehrerin: kindern ist es einfacher zu erklären dass es einem heute einfach nicht so gut geht und mann ab und zu vielleicht etwas weinen muss. Diese aussage reicht bei erwachsenen leider nicht 🥺

Ich drück dir die daumen das es schnell vorbei geht und du dan in einen neuen Zyklus starten darfts 🍀🍀

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Ihr Lieben,

vielen Dank für eure einfühlsamen, ehrlichen und auch detailreichen Antworten. Sie haben mir viel Unsicherheit genommen und geben mir ein etwas schärferes Bild davon, was da auf mich zukommt auch wenn es natürlich von Frau zu Frau nochmal verschieden ist. Ich denke, ich werde auf jeden Fall einen natürlichen Abgang abwarten, weil ich mir einen besseren Abschluss damit verspreche, mental, körperlich, hormonell. Trotzdem kann ich auch gut verstehen, dass sich viele Frauen für eine Ausschabung entscheiden. Ich werde "einfach" meinen Alltag normal weiterleben und im Notfall meine Mutter anrufen, wenn ich mich nicht imstande fühle, in der Situation auf meinen Sohn achten zu können. Und was die Arbeit betrifft, hat die hohe Inzidenz bei uns uns nun sowieso ab morgen wieder ins homeoffice getrieben.
Es tut mir leid, dass ihr, die ihr mir hier geschrieben habt, auch diese traurige Erfahrung machen musstet. Ich hoffe, ihr habt es gut verkraftet und könnt nach vorn schauen.

Ganz liebe Grüße
Julia