Wann seid ihr wieder arbeiten gegangen ?

Hallo ihr Lieben,

Meine Tochter ist vor 3 Monaten verstorben, sie war ein extremfrühchen und verstarb nach 5 Tagen. Unsere Trauer ist noch sehr groß, es gibt keinen Tag an den wir nicht an sie denken oder weinen.

Mein AG war nicht so begeistert, dass ich direkt im Beschäftigungsverbot war. Auch als die kleine starb, kam keine Nachricht vom Chef oder Kollegen.

Ich arbeite in der Uniklinik, dort ist die kleine geboren und gestorben.

Bald ist es soweit und ich muss wieder arbeiten in 3 Wochen. Schon alleine der Gedanke bereitet mir Bauchschmerzen.

Ich bin dort seit 12 Jahren beschäftigt und verdiene gut.

Ich weiß nicht, ob ich es schaffe wieder arbeiten zu gehen… einerseits denke ich, dass es mir dann vllt besser geht und ich wieder in den Alltag starten muss aber anderseits möchte ich auch nicht und schaffe es psychisch nicht.
Dann kommt noch der finanzielle Punkt hinzu..Ich bin wirklich hin und her gerissen. Könnte ich auch meinen Urlaub verbrauchen ?
Ich fühle mich schlecht bzw. schäme mich irgendwie krank zu machen.
Kündigen Trau ich mich nicht, da ich denke, dass ich es irgendwann bereuen werde…
Wie habt ihr es gemacht? Wann wart ihr wieder bereit arbeiten zu gehen?
Freunde und Familie sind geteilter Meinung.

Danke für eure Antworten ❤️

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Hallo liebe Schneeflocke,
Es tut mir schrecklich leid, was dir passiert ist. Ich kann dich voll und ganz verstehen, dass du vom Gefühl her nicht bereit bist, zu arbeiten.
Ich kann dir erzählen, wie es bei mir war… auch ich war von Beginn der Schwangerschaft im Beschäftigungsverbot und habe meine Tochter im Mai in der 17. Woche still zur Welt gebracht. Ihr Herz hörte einfach auf zu schlagen. Ich habe mich fünf Wochen krankschreiben lassen und bin dann arbeiten gegangen, obwohl ich sehr große Angst davor hatte. Man will das einfach nicht, man will sein Baby wieder und zuhause sein und alles vorbereiten, die Arbeit passt mental einfach nicht in den Plan. Und dazu trauert man um sein Baby und hat Angst vor den Reaktionen der KollegInnen. Ich konnte anfangs niemandem in die Augen schauen und hoffte, bloß nicht auf das Geschehene angesprochen zu werden.
Nun, lange Rede kurzer Sinn… es tat mir gut, wieder zu arbeiten. Andere Menschen zu sehen, wieder einen Alltag zu haben. Meine Sorgen waren unbegründet, alle hatten vollstes Verständis. Mittlerweile kann ich gut über meinen Spätabort sprechen und freue mich sogar, wenn jemand danach fragt. Natürlich denke ich jeden Tag an mein Baby, jeden Tag denke ich auch daran, wie weit ich jetzt in der Schwangerschaft wäre und wie dick der Bauch schon wäre. Aber die Arbeit hindert mich daran, mich zu verkriechen und lässt mich weiter machen.
Leicht wird es nie, nicht jetzt und nicht in 4 Wochen. Aber wenn du den ersten Tag geschafft hast, dann wird es besser!
Fühl dich gedrückt und alles Gute viel Kraft für die kommenden Wochen und Monate !

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Dein Verlust tut mir sehr leid….

Unsere Tochter kam 2019 in der 23. ssw still zur Welt. Ich war 2 Monate krank geschrieben und bin dann wieder arbeiten gegangen. Vorher hab ich durch meinen Chef ausrichten lassen, dass ich erstmal darauf angesprochen werden wollte. Daran haben sich auch alle gehalten. Aber die ersten Wochen waren schwer. Es hat sich so falsch angefühlt da zu sein. Hätte ich doch mit Babybauch zu Hause sitzen sollen. Mit jeden Tag wurde es dann besser und die Arbeit war eine gute Ablenkung. Später habe ich dann ausgewählten Kollegen erzählt, was uns passiert ist. Mittlerweile geht es uns wieder gut. Aber sie fehlt uns sehr.

Alles Gute für dich

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Nicht angesprochen werden wollte

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Das finde ich eine gute Lösung. Dann muss man selbst nicht jedem einzeln sagen dass man nicht darüber sprechen möchte. Oft kommen die Fragen ja auch aus dem Nichts und sie werfen einen immer wieder in das Thema auch wenn es einem im dem Moment vielleicht gerade gut geht. Ich finde das hast du gut gemacht.

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dein verlust tut mir unglaublich leid.😪
ich kann dir nur eins sagen: vergehen wird der schmerz nie, aber man lernt damit umzugehen.

ich habe meine zweite tochter im november21 still zur welt gebracht und bin mitte jänner wieder arbeiten gegangen. ich war 6wochen krankgeschrieben.
zuerst wollte ich nicht, aber die ablenkung und der alltag tat mir gut.
zudem hatten mein mann und ich ein paar sitzungen bei der seelsorge, welche uns sehr geholfen haben.

alles liebe 🍀

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Mein beileid, mein Sohn war auch ein extremfrühchen u hat nur sehr kurz gelebt. Dadurch, dass er eine lebendgeburt war, hab ich den vollen Mutterschutz bekommen von 16w (8w vor Geburt 8w nach Geburt kombiniert). Ich war danach 2w noch im krankenstand u 2w noch Urlaub. Die ersten 1.5 Monate fielen mir sehr schwer in der Arbeit, aber es wurde Rücksicht genommen. Tut mir leid dass dein Arbeitgeber so ein emphatieloses unmenschlichen a*Loch ist. Die geburt ist jetzt 11m her u die arbeit ist eine super Ablenkung von der Trauer um meinen Sohn u der trauer/Enttäuschung dass ich anscheinend auch nicht mehr schwanger werd. Ich wünsche dir viel Kraft, geh nicht zu früh wieder arbeiten u lass dich krank schreiben ohne schlechtem Gewissen, mich hat das erlebte sehr lange gebrochen u es ist normal u ok, dass man nach sowas nicht schnell "nach vorne schauen" kann.

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Liebe Schneeflocke,

auch mir tut dein Verlust sehr leid! ❤️

Unsere Tochter ist auch nach 5 Tagen gestorben, dadurch hatte ich Anspruch auf 12 Wochen Mutterschutz (in Ö wg Kaiserschnitt statt 8 Wochen).
Meine Chefin war super verständnisvoll und entgegenkommend, sie meinte wenn ich noch nicht bereit bin, kann ich einfach in Krankenstand gehen und/oder Urlaub nehmen.
Habe mich dann dagegen entschieden, weil ich dachte, dass 2 oder 4 weitere Wochen länger daheim auch nicht viel Unterschied machen werden...

Hatte auch anfangs Angst vor dem ersten Arbeitstag, aber es tat gut, die Kollegen wieder zu sehen und etwas Alltag zurückzuhalten. So hat sich die Nervosität bald gelegt.

Ich habe allerdings vorab über meine Chefin ausrichten lassen, dass mich die Leute gerne darauf ansprechen können, und die wichtigsten Schnittstellen waren gebrieft.
Es erwähnt allerdings keiner, oder fragt wie es mir geht, was ich sehr unangenehm finde... Sogar bei Karenz Abschieds Kuchen von Kollegen reden wir über Schwangerschaft und Mutterschutz, aber kein Mensch spricht mich auf mein Baby an. Verstehe ich natürlich auch, tut aber trotzdem weh.
Ein einziges Mal hat mich ein Kollege darauf angesprochen, warum ich schon wieder da bin (offensichtlich unwissend was passiert war), als ich dann geantwortet habe, konnte ich sehen wie unangenehm es ihm war, und er konnte gar nicht schnell genug das Weite suchen. Seitdem spreche ich nicht mehr darüber in der Arbeit 🤷‍♀️ hat keinen Sinn.

Tut mir sehr leid, dass dein Vorgesetzter da so gefühllos ist... 😟 Aber wenn du noch nicht bereit bist, kannst du sicher krank geschrieben werden oder Urlaub nehmen.
Ich merke schon, dass ich schneller überfordert bin bei Stress, und am liebsten alles hinschmeissen möchte. Also gib dir alle Zeit, die du brauchst - ich habe mir vorgenommen, einfach in Krankenstand zu gehen, wenn es doch nicht gehen sollte, und nehme mir oft mal eine kleine Auszeit.

Alles Liebe und Gute!! 🤗

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Es tut mir leid was dir passiert ist. Ich habe in der Arbeit auch gebeten, dass alle informiert werden u wollte, dass auch andere Abteilungen informiert werden. Leider hat das nicht so gut geklappt, und habe einige Glückwünsche zum Baby bekommen als ich zurückgekommen bin (danke, ist aber leider tot). Generell wird es aber auch totgeschwiegen was mir aber mittlerweile lieber ist, auch wenn es schon 11m her ist, merke ich dass mir die Tränen in die Augen schießen wenn mich jemand näher fragt wie es mir wirklich geht. In Wahrheit erwartet fast jeder, dass man mach ein paar Monaten es "überwunden" haben sollte.

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Danke dir, mir tut euer Verlust auch sehr leid!! ❤️ Die lieb gemeinten, unwissenden Glückwünsche in der Arbeit waren sicher sehr hart...
Und ja, das ist wirklich schlimm - man denkt selbst jeden Tag mehrmals an sein verstorbenes Kind, aber für die anderen geht das Leben weiter. Bzw sind die genervt/verwundert, wenn man noch immer nicht darüber "hinweg" ist und "negative Stimmung verbreitet" (Zitat von Freundin) bei Treffen. Glaube ich kann nie darüber Hinweg kommen, nur lernen mit der Trauer zu leben.
Mir persönlich hilft es, über unsere Tochter zu sprechen, und da der große Bruder auch oft Fragen stellt, kann ich das inzwischen ohne Tränen (ist jetzt 7 Monate her). Kommt auch auf die Tagesverfassung an.

Alles Liebe!!

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Liebe Schneeflocke59,
Dein Verlust tut mir schrecklich leid.
Ich hab am 18.12.2020 meinen Sohn Lenny bei 28+0 still zur Welt gebracht und arbeite genau so wie du in der Medizin.Nach dem Mutterschutz hatte ich ein Personalgespräch um zu klären wie es für mich weiter geht und ab wann.Mein Chef ist auch sehr Empathielos haben kein gutes Verhältnis aber bin schon 11Jahre in der Firma.Naja er hat mich sehr bestimmt gedrängt schnellstmöglich wieder zu kommen und wenn ich mit 30h/wo anfangen würde.Solle doch an die Kollegen denken und den Personalengstand ...naja was soll ich dir sagen der erste Tag war die Hölle jeder wusste bescheid und hat so mitleidig geguckt das Ende vom Lied war das wir alle auf Wache erstmal geheult haben und drüber gesprochen haben was passiert ist.Danach wurde es zumindest etwas leichter.jeder kleine Schritt vorwärts hilft ,du darfst traurig sein ,du darfst aber auch wieder lachen wenn dir danach ist der Schmerz wird leichter aber die tiefe Narbe bleibt ein leben lang.Mir fehlt mein Sohn unendlich aber ich bin auch dankbar für die Zeit die ich mit ihm im Bauch haben durfte.An manchen Tagen stelle ich mir vor wie groß er jetzt schon wäre was er schon könnte aber es sollte nicht sein.vielleicht schickt er irgendwann einen Regenbogen zurück.und irgendwann bin ich wieder mit allen Sternchen vereint wenn es soweit ist.
Viel Kraft für dich und deinen Mann.Redet und macht das was euch gut tut.Nicht jedes Paar schafft es nach so einem Traumatischen Ereignis
Alles Liebe Maya mit Lotti an der Hand und lenny mit den 8 🌟 für immer fest im ❤️

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Liebe Schneeflocke!
Ich bin in Gedanken bei euch und sende dir Kraft für deinen nächsten Schritt.
Ich musste unseren Sohn im 5. Monat still zur Welt bringen. Ich war vorher schon im Homeoffice, sodass mich viele Kollegen nicht mehr gesehen haben.
Nach 6 Wochen bin ich wieder zur Arbeit gegangen.
Ich glaube den richtigen Moment gibt es nie. Es fühlt sich einfach alles falsch an. Die erste Autofahrt zur Arbeit war der Horror:( alles hat sich in mir gesträubt…ich wollte doch nur weiterhin glücklich schwanger sein.
Auf der Arbeit angekommen, wurde ich aber sehr gut empfangen.
Ich habe darum gebeten, dass alle mich ansprechen können, wenn sie es wollen.
Und wenn ich dann doch zwischendurch weinen muss, war das okay. Es gehörte zum Trauerprozess dazu. Aber jeder geht damit natürlich anders um.
Leider hatte ich aber auch mehrere unangenehme Begegnungen: wie zum Beispiel: He du hier und wo ist dein Bauch?
Naja ich glaube der Person war es im Nachhinein unangenehmer als mir.
Ich finde es okay wenn man selber nicht darüber sprechen möchte.
Nur für mich persönlich ist es wichtig, er ist mein Sohn und wir sind alle Mütter! Nur leider sind unsere Kinder jetzt die hellsten Sterne am Himmel!
Ich hoffe, dass die Situation auf deiner Arbeit vielleicht doch besser wird als erwartet. Oft sind es Missverständnisse und Unwissenheit.
Es haben sich bei mir auch kaum Kollegen gemeldet, weil sie dachten ich ertrage das nicht (wurde wohl falsch weitergegeben). Ganz im Gegenteil aber…wir waren um jede Beileidsbekundung froh und stolz so viele tolle Leute um uns zu haben.

Ich wünsche allen Sternenmamis nur das Beste und einen kunterbunten Regenbogen 🌈

SternenMama2022⭐️

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Da ich unser Kind aufgrund einer Infektion in der 16. SSW verloren habe, saß der Schock so tief, dass ich mit meinem Arbeitgeber reden musste und zwei Monate unbezahlten Urlaub beantragt habe. (Hatte keine Lust, meine AUs regelmäßig zu verlängern.) Wir haben in der Zeit einfach unser Erspartes etwas aufgebraucht.

Mir tat es einfach wieder gut, die Routine, die ich während der Schwangerschaft entwickelt und so geliebt habe, wiederherzustellen: aufstehen, Erstgeborenen fertigmachen für die Krippe, zwei bis drei Stunden meinem Hobby nachgehen, lecker zu Mittag essen, einkaufen, abends für die Familie kochen etc. - Nur eben nicht schwanger.

Meine kreativen Hobbys haben mich in der Zeit gut abgelenkt und mir durch diese harte Zeit geholfen.

Mittlerweile bin ich wieder voll im Job und bereue den Ausfall im Job kein bisschen. Damals wäre ich einfach nicht so weit gewesen und hätte nur geweint. Jetzt kann ich mit Kolleginnen, denen ich vertraue, fast offen darüber sprechen. Jetzt tut es auch nicht mehr so weh.